4 Bildungsvacuolen, die bald zu einer neuen contractilen Vacuole zusammenschmelzen. Dieselbe ist selbstverständlich
gegen den ausführenden Kanal durch eine dünne Plasmaschicht abgeschlossen. Unterdessen
werden 4 neue Kanäle ausgebildet, welche während der Diastole am Vacuolenende wieder birnurtig
anschwellen.
Der Makronucleus (Fig. 76 N. und Fig. 82) findet sich in der Region des hinteren Wimpergürtels.
Er liegt quer, ist in der Mitte dünn strangförmig mit. keulenförmig verdickten Enden, die stets
ventralwärts umgebogen sind, so dass der Kern eine nahezu hufeisenförmige Gestalt besitzt. Sein Bau
ist feinnetzig und besonders deutlich an fixirten und tingirten Kernen sichtbar; dann ist auch eine zarte
Kernmembran wahrzunehmen. Ein kleiner, kugeliger Mikronucleus (ncl.) 'liegt, dem Kern in seiner Mitte
stets an. Ausser einer äusserst dünnen Kernmembran lässt der Mikronucleus üoeh eine Sonderung seiner
Substanz in einen streifig-körnigen chromatischen und einen homogenen achromatischen Abschnitt erkennen.
Es gelang mehrere Male die Theilung dieses Infusors zu verfolgen, welche nicht uninteressant verläuft. Das
betreffende Individuum streckt sich in die Länge und in der Mittellinie zwischen dem vorderen (Fig. 83
V. W.) und hinteren (H. W.) Wimpergürtel entsteht ein dritter, zunächst sehr schmaler (Vi Wi), welcher
zum vorderen Wimpergürtel des hinteren Sprösslings wird. Dieser Wimpergürtel nimmt an Breite
allmählich zu, bis er dem vorderen gleich wird (Fig. 84 Vi Wi). Zu dieser Zeit macht sich an seinem
hinteren Rande eine seichte Einschnürung (oraler Wimpergürtel)«*bemerkbar, in welcher kurze Cilien erscheinen
und ein neuer Mund (oi) angelegt wird. Letzterer entsteht in der verlängerten Längsfurche als eine kleine
Oeffnung, in deren Tiefe eine schief gestellte Cilienreihe (dorsale Schlundcilien) zu flimmern beginnt. Bald
darauf entsteht auch der hintere Wimperkranz (Fig. 85 Hi Wx) für den vorderen Sprössling. Leider vermag
ich nicht mit Gewissheit zu sagen, ob derselbe zwischen den vorderen Wimpergürteln der beiden Sprösslinge
(V. W. und Vi Wi) neu angelegt wird oder sich vom vorderen Wimpergürtel (Vi Wi) des hinteren Sprösslings
abgliedert. Jedoch spricht das, was ich beobachtete, mehr für das erstere. Sobald nun dieser Wimperkranz
(Hi Wi) angelegt ist, entsteht in seiner Region, am linken Rande der Furche die neue Schwanz-
cirre für den vorderen Sprössling. Bald darauf verschwindet der Theil der Furche, welcher zwischen dem
hinteren Wimpergürtel (Hi Wi) des vorderen und der Mundöffnung (oi) des hinteren Sprösslings sich erstreckt.
Das Thier schnürt sich unmittelbar hinter dem neu entstandenen hinteren Wimpergürtel des vorderen
Sprösslings (Hi Wi) immer stärker ein, bis eine Zweitheilung an dieser Stelle erfolgt. . Demnach wurde bei
dem vorderen Sprössling der hintere Wimperkranz (Hi Wi), bei dem hinteren der vordere Wimperkranz
(Vi Wi) neu gebildet. Nicht uninteressant sind auch die Veränderungen, welche während der beschriebenen
Processe am Kerne wahrzunehmen sind. Sobald nämlich, der neue vordere Wimpergürtel (Fig. 83 Vi Wi)
hervortritt, ballt sich der Makronucleus (N.) zu einem cylindrischen Körper zusammen, wobei sich seine
feinere Structur aus der netzigen zur fasrigen umbildet. Darauf verändert er seine Lage, indem er aus dem
hinteren Körperende in die Mittelregion auf ,die linke Körperhälfte verschoben wird und sich dabei in die
Längsachse des Thieres stellt (Fig. 84 N.). Währenddessen hat er einen längsstreifigen, feinfaserigen Bau
(Knäuelform) angenommen und wird später in der Mitte durchschnürt (Fig. 85 N. und Ni). Nach erfolgter
Zweitheilung des Thieres wandern die beiden Makronuclei wieder nach den hinteren Körperenden zurück und
nehmen daselbst ihre gewöhnliche Lage, Gestalt und Beschaffenheit an. Der Mikronucleus folgt dabei dem
Makronucleus und theilt sich auf karyokinetische Weise, welche jedoch nicht eingehender studirt wurde. Die
neue contractile Vacuole des vorderen Sprösslings (Fig. 85 Ci vi). muss wahrscheinlich sehr spät angelegt
werden, da ich sie erst zu der Zeit bemerkte, als der hintere Wimperkranz (Hi Wi) bereits vorhanden war.
