Der P h a r y n x , der unmittelbar auf den Mundsaugnapf folgt, schliesst sich in Bezug auf seinen
Bau im allgemeinen diesem an. Er ist ein länglich ovales Gebilde (0,24 mm hoch und 0,25 mm breit), das
bedeutend an Grösse hinter dem Saugnapfe zurücksteht. Ein zwischen Mundnapf und Pharynx sich einschiebender
Yorhof, wie er bei zahlreichen Distomen vorzukommen scheint, wie ihn bei Distomum hepaticum
Leuckart, bei Distomum Westermani Kerbert, bei Distomum palliatum Looss beobachtete, kommt bei unserem
Distomum macrostomum nicht so typisch zur Anschauung; er ist hier kaum grösser, als ihn die Schluckbewegung
unseres Tieres gerade erheischt, da in der Hauptsache auch seine Thätigkeit durch die ungleich
mächtigere und ansehnlichere Ausbildung des Mundsaugnapfes entbehrlich geworden ist.
Ein eigentlicher Ö s o p h a g u s ist fast gar nicht vorhanden. Nur bei der grössten Längsstreckung
des Wurmes zeigt sich wahrscheinlich erst infolge der Dehnung zwischen dem Hinterende des Pharynx
und der Gabelungsstelle des Darmes ein unpaares Rohr von höchstens 0,05 mm Länge. Dieses ist, wie
der Pharynx und Yorhof, mit einer Haut ausgekleidet, welche die Fortsetzung der den Mundsaugnapf begrenzenden
Innenmembran bildet, die sich auch noch eine kurze Strecke in die paarigen Darmschenkel
hinein fortsetzt; sie hat eine durchgehende Stärke von 0,0018—0,002 mm.
Die Länge der einfachen Darmschenkel beträgt 1,35 mm; hiervon kommen ungefähr 0,35 mm auf
den nach den Seiten des Körpers und 1 mm auf den in der Längsrichtung nach hinten laufenden Teil; je
nach den Contractionszuständen ist natürlicherweise der Winkel, den diese beiden Richtungen mit einander
bilden, und der niemals eine sehr scharfe Spitze hat, ein ausserordentlich wechselnder; bei stark zusammengezogenen
Tieren, wie es namentlich die conservierten fast immer sind, haben die querlaufenden Teile des
Darmes sogar eine Richtung schräg nach oben (cf. Fig. 5). Auf Querschnitten erscheint das Darmrohr
als ein Oval von 0,07:0,045 mm.
Was den histologischen Bau anlangt, so finden wir als äusserste Begrenzung des Darmes eine
Eigenmembran, der eine nicht unansehnlich entwickelte Muskelschicht, wie dieselbe vielfach am Darm der
Trematoden beobachtet worden ist, aufgelagert erscheint. Dieselbe besteht auch bei unserem Wurme aus
einer Ring- und Längsmuskulätur von ziemlich gleich starker Entwicklung (0,0008:0,0006 mm). Nach innen
folgen auf die Eigenmembran zwei Zellschichten, die sich in jeder Hinsicht scharf und deutlich von einander
unterscheiden. Die unterste, direkt der Tunica propria aufliegende dieser Zellschichten ergibt sich
bei näherer Betrachtung als die unmittelbare Fortsetzung der Membranen, welche wir als innere Auskleidung
sowohl des Mundsaugnapfes und des Pharynx, als auch des Anfangteiles des Darmes kennen gelernt haben.
Diese Zellenlage besteht aus hohen Cylinderzellen, in denen die Kerne deutlich hervortreten. Dieser unteren
Zellschicht ist eine zweite von derselben Höhe und derselben Zusammensetzung aufgelagert; sie kleidet den
Darm seiner ganzen Länge nach aus, reicht aber nach vom zu nur bis kurz hinter den Pharynx, wo sie
ziemlich plötzlich verschwindet. Beim lebenden Tiere besitzen diese Zellen feine Strichelchen, zwischen
denen reihenweise eingeordnet Körnchen von Fettstoffen eingelagert sind; .diese letzteren lassen sich mit
Äther leicht und völlig extrahieren, so dass [dann die Zellgrenzen, sowie die Kerne schön und deutlich
hervortreten.
