deren Identität keineswegs erwiesen ist, abgesehen von der verschiedenen Gestalt besonders durch ihre
Nesselwärzen, welche sehr klein sind, während die von P. denticulata gross, die von P. flaveola sehr gross
genannt werden.
Ausser P. placenta könnte zum Vergleich mit unserer fraglichen Meduse nur noch P. panopyra
herangezogen werden, die im Tropengürtel des pacifischen Oceans von Australien bis Peru, also auch an
der südamerikanischen Küste beobachtet wurde, falls nicht eine Verwechselung beider Formen vörliegt. Von
P. panopyra aber unterscheidet sich unsere P. placenta durch die bedeutend kleineren Nesselwarzen, welche
bei jener nur klein zu nennen sind, wie bei P. phosphora. Ausserdem aber sind bei P. panopyra auch
Mundrohr und Mundarme bedeutend länger und die Randlappen fast quadratisch, während sie bei P. placenta
doppelt so breit als hoch und, wie auch Götte beobachtete, nicht deutlich zweilappig sind. P. placenta,
welche nach Haeckel bisher im Philippinenmeer und im Gebiet der Carolineninseln beobachtet wurde, ist
demnach die dominirende Form an der ganzen Westküste Südamerikas.
7. P. p an o p y ra . P e ro n e t Lesueur. P. panopyra wurde am 4« und 5. August 1884 im pacifischen
Ocean zwischen Sandwichinseln und Carolinen unter 167° 30' östl. L. und 17° nördl. Br. in wenigen
Exemplaren gesammelt, von denen nur eines genügend entwickelt und erhalten war. Dasselbe zeigt folgende
Verhältnisse:
Schirmbreite. Schirmhöhe. Yerhältniss. j Mundrohr. Mundarm. | Verhältniss.
27 mm | 6 mm \ 4%: 1 ¡j 15 mm | 27 mm | 1:1%
Wenn die übrigen Masse auch nicht genau mit der Beschreibung Haeckels stimmen, so ist doch
diese Meduse vor allen, die mir Vorlagen, durch das lange Mundrohr ausgezeichnet. Die Nesselwarzen sind
klein und rundlich wie bei P. phosphora, auch erinnern sie an die dieser atlantischen Meduse in ihrer
speciellen Faltung, welche allerdings von mir nur bei einem Exemplar untersucht werden konnte (Taf. VI,
Fig. 21). Die rundlich erscheinenden Nesselwarzen, ebenso wie das kürzere Mundrohr, die kürzeren Mundarme
und die flache scheibenförmige Gestalt des Schirms erklären sich leicht aus dem geringen Alter
des Thiers, da . , dieses an Grösse um die Hälfte hinter den von Haeckel beschriebenen Exemplaren
zurückbleibt. Die Aehnlichkeit mit P. phosphora wird auch von Haeckel bei P. panopyra erwähnt und
daher glaube ich nicht zu irren, wenn ich die vorliegende Meduse mit dieser Art identificire.
Chrysaora. Peron et Lesueur.
Die Kenntniss der Gattung Chrysaora hat durch die Expedition des „Vettor Pisani“ ebenfalls eine
nicht unbedeutende Bereicherung erfahren. Unter den 4 gesammelten Arten findet sich eine neue, während eine
zweite, die nur ungenügend bekannt, zu den Verschollenen zu rechnen war, wieder aufgefunden worden ist.
8. Chrysaora med ite rran e a. Peron e t Lesueur. Der ausführlichen Schilderung von Haeckel
ist kaum etwas hinzuzufügen. Die 6 mir vorliegenden Exemplare wurden bei Gibraltar gesammelt. Der
Verbreitungsbezirk von Ch. mediterranea, die ja von Haeckel bei Smyrna und Constantinopel, ferner bei
Triest, Lesina, Nizza und Marseille beobachtet wurde, ist daher über das ganze Mittelmeer ausgedehnt. Bei
der Vergleichung ergab sich in den meisten der angeführten Merkmale die genaue Uebereinstimmung mi
der Beschreibung von Haeckel, doch fand ich, dass einige seiner Charactere nicht ganz constant sind. So
zeigte es sich zuweilen, dass Öcular- und Tentacularlappen gleich breit, dass die ocularen Taschen in der
Mitte ebenso breit wie die tentaeularen und die Mundarme nur so lang als der Schirmdurchmesser waren.
