z u s t im m en. Die auch bei uns so gemeinen Formen, wie Difflugia spec. spec., fe rn e r Arcella vulgaris,
Euglypha alv., fe rn e r auch Amoeba proteus, A . (Saccamoéba) verrucosa, Dactylosphaerium radiosum und andere
fand ich tha tsächlich in den Gewässern Córdobas ebenso häufig wie bei-Berlin. Dies g ilt endlich auch
von d e r Saccamoéba claäophorae, die ich zu e rst in Córdoba beobachtete, und dann e rs t u n te r ähnlichen Verhältnissen
h ie r (Biolog. Station, Friedrichshagen). Anderseits aber kann ich doch n ich t leugnen, dass
manche Formen in Córdoba ausserordentlich häufig a u ftre ten konnten, so Masügamoeba schulzei, während
ich die dieser so nahe stehende, von F . E. S c h u l z e beschriebene -M. aspera in Europa noch
nich t z a Gesicht bekommen habe, wie sie dann auch immerhin selten sein dürfte. Ebenso waren die
Nuclearia-'&rtigen Formen (einschl. Nuclearélla, Nuclearina etc.) in Córdoba überaus häufig, während ich
sie h ie r viel seltener antreffe.
Wenn nun Sch. weiterhin die Meinung aussp rich t — zweitens —, dass m it d e r Z e it sämmt-
liche europäische Formen auch in den aussereuropäischen Ländern sich ergeben werden, so mag dies
ebenfalls im Allgemeinen zutreffen, ohne indessen Einschränkungen auszuschliessen, wie w e ite r unten
noch e rö rte rt werden soll. Dass sieh aber „in einem aussereuropäischen Lande um so mehr europäische
und n ich t abweichende Formen h e rau sste ilen , je eingehender dieselben u n te rsu ch t werden“,
glaube ich au f Grund meiner Befunde wenigstens fü r die „abweichenden“ Formen bestre iten zu dürfen.
So t r a f ich doch in Córdoba so ausserordentlich ty p isch e u n d durchaus neue Formen an, die ich nach
meiner Rückkehr in Deutschland bisher vergeblich gesucht habe, obgleich ich mir alle Mühe gab, dieselben
Existenzbedingungen fü r sie zu schaffen. Ich h a tte reichliche Mengen von Schlammproben von
Córdoba mitgebra cht und s etz te h ie r K u ltu ren davon a n , jedoch mit völlig negativem Erfolge. Von
den systematisch so schwer zu cha rakterisirenden Amöben möchte ich h ie r absehen, da uns hier scharfe
Kennzeichen oft fehlen, abgesehen vielleicht von A . Hercules; solche Formen jedoch, wie Tricholimax
hylae, Mastigina chlamys, Rosaría argentimcs u. a. sind so ch a rak teristisch und so schwer zu übersehen,
dass ich meine, man h ä tte sie in Europa oder Nordamerika län g st gefunden, wenn sie eben da wären.
Tricholimax im besondem, die p arasitisch im Darm einer Anuren larv e le b t, findet offenbar h ie r hei
uns n ich t ih re Existenzbedingungen, da ih r W ir th , eben jene Anurenlarve, bei uns fehlt. Ich muss
dahe r gegen Schewiakoff die Ansicht au frech t e rh a lten , dass es u n te r den Protozoen Lokalformen
gieb t resp. solche, die geographisch beschränkt sind. Wo h l mag die Zah l dieser Formen eine geringe
sein, und vielleicht wird, das gebe ich Schewiakoff gerne zu, diese Zahl sich bei eifrigem Nachforschen
noch mehr v erringern, aber dass sie ganz verschwinden wird, das, wie gesagt, bezweifle ich.
Wenn Sch. weiterhin fo rtfä h rt — v ie rten s —, dass d e r P ro zen tsa tz d e r aussereuropäischen
Formen fü r die A rten n u r 11,8 b e tr ä g t, so möchte das wohl ric h tig sein. Man muss hierbei jedoch
beachten, dass mit Ausnahme von Central- und Westeuropa, sowie von gewissen Theilen Nordamerikas
doch in anderen We ltth eilen und Ländern, selbst tro tz Schewiakoft’s eifriger T h ä tig k e it, ausserordentlich
wenig au f Protozoen gea chtet worden ist. W e r h a t von guten Protozoenkennern denn auch Gelegenheit
und Müsse, sich vielleicht auf einige J a h re an einem Orte festzusetzen, um die do rtig e Protozoenwelt
sorgsam zu s tu d iren ? D er r e i s e n d e N a tu rfo rsch er freilich , d e r ausserdem mit Sammeln, Konser-
v iren etc. tü c h tig zu th u n h a t , kann kaum viel mehr th u n als festzustellen, dass e r eine Amoeba,
Arcella, Heliophrys oder dergl. u n te r dem Mikroskop habe. E r wird a u c h , namentlich wenn ihm die
L itte r a tu r fe h lt, kaum im Stande sein, die Organisation d e r ihm vorliegenden Amöbe zu ergründen,
um d a rau fh in ih re Zugehörigkeit zu einer bestimmten Species zu entscheiden. Es w ird in neuerer
Z e it so seh r viel fü r die wissenschaftliche, speciell zoologische Erforschung fremder Länder, besonders
Afrikas, gethan. D a ran is t bisher aber wohl kaum gedacht worden, irgend ein möglichst extrem liegendes
Gebiet, sagen w ir Centralafrika, a u f seine Protozoenwelt eingehend zu durchforschen. Als ich nach
Córdoba, jen er dem W e ltv e rk eh r entrü ck ten Steppenwaldoase, ging, w a r dies der mich leitende Gedanke.
