handelt habe. Bei den ferner stehenden Gattungen Idothea und Oniscus, welche M a y e r ebenfalls in
dieser Hinsicht untersuchte, vermochte er überhaupt keine Andeutung ähnlicher Verhältnisse nachzuweisen.
Seitdem ist die von M a y e r angeregte F rag e mehrfach Gegenstand der Erörterung in der Iso-
podenliteratur gewesen, ohne jedoch in irgend einem bestimmten Falle zu einer sicheren Entscheidung
zu gelangen. So deutete W e b e r 1) gewisse Zellengruppen im Epithel der Samenblasen bei Trichonis-
ciden als rudimentäre E ie r; eine Auffassung, die durch L a V a l e t t e 2) späterhin zurückgewiesen wurde.
Wenn andererseits F r i e d r i c h 3) die von L e r e b o u i l l e t beschriebenen Anhänge an der Spitze der
drei Hodenschläuche der Onisciden als Reste von Ovarien in Anspruch genommen hat, so scheint mir
der Umstand, dass diese Gebilde in dreifacher Zahl jederseits vorhanden sind und ihre Lage an der
Spitze d e r Hoden einer solchen Deutung wenig günstig zu sein. Durchmustern wir weiterhin die zahlreichen
Darstellungen, welche wir über die Anatomie der Genitalorgane anderer Isopodenfamilien besitzen,
so kann aus diesen keine Bestätigung der Hypothese M a y e r ’s für weitere Formenkreise hergeleitet
werden, wobei freilich nicht zu vergessen ist, dass alle jene Untersuchungen ohne besondere
Rücksicht auf diesen P u n k t angestellt worden sind.
Diesen teils anfechtbaren, teils negativen Befunden gegenüber habe ich bereits in einer vorläufigen
Mittheilung4) darauf hingewiesen, dass es in der That eine Familie der Isopoden giebt, in der solche
Reste einer hermaphroditischen Anlage der Geschlechtsdrüsen bei den Weibchen wenigstens in ganz
charakteristischer Ausbildung angetroffen werden: die Sphaeromiden.
Als Untersuchungsobjekt diente Sphaeroma rugica/uda. Ich fand dieselbe in einem kleinen Brackwasserbecken
bei Neufahrwasser in unmittelbarer Nähe des Ostseestrandes, wo sie bereits von Z a c h a r i a s 5)
erwähnt wird. Da dieses Becken „Der Kolk“ den Ueberrest einer früheren Weichselmündung, ein
künstlich von der See wie von dem Flusslauf abgeschlossenes Altwasser darstellt,6) so d a rf wohl vermutet
werden, dass die Species zur Zeit der Verbindung des Kolks mit der Ostsee in denselben eingewandert
ist. Während sie aber in der See verhältnissmässig selten (in der Danziger Bucht bisher
überhaupt noch nicht) beobachtet worden ist, tritt sie dort namentlich am Ufer unter Steinen und in
Höhlungen derselben, in ausserordentlicher Menge auf: ein Beweis, dass das brackige Wasser dem Leben
der A rt gans besonders günstig ist.
Ehe ich zur Beschreibung de r Genitalorgane übergehe, will ich einige Bemerkungen über die
äusseren Unterschiede der Geschlechter vorausschicken.
Noch 1873 stellte Hesse7) die Behauptung auf, dass die unter dem Gattungsnamen Cymodocea
zusammengefassten Arten lediglich Männchen seien und als solche zur Gattung Sphaeroma, die allein
1) Archiv f. mikr. Anat. Bd. 19. 1881. p. 579.
s) Commentatio de Isopodibas. Bonnae 1888.
3) Die Geschlechtsverhältnisse der Onisciden. Inaug.-Diss. Halle 1883.
| | Zool. Anz. 1890. Nd. 351.
8) Z a c h a ria s . Faunistische Studien in westpreussischen Seen. Schriften der naturforsch. Gesellsch. in Danzig
N. F. 6. Bd. 4. Heft, p. 56.
6) Siehe Seligo. Mittheilungen über Fischerei in Westpreussen I. Die Gewässer bei Danzig und ihre Fauna.
