In den Zwischenräumen, welche die grossen hellen Zellen zwischen sich lassen, finden sich vielfach verästelte
kleinere, aber mit Färbeflüssigkeiten dunkler sich tingierende Elemente vor.
Ob aber dieses neu entstandene Gewebe lediglich ein Umwandlungsproduct der ursprünglich vor- .
handen gewesenen, indifferenten Substanzlage ist, oder ob an der Bildung desselben noch andere, neu hinzugetretene
Elemente sich beteiligt haben, muss ich unentschieden lassen.
Auch der innere Wandbelag, den wir bei den jungen wachsenden Schläuchen des Fadenwerkes der
Sporocyste vorfanden, erstreckt sich in die grossen und abgeschnürten Schläuche hinein. Er bewahrt hier
noch eine längere Zeit völlig seinen indifferenten Character und kleidet dieselben in ganzer Ausdehnung in
fast gleicher Mächtigkeit ringsherum aus. Doch behält auch dieses Gewebe während der definitiven Ausbildung
des Schlauches seinen früheren Habitus nicht bei, sondern es erfahren alle oder nur einzelne seiner
Bestandteile Umbildungen in verschiedener Weise, in Folge deren auch hier wieder das vordere Schlauchdrittel
ein anderes Aussehen erhält als die beiden hinteren.
Was zunächst das erstere anlangt, so sieht man bald in der hier 9—10 schichtigen Lage indifferenter
Zellen um einzelne Kerne herum blasse, helle Hohlräume auftreten, die nach der Oberfläche des Schlauches
zu sich lang ausziehen und durch Auseinanderweichen der benachbarten Zellen entstanden zu sein scheinen.
Später gewahrt man jedoch, dass diese scheinbaren Hohlräume nichts anderes sind, als das etwas gequollene
und blass gewordene Zellprotoplasma, das noch allseitig von einer deutlichen, sich auch auf den Ausführungsgang
fortsetzenden Membran umgeben ist, während der Zellkern nur wenig verändert dem Hinterende der
Zelle genähert liegen geblieben ist. Diesen ersten so veränderten Zellen folgen bald alle übrigen nach
und wir sehen dann aus dem ursprünglichen Wandbelag eine Anhäufung äusserst zahlreicher, flaschenförmiger
Drüsenzellen hervorgehen, welche ihr Sekret nach aussen ergiessen und namentlich da, wo an der Aussen-
fläche die Buckel hervorragen, so dicht gedrängt stehen, dass sie ebenfalls buckelförmig in den Innenraum
des Schlauches hineinragen. Auch die bereits oben erwähnten Zwischenräume zwischen den auseinanderweichenden
Ringfaserzügen werden von diesen Drüsenmassen erfüllt, (cf. Fig. 16.)
Während nun in dem vorderen Drittteile des Schlauches der gesammte Wandbelag in der eben beschriebenen
Weise einer Umbildung zu Drüsenzellen anheimfällt, ist in den hinteren Dritteln der Meta-
morphosierungsprozess nicht ein so einheitlicher, indem neben den flaschenförmigen Zellen auch Pigmentzellen
gebildet werden und das übrig bleibende Gewebe eine Structur annimmt völlig gleich der, welche das
zwischen den beiden Muskelschichten gelegene aufweist. Wie schon aus dem soeben Gesagten ersichtlich,
können dann auch in diesem Körperabschnitte die Drüsenzellen, obwohl sie vorhanden sind, doch bei
weitem nicht die Mächtigkeit und die bedeutende Anzahl der im Vorderteile gelegenen erreichen; sie treten
nach hinten zu immer spärlicher auf und verschwinden zuletzt ganz. Diese Anhäufung der Drüsenzellen
namentlich an jenen Stellen des Schlauchkörpers, an denen vorzugsweise die Bewegung stattfindet, scheint
darauf hinzudeuten, dass das nach aussen ergossene Sekret derselben wahrscheinlich dazu dient, den Parasiten
sowohl, wie namentlich die umgebenden Weichteile des Schneckenfühlers vor den verderblichen Einflüssen
der starken Reibung in etwas zu schützen.
Neben diesen Drüsenelementen finden sich in dem hinteren Schl auch abschnitte weiter_ Pigmentzellen
vor, die bedeutend grösser sind, als die zwischen den Ringmuskeln gelegenen. Sie scheinen membranlos
zu sein, besitzen einen Durchmesser von 0,015—0,02 mm, einen Kern von 0,006 mm und ein Kernkörperchen.
