Ganges in den Samenleiter münden. Die Kiltdrüsen sind in der Sechs- (Echinorhynchus angustatus,
Echinorhynchus proteus etc.) oder Achtzahl vorhanden und gruppiren sich so, dass die kolbig angeschwollenen
Endstücke alternirend hinter einander liegen. An ihnen unterscheidet man eine derbe
aber homogene Tunica propria und eine mehrfach geschichtete Körnermasse, die während des Lebens
eine fast flüssige Beschaffenheit besitzen dürfte.
Die Einschlüsse, des Genitalstranges vereinigen sich schliesslich alle mit dem Samenleiter, der
die Achse des Penis durchbohrt und auf der Spitze mündet. Er ist von einer Muskelscheide umschlossen
, welcher eine ziemlich dicke Bindesubstanzlage aufliegt. Dicht unter der nur zarten Aussenhaut
sieht man noch eine dünne Lage ringförmiger Fibrillen um das Ganze herumlaufen.
Der Bursalsack hat ganz die histologische Beschaffenheit der Körperhaut. Muskelfasern sind
aber nur in der oberen Hälfte nachweisbar, hier aber so eigentümlich entwickelt, dass man den betreffenden
Abschnitt mit Recht als ein besonderes Organ (Bursa copulatrix) betrachten kann. Die
Bursa hat bei den meisten Arten eine einfache Kugelform, die nur durch ein Paar ansehnliche Aussackungen
(Saugnäpfe) modifizirt ist. Letztere stimmen in histologischer Beziehung vollständig mit
der Bursa überein. Die Grundlage der Bursa bildet ein mächtiger Muskel, der seiner Hauptmasse
nach aus einem System radial verlaufender, verzweigter Fibrillen besteht. Die innere und äussere Begrenzungsflächen
aber werden von dicht verpackten Fibrillen gebildet, die eine ringförmige Anordnung
zeigen und zwei winklig gekreuzte Schichten— besonders deutlich bei Echinorliynchus gigas— erkennen
lassen. Die d e r. Leibeshöhle zugewandte Aussenfläche des Bursalmuskels trägt eine dünne und helle
Peritonealbekleidung. Die Innenfläche der Bursa ist bei der Mehrzahl der Arten nicht vollkommen
glatt, sondern mit einer Anzahl (16—30). fingerförmiger Längswülste bezetzt. Die letzteren gehören
nicht dem Muskel, sondern vielmehr der inneren Bekleidung der Bursà an und endigen mit glänzenden
Ivnüpfchen, die zweifellos Gefühlspapillen darstellen.
Ecliinorhynchus gigas nimmt in Bezug auf den Bau seines Begattungsapparates eine Sonderstellung
ein. Die Bursa besitzt die Form eines Helmes, indem sie unterhalb des dorsal gelegenen Penis
in ganzer Länge offen bleibt. Der Bursalmuskel ist nicht mehr der Wand des Sackes eingelagert, sondern
stellt ein vollkommen selbständiges Gebilde vor, das vom Grunde des Sackes frei in den Innenraum
hineinhängt. Die Saugnäpfe sind dabei in Wegfall gekommen.
Die Umstülpung der Bursa geschieht vermittelst zweier Depressoren, die vom unteren Ende der
Scheide abgehen und in der Hinterleibsspitze mit der allgemeinen Längsmuskulatur sich vereinigen
(S c h n ei d e r ’ s Retractores). Bei dem Zurückziehen der Bursa aber wirken vermutlich jene Muskelfasern,
die von der Leibeswand an die Scheide des Genitalstranges herantreten.
Die im Jahre 1882 erschienene Abhandlung M é g n in 7s über die Organisation und Entwickelungsgeschichte
der Echinorhynchen enthält eine kurze und sehr oberflächliche Darstellung der Anatomie der
männlichen Genitalien.1) Schon der Fundort des Materiales, an dem Mé g n i n seinej Studien machte
nämlich das Unterhaut-Bindegewebe eines Kampfstrandläufers, die Gewebe von zirka 20 aus der Sahara
*) Ueber die Organisation und Entwicklungsgeschichte von Echinorliynchus. Kosmos, herausgegeben v. V e t t e r ,
7. Jahrg., 13. Bd. 1883, pg. 218—220. Note sur quelques points encore obscurs de l’organisation et du développement des
Echinorhynques. Comptes rendus des séances de l'académie des sciences, T. 93, 1881, pg. 1034—1035. Recherches sur l’organisation
et le développement des Echinorhynques, Bulletin de la Société Zoologique de France, 7. année. No. 5, 1882;
stammenden Varanus-Eidechsen, die Aussenfläche des Darmes einiger Barben, zeugt davon, dass M eg n in
es mit längst abgestorbenen, im Laufe der Zeit stark veränderten Individuen zu tliun hatte. Von dem
Baue der männlichen Genitalien entwirft M eg n in folgendes Bild. Alle Echinorhynchen haben zwei
Hoden, die vermittelst zweier Faserstränge am Receptaculum hängen. Aus ihnen führen zwei Samen-
gefässe heraus, die bei einigen Arten (Ecliinorhynchus hrevicollis aus Balaenopterd) direkt in einen unförmigen
Schlauch, den Harnsack (Bursalsack), einmünden, bei anderen Arten (Echinorhynchus proteus etc.)
