Anfangs ist er ziemlich klein und von den übrigen Chromatinbildungen durch sein geringes
Tinktionsvermögen verschieden. Nachdem aber die kleinen Chromatinhäufchen entstanden sind, und
das die letzteren verbindende Fadennetz mehr und mehr erblasst, nimmt der Nucleolus nicht nur
rasch an Umfang zu, sondern es ändert sich auch sein Verhalten gegen farbige Reagentien, insofern er
sich nämlich mit den letzteren weit intensiver imprägnirt, als dies die übrigen chromatinhaltigen Kerneinschlüsse
thun. Hat der Kern einen Durchmesser von 7,5—8,2 ft erreicht, so verwischen sich die Konturen
der Chromatinanhäufungen; auch das Fadennetz wird blasser und blasser und lässt sich nur selten auf
grössere Strecken verfolgen. Der Nucleolus hat inzwischen eine Grösse von 4—5 erreicht; er ist jetzt
vollkommen kugelrund, nach aussen scharf begrenzt und, wie man sich durch sehr dünne Schnitte leicht
überzeugen kann, von spongiöser Beschaffenheit.
Während nun die geschilderte Kernmetamorphose sich vollzieht, erfährt auch das Protoplasma
eine Umwandlung, wodurch es ein trübes, körniges Aussehen annimmt. So kommt es, dass die kernhaltige
Hülle nicht nur gegen die Hypodermis, sondern auch gegen das restirende Kernkonglomerat des
hinteren Ballens scharf sich abgrenzt (s. Tafel 10, Fig. 4 M).
Die Lage, welche die einzelnen Kernbläschen einnehmen, scheint wenigstens anfangs keine gesetz-
mässige zu sein. Erst dann, wenn Ganglion und Küsselanlage völlig eingehüllt sind, findet eine Translokation
der Kerne statt. Gleichzeitig aber gehen in dem sie gemeinschaftlich umgebenden Protoplasma
Veränderungen vor, die damit endigen, dass es in eine der Menge der Kerne entsprechende Anzahl von
ziemlich scharf gezeichneten Ballen zerfallt.
Aus diesen äusserst mannigfaltig geformten Zellen werden die Muskelfasern, welche am Aufbaue
der Leibeswand, des Rüsselapparates und der Geschlechtswege sich betheiligen.
Noch bevor aber die Zellgrenzen als solche sich deutlich erkennen lassen, treten zu den beiden Seiten
des hinteren Kernballens zwei Längsreihen schöner, grösser, kubischer Zellen auf. Sie entstehen kurze Zeit
nach den Kernen des Muskelsyncytium und zwar in der bekannten Weise jederseits aus 3 4 eckigen
Kernen des hinteren Ballenrestes. Die Kerne sind grösser (9—10 /<) als die des Muskelsyncytium (7 8 fi)
und unterscheiden sich von denen des letzteren durch das überaus reich entwickelte Chromatinnetzwerk. Der
Nucleolus ist klein und meist sehr schwer zu erkennen. Zellplasma ist nur in geringer Menge vorhanden;
sein Volumen mag dem des Kernes nahezu gleichkommen (s. Tafel 10, Fig. 5 Fz). Aus diesen wenigen
kubischen Zellen gehen in verhältnissmässig kurzer Frist zwei mächtige Prismen von triangulärem Quer-
schnitte hervor (s. Tafel, Fig. 1 Fz). ...
Da die Lage dieser Zellprismen vollkommen mit derjenigen der sogenannten Kernsehnftre beim
erwachsenen Individuum übereinstimmt, so. drängte sich mir une^ijlkürlieh der Gedanke auf, .es. möchten
wohl die Kingmuskelzellen,' beziehentlich die beiden lateralen Kernschnüre aus den kubischen Zellen ihre
Entstehung nehmen.
Gegen eine derartige Auffassung schien mir anfangs die Thatsache zu; spi‘echeu, dass die ersten
Kingfasem bildenden Zellen (32 an der Zahl) und sämmtliche (42—44) Längsmuskelzellen völlig unabhängig
von den kubischen Zellen und weit früher als die letzteren sich bilden. Späterhin aber gelang
es mir, durch eingehende Studien der karyokinetischen Vorgänge nicht nur eine lückenlose Serie von
Stadien, welche den Uebergaog zwischen den mit Chromatin erfüllten Kernen (8 9 n Durchmesser) und
den viel grösseren Kernblasen' (13—16 ft Durchmesser) der Ringmuskulatur vermitteln, aufzufinden,
sondern ich konnte auch die merkwürdige Thatsache konstatiren, dass die grossen kubischen Zellen zwar
zu Muskelzellen werden, aber niemals Fasern bilden, sondern späterhin nach Perforation ihrer Wandungen
jene grossen, untereinander und mit der Faserhöhlung kommunicirenden, häutigen Markbeutel
der lateralen Kernschnüre aus sich hervorgehen lassen (s. Tafel 9, Fig. 47 Fz).
