
 
		Die  Sporoeyste  und  ihre  Entwicklung. 
 Nach  der  Durchwanderung  der  Darm wände  scheinen  die  Embryonen  sehr  bald  zu  ermatten;  sind  
 sie  eine  grössere  oder  geringere  Strecke  in  die  dem Darme  anliegenden Organe  hineingedrungen,  so  bleiben  
 sie  an  Ort  und  Stelle  liegen.  Ein  Umtrieb  derselben  im  Schneckenkörper  durch  das Blut  findet nicht  statt,  
 so  dass  jetzt die  vielen vergeblichen Bemühungen,  die Embryonen im Blut  aufzufinden,  erklärlich  erscheinen.  
 Übrigens  würde  eine  derartige  Beförderung  mittelst  der  Blutwelle  auch  nur  dann  als  geboten  erscheinen,  
 wenn  etwa  die  späteren  Sitze  der  aus  den  Embryonen  hervorgehenden  Sporocysten  von  dem  Anfangsteile  
 des  Darmes  sehr  entlegen  wären;  hier  aber,  wo  sämmtliche  Eingeweide  auf  engem  Raume  dicht  verpackt  
 liegen,  dürfte  dies  von  vorn  herein  unnötig  sein. 
 Wie  erwähnt,  ist  die  Wanderung  der  jungen  Würmer  (niemals  eine  grosse;,  während  einzelne,  
 vielleicht auf irgend  eine Art begünstigte verhältnismässig weit  sich  vom Darme  entfernen, gelingt  es  anderen  
 kaum,  die  denselben  umgebende  Bindegewebshülle  völlig  zu  durchsetzen;  immer  aber  sind  es  nicht  die  
 Organe  selbst,  welche  von  ihnen  aufgesucht  werden,  sondern  nur  das  diese  umgebende  Bindegewebe,  jin  
 welchem  jedenfalls  das Vordringen  ein  leichteres  ist.  Es  hängt hiermit  auch  zusammen,  dass  eine besondere  
 Auswahl  des  definitiven Wohnsitzes,  resp.  eine  Bevox’zugung  eines  gewissen  Organes  nicht  stattfindet;  denn  
 bei  einer  halbwegs  starken  Infection  trifft  man  die  jungen,  sich  entwickelnden  Sporocysten  in  den  Binde-  
 gewebszügen  der  Zwitterdrüse  ebensowohl,  als  in  der  Leber;  bemerkenswert  ist  nur,  dass  es  immer  
 allein  die  dem  Anfangsteile  des  Darmes  dicht  anliegenden  Teile  der  genannten  Organe  sind,  welche  
 bewohnt  erscheinen. 
 An  der  Stelle  nun,  wo  er  zur  Ruhe  gekommen  ist,  wächst  der  Embryo  zur Sporoeyste  aus.  Dieser  
 Prozess  ist  im  grossen  und  ganzen  ein  sehr  einfacher,  indem  er  in  der Hauptsache  zuerst  in  einem Wachstum  
 durch  Vermehrung  der  Elemente,  später  dann  in  einer  weiteren  Differenzierung  derselben  besteht. 
 In  den  ersten  Tagen  nach  der  Verfütterung  zeigt  sich  die  Sporoeyste'  als  ein  kleines  Bläschen von  
 mehr  oder  minder  der  Kugelform  angenäherter  Gestalt,  das  sich  nur  durch  die  etwas  bedeutendere Grösse  
 (0,035)  und  den  Mangel  der  Locomotions-  und  Bohrapparate  von  dem  Embryo  unterscheidet;  an  die  Stelle  
 der  letzteren  ist  jetzt  eine mit  Kernen  durchsetzte,  distincte  Hülle  getreten,  welche  in  Gestalt  einer  zarten  
 Membran  die  Körpermasse  umgibt  und  dieselbe  von  dem  umgebenden  Gewebe  der  Schnecke  scheidet. 
 Im  Inneren  ist  inzwischen  eine  merkliche Vermehrung  der  Zellen  eingetreten,  welch  letztere mehr  
 an  den  grossen  Kernen  mit  deutlichem  Kernkörperchen,  als  an  den  nicht  eben  deutlich  hervortretenden  
 Zellgrenzen  erkennbar  sind.  Diese  Vermehrung  scheint  durch  eine  directe Kernteilung,  die  leicht  zu  sehen  
 ist,  eingeleitet  zu werden;  es  treten  erst  zwei  Kemkörperchen  auf,  die,  nachdem  sie  zuerst  dicht  neben  
 einander  lagen,  mehr  und  mehr  von  einander  wegrücken,  während  zugleich  eine  Scheidewand  die  Masse  
 des  Kernes  in  2  Teile  spaltet;  später  runden  sich  dann  auch  diese neuen Kerne  ab,  indem  sie  sich  zugleich  
 von  einander  entfernen.  Ob  auch  im  Protoplasma Teilungsvorgänge  stattfinden,  ist  nicht  zu  sehen,  da  wie  
 gewöhnlich  die  Zellgrenzen  nicht  deutlich  sind. 
 Diese  Art  der  Vermehrung  scheint  für die jungen Sporocysten  die Regel  zu  sein.  Ich  fand  sie nicht  
 nur  bei  denen  des  Distomum  macrostomum,  sondern  auch  bei  den  entsprechenden Entwicklungsstadien  des 
 Distomum  hepaticum,  die  ich  zur  Vergleichung  heranzog,  dessen  Elemente  überdies  den  Vorzug  besitzen,  
 dass  sie  viel  klarer,  deutlicher  und  grösser  sind,  als  die  des  ersteren. 
