eigentümliche, lamellöse Verhalten des Parenchyms, ohne jedoch zu entscheiden, ob es allein eine Folge der
Parenchymmuskelentstehung ist.
Man kann jetzt auch die Elemente des ursprünglichen Gewebes deutlicher erkennen; es besteht aus
grossen, membranlosen Zellen mit stark sich färbendem Plasma, deren Kerne gross, hell und mit stark
hervortretenden Kemkörperchen ausgestattet sind. Auch diese Zellen haben, gerade wie die ursprünglichen
Inhaltszellen der Sporocyste, einen indifferenten, entschieden eizellenartigen Character, der erst mit dem
Wachstum und den weiteren Umbildungen, welche das Gewebe erfährt, verloren geht.
Diese Umwandlung des Gewebes schreitet, wie schon gesagt, von vorn nach hinten fort und beginnt
zuerst in der Mittellinie des Körpers, von da nach der Körperwand zu fortschreitend, so dass man im
Centrum zuerst umgewandelte, heller gewordene Partien antrifft, während die peripheren Teile noch völlig
den embryonalen Typus tragen. Ein derartiges noch in der Umwandlung begriffenes Körperparenchym
ist von Looss1) für das als Larve zu betrachtende Distomum reticulatum beschrieben worden, bei welchem
in der Körpermitte bereits umgewandeltes Gewebe zu treffen war, während die peripheren Teile noch einen
indifferenteren Character zur Schau trugen (cf. Fig. 59)...,
Noch zur Zeit, wo das Tier die erste Häutung eingeht (8 Wochen), besitzt ein breiter Streifen des
Körperrandes das gleichmässige Aussehen, ja , einige Teile desselben bewahren es, bis der Wurm in den
Vogel gelangt, um sich erst hier zu einem spezifischen Gebilde, zu den Dotterstöcken, umzuwandeln.
Die Entstehung der das Parenchym durchziehenden Muskelfasern lässt sich im Gegensatz zu den
Muskeln der Haut klar und deutlich verfolgen; es entstehen dieselben durch Aneinanderlagerung von Zellen,
deren Plasma sich lang auszieht. Am klarsten sind diese Verhältnisse sichtbar an den von der Körperwand
nach den Saugnäpfen ziehenden Fasern; man kann bei jungen Stadien sogar die Anzahl der Zellen bestimmen,
welche solch einen Muskel zusammensetzen, da die Kerne sich ziemlich stark aus dem lang und
dunn sich ausziehenden Plasma herausheben, Bei dem zunehmenden Wachstum und der damit verbundenen
Streckung werden dieselben jedoch immer dünner und flacher, so dass sie später nur noch sehr selten als
Gebilde spezifischer Natur zu erkennen sind. Es ist deshalb auch kaum zu verwundern,* dass dieselben
nicht öfter beobachtet werden; nur Kerbert8) gelang es bei Distomum Westermani, Kerne mit Sicherheit in
den Muskelfasern zu constatieren..
D e r D a rm t r a c tu s . Die Bildung der die Saugnäpfe zuerst gegen die übrige Körpermasse abgrenzenden
Membran erfolgt in derselben Weise, wie wir es früher bei anderen häutigen Gebilden des
Tieres keimen lernten. Zuerst ist sie von Schwarze8) beschrieben worden. Das Lumen der Saugnäpfe fasst
derselbe durch Einstülpung sich bilden. War mir nun schon von vom herein eine solche Entstehung des Lumens
durch „Einstülpung“ sehr unwahrscheinlich, so gelang es mir auch nicht, bei der Larve des Distomum
macrostomum auch nur die Spur eines Prozesses aufzufinden, der mit dem Namen eines Einstülpungsprozesses
belegt werden könnte. Vielmehr fand ich, dass das Lumen durch Spaltung und allmähliches
Auseinanderweichen der central gelegenen Zellschichten entsteht. Der Vorgang ist hierbei folgender:
Nachdem die durch die Membran nach aussen begrenzten beiden Zellhaufen eine Zeit lang das
') 1. c. pag. 432.