Die in ihnen enthaltenen Pigmentkömehen von grüner oder brauner Farbe sind niemals so dicht abgelagert,
dass sie, wie in den mehrfach erwähnten kleineren Pigmentzellen, den Kern der Zelle völlig verdecken, und
finden sich gewöhnlich an der Peripherie der Zelle am dichtesten angehäuft, während sie nach der Mitte zu
dünner gelagert sind, ein Verhalten, das sie in gewisser Beziehung den Dotterzellen ähnlich erscheinen lässt.
Nicht unerwähnt möchte ich hier lassen, dass dies grüne Pigment in Alkohol ziemlich schnell verblasst.
Die ganze übrige, nicht in Drüsenzellen und nicht in Pigment verwandelte Masse des ursprünglichen
Wandbelags nimmt während derselben Zeit die Structur des zwischen den beiden Muskellagen befindlichen
Gewebes an, so dass beide Bildungen dann eine scheinbare Einheit darstellen. Ausschliesslich diese Ausbildung,
ohne jede Einlagerung, weder von Drüsen, noch von Pigment, besitzt die Wandschicht an der Übergangsstelle
in den Stiel, wo sie allein es ist, die den schon früher erwähnten Verschluss des Schlauches gegen die
Keimstätte hin bewirkt. Wir finden hier in mächtiger Ausbildung die grossen, hellen, mit deutlichem
Kern und Kernkörperchen versehenen Zellen, die in das Netzwerk der kleineren verästelten Zellen eingelagert
sind und durch ihre beträchtliche Volumenzunahme die ganze Gewebslage so verdickt haben, dass
unter gewöhnlichen Umständen das Lumen ganz verschwindet und nur dann sichtbar wird, wenn eine Larve
durch dasselbe ihren Weg nimmt.
Gegen den inneren Hohlraum zeigt sich die Sporocystenwand, deren histologischen Aufbau wir
soeben genauer besprochen haben, durch eine einfache Zellenlage abgegrenzt, deren Dicke von der Spitze
aus nach dem Stiel zu von 0,006 auf 0,0005 mm abnimmt; während sie vorn aus deutlichen, 0,006 mm
dicken, auf Flächenschnitten als Platten erscheinenden Zellen mit grossen Kernen (0,004 mm) besteht, stellt
sie im Stiel nur noch eine doppelt contourierte Membran dar, aus der sich einzelne flache Kerne herauswölben.
Sie hat also hier schon ganz das Aussehen, wie die Binnenmembran der Sporocyste, in die sie
auch ohne deutliche Abgrenzung übergeht. In gleicher Weise, wie die Sporocyste, ist auch der Schlauch
mit der hellen lymphatischen Flüssigkeit erfüllt, in der sich jedoch fast durchgängig nur erwachsene, von
einer doppelten Hülle bedeckte Larven vorfinden.
Was nun. diese letzteren anbelangt, so weisen dieselben schon jetzt vollkommen den Bau der aus
ihnen hervorgehenden Distomen auf; es sind meist regelmässig ovale Gebilde (0,8 mm lang, 0,5 mm breit,
0,3 mm dick) mit hellem, durchscheinenden Körperparenchym, in dem die Lagerung der Organe darum
leicht zu constatieren ist.
Die Tiere sind, ‘wie schon Carus gesehen, echte Distomen: Die Saugnäpfe, nahezu gleich gross
(0,18 mm), treten scharf hervor; an den Mundsaugnapf setzt sich der kugelige Pharynx an, der fast unmittelbar
in die zwei Darmschenkel übergeht Diese letzteren verlaufen zuerst wagerecht gegen die Körperwand
hin, biegen dann um und ziehen nach dem hinteren Körper ende, in dessen Nähe sie endigen.
Die Excretionsgefässe mit ihren zahlreichen Windungen scheinen in ihrem ganzen Verlauf klar und
deutlich durch die Körpermasse hindurch. Sie zeigen sich schon völlig so entwickelt, wie sie beim ausgebildeten
Tiere gefunden werden. und sollen dort eine eingehendere Beschreibung finden.
Unterhalb des Bauchsaugnapfes liegen die Genitalorgane, welche jetzt noch einen verhältnismässig
sehr kleinen Teil des Tierkörpers einnehmen. Man unterscheidet gewöhnlich vier kugelige Gebilde, von
denen zwei die Anlage der Hoden, eines die des Ovariums und eines die der Schaalendrüse darstellt
Am Ende des Körpers liegen die Geschlechtsöffnungen, vor denselben die ebenfalls als dunklerer, compacter