sämmtlichen Pseudopodien und geht nach innen ohne scharfe Grenze in das Entoplasma über, das bei
einem Individuum gar keine, bei einem ändern ganz feine, blasse Körnchen erkennen liess, wie wir sie
von Amoeba pellucida her kennen (vgl. Taf. I, Fig. 6). Sie waren um die Vacuolen herum etwas
dichter gelagert, eine Erscheinung, die, auch an anderen Orten auftretend, sich wahrscheinlich so
erklärt, dass jede Vacuole als ein kleines Tröpfchen im Plasma entsteht und nun bei ihrer immer
wachsenden Ausdehnung das körnige Plasma nach, allen Seiten hin fortschiebt und dadurch in ihrer
nächsten Nähe zusammen drängt, so dass es j etzt dichter erscheint. Der übrige Plasmainhalt setzt
sich aus einer erheblichen Anzahl gleichmässig vertheilter Körperchen zusammen, die denen von
A. pellucida analog sind (vgl. Taf. I, Fig. 3). Nur sind sie nicht so grünlich, sondern reingelb und
z. T. fast weiss. Theils sind es Krümel, theils di'stinkte Krystalle und endlich Körnchen, alle von
gleichem Glanz und gleicher Beschaffenheit, abe r von verschiedenster Grösse bis zu feinem Staube
hinab. Bei dem einen Individuum schienen so dann noch einige gröbere, abe r sehr blasse flockenartige
Körper vorzukommen, ferner mehrere kleine farblose Fetttröpfchen.
Den K e r n sah ich in der Einzahl als kugeliges oder elliptisches Bläschen von beträchtlicher
Grösse (ca. 10 p d) und mit einem normal grossen Morulit versehen, das sehr rauh und höckerig war.
Dabei bestand es aus einer trüben bläulichen, resp. gelblichen Substanz, die einige verschieden grosse
dunklere Flecken beherbergte, welche keine Körnchen vorstellten.
Eine kontraktile Vacuole fehlt nicht und ist in d e r Ein- oder Mehrzahl vorhanden. Im ersteren
Falle wurde sie grösser als der.Kern, im letzteren Falle wurde es n u r eine, während die übrigen kleiner
blieben. Alle waren violett, aber nur bei der grössten vermochte ich eine zeitweise Contraktion zu konstatiren,
der eine langsame Füllung folgte. Beim Vorwäriskrieehen blieben diese Vacuolen mehr hinten. Von
Fremdkörpern bemerkte ich nur eine Anzahl von Bacillen im Plasma, die ihres matten Aussehens wegen
fü r todt gehalten wurden.
D a c ty lo sp h a e rium rad io sum E h r b g .
Abbild. Taf. I, Fig. 5, Vergr. 1200; Taf. IV, Fig. .18.
Synon. Amoeba radiosa. A. diffluens Ehrbg. (?) — Astramoeba Vejdowsky.
'Un ter allen nackten Amoeben ist die uns hier beschäftigende ohne Zweifel eine der häufigsten,
am weitesten verbreiteten und am leichtesten zu charakterisirenden. W ir kennen, sie schon von
E h r e n b e r g 1) und D u j a r d i n 2) her und verdanken H e r tw i g und L e s s e r 8) die Aufstellung des
Genus Dactylosphaerium, mit der Species D. vitreuvi. Wie es scheint, ist auch die als Podostoma von C l a p a -
r e d e und L a c h m a n n 4) bezeichnete Form hierher zu beziehen, und endlich die von L e i d y 5) so g u t
gekennzeichnete Amoeba radiosa. Es scheint mir angebracht, den Genusnamen Dactylosphaerium. beizube*)
(No. 10) Infusionsthierehen. p. 128, Taf. VII, Fig. XIII.
2) (No. 15) Dujardin. Infusoires 1841 p. 236—39 (A brachiata, A. ramosa).
®) (No. 16) R. H e r tw ig und L e s s e r . Ueber Rhizopoden etc. p. 54 fg. Taf. II, Fig. 1.
*) (No. 17) Etudes s. 1. Infusoires etc. p. 441, Taf. 21, Fig. 4—-6. "j
5) (No. 2) Fresh Water Rhizopods. p. 58—62 Taf. IV, Fig. 1—18..
halten und au f Amoeben mit langen, etwas spitz endenden Pseudopodien zu beziehen, zum Unterschied
von der Gattung Amoeba, wo ihre Länge nicht viel die des eigentlichen Körpers übertrifft, ohne dass
damit natürlich eine scharfe Grenze gezogen werden könnte.
