welche durch hochgelbe Farbe und oft bis in’s Detail hinein wiederholte Zeichnung durchaus an sch wammfressende
Erotyliden derselben Gegend erinnern, mit denen sie nach 0 . T h i em e l) zusammen leben. Es ist nun noch
festzustellen, ob sie oder auch ihre Larven in der That wie die Erotyliden von Baumschwämmen leben
und durch diese Nahrung ebenso immun werden wie die Schwammfresser. Sind die betreffenden Doryphora-
Arten dagegen als Larven Blattfresser wie ihre Verwandten, so blieben sie wahrscheinlich auch als
Imagines schmackhaft und nahmen als echte Nachahmer die Tracht der Erotyliden nur um des Schutzes
vor Nachstellungen willen an. Als besonders bemerkenswert}! sei hier noch die Aehnlichkeit der Doryphora
epilachnoides Stäl mit der Epilachna radiata Er. erwähnt; da es hier anscheinend die Solaneen-Nahrung
der letzteren ist, welche sie immun macht und zur Anpassung von Seiten der kleinen Doryphora- Art führte.
C. M i m e t i s c h e A n p a s s u n g a f o r m e n d e r K ä f e r an s t e c h e n d e H ym e n o p t e r e n . -
Zu diesen Anpassungsforraen stellen nur zwei Familien ihr Contingent, welche durch schlanke und
cylindrische Körperform und stärkere Behaarung dafür besonders geeignet erscheinen : die Cleriden und
Cerambyciden. Unter den Cleriden gleichen die Arten von Clerus L. selbst grossentheils den in ihrem
Verbreitungsbezirk häufigen flügellosen Weibchen heterogyner Hymenopteren, der Mutillen. Dazu träg t
besonders die Haltung des Kopfes und das kurze, sammetartig behaarte Halsschild bei, aber auch die
Zeichnung der Flügeldecken gleicht oft der Körperzeichnung der Modelle. So lässt unser Clerus mutil-
larius mit an der Basis roth- und dahinter zweimal weissbindigen, deutlich behaarten Flügeldecken an die
Mutilla europaea L. mit rothem Halsschild und zwei weissen Hinterleibshaarbinden denken, und dasselbe
g ilt in geringem Grade für andere europäische und nordamerikanische Arten. Ebenso gleichen die südamerikanischen
V ertreter den dortigen zahlreichen Mutillen ; so erinnert CI. Kirbyi Syn. an Formen
mit gelbem Halsschilde und orangenenAbdominalflecken wie M. quadrinotata Kl. und M. spinosa Kl. (Mus. Berlin).
Die meist wenig vollkommenen Anpassungen der Bockkäfer an stechende Hymenopteren beschränken
sich naturgemäss auf die e i n e Unterfamilie der Cerambyciden, welche einen langgestreckten Leib besitzt.
Unter diesen ist es wieder die e i n e Gruppe der Malorchus-smtigen. Gattungen, welche durch die meist
abgekürzten oder klaffenden Flügeldecken und die stark geneigte Stirn schon das beste Material für diese
Umwandlung bietet.
Wahrscheinlich entstand diese Gruppe aus Clytus-artigen Formen mit bunten Querbinden auf den
Flügeldecken und wurde diese Zeichnung von hinten nach vorn mit der zunehmenden Verkürzung der
letzteren auf dem Leibe selbst ausgebildet. Leider ist es mir in fast allen Fällen unmöglich gewesen,
die etwaigen Modelle zu diesen nachahmenden Böcken festzustellen. So begnüge ich mich denn mit einem
kurzen Hinweise au f die merkwürdigsten Formen.
Von bemerkenswertheren Fällen aus der Literatur sei hier der, eigenthümliche, auch von W a l l ac e",
erwähnte Coloborhombus fuscatipennis P ry e r2) (N. Borneo) erwähnt, wohl das schönste der hierher gehörigen
Beispiele, da der Bock durch die Färbung der Hinterflügel diejenige der Vorderflügel einer Raubwespe,
Mygnimia aviculus Sauss., wiedergiebt und sich von ihr eigentlich auf den ersten Blick nur durch
die verschiedene Länge des Antennen unterscheidet. — Hierher gehört auch der von F r . Mü l l e r berichtete
Fall der Aehnlichkeit der Charis melipona (?) mit einer Melipona-Avt und die von B a t e s er-
') Wegen der Analogieen zwischen den einzelnen Arten verweise ich auf T h i e m ¿’s Arbeit, welche gerade diesen
Punct ausführlicher behandelt.
