und vielleicht auch immunen Riisslers den Verfolgungen seitens dev Insectenfresser weniger ausgesetzt
ist.
Weiter erinnern nach G e r s t ä c k e r die Arten der neotropischen Gattung Phylloscyrtus Guer.
durch ihren eigenartigen Habitus an Cicindelen, wie es schon bei dem südeuropäischen Triyonidium
cicinddoides in geringem Grade angedeutet ist.
Der sehr seltene blasse, flügellose Stenopelmatus monstrosus portentosus Hbst. ? (Cap) [Mus. Berlin]
endlich mit einem ganz colossalen Kopf, der nur Maske und grossentheils holil ist, erinnert etwas an die
„Soldaten“ der Termiten. (Jeher seine Lebensweise ist mir nichts bekannt.
Ob die eigenthümliche Körperform der Proscopien, welche in so hohem Grade an die der Phas-
miden erinnert, als Anpassung an letztere oder als Resultat einer blossen durch die Gleichheit der Lebensweise
etc. bedingten Convergenz aufzufassen is t, wage ich nicht zu entscheiden. Anscheinend sind die
Proscopien viel seltener als Phasmiden und kommen nur an Orten v or, wo auch letztere sich finden.
Ebenso besitzen die Phasmiden trotz ihres offenbar gegen Thierfresser schützenden Kleides vielleicht eine
gewisse Immunität bestimmten Feinden gegenüber, die sie entweder einer bestimmten Blattnahrung, — sie
sind sämmtlich phyllophag —, oder den grossen am Prothorax sich öffnenden Stinkdrüsen verdanken. l)
Unter den Locustinen erinnert die eigenthümliche Gattung Condylodera Westw. mit verkümmerten
Flügeln, vorgequollenem grossäugigem Kopf, zweimal eingeschnürtem, schmalem Prothorax,
stummelförmig verkümmerten Flügeln, langen Beinen und Fühlern und himmelblauer Färbung nach J. 0 .
W e s tw o o d 2) derart an Tricondyla, eine Gattung der räuberischen Sandlaufkäfer; dass selbst dieser ausgezeichnete
Forscher sie lange Zeit in seiner Sammlung unter den Cicindelen stecken hatte. Sicher ist
diese Aehnlichkeit des sehr seltenen zarten Geradflüglers mit einem der stärkst bewehrten und gepanzerten
Raubinsecten für die Arterhaltung des ersteren von bedeutendem Nutzen, da besonders die Laubheuschrecken
eine so gesuchte Kost bilden.
Die rein neotropische Gattung Scaphura Burm. zeichnet sich vor der verwandten Gymnocera Brüllt
besonders durch die Fühler aus, die eine Strecke hinter der Basis stark verdickt und beborstet sind.
Dadurch verschwindet der lange terminale Theil für das Auge und e r s c h e i n e n die Fühler kurz wie bei
Sandwespen. Besitzen bei Sc. Vigorsii Krby. beide Geschlechter braune Flügeldecken, einen blauen
Hinterleib und weissgebänderte Schenkel, so träg t bei Sc. nitida Perty der Leib einen gelben Seitentüpfel,
während ein Weibchen von Sc. Kirbyi Westw. gelbe Tüpfel auf dem ersten und einen breiten gelben
Gürtel auf den fünf folgenden Ringen hat. Nach H. B u rm e i s t e r fallen alle diese Formen vielleicht als
Varietäten unter e i n e Art zusammen. Wie zuerst H. B a t e s 3) hervorhob, erinnern die Scaphuren auch
in ihrem Benehmen durchaus an Angehörige der Mordwespen, so besonders an Pepsis-, Priocnemis- und
Pompilus-Arten. Da letztere für ihre Brut oft ausschliesslich Heuschrecken4) eintragen, liegt hier der
Schutz des verfolgten Thieres in der Aehnlichkeit nicht mit einem Familienangehörigen, sondern mit
seinem Verfolger.
’) Vergl. E. Ha a s e , Zur Anatomie der Blattiden. (Zool. Anzeiger, XII, 1889, p. 171.)
*) J. 0. W e s t w o o d , Illustrat. of Relationships etc. (Trans. Linn. Soc. 1887, p. 419.)
3) H. W. B a t e s , Contributions to an Insect Fauna of the Amazon Valley. (Trans. Linn. Soc. London, XXIII, p. 509.)
*) Nach A. Hand lira c h (Zool. bot. Ges. XXXIX, 1889, Sitzungsber. p.81) lebt Sphex besonders von Orthopteren»
dasselbe gilt z. B. nach K o h 1 auch für unsere Tachytes spoliata und obsoleta.