Ich hatte das Glück ein paar Mal Conjugationszustände anzutreffen, kann aber über das Verhalten
des Makro- und Mikronucleus nichts Specielleres berichten. Die Beobachtungen, welche vorliegen, beziehen
sich nur auf das allgemeine Verhalten der conjugirten Thiere. Dieselben legen sich sehr nahe aneinander
und vereinigen sich mit ihren vordersten Körperenden (oberhalb der vorderen Wimpergürtel Fig. 86). Dabei
schwindet das Ectoplasma an der Stelle,, wo sie sich aneinander. gelegt haben (resp. nimmt die Beschaffenheit
des Entoplasmas an) und man bemerkt eine lebhafte Entoplasmacirculation zwischen den beiden
Thieren, wobei die Nahrungsvacuolen aus dem einen in das andere deutlichst übertreten.
.Urocentrum tu rb o gehört, wie behauptet wird, zu den seltenen Infusorien, obgleich es in der
Umgebung von Heidelberg ziemlich häufig vorzukommen scheint. Wenigstens haben es Prof. B ü tso h li ■),
Schub erg und ich öfters an verschiedenen Fundorten und . immer in grossen Schaaren angetroffen. Es
scheint auch faulige Infusionen ziemlich zu- ertragen, in denen es sich sehr stark vermehrt. Gewöhnlich halt
es sich an der Oberfläche der Flüssigkeiten auf und schiesst pfeilschnell umher. In der Geschwindigkeit der
Bewegungen kann es nur mit H a lte ria verglichen werden, obgleich dieselben viel gleichmässiger sind und
nicht sprungweise erfolgen. Bei der Bewegung geht U. turbo immer mit dem .Vorderende voran und rotirt
unaufhörlich und sehr schnell am die Längsachse. Zuweilen dreht es sich kreiselförmig auf einem Platze
herum, um darauf in irgend welcher Richtung fortzuschwimmen. Beim Umherschwimmen ändert es öfters
die Bewegungsrichtung, wobei der Schwanzcirrus als Steuerorgan verwendet wird. Dass der 'Schwanzcirrus
auch als Anheftungsorgan benutzt wird, wie es Kernt (38; pag. 619 und 642, Taf. XXXHI, Fig. 8—9) und
C arte r (11; pag. 401) behaupten, konnte ich. nie beobachten. Der Körper ist elastisch und meist farblos,
erscheint jedoch zuweilen schwach gelblich grau.
u . turbo ernährt sich von Bacterien, welche mit dem Wasser durch die Bewegung der adoralen
Wimperzone und wahrscheinlich auch der kurzen Cilien der rinnenförmigen Einschnürung dem Bunde zugestrudelt
werden. In ; die Mundöffiiung geräthen sic durch die Bewegung .der an seinem rechten, und vorderen .Bande
stehenden adoralen Cilien und hauptsächlich des Wimperbäschels ur.d sammeln .sich am Schlundende zu
Ballen an.. Bei diesem'Processe strömt auch Wasser, ein;, welches sieh, mit dem .ffetoplasma nicht mischt;
sondern am Schlundende als ein »M u ft und, die Nahrungskörperchen umschliesst.. M I eine
solche Nahrnngsvacuole (n. y.) ein gewisses Volum erreicht hat, löst sie sich vom Schlund.ende .ah und wird
im Entoplasma fortgeführt. .
- Ich möchte beiläufig auf eine sehr interessante Erscheinung aufmerksam machen,. welche vielleicht
zur Beurtheilung. der Kernstructuren etwas beitragen kann. .Betrachtet man gkhe, Nahrungsvacuolen,.. so;
zeigen .sie einen deiitlichÄetzig-maschigen Bau, Ms oM ie stäbehenartigen Bacterien ejn förmliches Netzid
e r Wabenwerk bildeten, welche an dasjenige dM|Keine sehr erinnert. Werden .dieselben aber per anum
ansgestossan oder isblSf man sie durch. Zerdrücken der ThieTei ’ so, fällt. Sa nicht.,schwersich zu überzeugen,:
dass die Baoterien durchaus zu keinem Netzwerk verbunden waren, sondern dass dieses Bild nur
anreh die verworrene Lage der stäbchenartigen Bacterien vorgetäuscht wurde.
*) Dagegen habe ich es in Frankfurt a./M., wo ich mehrere Jahre nach Infusorien suchte, nm m a ls^ e fa n a e n .