Mit P. phosphora Haeckel stimmen diese Tliiere ausser in der Verbreitung in den Grössenverhält-
nissen der Organe, in der Form und Vertheilung der N.esselwarzen überein. Dagegen finde ich, abweichend
von den Beobachtungen Haeckels, dass die Mittelrippe nicht besonders dick zu nennen ist und dass der
Hautsaum der Mundarme nur bei weniger gut erhaltenen Thieren sehr schmal erscheint.
5. Pelagia minuta, YJh. n. sp. Am gleichen Fundort mit einigen Exemplaren der oben erwähnten
P. phosphora am 2. Juli 1882 bei Pernambuco wurden ca. 60 Individuen einer kleinen Meduse erbeutet,
die ich anfangs für ein jüngeres Stadium jener hielt, nach genauer Untersuchung jedoch für eine besondere
Art ansehen musste. Ich nenne dieselbe Pelagia minuta, weil die ,grössten Exemplare mit wohl ausgebildeten
wenn auch noch nicht völlig reifen Gonaden nur eine Schirmbreite von 25 mm erreichten. P. minuta,
welche der P. phosphora in ihrer Gestalt gleicht und wie diese auch kleine rundliche Nesselwarzen besitzt,
zeigt folgende Verhältnisse.
Schirmbreite. Schirmhöhe. Yerhältniss. Mundrohr. Mundarme. Verhältniss.
25 mm 5 mm m m | 7 mm 40 mm 1:5%
20 mm 6 mm I B M 6 mm 20 mm 1:378
15 mm 5 mm 3 :1 5 mm 17 mm 1:375
12 mm 3 mm 4 :1 5 mm 1 12 mm 1:27s
Hier bestätigt sich die früher bei P. noctiluca aufgestellte Behauptung, dass die Verhältnisse von
Mundrohr und Mundarmen wie Schirmbreite und Höhe des Schirmes nicht constant sind. Die Exumbi’ella
ist meist flach, seltener etwas mehr gewölbt. Die Leibeshöhle ist daher wenig geräumig und wird durch
den mittleren Schirmzapfen noch verengt. Die Randlappen sind breiter als hoch wie bei P. phosphora.
Der Schirm wird vom Scheitel bis zu den Randlappen gleichmässig, sehr dicht von kleinen Nesselwarzen
bedeckt. Sie stehen dichter als bei P. phosphora und unterscheiden sich von den Nesselwarzen aller übrigen
■von mir beobachteten Medusen durch die auffallend dichte Querfaltung. Von P. phosphora sind sie speciell
noch durch das Fehlen des Längskammes verschieden (Taf. VI, Fig. 16 u. 17). P. minuta als Jugendform
aufzufassen nehme ich Anstand, weil niemals von mir beobachtet wurde, dass jüngere Thiere enger gefaltete
Nesselwarzen als ältere, grössere besassen. Ferner lässt das verhältnissmässig lange Mundrohr schon auf
weiter entwickelte Thiere sehliessen und endlich waren die angeführten Unterschiede auch nachzuweisen,
wenn man gleich grosse Exemplare von P. minuta und P. phosphora verglich.
6 . Pelagia placenta. Haeckel. Unter den Medusen, welche von Dr. Sander, Stabsarzt auf S. M. S.
„Prinz Adalbert“ gesammelt wurden, beschreibt Professor Götte*) 13 Pelagien, eine von Zanzibar, eine von
Callao und 11 aus dem stillen Ocean unter 37°42' S.Br. und 83°25' W.L. von der Westküste Südamerikas.
Die beiden ersterwähnten Medusen stimmten ihm mit P. denticulata Brandt, die 11 letzten besser mit
P. flaveola Eschsch. überein. Da sich Uebergänge bedingt durch Variabilität in der Form des Schirms und
in der Länge von Mundrohr und Mundarmen zwischen beiden Formen zeigten, zog er die später aufgestellte
Art P. denticulata ein und bestimmte sämmtliche Exemplare als P. flaveola Eschsch. Herr Professor
*) Sitzungsberichte der Königlich Preussischen Academie der Wissenschaften zu Berlin. XXXIX. 1886.
