verschwinden, nicht so vereinzelt da, wie dies wohl auf den ersten Blick erscheinen möchte. Ich weise-
hier nur auf die beiden langen Zellenreihen hin, auf deren Oberfläche die häutigen Wände der Samenleiter
entstehen, und von denen sich beim völlig erwachsenen Männchen nicht die geringsten Spuren
auf finden lassen.
Während nun das Ligamentum Suspensorium die eben gesct lilderte Metamorphose erleidet, hat
auch die Entwickelung der Keimdrüsen weitere Fortschritte gemacht. Aus den kleinen apfelkernähnlichen
Scheiben sind grosse Zellenkomplexe von fast eiförmiger Gestalt (s. Tafel 9, Fig. 56) hervorgegangen,
die zwar vom mittleren Ligamentblatte sich abgelöst, seltsamerweise aber ihren gegenseitigen
Verband (Tafel 9, Fig. 56 Co) nicht aufgegeben haben. Sie bilden jetzt sehr grosse rosettenähnliche
Ovarienhaufen, welche das Lumen des ganzen dorsalen Ligamentschlauches ausfüllen. Der Zerfall der
Rosetten in die einzelnen Ovarialscheiben gehört zu den letzten Vorgängen der postembyronalen Entwickelung.
Er beginnt gewöhnlich dann, wenn in den schlanken Cylinderzellen der Hypodermis die
ersten Radiärmuskelfibrillen sichtbar werden.
Um die letzten Veränderungen kennen zu lernen, welche den Ovarien des Riesenkratzers ihre
definitive Gestalt verleihen, "würden wir, da selbige nicht mehr in die Zeit des Larvenlebens fallen, ein
frisch in den definitiven Träger eingewandertes Weibchen wählen müssen. Ich ziehe es vor, die betreffenden
Verhältnisse lieber so, wie sie sich bei Echinorhynchus liaeruca darbieten, zu schildern, weil
hier die Ovarialentwickelung noch in dem Zwisehenwirthe ihren definitiven Abschluss findet. Mit dem
Zerfalle der Ovarialrosetten und dem Austreten der jungen Ovarien aus der Ligamenthöhle hat die
Zellenvermehrung im Inneren der Ovarien bei Weitem nicht ihr Ende erreicht. Vielmehr zeigt es sich,
dass gerade in dieser Lebensperiode die Theilungsphasen in äusserst raschem Tempo aufeinander folgen.
Durch die oftmals wiederholte Theilung werden die einzelnen Kerne nicht nur wesentlich kleiner, sondern
es tritt jetzt auch augenfälliger die merkwürdige Thatsache hervor , dass im Centrum der Ovarial-
seheibe die Kernvermehrung ungestört fortschreitet, obwohl nirgends mehr Zellengrenzen gebildet werdenx).
Der zentrale Ovarialkern stellt jetzt also ein Syncytium vor, dessen Kerne sich fast gleichmässig über
das körnig-fadige Plasma vertheilen. Doch bald ändert sich auch diese Anordnung, insofern nämlich
die Kerne wahrscheinlich der besseren Ernährung wegen sich in der Peripherie des zentral gelegenen
Syncytiums, also dicht unter der äusseren Zellenschicht, in grösserer Menge anhäufen.
Zu Anfang dieses Kapitels habe ich hervorgehoben, dass die vorhergehende Schilderung nur für
Echinorhynchus gigas volle Geltung habe. Es lag keineswegs in meiner Absicht, hierdurch andeuten zu
wollen, dass die Ovarialbildung bei den anderen Spezies in ganz anderer Weise wie beim Riesenkratzer
sich vollziehe. Im Gegentheile gelangte ich durch meine Untersuchungen des postembryonalen Lebens
des Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus haeruca zu. der Ueberzeugung, dass die Unterschiede
sich nur auf Vorgänge erstrecken, die, so bedeutungsvoll sie auch für die späteren Schicksale der weiblichen
Keimstoffe sein mögen, doch vom morphologischen Standpunkte aus betrachtet eine sehr untergeordnete
Rolle spielen.
*) Ueberdies möchte ich hier erwähnen, dass auch an den Spennatogonien die Theilung sich drei- bis viermal.
Aviederholen kann, ohne dass der Zellleib in eine entsprechend grosse Anzahl von Segmenten zerfällt. Durch solche
Bilder kann man sich leicht verleiten lassen, eine sogenannte manlbeerförmige Theilung anzunehmen.