Das D. radiosum erhielt ich besonders im November aus einer Blumeninfusion, ferner im
Decembef, Jan u a r und F eb ru ar aus Teichwasser u. s. w. in einer bedeutenden Anzahl von Exemplaren.
Werden die Pseudopodien annähernd allseitig ausgestreckt, so erhält unser Dactylosphaerium eine gewisse
Aehnlichkeit mit einer Helioamoebe oder einer Heliozoe, indem d e r eigentliche Körper danach strebt, die
Kugelgestalt nach Möglichkeit beizubehalten. Sein Durchmesser ist dann ca. 14 bis 22 nach P e n a r d
(1. c. No. 4, p. 131) bis 30 (.i, während die Pseudopodien 5-, 6- und sogar 8mal so lang, oder gar noch
länger werden können. Sind nämlich ihrer mehrere vorhanden (Taf. I, Fig. 5), so bleiben sie relativ
kurz, da ja die Masse des Körpers nicht zu einer Weiterentwicklung hinreichen würde. Oft aber
reduziren sich die Pseudopodien au f n u r drei (cfr. L e i d y 1. c. 2, Taf. IV, Fig. 6), zwei oder gar
ein einziges, die nun jen e ganz kolossalen Längendimensionen annehmen können, wobei die gesammte
Gestalt bald eine langgestreckt spindelige oder stecknadelkopfförmige zu werden im Stande ist. Es sind
dies Verzerrungen, die kaum bei einer ändern der hierher gehörigen Amoeben zu konstatiren sind.
Die Pseudopodien sind gewöhnlich von ungefähr gleicher Ausbildung. ' Sie entspringen zwar
ziemlich unvermittelt mit k räftiger Basis, verjüngen sich jedoch ganz gleichmässig nach dem freien Ende
hin, ohne indessen so spitz wie der Strahl einer Heliozoe zu enden. Dennoch kann man sie je nachdem
als pfriemförmig oder langfingerförmig bezeichnen. Sie stellen ferner recht beständige Gebilde vor, und
n u r seltner sieht man eins heranwachsen, ein anderes eingezogen werden, wobei ersteres in einem langsamen
Ausstrecken besteht, letzteres hingegen in einem Erschlaffen des Pseudopods, das sich nur, wie
auch P e n a r d angiebt, entweder korkzieherartig zusammenrollt oder mehr sackartig zusammenzieht, indem
es beim Kürzerwerden erheblich dicker wird (Taf. I, Fig. 5). Es wird dann also mehr kurz-fingerförmig
u n d endlich bruchsackartig. Eine gewisse Drehung um die Längsachse war dabei auch wohl zu bemerken.
Ganz frisch entstandene Pseudopodien sind etwas schlanker als schon länger bestehende und enden öfters
mit einem kleinen, zum Festheften dienenden Knöpfchen, wie es auch bei den Heliozoen vorkommt.
Die Bewegungen dieser Pseudopodien haben uns besonders zu beschäftigen. Bei ihrer Podostoma,
die auf unser D. radiosum bezogen wird, glaubte s c h o n C l a p a r e d e u n d L a c h m a n n (I.e. No. 17 p. 441 fg.)
an einzelnen Pseudopodien geisselartige Bewegungen zu sehen, und sie wurden in ihrer Ansicht verschiedentlich
unterstützt, so von M a g g i (1. c. No. 18 Bend. R. Istit. Lombard. IX 1876), d e r diese Pseudopodien
sogar mit einer terminalen Oeffnung versehen und hohl hielt. Es möchte mir aber doch scheinen, als wenn die
Erstgenannten wie auch der Letztere überhaupt kein Dactylosphaerium, sondern vielmehr eine geisseltragende
Amoebe vor sich hatten, etwa eine Form, die ähnlich einer unserer Mastigamoeben wäre. B ü t s c h l i
hingegen, der zwar einen Unterschied von unserem Thierchen festhalten wollte (1. c. No. 19 p. 177. und
No. 24,^p.-Protozoa I. p. 177), und bedingungsweise das Genus Podostoma beibehielt, konstatirte doch an zeitweise
entwickelten, strahlenartigen, langen Pseudopodien heftig geisselnde Bewegungen, die mit der Nahrungsaufnahme
in Beziehung stehen. L e i d y (1. c. No. 2, p. 59) ferner machte ähnliche, abe r doch etwas
abweichende Beobachtungen, denn er sah n u r ein leichtes Oscilliren und Drehen, u n d einige Male bloss
gerieth ein Pseudopod mehr als gewöhnlich in „a tortuous course“ . P e n a r d endlich fand, dass die