7) H e s se . Mémoire sur la famille des Sphéromiens etc. Ann. des sc. nat. 5 sér. XVII. 1873.
au f Weibchen begründet sei, gestellt werden müssten. Dem gegenüber betonte schon H a r g e r 1), dass er von
Sph. quadridmtata typische Männchen gefunden habe, welche in ihrer äusseren Körperform den Weibchen
vollkommen glichen und nur durch den Besitz von zwei penes am siebenten Thorakalsegment und
durch die für die männlichen Asseln charakteristischen griffelförmigen Fortsätze am zweiten Pleopoden-
paa r ausgezeichnet seien. Nachdem dann später auch G l e r s t ä c k e r 2} mitgetheilt h a tte , dass er von
Sph. serratum der Ostsee ebenfalls zahlreiche Männchen mit den genannten Charakteren beobachtet hätte,
konnte die ohnehin kaum begründete Vermuthung H e s s e ’ s endgültig als widerlegt betrachtet werden.
Freilich enthalten, dm beiden citirten Angaben, in Form beiläufiger Notizen mitgetheilt und durch
keinerlei Zeichnungen e rläu tert, Alles, was über die Männchen der Gattung Sphaeroma zu unserer
Kenntniss gelangt ist. Es dürfte daher nicht überflüssig seih, auf eine Beschreibung der Geschleehts-
thiere an der Hand vjin Abbildungen näher einzugehen, um SO weniger, als die Männchen von Sph.
rugicauda bisher nirgend erwähnt, noch''in bildlicher Darstellung wiedergegeben worden sind.
eine % tra c h tu n g v < p der E ü c k # s e jte (Taf. I, Fig. 3 ü. 4) zeigt, dass Männchen und
Weibchen in ihrer äusseren :fj>rm nicht unwesentlich verschieden sind. Das We ibelen erscheint überall
jljeichmässig b re it; die Zeitlichen Ränder des Körpers verlaufen nahezu parallel zu einander yjin vorn
nach hinten ; das Abdomen ist kurz und halbkreisförmig a b g e ru n d g Beim Männchen dagegen spitzt
sich der Körper nach dem Kopfe etwas zu und verbreitert sich gegen das Abdomen hin, welches sieji
seinerseits w i e ® beträchtlich nach hinten verschmälert und schliesslich in einen horizontal gerichteten
schirmartig hervorragenden kurzen Schwanzfortsatz ausläuft. Bemerkenswerth ist, dass bei gleicher Grösse
der Thiere das Abdomen beim Mägnehen bedeutend länger und im Ganzen mächtiger entwickelt ist,
als beim Weibchen.
Noch deutlicher tritt d e r verschiedenartige Habitus bei Betrachtung von der Bauchseite hervor
(Fig. 1 u. 2)i)i.Auch hier zeigt sich, dass das Abdomen dös Männchens bei gleicher K®t[>ergrösse erheblich
länger und breiter ist und dass namentlich die beiden flossenartigen Spaltäste des letzten Pleopoden-
paares h e i dieSem ganz besonders mächtig ausgebildet sind.
Die äusseren Genitalöffnungen des Weibchens liegen wie bSi, ,allen weiblichen I s o p |g ||a n der
Basis des fünften Thorakalbeinpaares und erscheinen als schmale schräg gerichtete Spalte (Fig. 1 goe).
Am zweiten, dritten und vierten Beinpaar treten uns die stummelförmigen Anlagen der Brutlamellen
(lam) entgegen, die wir in Fig. V bei einem älteren Weibchen in vollkommener Ausbildung vor uns sehen,
Das Männchen (Fig. 2) besitzt am hinteren Bande des siebenten Brustsegments zwei kurze
penes (pe), in welche die vasa deferentia hineinmünden. Diese verlaufen, wie wir schon bei äusserlieher
Betrachtung durch die Haut hindurch wahrnehmen können, divergirend unter der Bauchdecke hin,
um sich dann nach oben und vom zurückzubiegen. TJeberdies sind die Männchen durch die beiden
griffelförmigen Fortsätze (gr) am zweiten Pleopodenpaar ausgezeichnet, welche wohl nach Analogie anderer
männlicher'Isopoden als Hilfsörgane bei der Begattung aufzufassen sind.
*) H arg er, Sull. Amer. Jour. 3 sei*, vol. 5 1873. p. 314.
*) G e rs ta c k e r Bronn. Klassen und Ordnungen, V. Bd. 2 Abth. p. 109,,