*) H. J. S. P r y e r , On two remarkable cases of mimicry from' Elopura (Trans. Ent. Soc. 1885, p. 869, Taf. X).
wähnte grosse Aehnlichkeit der Sphe^amorpha chalyjb.ea Newm. (Brasilien), die ein gestieltes Abdomen besitzt,
mit einer stahlblauen Mordwespe (? Pepsis).
Schliesslich erwähne ich noch die Arten von Esthesis Newm., welche auf Australien beschränkt^®'
sind. Bei E. ferrugineus ist Kopf und Halsschild goldiggelb behaart und die Naht der Flügeldecken ebenso
gerandet. Auch die Brust ist seitlich gelb behaart ; ebenso sind die ersten Rückenplatten gelb und
werden hinten von einem zwei Segmente begreifenden Gürtel begrenzt, auf den wieder ein gelbes Hinterleibsende
folgt. Auch die Bauchplatten sind am Hinterrande gelb behaart und die Hinterflügel glasig.
So tritt bei dem fliegenden und sitzenden Thier eine auffallende Wespen-Aehnlichkeit hervor. — Bei der
kleineren E. variegata F. erinnert auch die Zuspitzung des Hinterleibes an die für Vespiden eigenthümliche
Form.
Hierher gehört vor Allem ein oft citirtes Beispiel aus unserer Fauna, die Aehnlichkeit des Malorchus
salicis F. etc. mit »Schlupfwespen“. In der That ist die Aehnlichkeit des Bockkäfers mit Arten wie
Anomalon heros Wsm. recht auffällig, doch fehlen hier alle biologischen Beziehungen beider Arten zu einander
und der Ichneumon ist wohl ebenso wenig geschützt wie der Bockkäfer, da ja die Entomophagen
keine Giftdrüsen besitzen. So ist vielleicht die besonders im Fluge auffallende Hymenopteren-Form unseres
Bockkäfers- eine Anpassung an Arten von Ammophila, welche ebenfalls die ähnliche Färbung des Hinterleibes
besitzen. Denn Anpassungen der Böcke, die vielleicht ihrem eigenen Schutze gegen Grabwespen
dienen, an letztere sind nicht selten. So erinnert auch der sammetschwarze Colobus hemipherus F. (Java)
mit langen düster stahlblauen Hinterflügeln und sehr langen blauen Beinen an Sphegiden.
6 . Miine tische A n p a s su n g e n v o n S eiten d e r L e p id o p te re n .
Wie das Problem der Mimicry von B a t e s nach seinen Beobachtungen an Schmetterlingen aufgeworfen
wurde, wird es auch stets sein bestes Beweismaterial in den Vertretern dieser InsectenOrdnung
finden. In der Gliederung des umfangreichen Materiales, welches wegen seiner Bedeutung für die Mimicry-
Theorie eine besonders weite Berücksichtigung verdient, haben wir uns veranlasst gesehen, innerhalb der
auch schon in der Papilioniden-Arbeit aufgestellten natürlichen Verbreitungsbezirke zuerst die Anpassungen
von Lepidopteren an einander zu besprechen, weil sie das Beweismaterial für unsere Schlüsse bilden.
Dann folgen die Anpassungen von Lepidopteren an andere Ordnungen der Insecten, deren Erörterung
weniger Aufschluss geben konnte.
a. Anpassungen unter Lepidopteren.
Auch in dieser Abtheilung werden zuerst die immunen Arten, welche als Modelle der Anpassung
dienen, behandelt werden, und wird die Besprechung der nachahmenden Formen sich anschliessen.
1 . P a l ä a r k t i s c h e Re g i o n .
In der paläarktischen Region sind bisher keine unanfechtbaren Fälle gegenseitiger Nachahmung
von Schmetterlingen bekannt. Es dürfte dies unter Anderem daran liegen, dass keine durchaus immunen