Capitel I.
Die Drüsen der Chilopoden.
1. Untergruppe: Kopfdrüsen.
A. Die Kopfdrüsen von Scutigera.
Als ich die Drüsen des Kopfes von Scutigera ziv untersuchen begann, erwartete ic h , nur die
beiden von D u f o u r 3) erwähnten Speicheldrüsen zu finden. Zu meinem grossen Erstaunen entdeckte ich
aber fünf verschiedene Drüsensysteme, von denen die drei ersten ihrem Baue nach stark von einander
verschieden sind, während das vierte und fünfte darin vollkommen übereinstimmen. Da sich über die
Function der einzelnen Paare nichts Bestimmtes angeben lässt, so halte ich es für das beste, sämmtliche
Drüsen, welche bei Myriapoden und Insecten in der Nähe des Mundes liegen, mit dem indifferenten Namen
„Kopfdrüsen“ zu bezeichnen und die einzelnen Systeme derselben dann durch Zahlen zu unterscheiden.
Ich beginne mit der groben Anatomie von
S y s t e m I.
Dasselbe ist ein typisches tubulöses Drüsenpaar (Taf. I, Fig. 1 sy I) und gehört dem Segment
der ersten Maxillen an , an deren Basis es au f der Bauchseite nach aussen mündet. Seine beiden Ausführungsgänge
*) steigen von ihren Ausmündunsgstellen ziemlich steil empor, bis sie .eine Höhe, die etwas
grösser ist als die des Centralnervensystems, erreicht haben. Hier th e ilt sich jeder in zwei Hauptäste.
Der eine von diesen verläuft anfangs in horizontaler Richtung bis in das Segment der zweiten Maxillen
hinein und wendet sich dann nach oben, indem er sich eng an System II anlegt. Während seines Verlaufes
giebt er kurze Seitenzweige ab* - ^ |D e r andere Ast des Ausführungsganges wendet sich hingegen
sofort nach oben und theilt sich bald in mehrere Nebentuben, welche oft so eng mit System I I verbunden
sind, dass man sie sehr leicht für die Ausführungsgänge desselben halten kann, zumal da beide Systeme
grösstentheils von Fettgewebe umgeben sind, was die Untersuchung bedeutend erschwert. Ich selbst bin
zuerst in diesen Irrthum verfallen und bemerkte erst nach langer Zeit und vielfacher Controlirung, dass
ich es mit zwei getrennten Systemen, die an ganz verschiedenen Stellen nach aussen münden, zu thun hatte;
Ueber den feineren Bau dieses ersten Drüsenpaares lässt sich nur wenig sagen. Die Zellen des
Drüsenepitheis sind nicht sehr gross und im optischen Querschnitt fast viereckig. Ih r Kern ist im Ver-
hältniss zur ganzen Zelle von ziemlicher Grösse, und ih r Plasma zeigt die bei Drüsenzellen so oft
*) Ich nenne der Bequemlichkeit wegen die Endabschnitte, mit denen die Drüsen nach aussen münden, Ausführungsgänge
, obgleich dieselben ihrem Baue nach von den übrigen Drüsenschläuchen nicht verschieden sind, und eine
scharfe Grenze sich in Folge dessen nicht ziehen lässt.
beobachtete Liingsstreifiiug. Eine Intima ist im Gegensatz zu den anderen Systemen nicht vorhanden,
überhaupt ist; ..die Begrenzung . der Zellenffiach dem Lumen zu keine, scharfe, da eben entleerte Secret-
flecken vielfach noch an ihnen hängen.
S y s t e m II.