Eine interessante Anpassung an Ameisen bietet die kleine, zu den Phaneropteriden gehörige
Myrmecophana fu lla x Brunn, aus Ambucarra im Sudan. Nach B r u n n e r 1) h at der breite Kopf des fast
schwarzen Insects ziemlich die richtige Form des Ameisenkopfes; auch die Fühler „erscheinen abgekürzt
und von der Basis etwas verdickt, sodass die gebrochene Form (der Ameisenfühler) so gut als möglich
nachgeahmt erscheint.“ Das Pronotum ist sehr bucklig, und „auch die Hinterschenkel haben ihre normale
Stärke zu Gunsten der Ameisenform nach Thunlichkeit eingebüsst.“ Durch Verdeckung der Abdominalbasis
durch rein weisse Seitenbinden werden „ v o l l k omme n s c h a r f di e C o n t o u r e n des Am e i s e n l
e i b e s n a c h g e a h m t n n d d a d u r c h d as B i l d d e r l e t z t e r e n d a r g e s t e l l t “ Auch hier dürfte
der Schutz besonders gegen den Angriff von Grabwespen wirksam sein.
2. Mime tisch e A n p a s su n g u n te r d en H em ip te ren .
Während bei einzelnen neotropischen Heteropteren (Coreoden) eine lycoide (blau-gelb-blaue)
Färbung der Flügeldecken vorkommt (Pctalops iW Ä u ü s S tä l; Paryphes laetus F .; P. flavuinctus Stä.1), so macht
doch diese allein die Isyois-Aehnlichkeit, welche wir bei den Käfern genauer besprechen werden, noch
nicht aus. Aehnliches gilt für die etwas an Cocoinellen erinnernden Arten der afrikanischen Gattung
Sphaerocoris Burm. (S. Argus F., Cap) und Pachycoris Burm., Angehörige der Schildwanzen.
V o n den zahlreichen Fällen mimetischer Anpassung von europäischen Wanzen, welche 0 . R e u t e r 2)
in einer besonderen Arbeit auseinandersetzt, beschränke ich mich auf die Aufnahme derjenigen, welche
ich entweder nachprüfen konnte oder nach dem Text für besser begründet ansehen muss. Von denjenigen
Formen, welche n u r im L a r v e n - u n d N y m p h e n s t a d i u m Ameisen gleichen, lebt die
Larve der Coreide Älydus ealcaratus L. in der That an den meisten Orten mit Arbeiterameisen der
Formten m /a L. zusammen, der sie auch in dem gewandten Laufe derart gleicht, dass es einiger Aufmerksamkeit
bedarf, um sie zu unterscheiden. Hierzu trägt nicht nur die röthliche Farbe des Thorax bei,
sondern auch die Form des Hinterleibes, denn letzterer ist an der Basis deutlich eingeschnürt und hinten
etwas aufgeblasen. Auch sind die Beine noch verhäUnissmässig kurz und dünn und denen der Ameise
ähnlich gefärbt, und die Fühler sind wie bei letzterer an der Basis aufgehellt.
Von Capsiden erinnert bei Mimoeoris courdatus Muis. et Rey (Mittelmeerländer) nach R e u t e r
nur das schwarzhraune W e i b c h e n mit verkümmerten Flügeln, lebhaft rothbraunem Kopf nnd Pronotum,
und an der Basis eingeschnürtem, hinten erweiterten Hinterleibe an Ameisen, in deren Gesellschaft es
lebt. Gleiches gilt nach R e u t e r für das seltene Weibchen von Systellonotus triguttatus L., welches nur
rudimentäre Flügeldecken besitzt und nach D o u g l a s (1. c.) mit dem der Formica fu sca zusammenlebt.
Nach F l o r (Die Rhynchoten Livlands, Dorpat 1860, I , p- 482) hat das Weibchen auch durch seine Be-
hendigkeit grosse Aehnlichkeit mit einer Ameise.
E n d l i c h findet sich nach R e u t e r in b e i d e n G e s c h l e c h t e r n eine ausgesprochene Aehn-
lichkeit mit Ameisen, die dem Hemipterologen besonders auffallen mag, bei einzelnen Heineren, weichen
Formen derselben Familie (Capsiden). So erinnern Pilophorus bifasciatus (dnnemopterus Kirschb.), der
') C. B ru n n e r v. W a lle n ,v y l, lieber hypertelische Nachahmungen hei den Orthopteren (Verl.. zool.-bot. Ges.
Wien 1888, p. * £ « 1 * ,, a . ^ ^ ^ (ölVul„ Rnska Velenskaps Soc. Förhandl. XXI,
1879, p. 140-198).