Auch bei Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus haeruca entstehen, wie dies L e u c k a r t
schon richtig erkannte, die Ovarien im Inneren des Ligamentschlauches, der ursprünglich gleichfalls mit
der Leibeswand zusammenhängt, merkwürdigerweise aber schon sehr frühe von letzterer sich ablöst.
In jener Periode aber, in der wir die Mutterzellen der Ovarialscheiben sieh theilen und die mäehti'o-en
rosettenförraigen Zellenaggregate entstehen sehen, kann d » j nur langsam wachsende Ligamentschlauch,
obwohl derb und sehr elastisch, doch dem starken Drucke der eingeschlossenen Zeugungsprodukte auf
die Dauer nicht widerstehen; Cr wird in mehr oder minder grösser Ausdehnung gesprengt, und sein
Inhalt tritt in die Leibeshöhle über, um hier seine weitere Entwickelung zu durchlaufen.
Gehen wir nun zum zweiten Kapitel, der Entwickelung des Uterusglockenapparates über.
Die Ausleitungswege der weiblichen Zeugungsstoffe gleichen in ihrer ersten Anlage denen des
Männchens. Zur Zeit, wo die Hautmuskulatur über das Ganglion hinweg zu wachsen beginnt, stellt die
Anlage der weiblichen Geschlechtswege einen schlanken Zapfen vor, an dem Avir schon frühzeitig zwei
in der Körperachse auf einander stossende Abschnitte unterscheiden können. Der untere und Avesent
lieh kleinere Ballen hat eine flache,, ovale (Echinorhynchus gigas) oder apfelkernähnliche (Echinorhynchus
angustatus und Echinorhynchus haeruca) Form und besteht aus einer hellfarbigen, auf Dauerpräparaten
feingekörnten Protoplasmamasse, in der sich stets vier kleine Kerne auffinden lassen. Selbige haben
sich gleichzeitig mit den Hypodermiskernen vom hinteren Ende des embryonalen Kernhaufens abgelöst
und sind zweifellos gleich den letzteren ektodermalen Ursprungs. Die äussere Gestalt des fast doppelt
so langen vorderen Ballen lässt sich wohl am besten mit der eines in den mittleren Partien etAvas
bauchig aufgetriebenen Cylinders vergleichen, der das hintere Ende des prismatischen Ligamentzapfens
mit dem ektodermalen Endstücke verbindet. In einer früheren Periode sehen wir ihn mit den seitlichen
Muskelsyneytien Zusammenhängen und in Gemeinschaft mit letzteren das Mesoderm des jungen Wurmes
bilden. Er enthält mehrere Dutzende von Kernen, die entweder einzeln oder in kleinen Gruppen beisammen
liegen, aber noch keine charakteristische Anordnung zeigen.
Die ersten Veränderungen, die sich mit Bestimmtheit erkennen lassen, betreffen den vorderen
Kernballen, und bestehen darin, dass dieser nach hinten in einen Hohlcylinder auswächst, der bald den
ganzen ektodermalen Endzapfen bis an dessen hintere flache Basis scheidenartig umhüllt. Von den
sechs Kernen, die in diese Mantelschicht übertreten, rücken lateral vier bis zur Mitte des Ballens herab.
Die beiden anderen aber bleiben an der Ventralfläche des vorderen Randes liegen, Avoselbst die vom
Muttersyncytium sich allmählich schärfer abgrenzende Plasmahülle ein rundliches, stark prominirendes
Zäpfchen bildet. Nachdem nun die Vermehrung der die beiden lateralen Füllprismen bildenden
kubischen Zellen ihren Anfang genommen hat, zerspaltet sich das den ektodermalen Endzapfen umgürtende
Syncytium in zwei konzentrisch über einander gelagerte Schichten, von denen die äussere die
beiden ventralen, die innere aber die vier lateralen Kerne in sich aufniuimt.
Ueber die Natur der auf diese Art entstandenen Gebilde können wir avoIi I kaum einen Augenblick
in Zweifel sein. Die äussere, zweikernige Gürtelzonc, augenscheinlicherweise des. Analogon des
männlichen Bursalmuskels, ist nichts anderes als die erste Anlage des äusseren Sphinkters der Vagina
(s. Tafel 7, Fig. 14 Sph1, Tafel 4, Fig. 15 Sph1). Der innere Ring aber, der bei dem Riesenkratzer
später in zwei aufeinander folgende Ringe sich zerlegt, repräsentirt den inneren Sphinkter, und entspricht
höchst wahrscheinlich der Ringmuskelhülle des Penis (s. Tafel 7, Fig. 14 Sph2, Tafel 4, Fig. 15 Sph2).