aber vorher zu einer wechselnden Zahl geräumiger Samenblasen (Kittdrüsen) anschwellen. Alles dies
sind Ansichten, die schon vor einem halben Jahrhundert mit gewichtigen Gründen als irrthümlich bekämpft
wurden.
S ä f f t i g e n 1) befasst sich ausschliesslich mit der Anatomie und Histologie von Echinorhynchus
angustatus, Echinorhynchus proteus und Echinorhynchus clavaeceps. Seine mit grösser Sorgfalt ausgeführten
Untersuchungen bestätigen mit nur wenigen Ausnahmen die L e u c k a r t 7 sehen Befunde. Als
neu sind folgende Beobachtungen anzuführen: Die beiden Vasa deferentia des Echinorhynchus
angustatus und Echinorhynchus proteus zeigen je drei beutelförmige Anschwellungen (Samenblasen),
die bei verschiedenen Individuen in ihren Dimensionen stark variiren, selten aber den Kittdrüsen an
Umfang gleichkommen. Bei Echinorhynchus clavaeceps aber verschmelzen je zwei der gegenüber liegenden
Vesiculae seminales zu einer grossen Blase, wodurch ihre Zahl sich auf die Hälfte reduzirt. Die
sekretorischen Elemente der Kittdrüsen bilden zarte, membranlose Zellen, die je einen runden, mattglänzenden
Kern aufweisen. Die Kittmasse scheint durch einen Degenerationsprozess dieser Zellen zu
entstehen. Der Bau des Bursalmuskels stimmt mit dem allgemeinen Typus des Muskelgewebes überein,
d. h. die Fibrillen treten zu Fasern zusammen, die ringförmig an den Aussenwänden verlaufen. Das
Innere ist von einer Muskelflüssigkeit erfüllt und von einem spärlichen Protoplasmanetze durchzogen.
Radiär verlaufende Muskelfasern sind nicht vorhanden. An ihrem Scheitel steht die Muskelkappe vermittelst
eines hohlen Stieles in Zusammenhang mit einer grossen dünnwandigen,, birnförmigen Blase.
Letztere hat mit einer Drüse nicht die entfernteste Aehnlichkeit. Vielmehr stellt sie einen einfachen
Markbeutel vor, in den bei allen Spezies zwei grosse Muskelkerne eingebettet sind. Der Aussenfläche
dieses grossen Markbeutels liegt eine Muskelscheide eng an, die ebenso gebaut ist, wie die Genitalscheide
und mit letzterer im Zusammenhang zu stehen scheint. Augenscheinlicherweise findet dieser
eigenartige Apparat zur Ausstülpung der Bursaltaschen und vielleicht auch zur Erektion des Penis
Verwendung.
Zu dem gleichen Resultat gelangte R. K ö h l e r 2) durch seine Studien am Riesenkratzer. Der
Markbeutel liegt hier direkt unter dem Vas efferens. Er besteht aus einer dünnen Membran und einer
feinkörnigen Masse, die in keiner Beziehung von dem Inhalte der röhrenförmigen Muskelfasern sich
unterscheidet. Die übrige Darstellung Koe’h l e r 7s enthält keine bemerkenswerten neuen Resultate.
*) Zur Organisation der Echinorhynchen. Morphologisches Jahrbuch, 10. Bd., l.Heft, 1884, pg. 37—42, Tafel 5,
Fig. 4—11.
) Documents pour servir à l’histoire des Echinorhynques. Journal de l’anatomie et de la physiologie normales
et pathologiques de l’homme e t des animaux. 23. année, 1887. Dec. pg. 633—636. Tafel 29, Fig. 1 2 ; 15—17.