Dieses aber sind nach Haeckel Merkmale für Ch. isosceles. Die Chrysaora von Gibraltar nähert sich also
in gewisser Hinsicht der Ch. isosceles Eschsch. und daher scheint es mir nicht unwahrscheinlich, dass Claus,
der beide Arten für identisch erklärt, schliesslich Recht behält.
9. Chrysaora Blossevillei. Lesson (Taf. I, Fig. 8). Chrysaora Blossevillei wurde bei der Weltumsegelung
der „Coquille“ an der Küste von Brasilien entdeckt, 1829 von Lesson beschrieben und abgebildet.*)
Seither ist das Thier nicht wieder aufgefunden worden, hat jedenfalls nicht mit Sicherheit wiedererkannt werden
können. Mir liegen zwei Medusen vor, bei Pernambuco im Juli 1882 gesammelt, die ich für unzweifelhaft identisch
mit Ch. Blossevillei halten muss. Der Schirm ist flach, 4mal so breit als hoch, die Exumbrella gleichmässig^
sehr dicht mit sehr kleinen rundeu Nesselwarzen besetzt. Die Mundarme sind auffallend kurz, lanzettlich
und stumpf gelappt, ähnlich wie Lesson es abbildet, obwohl er sie federartig gelappt nennt. Der flache-
Schirm, die runden Nesselwarzen, welche ja nach Lesson länglich sein sollen, ebenso wie die kurzen Mundarme
sind wol zu erklären durch das geringe Alter dieser beiden Thiere. Sie haben nur eine Schirmbreite
von 28 und 37 mm. Die Randlappen, tentaculare wie oculafe, sind gleich, etwas höher als breit. Die Ausbuchtung
des Randes, welche der Mitte einer Magentasche entspricht, und demnach entweder ein Rhopalium
oder einen mittleren Tentakel trägt, ist doppelt so tief als diejenige, welche in der Richtung der Magensepten
auftritt und einem seitlichen Tentakel zur Anheftung dient. Daher kommt es — was übrigens bei jeder
Chrysaora, wenn auch weniger deutlich zu beobachten ist, da die Rhopalien und mittleren Tentakeln immer
tiefer als die seitlichen stehen —- dass der Rand aus 16 grösseren Lappen, je einer zwischen Rhopalien und
mittlerem Tentakel, zusammengesetzt erscheint, von denen jeder durch die weniger tiefe Einbuchtung für
einen seitlichen Tentakel wieder in zwei kleinere Lappen, die ocularen und tentaeularen Randlappen getheilt
wird. Darauf beruht die Nachricht von der doppelten Reihe der Randlappen, welche Agassiz veranlasster
die neue Gattung Lobocrocis aufzustellen**), während sie Haeckel zu der Vermuthung führte, dass Lesson
eine marginale Faltung oder Zeichnung der Exumbrella für Randlappen gehalten hätte ***). Endlich halte
ich die Vermuthung Haeckels für zutreffend, dass auch Zygonema volutata mit Ch. Blossevillei identisch ist.
Agassiz sägt von dieser Meduse****): „All the segments4>etween the eyes show four larger lobes subdivided
by shallow indentations from which arise four tentacles.“ Es finden sich hier 4 gleichartige Randlappen
zwischen zwei Rhopalien, die „shallow indentations“ dagegen kann ich nicht erkennen, sie treten vielleicht
erst bei älteren Thieren auf. Andererseits sind in einem Octanten statt der bei Chrysaora üblichen 3 Tentakeln
in der That 4 vorhanden (Taf. I, Fig. 3. x.) Die darauf bezügliche Angabe von Agassiz dürfte
daher wol stimmen und es ist anzunehmen, dass demselben ein abnorm ausgebildetes Exemplar vorlag.
Erklären lässt sich diese Bildung in der Weise, dass in der Einbuchtung zwischen Ocularlappen und dem
accessorischen Läppchen, welches das Septum der Radialtaschen von jenem abtrennt, zuweilen ein neuer-,
*) Duperrey, Yoyage de „la Coquille“. Zool. pag. 185 PI. XIII. Fig. 2. Paris 1826 u. 1830.
**) Agassiz, Contributions to the natural history of the United States IV p. 166.
***) Haeckel, System der Medusen pag. 514.
****) Contributions to the natural history of the United States IV pag. 127.