 Ausser  der  directen  kommt  aber  auch  eine  Vermehrung  der  Zellen  auf mitotischem Wege  vor;  bei  
 Distomum  hepaticum  wenigstens  gelang  es  Leuckart  wiederholt,  schöne  Kernteilungsfiguren  zu  beobachten  
 Bei  Distomum  macrostomum  sind  sie,  wenn  sie  überhaupt  vorhanden,  doch  nicht  erkennbar. 
 Die  äussere  Hülle  der  Sporoeyste  besitzt  eine  Dicke  von  0,0005  mm;  die  in  ihr  enthaltenen  Kerne  
 (0,002  mm)  sind  oft  sehr  zahlreich;  auf  einem  einzigen  Schnitte  zählte  ich  einmal  deren  sieben,  ein  
 Zeichen,  dass  das  Wachstum  ein  sehr  energisches  ist  und  mit  ziemlicher  Schnelligkeit  vor  sich  geht.  
 Mitunter  hält  dieses  mit  dem  des  Inhaltes  nicht  ganz  gleichen  Schritt,  indem  die  Hülle  schneller  wächst  
 als  die  Innenmasse;  es bildet sich  dann hier  zeitweilig  ein Missverhältnis  heraus,  welches  aber nicht bestehen  
 bleibt,  sondern  beim  ferneren Wachstum  regelmässig wieder  verschwindet.  Eine  analoge Erscheinung konnte  
 auch bei  den Keimballen beobachtet werden und  zwar hier nicht nur  auf Schnitten,  sondern’auch  an lebenden  
 in  ihrer  Flüssigkeit  schwimmenden  Objecten.  War  ich  anfangs  geneigt,  diese  Erscheinung  als  eine  pathologische  
 anzusehen,  so  blieb  es  doch  auffällig,  dass  dieselbe  so  häufig  und  nahezu  stets  auf  dem  gleichen  
 Entwicklungsstadium  auftritt,  so  dass  doch  die  Annahme  einer  künstlich  hervorgebrachten  Störung  ausgeschlossen  
 erscheint;.  Was  bei  den  Keimballen  die  Ursache  für  ein  derartiges  ungleiches Wachstum  sein  
 mag,  kann  ich  nicht  sagen,  bei  der  jungen  Sporoeyste  aber  fällt  es  zusammen  mit  der  ersten  Anlage  des  
 inneren  Hohlraumes,  der  später  bei  der  reifen  Sporoeyste  das  gesammte  Schlauchwerk  durchsetzt;  durch  
 verzögertes  Auftreten  dieser  Höhlung  mag  vielleicht  eine vorübergehende Ungleichmässigkeit im Wachstum  
 der  Oberfläche  und  des  Inhaltes  eintreten,  die  aber,  wie  hervorgehoben,  später  sich  ausgleicht,  sowohl  bei  
 den  Sporocysten,  wie  bei  den  Keimballen,  so  dass  die  innere  Zellenmasse  der  umhüllenden  Haut  anliegt,  
 ungefähr  wie  der  Primordialschlauch  der  Pflanzenzelle  der  Zellmembran. 
 Über  Entstehung  dieser  Sporocystenhaut  habe  ich  bestimmtes  nicht  beobachten  können;  die  Kerne  
 in  ihr  beweisen,  dass  sie  einen  zelligen  Ursprung  hat. 
 Das  Auftreten  der  bereits  erwähnten  inneren  Höhlung  des Sporocystenkörpers  geschieht  nicht  ganz  
 gleichmässig,  aber innerhalb  der  ersten  8  Tage.  Die jungen  Sporocysten  haben  dann  eine Grösse  von  ungefähr  
 0,035  mm  im  Durchmesser  erreicht  und  in  der Hauptsache  ihre kugelige Form  bewahrt;  im  Inneren  
 beginnen  sich  jetzt  die  Elemente,  die  bisher  eng  aneinander  gedrückt,  keinen  zelligen  Character  erkennen  
 Hessen,  zu  lockern  und  als  gesonderte,  wohl  gegeneinander  abgesetzte  Zellen  erscheinen.  Sie  steUen  sich  
 dann als grosse kugeHge Gebilde (0,01 mm) mit feinkörnigem Plasma dar, in denen der helle Kern (0,006 mm),  
 meist  excentrisch  gelegen,  mit  dem  scharf  begrenzten  Kernkörperchen  zu  erkennen  ist.  Auf  einem  Querschnitte  
 gewährt  infolge  dieses  Aufbaues  die  Sporoeyste  auf  diesem  Entwicklungsstadium  einen  AnbHck,  
 der  täuschend  an  die  Structur  des  Ovariums  bei  dem  ausgebildeten Wurme  erinnert.  Diesen  eizeUenartigen  
 Character  bewahren  die  Elemente,  welche  den  Leibesraum  der  Sporoeyste  erfüllen,  noch  bis  in  das  spätere  
 Leben  ziemHch  lange  Zeit  fast  unverändert  bei. 
 Nach  kurzer  Zeit,  zuerst  bei  einer  Grösse  von  0,08:0,06  mm,  beginnt  der  der Membran im Inneren  
 dicht  anHegende  Zellenbelag  sich  etwas  zu  verändern.  Es  tritt  nämHch  unter  der  Membran  ein  Saum  
 hellen,  feinkörnigen  Protoplasmas  auf,  in  dem  wenige,  helle  Kerne  sichtbar  sind:  Das  erste  Auftreten  
 einer  gesonderten  Hautmuskelschicht im Gegensatz  zu dem inneren Keimepithel,  eine  entsprechende Bildung,