Leider h a tte ich freilich mit Mühseligkeiten aller A r t zu kämpfen, so dass ich mein Ziel bei
weitem n ich t erreichte. Dennoch abe r hoffe ich doch zu einigen allgemeineren Schlüssen gelangt zu
sein, zu Schlüssen, welche freilich eine abschliessende Erledigung d e r uns vorliegenden F ra g e : Ob
kosmopolit, ob geographisch begrenzt, noch nich t zulassen. Um so w erth v o ller wäre es daher, wenn
diese F rag e re ch t bald wieder von einer berufenen K ra ft aufgenommen werden würde. Es handelt
sich ja nicht allein darum, so und so viele Protozoen zu untersuchen, sie in die passenden Species zu
vertheilen und eventuell neue festzustellen, sondern um die gewiss g r o s s e und a l l g e m e i n w i c h t
i g e F ra g e : Ob d i e P r o t o z o e n v o n d e n ü b r i g e n T h i e r e n — von den bekannten Ausnahmen
(Hund etc.) abgesehen - S t e i n e A u s n a h m e m a c h e n u n d w a h r e K o sm o p o l i t e n s i n d o d e r
n i c h t . Zu r Entscheidung dieser F ra g e abe r d ü rfte ein Gebiet besonders geeignet sein, nämlich gerad
e Cen tra la frik a , dessen T h ie r weit neuerdings so eingehend behandelt worden ist. Obwohl wir
j a die Protozoen nicht ohne We itere s zu den Thieren rechnen wollen, sondern sie lieber als P ro tisten
ansprechen, so meine ich doch, dass in d e r Behandlung der Thierwelt Afrik as eine empfindliche Lücke
geblieben is t insofern, als die Protozoen dabei viel zu kurz gekommen sind (Nr. 50). F reilich mag
dies ja in äusseren Umständen begrü n d et sein, denn die Protozoen können weder als S p iritu sp rä p a ra t
noch als Balg k o n se rv irt und v e rsan d t w e rd en , und man kann von einem reisenden Naturforscher
unmöglich v erlangen, selbst wenn es ein Stuhlmann i s t, dass er Specialkenner au f dem Gebiete der
Protozoen sei und dass e r diesen die erforderliche Ze it widme.
I s t es nun endlich, wie Schewiakoff — fünftens — a u s fü h rt, n ich t ausgeschlossen, dass man
aussereuropäische Formen auch noch in Europa antreffen wird, so möchte ich auch diesen Satz u n te rschreiben,
freilich wieder m it einer Einschränkung. So fand Sch. die in Neuseeland beobachtete Ciliate
Strobilidium adhaerens in Heidelberg wieder, und mir erging es so hinsichtlich der Saccamoéba cladophorae.
Wie indessen schon oben ausgeführt, bezweifle ich durchaus, dass a l l e ausserhalb Europas gefundenen
Protozoen nach und nach in Europa resp. in Deutschland zum Vorschein kommen werden. W e n n
a b e r a u c h n u r e i n i g e P r o t o z o e n e i n e A u s n a h m e m a c h e n , so k a n n m a n d i e P r o t o z
o e n d a n n n i c h t a l s k o sm o p o l i t e b e z e i c h n e n , so meine ich. Nun käme freilich hinzu, wie
sich die E x i s t e n z b e d i n g u n g e n der Protozoen verhalten. Sind diese Bedingungen überall im
Wesentlichen dieselben oder sind sie es n ich t? Im ersteren Falle läge sodann ein g u te r Grund vor,
sie als kosmopolite zu e rk lä ren , im le tzteren Fa lle aber kaum. Sch. äu s s e rt sich nun d arüber wie
folgt (1. c. p. 147): „Bezüglich d e r Existenzbedingungen wissen wir, dass die Protozoen im Allgemeinen
re ch t geringe Anforderungen stellen, und diese im Grossen und Ganzen so einfacher N a tu r sind, dass
sie überall au f d e r E rd e angetroffen werden können. W ir wissen,“ so f ä h r t Sch. fo rt, „dass die klimatischen
Verhältnisse von keiner besonderen Bedeutung sind, da die Süsswasser-Protozoen verschiedene
Temperaturen e rtrag en können“ etc.
Mag es nun auch w ah r sein, dass die Protozoen keine besonderen Anforderungen an Nahrung,
W o h n o rt etc. stellen, so glaube ich doch ganz im Gegensatz zu Sch., dass sie in e rs te r Linie klimatischen
Einflüssen unterworfen sind. Es mag ja auch hier wieder eine seh r grosse Zahl von P ro tozoen
geben, die ausserordentlich hohe Temperaturdifferenzen zu e rtrag en vermögen, und dies werden
alle r Wahrscheinlichkeit nach die K o sm o p o l i t e n sein. Andere aber werden sich vielleicht bei niederen
T emperaturen wohl fühlen, und andere endlich bei höheren. Wie Sch. selbst c itirt, sistiren die
Bewegungen d e r Protozoen hei 40° C. mit E in tr it t des Todes (1. c. p. 126). Wie nun weiter unten
noch gezeigt werden soll, fand ich in Córdoba Protozoen, die in einem kleihen Wasserbecken lebten,
dessen Temp eratu r au f über 40°, nämlich ca. 42° kam. Auch meine kleinen Aquarien, die theilweise
B ib lio tb e ca Zoologica. Heft 12.