ander mehr oder weniger diametral getrennt, so dass sich morphologisch ein besonderes Vorderende
nicht markirt, was doch bei den meisten geisseltragenden Amoeben der Fall ist. Strebt das Thier nach
einer Richtung hin, so wird allerdings stets ein Geisselzapfen nach vorne gestellt, und wenn die Bewegung
eine etwas lebhaftere wird, so stellen sich die übrigen Zapfen mehr in die Gegend des hinteren
Poles (Taf. III, Fig. 1).
Namentlich wenn die Mastigella sich vorwärts bewegt, so schwingt die nach vorne gerichtete
Geissel lebhaft, weniger die anderen. Sie können auch ganz ruhig liegen und gradlinig abstehen; oder
es schwingen n u r ihre Spitzen. Liegt das Thier am Fleck, so braucht die Thätigkeit der. Geissein nicht
aiifzuhören; sie schwingen entweder, wenn auch langsam, weiter; oder sie wechseln in blitzschnellem
Sprunge ihren Ursprung, indem der sie tragende Zapfen bald hierhin, bald dorthin wandert, eine Be-
weonng, die oft so lebhaft ist, dass man kaum im Stande ist, die Anzahl der Geissein festzustellen,
wenn sie derart durcheinanderwirbeln, wobei sie selbst kurze, hohe Wellen beschreiben. Meist glaubt
man demzufolge mehr zu sehen als wirklich vorhanden sind. J a , wenn nur eine von ihnen wirklich
vorhanden, so kann dadurch eine Mehrzahl vorgetäuscht werden. Man könnte nun wohl glauben, dass
dies letztere hier immer d e r Fall sei, doch wäre dies ein Irrthum, da bei jedem Ruhemoment das wahre
Bild klar zu Tage liegt. Man muss n u r Geduld haben und warten, bis sich die Thierchen nach d e r
Uebersiedelung au f dem Objektträger etwas beruhigt haben.
Der Bau der Geissel- stimmt mit dem bei den Flagellaten oder bei Mastigamoeba ganz überein.
Sie ist erheblich länger als der langgestreckte Körper, von gleichmässiger Dicke etc. u n d stärker glänzend
• als das Plasma. Schon oben sahen w ir, dass sie von einem besonderen Zapfen entspringt
und nicht, wie bei Mastigamoeba, von dem Kern, welcher vielmehr gänzlich unabhängig von den
Geissein mehr central liegt und im Besonderen auch deren Bewegungen nicht mitmacht.
Da ich oft in demselben Präparate eine grössere Anzahl unserer M. polymastix zu Gesichte
bekam, so konnte ich junge wie alte d. h. kleine wie-grosse Exemplare mit einander vergleichen. D ie
grösste von ihnen maass ca. 70 ,«■•im mittleren Durchmesser, kleinere ca. 45, resp. 32 ft. Eine längere
F.orm war ca. 80 ,w lang und 25 ,« breit.
Die M. polymastix h at einen äusserst scharfen Umriss, so etwa wie Limulina, derartig, dass man
eine besondere Hautschicht vermuthen darf, die sich an den Pseudopodien bedeutend verdünnt. Membranartig
ist sie indessen nicht. Auch ein hyalineres Ectoplasma lässt sich von dein körnerreichen trotz
des Fehlens einer' Grenze zwischen beiden recht wohl unterscheiden. Ersteres nimmt sowohl die Pseudopodien
oder doch■ deren Spitzen, sowie im Besonderen den Geisselzapfen ein, namentlich dessen
schmächtigeren Fortsatz. Das Ectoplasma ist nicht körnig wie bei Amoeba proteus oder /A . herc ules
abe r doch ziemlich reichlich durchsetzt und zwar zumeist mit wenig glänzenden flockenartigen, krümeligen
Körnchen. Dazwischen liegen Fettkügelchen und als Nahrungsbestandtheile einzellige Algen grössten-
theils frei, seltener in Nahrungsvacuolen. Contraktile oder ähnliche Vacuolen sind zuweilen zu bemerken,
zuweilen auch-nicht.
Der Kern ist stets in der Einzahl vorhanden und v o n 1 centraler Lage. Meist kreisrund, misst er
ca. 18 bis 20 ft im Durchmesser bei etwa 70 ft Durchmesser des ganzen Thieres. Seine Stru k tu r ist
die gewöhnliche, bläschenförmige. Das Morulit h a t eine gleichfalls ziemlich centrale Lage und ansehnliche
Grösse, nämlich ca. 9 bis 10 ft d., oft glattrandig, oft rauh, innen trü b e glänzend.