*) 1. c. pag. 544.
| | c. pag. 13.
indifferente Aussehen des Urmeristems (Schwarze) bewahrt haben, tritt in ihrem Inneren eine Differenzierung
auf, indem die Bestandteile verschiedene Tinctionsfähigkeit annehmen und zwar so, dass ein äusserer hellerer
und ein innerer dunklerer Teil entsteht, welch letzterer als solider Zapfen in die hellere Umgebung eingesenkt
erscheint. Während in der äusseren Zone vor der Hand keine Weiterbildung bemerkbar ist, meta-
morphosieren sich die Zellen des Zapfens, wobei sie heller werden und ihre Kerne sowohl wie ihre Grenzen
mehr und mehr hervortreten lassen. Bei zunehmendem Wachstum der Larve beginnt nun dieser Zapfen
in seiner Mitte allmählich von vom nach hinten sich zu spalten, indem die Zellen auseinander weichen und
so ein Lumen zwischen sich nehmen. Auf ganz die gleiche Art, durch Spaltung, geschieht auch die Bildung
des Lumens bei dem Pharynx und dem Darme, ebenso wie bei den Hauptstämmen des Excretionsgefäss-
systems und den Geschlechtswegen, kurz, so weit ich es beobachten konnte, bei allen röhrigen Organen
des Larvenkörpers.
Dass das Lumen der paarigen Darmschenkel auf diese Weise entsteht, hat auch Schwarze1) bei
seinen Cerkarien gesehen, während er für den Pharynx und den unpaaren Darm eine Entstehung des
Lumens auf noch andere Weise in Anspruch nimmt, nämlich durch Zerfall der axialen Zellen. Er schreibt
hierüber: „Die axialen Zellen erfahren eine eigentümliche Metamorphose. Sowohl die Kerne wie das
Plasma werden allmählich heller und nehmen an Grösse zu. Schliesslich schwindet das Plasma durch
Resorption oder Ausleerung nach aussen, wodurch das Darmlumen entsteht.“ Es sind dies augenscheinlich
dieselben Umbildungsvorgänge, wie ich sie oben bei den Zellen des Zapfens in den Saugnäpfen beschrieben
habe. Schwarze fährt dann fort: „Die Zellkerne der axialen Zellen sind noch ziemlich lange innerhalb
des Lumens nachweisbar.“
Anfangs glaubte ich nun diesen Zerfallprozess und die Producte desselben auch bei meinen Larven
zu sehen. Ich beobachtete auf meinen Schnittpräparaten nämlich im Mundsaugnapfe and Pharynx stets
viele Zellkerne, deren Auftreten ich mir nur mit Hülfe der von Schwarze gegebenen Deutung erklären
konnte: dass das Lumen hier durch Zerfall der axialen Zellen gebildet werde, obgleich es mir nicht
recht plausibel erscheinen mochte, dass hier auf einmal ein so grundsätzlich verschiedener und auch sonst
kaum beobachteter Prozess der Lumenbildung statt haben sollte. Spätere Beobachtung an Objecten, die,
um jedes Kunstproduct zu vermeiden, mit grösstmöglicher Sorgfalt behandelt worden waren, ergaben denn
auch die völlige Berechtigung dieser Zweifel. Auf Präparaten, die ich vor dem Einschmelzen mit Celloidin
behandelt hatte und an denen die zartesten Verhältnisse wohl erhalten waren, fand ich, dass ein Auswerfen
von Zellenelementen nach aussen nicht statt findet, dass dieselben vielmehr der Wand aufliegen bleiben und
bei zunehmendem Wachstum der Larve allmählich alle in die das Lumen des Saugnapfes und Pharynx
auskleidende, zuletzt einschichtige Zellenlage aufgenommen werden. Ein Loslösen einzelner Kerne und ein
Auftreten derselben innerhalb des Lumens ist auf so behandelten Präparaten bei keinem Entwicklungsstadium
unserer Larve, weder im Pharynx, noch in dem Lumen anliegender Organe zu constatieren.
Aber auch das Bild, welches Schwarze in Fig. 7 (vh) gibt, zeigt, dass er den meinigen entsprechende
Beobachtungen gemacht hat; nur durch das Vorhandensein freier Zellelemente sah er sich dann zu dem
Schlüsse gezwungen, dass das Lumen des Pharynx und des unpaaren Darmes anders gebildet werde, als das