eine Beschaffenheit gewonnen hat, welche der Membranlosigkeit gleichkommt, und dass demzufolge auch
ungelöste Stoffe in das Innere der Zelle gelangen können. Ich nehme daher auch keinen Anstand, der
Meinung Kraepelins zuzustimmen, dass die körnigen Elemente, welche sich namentlich in den Wulstzellen
ansammcln und beim Fasten des Thieres allmählich wieder verschwinden, Nahrungspartikelchen sind,
welche erst hier verarbeitet werden, bis sie durch Diffusion der die Leibeshöhle erfüllenden Flüssigkeit
zugeführt werden können. Dagegen muss ich der rein hypothetischen Annahme entgegentreten, dass
die „schleimige d. h. doch wohl protoplasmatische Fadenmasse“, welche „die Contenta des Magens
sowohl wie des Rectums“ umhüllt, identisch sei mit dem protoplasmatischen Inhalt der parmdrüsenzellen
selbst, und dass die Lieferung von verdauenden Secreten allein den „echten Leberzellen“ des Magens
obliege, da ich die Thatsache, dass die Darmwand an .der inneren Fläche ein vom Zellinhalt sichtlich
verschiedenes Secret, eben jene „Fadenmasse“, abscheidet, meinerseits ebenfalls „zweifellos erwiesen“ zu
haben glaube.
Was den sonstigen Bau des Darmkanals anbetrifft, so verweise ich auf die Angaben der frühem
Autoren, namentlich Nitsches. Nur noch einen Punkt habe ich zu erwähnen. Kraepelin sagt bezüglich
des Rectums, es sei „nirgend, wie Nitsche glaubt, mit dem Cardiatheil oder gar mit dem Oesophagus
verwachsen“, sondern besitze überall eigenes Epithel (1. c. S. 46). Das ist ganz und gar unrichtig. Von einer
Verwachsung mit dem Oesophagus kann allerdings nicht die Rede sein, und ich wüsste auch nicht, wo
Nitsche dei'artiges behauptet hat. Dass aber das äussere Epithel der aneinanderliegenden Flächen des
Enddarms und Magens bis in die Nähe der Cardialklappe verwächst-, habe ich durchweg; bestätigt
gefunden (vgl. Taf. III). Deshalb ist auch die Behauptung (Kraepelin S. 74) hinfällig, dass beim Einziehen
des Polypids „ein Abbiegen des Cardiatheils vom Rectum“ durch die „Cardia-Flexoren“ stattfinde. Das
ist weder bei Fredericella, noch Plumatella, noch auch bei Cristatella der Fall. Die Muskelschicht folgt
der Verschmelzung übrigeus nicht, sondern bleibt auf beiden Seiten .gesondert.
Ueber die Entstehung der Muskeln ist das Hauptsächliche schon früher (S. 28 f.) gesagt worden.
Sie ist überall an das äussere Knospenblatt gebunden. Indem dessen Zellen, soweit sie dem inneren
Blatt benachbart sind, die contractile Substanz abscheiden, werden sie, hier und da an einander haftend,
beim Wachsthum der Knospe zu einem feinen Fasernetz ausgezogen, welches die Tunica muscularis
darstellt. Dieselbe ist in den definitiven Organen überall auf der Grenze der beiden Epithelien sichtbar.
Am deutlichsten heben sich die Myoblasten am Knospenhalse, wo das Cystid entwickelt, wird, vom
äusseren Blatt ab, von dem sie sich in Form einer Zwischen Zellschicht, die bis in das Gebiet der wirklichen
Muskeln zu verfolgen ist, abspalten (Taf. V n, Fig. 89, 90, mb). Die Fasern der Tunica verlaufen
in zwei sich kreuzenden Richtungen, theils quer, theils parallel zur Längsaxe der Knospe. Die Querfaserschicht,
welche dem inneren Blatt zunächst liegt, bildet die alleinige Muskulatur des Darms und
erreicht am blinden Ende des Magens, wo ihre Elemente die von Nitsche beobachtete Anordnung zeigen,
den Höhepunkt ihrer Entwickelung. In ähnlicher Weise ist sie im Bereich der Mündung an der
Duplicatur gehäuft (Taf. in, Fig. 44, bei A u. B). Auf der Tentakelscheide fehlt sie nach Nitsche ganz.