E. von Martens hatte die Güte mir auf meine Bitte von den erwähnten 11 Medusen zwei aus dem Berliner
zoologischen Museum zur Vergleichung zu übersenden, wofür ich hier ihm noch einmal meinen herzlichsten
Dank sage. Diese beiden Pelagien gleichen genau einem Exemplar, welches von Herrn Lieutenant Chierchia
auf dem W.ege von Panama nach den Galopagosinseln unter 82° W.L. 3° N.B. am 17. März 1884 erbeutet
wurde. Der Verbreitungsbezirk der erwähnten Art dehnt sich daher auf die ganze Westküste Südamerikas
aus.
Die mir vorliegenden 3 Exemplare, wenn ich die von Professor Götte beschriebenen mitzähle, zeigten
folgende Masse:
Schirmbreite. Schirmhöhe. Yerhältniss. Mundrohr. Mundarme. Verhältniss.
52 mm 12 mm 10 mm 30 mm 1:3
42 mm 10 mm r i ü i 10 mm 30 mm 1:3
r36 mm 13 mm 1 6 mm 25 mm 1:4
Der Schirm ist demnach flach scheibenförmig, ungefähr 4 mal so breit als hoch, das Mundrohr
ifg—ij2 so lang als der Schirmradius. Dieselben Verhältnisse beschreibt Haeckel bei P. placenta. Die Mund-
arme sind dünn, 3—4 mal so lang als das Mundrohr und erreichen 3/* der Länge des Schirmdurchmessers.
Mir scheint es kein, wesentlicher Unterschied wenn für P. placenta von Haeckel angegeben wird: „Mundarme
4 mal so lang als das Mundrohr und doppelt so lang als der Schirmradius.“ Alle von Professor Götte
beobachteten Medusen, die er zu P. flaveola rechnet, hatten nur sehr kleine Nesselwarzen. Ich schliesse
dieses daraus, dass er bei der Beschreibung gar nicht von Nesselwarzen, sondern von einem „Zottenbesatz
der Exumbrella“ spricht, von dem er angiebt, „dass er bei allen ihm vorliegenden Exemplaren der gleiche
zu sein scheint.“ Erwägt man nun, dass auch hier die Nesselwarzen sehr klein und zahlreich sind, nicht
besonders, auffallen, so dass das Thier fast glatt erscheint und sich, wie auch bei P. placenta hervorgehoben
wird, an P. discoidea Eschsch. ansch]¿esst, so muss man die genaue Uebereinstimmung unserer.und der von
Professor Götte als P. flaveola beschriebenen Meduse mit P. placenta wohl anerkennen. Ueber die specielle
Gestalt der Nesselwarzen kann , ich nichts Genaues angeben, da mir nur ein Exemplar zur Verfügung stand,
welches in dieser Hinsicht nicht genügend erhalten war. (Taf. VI, Fig. 20).
Pelagia flaveola und P. denticulata aber, die ich allerdings nur nach der Beschreibung Haeckels
kenne, können unmöglich mit unserer Pelagia von der Westküste Südamerikas identificirt werden. Bei
P. denticulata ist der „Schirm annähernd kugelig, ebenso hoch als breit, die Nesselwarzen sind gross, langgestreckt,
die ganze Oberfläche bedeckend. Die Mundarme sind etwa 6—8mal so lang als das Mundrohr
fast doppelt so lang als die Schirmbreite.“ *) Bei P. flaveola Eschsch. ist der Schirm flach gewölbt bis halbkugelig,
das Mundrohr sehr kurz, die Mundarme sind kurz, die Nesselwarzen der Exumbrella sehr gross
und dichtstehend, und Eschscholtz **) sagt selbst von ihnen, dass sie „grosse krystallhelle aufrechtstehende
Warzen von einer Linie Länge“ bilden. P. placenta unterscheidet sich also von P. flaveola und P. discoidea,
*) Haeckel, System der Medusen pag. 508.
**) Eschscholtz, System der Acalephen ag. 76.