Wir wollen''nun zu ® m Drüsenpaar ll ^ g e h e n , welhhes mit dem eben besprochenen in naher
Beziehung g p i i : und deshalb bereits im Vorhergehenden erwähnt wurde. Seiner Lage nach gehört es
g |um grössten Theil in 'das Segment der zweiten Maxillen. lieb er seine Ausmündungssteile war ich Anfangs
im Unklaren, doch gelang es mir endlich, an der Hand wohigelungenef Präparate als sicher festzustellen,
däss^ die beiden Drüsen jederseits an den Seiten des Kopfes im Grunde einer tiefen Einbuchtung des
Chitinpanzers aussen münden (Taf. I , F i g . | | f Ihrer S tru ^ fM n a c h ist jede Drüse mit einem
zusammengelegten Sack v e rg lic h e n , der einige kleine A u sb àu Jju h g en zeigt. Auf Querschnitten
erscheinen' Sili a ls' zwei g ew u h d e h S S itä uC te , welche'zu Seiten des. Darmes liegen und an ihrer Innenflä
ch t von den Röhren des Systems I begrenzt, werden (T a f I, Fig. 1 /u , f sy jjl). Das Lhimen des
Drüsensackes ist gewöhnlich eng. Es is t im Innern von einer chitinigcn Intima, der Fortsetzung des
Chifejnpanzers, ausgèkleidet. An dieser Membran b em e r k t |p h diese®&“kreuzfÖrmigen Falten , in deren
Mitte I .é y d ig bei Syltbm I I der Biene Oeffnungen gesehen {Haber, wollte (Taf. I, F ig .ji fl). Es wurde,
diéb’é Ansicht später v o n 'S i b b o lÄ n d S c h i e m e n z '” )' berichtigt’, indem" sie feststä lten , dass in der
betreffenden Intima keine wirklichen Löcher,^ondenjenur verschieden H H meist kreisrunde Einsenkungen
vorhanden kind, die durch Falten mit einander verbunden werd et/ Dieser Fehler ist L e y d i g sehr leicht
K l verzeihen, da 'sicherlich'jeder, welcher dieseblntimafalten zum ersten Male betrachtet, ^ iln e Weiteres
zu dgg Leydig’schen Ansicht kommen und in ihren KreuzUngspunkten Löcher v e rm u te n würde.
Was d |s Drüaenepithel betrifft, so besjtehtji.dasselbe aus sCHMpn, aber hohen Zellen, die im
o p tiseh jg Querschnitt eine ^ tö d e c k ig e Gestalt haben nach ansShij/: hin etwas angeschwollen sind
E d u S ..*%•' 2 V lij- Auf Schnitten besitzt deshalb die äussere Drtt&enwandung ein wellenförmiges
Aussehen. Der Kern Regt: stets in dem Theil der Zelle, welcher dein Lumen des Drüsensackes zugekehrt
ist. . An cHe:.k«|sere Seife des Epithels le g t’ sich eine deutlich wahrnehmbare Propria (Taf. I , Fig 3 pr)
an , in welcher Nervenfasern verlaufen,"'die sich'“von dem Nerv abzweigen, iler das zweite Maxillenpaar
innerviti' Aussérdem war ich Tnglätandei 'nsinige fe iiä Blutgefässe ¿in der Drüsenwandung z uR n s ta tire n .
Schliesslich /sei noch erwähnt, dass nahe bei der Ausmündungssteile der Kodabschnit; der Drüse
zwischen zwei Mnskelbündeln h in d u rch tritt, welche lÄ g f U rsprung von einer Sehnenulatte, die seitlich
vom Bauchmark gelegen is t, nehmen, und von denen sich das eine oberhalb, das andere unterhalb der
Dfüsenmündung inserirt.
S y s t e m I I I .
Djs dritte Drüsenpaar 'gehört den zweiten Maxillen a n g g |d e r e n Basis es auf der Ventralseite
des Kopfes mit zwei getrennten Ausführungsgängen nach aussen mündet. Seine Lagebeziehungen zu den
anderen Organen der Leibeshöhle stellen sich in folgender Weise dar:
In der Medianebene des Körper« bemerkt man eine e ig en tüm lich e ,.’scharf begrenzt«, gelappte
Zellenmasse von unbekannter Natur. Ueber dieser lieg t'd as Bauchmark mit dem Supraneuralgefäss. Zu
beiden Seiten dieser Organe liegen die Drüsen ‘von’System II I , wélcKeh. nicht weiter als bis.zur Höhe