Wie ich dies schon erwähnte, findet eine sehr rege Vermehrung dieser kubischen Zellen statt,
•ehe selbige zur Ringmuskularis in nähere Beziehung treten. Die Umwandlungsvorgänge, die wir
gewöhnlich in ihrer Gesammtheit als Karyokinese oder Mitoschisis (Flemming) bezeichnen, sind im Kurzen
die folgenden:
Der Kern der ruhende Zellen stellt einen vollkommen sphärischen Körper vor, der im Leben
durch sein starkes Lichtbrechungsvermögen, auf Dauerpräpararten durch seine intensive Färbung sich
«ehr scharf vom Zellplasma abhebt. Die dunkle Färbung rührt von zahlreichen eckigen, spongiös
strukturirten, bald grösseren, bald kleineren Chromatinanhäufungen her. An scharf gefärbten, dünnen
Schnitten sieht man, dass diese Chromatinhaufen die Knotenpunkte eines reich verzweigten Netzwerkes
bilden. Auch in der Substanz der Netzfäden lassen sich kleine Chromatinkörnchen nachweisen. Auser-
dem vermag man, und zwar bei allen ruhenden Kernen, zwei rundliche oder linsenförmige Nucleoli, die
sich eben so stark färben wie die übrigen Chromatineinschlüsse, von letzteren sich aber durch ihre beträchtlichere
Grösse und die glatte zackenlose Oberfläche unterscheiden, aufzufinden.
Die ersten Veränderungen, welche die Zelltheilung einleiten, bestehen darin, dass die chromatische
Kernsubstanz zu einem dicht gewundenen Fadenknäuel zusammenfliesst. Die kleinen Partikel der spongiösen
Chromatinhaufen vertheilen sich gleichmässig über gewisse Fadenstrecken des Gerüstes, die infolge
dessen allmählich an Dicke zunehmen. Anfangs ist ihre Oberfläche noch mit zahlreichen Zacken besetzt,
die den zwischen ihnen sich ausspannenden, dünnen achromatischen Fäden Ansatzpunkte bieten.
Allmählich aber glättet sich die Fadenoberfläehe; die dünnen Verbindungsfäden werden blasser und
blasser, bis sie schliesslich nirgends mehr deutlich als solche erkannt werden.
Während des Zusammenfliessens des Chromatins bläht der Kern wahrscheinlich infolge reichlicherer
Wasseraufnahme — sich mächtig auf, und man bekommt jetzt einen vollkommen klaren Einblick in die
Anordnung der chromatischen Substanz. Die Kernmembran ist auf diesem Spiremstadium ebenso deutlich
sichtbar, wie beim ruhenden Kerne (s. Tafel 9, Fig 1). Die beiden Nucleolen sind gleichfalls noch vorhanden
und von der ursprünglichen Form und Grösse. Dagegen scheint die chromatische Substanz aus ihnen
zu schwinden. Wenigstens blassen sie mit der Zeit aus und lassen sich schliesslich nicht mehr auffinden.
Infolge der stetig fortschreitenden Auflockerung verwandelt der enge, feinfadige Knäuel sich in
einen lockeren, dickfadigen (s. Tafel 1, Fig. 2). Gleichzeitig aber sieht man das Fadengewinde in acht
gleiche Längsabschnitte sich zertheilen, die noch eine Zeit lang ihren welligen oder spiraligen Verlauf
beibehalten (s. Tafel 9, Fig, 3). Unter solchen Umständen wird es nicht Wunder nehmen, wenn trotz
der Segmentirung das Gesammtaussehen des Kernes sich nicht wesentlich ändert.
Die nächsten Umwandlungen, die sich wahrnehmen lassen, bestehen in der Bildung der beiden
Oentrosomen. An zwei diametral gegenüberliegenden Stellen des Kemrandes werden zwei sich nur
schwach färbende Flecken sichtbar (s. Tafel 9, Fig. 3). Ob schon auf diesem Theilungsstadium im
Centrum dieser hellen Polflecken materielle Differenzirungen (Polkörperchen) existiren, wie dies später
beim Monaster der Fall ist, konnte ich der Kleinheit des Untersuchungsobjektes wegen nicht feststellen.
Bibliotheca zoologica. Heft VII.