In Bezug auf ihr chemisches Verhalten zeigen diese beiden Schichten-eine ausgesprochene Verschiedenheit,
indem sich die eine stets anders ifarbt, als die andere. Während z. B. bei Färbung mit
Bismarckbraun die untere sich stark imbibiert und die obere ganz blass bleibt, ist es bei Karmin und
Hämatoxylin gerade umgekehrt, indem hier die untere viel heller bleibt, während die obere namentlich mit
Hämatoxylin fast schwarz wird..
Über die Natur und physiologische Bedeutung dieser beiden so differenten Epithellagen lassen sich
so natürlich positive Angaben nicht machen.
D rü s e n . Neben den schon früher erwähnten zu der Haut in Beziehung stehenden einzelligen
Drüsen finden sich noch mässig entwickelte Speicheldrüsen auf der Bauchseite, an der Übergangsstelle des
Pharynx in den Darm vor. Dieselben sind ebenfalls einzellig (0,02:0,016 mm), haben einen feinkörnigen,
stark lichtbrechenden Inhalt, in dem ein Kern nicht sichtbar ist- und besitzen einen lang ausgezogenen
Ausführungsgang, vermittelst dessen sie ihren Inhalt in den Ösophagus entleeren.
Das E x c r e t i o n s g e f ä s s s y s t e m zeigt weder in topographischer noch in histologischer Hinsicht
bemerkenswerte Abweichungen von dem sonst bei den Distomen bekannten Verhalten. Die betreffenden
Verhältnisse lassen sich am besten an Larven oder ganz jugendlichen Distomen beobachten, da mit der
weiteren Entwicklung und dem fortschreitenden Anwachsen der Geschlechtsorgane diese zarten Gebilde
mehr und mehr verdeckt werden. Der Porus excretorius, der infolge der eigentümlichen Contractionsver-
hältnisse des Tieres meist in der Mittellinie des Rückens gelegen ist, führt in den Sammelraum, dessen
0,002 mm dicke Wandungen an der Aussenseite von einer feinen Längs- und Ringfaserschicht überzogen
werden. Ein Epithel war im Inneren nicht nachzuweisen. Die äussere Form der Sammelblase ist infolge
der sie von allen Seiten einengenden Uterusschläuche vielfach eine ganz unregelmässige. Von ihr aus
nimmt nun, wie bei fast allen Distomen, je ein Längsgefäss auf jeder Seite seinen Ursprung, das in mannigfachen
Windungen nach vom bis in die Höhe des Mundsaugnapfes zieht und von dort, nachdem es einen
kleinen Zweig nach vom abgegeben hat, bis weit nach hinten zurückkehrt. Hier löst es sich dann in drei
kleinere Gefässe auf, von denen das eine noch weiter nach rückwärts in die Gegend des Cirrusbeutels
geht, die beiden anderen aber nach dem Kopfe zu zurückkehren, um sich weiter aufzulösen (cf. Fig. 4). Die
Wandungen dieser Gefässe sind deutlich doppelt contouriert (0,0007 mm), doch lassen sich Kerne nicht in
ihnen nachweisen. Eine Flimmerbewegung existiert in diesen Längsstämmen ebenfalls nicht. Kapillaren
und Flimmertrichter, die auch hier reichlich vorhanden, wenn auch nicht immer leicht aufzufinden sind,
schliessen sich völlig den bereits von anderen Formen beschriebenen Verhältnissen an.
D a s N e r v e n s y s t em . Was den Aufbau des nervösen Apparates bei unserem Wurme anbelangt,
so ist als abweichend von dem gewöhnlichen Verhalten nur hervorzuheben, dass die beiden Hauptnerven-
stämme, welche von den beiden durch eine Commissur verbundenen Hauptganglien nach hinten ziehen,
auf der rechten und linken Seite des Tierkörpers nicht ganz den gleichen Verlauf besitzen. Man kann
nämlich an gut gelungenen Überosmiumsäure-, ebenso wie an Hämatoxylinpräparaten leicht sehen und aüf
Schnittpräparaten bestätigen, dass der linke Ast in der Hauptsache an den Bauchsaugnapf, der rechte dagegen
mehr an die Genitalien und nach den hinteren Körperpartien hinläuft.
Indessen gibt auch der linke Strang nach hinten feine Ästchen ab, ebenso wie der rechte an den
Bauchsaugnapf. Es stehen aber diese Faserzüge ganz bedeutend hinter den betreffenden Hauptästen zurück
sodass thatsächlich eine ganz augenfällige Asymmetrie vorhanden ist.
Entsprechend der Mehrzahl der Geschlechtsdrüsen löst sich der rechte Stamm kurz unterhalb des Bauch