Im cystidalen Theil der Leibeswand erscheint sie bei den verästelten Formen als Ringmuskulatur, bei
Cristatella verläuft sie in der Längsrichtung der Kolonie. Wahrscheinlich sind auch die senkrechten
Fasern der Septen ihr zuzuzählen. Die Längsfaserschicht findet sich im Cystid und auf der Tentakelscheide
und geht auch auf die Duplicaturbänder und den Funiculus über. Sie scheidet die Ringmuskulatur
vom Epithel der Leibeshöhle. Beim Zerzupfen lassen sich ihre Elemente mit Leichtigkeit isoliren, so
dass sie den Querfasern nur lose auf gelagert zu sein scheinen. Sie sind von jenen auch äusserlich
unterschieden, indem sie als runde, stark lichtbrechende Fäden, jene als schmale und blasse Bänder
auftreten. Bei Cristatella herrscht kein solcher Unterschied, wie denn die Leistungen beider Systeme
hier kaum von einander verschieden sind.
Dass die Fasern der Tunica, wie Nitsche angiebt, Kraepelin aber leugnet, in enger Beziehung
zu einer „homogenen Membran“ stehen, welche sie vom inneren Knospenblatt scheidet, habe ich auf
Schnitten durch die Tentakeln, den Lophophor und den Funiculus sicher erkennen können. Auch beim
Zerzupfen habe ich Bilder erhalten, welche auf eine solche Membran schliessen lassen, am blinden Ende
des Magens habe ich sie deutlich gesehen. Für ihre Existenz am Darm und auf der Tentakelscheide
spricht ferner der Umstand, dass die abgestorbenen Polypide von Cristatella nach einiger Zeit von einer
structurlosen Haut umgeben sind, die noch allein das äussere Blatt repräsentirt (Taf. VIII, Fig. 98, hm).
Da sie inmitten der Mesodermzellen des Funiculus auftritt, und auch in den Septen von Cristatella, sowie
in den Duplicaturbändern zu vermuthen ist, so kann sie wohl nur ein Product des äusseren Knospenblattes
sein. Sie entsteht wahrscheinlich durch Secretion, kurz bevor die Muskelfasern gebildet werden.
In gewissem Sinne vermitteln, wie Nitsche bemerkt, die Tentakelmuskeln zwischen den Fasern
der Tunica und denen, welche frei die Leibeshöhle durchziehen, insofern sie jenen der Lage nach, diesen
aber bezüglich ihrer selbständigeren Wirkungsweise entsprechen. Dasselbe gilt von den Muskeln der
Lophophorarme.
Die Bildung der freien Muskeln der Leibeshöhle hat bereits Nitsche in allgemeinen Zügen festgestellt.*)
„Jedes Element dieser Muskelstränge stellt eine mit einem deutlichen Kern versehene lang
ausgezogene Zelle dar.“ Der Kern ruht, von einigem Protoplasma umgeben, zwischen der contractilen
Substanz und dem Sarcolemm, der ursprünglichen Zellhaut (vgl. die Querschnitte Taf. VIII, Fig. 101).
„Es sind diese Muskeln nun einfache Elemente der äusseren Zellschicht der Knospe, welche ursprünglich
in dem Winkel gelegen waren, wo diese mit der inneren Zellauskleidung des Cystids zusammenhängt.
Durch das Wachsthum des Cystids, welches jederzeit die Neubildung von Polypiden begleitet und welches
den nöthigen Raum schafft für die weitere Entfaltung der letzteren, werden nun diese Zellen spindelförmig
ausgezogen. Es stimmt diese Angabe auch mit den Ansichten von Metschnikoff.“ Zu bemerken
wäre noch, dass die Retractbrmuskeln von vorn herein paarig angelegt werden, indem zu beiden Seiten
der Stelle, wo die Tochterknospe auftritt, und da, wo durch Uebergang der Halszellen in die Leibeswand
das Cystid entwickelt wird, die Zellen des äusseren Blattes, die hier etwas dichter gehäuft sind, nicht
im scharfen Winkel umbiegen, sondern theils am Cystid, theils am Knospenhals haftend, in der Mitte
dagegen von ihresgleichen sich loslösend, auf dem kürzesten Wege von dem einen zum ändern ziehen. Da
■ sich die beiden Endpunkte im Lauf der Entwickelung immer weiter entfernen, so wird jede dieser Zellen
allmählich zu einem langen Faden ausgesponnen, der nun die Muskelfaser darstellt (Fig. 99, r). Um
sich den Vorgang anschaulich zu machen, denke man sich den verticalen Strich eines T als Frontalansicht
einer Knospe, den horizontalen als die dazu gehörige Leibeswand. Die beiden rechten WinkeL
*) Knospung S. 132