Lim u lin a unic a nov. gen. nov. spec.
Abbild. Taf. III, Fig. 9.. Fergr.' = ca. 800.'
Wohl alle der bisher genauer beschriebenen geisseltragenden -Amöben führen ihre Geissel am
Vorderende. Das Thierchen, welches uns hier beschäftigen soll, macht nun insofern eine merkwürdige
Ausnahme davon, als es die am zöttchentragenden Hinterende sitzende Geissel nachschleppt, ein Verhalten,
das übrigens von den Flagellaten her nicht unbekannt ist. Es sei daher nach dem Molukkenkrebs
L im u lu s : Limulina benannt.
Die L. unica bemerkte ich Mitte Feb ru ar im Bodensatz einer zum AufFangen von Regenwasser
dienenden Tonne. Sie ist eine der grössten Amoeben, die ich fand, und misst bei mässig ausgestreckten
Pseudopodien ca. 72 bis 75 ft im Durchmesser. Die Geissel ist etwa eben so lang.
Abgesehen von der Geissel ist die Gestaltung dieses Thierchens eine typisch amoebenartige und
erinnert sowohl an Amoeba {Dactylospliaerium) polypodia F . E. S c h u l z e wie auch an A. proteus L e i d v
oder an Amoeba flava G r u b . ~) Ein Unterschied von vorne und hinten macht sich sofort kenntlich:
d o rt werden die fingerförmigen Pseudopodien ausgestülpt, hier eine Anzahl weinbeerenartiger Zöttchen
gebildet. Is t a u c h die Grundform eine mehr klumpige, isodiametrische, so wird sie doch durch die Beweglichkeit
der Pseudopodien fortwährend geändert. Diese letzteren zeigen noch eine besondere Eigentüm
lic h k e it. Es stülpt sich nämlich zuerst meist ein ziemlich breiter rundlicher Fortsatz fast nach Art
eines Bruchsackes a u s ; dann wird ein kurzer H a lt gemacht, und es wird nun aus jenem ein meist viel
schmächtigerer, mehr fingerförmiger ausgestossen. Das ganze Pseudopod kann dabei fast so lang wie
d e r Querdurchmesser des eigentlichen Körpers werden. Dabei ist die Zahl der Pseudöpodien eine
geringe und nur 3 bis 5 im opt. Schnitt. Bewegt sich . das Thier endlich vorwärts, so entwickeln sie
sich in der Richtung der Bewegung, wohl auch seitlich, aber nie nach hinten.
Das Hinterende des Körpers ist etwa kugelig abgerundet und dicht besetzt mit zahlreichen
kleinen Zöttchen von kugeliger Gestalt. Einige derselben scheinen auch wohl gestielt zu sein. Eins
ist nun erheblich grösser, rag t als Zapfen hervor und träg t die nach hinten laufende G e i s s e l . Diese
ist entweder sta rr oder macht träge züngelnde Bewegungen, namentlich wenn das Thier still liegt.
Sie wird mithin nicht zum Vorwärtstreiben verwandt. Dagegen kann sie i n n e r h a l b d e r Z ö t t c h e n -
r e g i o n ihre Lage verändern, indem sich der sie tragende Zapfen bald hier-, bald dorthin schiebt. Der
Bau der Geissel endlich ist ganz der typische. Ihrer ruhigeren Lage wegen vermochte ich auch
deutlich zu erkennen, dass sie s t u m p f endet, fast mit einem kleinen Knöpfchen.
Die L. unica kann sowohl au f der Unterlage kriechen wie auch frei schwimmen, ohne Mitwirkun
g der Geissel, wie schon gesagt. Diese Bewegung geschieht jedoch rech t langsam. Wird ferner
deren Richtung geändert, so bleibt der Zottenanhang mit der Geissel doch immer hinten.
Der Umriss des Thierchens ist ein so scharfer, dass das Vorhandensein einer besonderen etwa
dickflüssigen Hautschicht nicht so unwahrscheinlich ist. Bloss die Zöttchen sind zart und fein umrandet.
D er plasmatische Inhalt ist ein recht heller und in den Pseudopodien, sowie in den Zöttchen ganz hyalin
und fast wasserklar. Erst wenn die ersteren eine gewisse Grösse erreicht haben, schiebt sich in ihre
% (No. 6) Möbius. Die Rhizopoden der Kieler Bucht, p. 27, Taf. 9, Fig. 67—69