
Unter den Pieriden ahmen mehrere Eronia~yfeibchen (S. 35) Danaer nach, während Arten von
Dismorphia (S. 65) sich an Acraeen und Neotropinen, solche von Archonias an Acraeen, Heliconius- und
Pharmacophagus-Arten, solche von Pereute an Heliconier und endlich Perrhybris-Arten (S. 68) an Neotropinen
anschlossen. Unter den Papilioniden bilden die Rinnenfalter (S. 37, 45, 69) und Gosmodesmus - Arten
(S. 36 u. 45) z a h l r e i c h e Anpassungsformen an Danainen und Acraeinen, während tagsfliegende Chalcosiiden
sich in Ghalcosia und Mimeuploea an Danainen, in Erasmia und Eterusia an Agaristiden (S. 38), in Gingla
an Josien (S. 72) und in Gan&rhes (S. 38) an die Spannergattung Hcms anlehnen. Den mimetischen Castnien
dienen als Modelle Arten der Danainen, Neotropinen und Acraeinen, den mimetischen Pericopinen ausser
Vertretern der letzterwähnten zwei Familien noch gewisse Aristolochienfalter (Aeneas-Gr. von Pharma-
cophagus). Endlich passten sich gewisse Melameriden (S. 72) Arten von Acraeinen, gewisse Dioptiden
und Spanner Neotropinen an.
Aus der Abtheilung der Dipteren dürfen wir die Anpassung von wehrlosen Xylophagiden an
räuberische Asiliden (S. 77) hierherrechnen.
Unter den Wirbelthieren gehört hierher die Anpassung aglypher Ophidier an Vertreter der Vipe-
riden (S. 80) sowie die Anpassung gewisser Cuculiden an Vertreter der Dicruriden oder etwa Falconiden
(S. 81) und die gewisser Orioliden (Mimeta) an Meliphagiden (Tropidorhynchus).
Is t auch die Zahl derjenigen mimetischen Formen, die sich M o d e l l e n a u s e i n e r a n d e r e n
O r d n u n g angepasst haben, etwas geringer als diejenige der zur vorigen Kategorie gehörigen Fälle, so
erreicht doch hier der Ausbildungsgrad der Aehnlichkeit die höchste Stufe im Thierreich. Ausserdem ente
wickelt sich hier innerhalb e i n e r Familie meist die grösste überhaupt vorkommende Mannigfaltigkeit der
Anpassungsformen.
So erinnern unter den Orthopteren in der Familie der ^lattiden gewisse mimetische Arten von
Gorydia an Agaristiden (S. 6), von Cassidodes an Coccinelliden, von Paratropa an Gissura und Lycinen,
von Phoraspis an Lampyrinen (S. 7). Ebenso erinnern bei den Grylliden mimetische Arten von Stenopelmakts
an die Soldaten der Termiten (S. 8), von Scepastus an Pachyrhynchus (S. 7). Während unter
den Locustiden die Gattung Gondylodera wie das Grylliden - Genus Phylloscyrtus bestimmten Cicindelen
ähnelt (S. 8), haben sich andere abweichende Formen, so Scaphura (S.«8) Mordwespen angepasst, wie das auch
eine Reduviide (Spiniger S. 10) that. Andere Locustiden {Myrmecophana S. 9) passten sich wie die zahlreichen
mimetischen Coreiden und Capsiden unter den Hemipteren, und einzelne Coleopteren (Anthicus) dem
Ameisentypus an, während gewisse Homopteren sichVespiden als Modell nehmen (S. 10). Hierher gehört
auch die Aehnlichkeit der Neuropteren-Gattung BiUacus mit Tipuliden und die von Drepanopteryx mit
kleinen Bombyciden. Weiter erinnern unter den Coleopteren Glems-Arten und gewisse Cerambyciden an
Mutillen, andere Bockkäfer an Ichneumoniden, Vespiden und Sphegiden. Auch einzelne heterocere Lepi-
dopteren ähneln der Malacodermen-Gruppe der Lycinen, so Arten von Pionia und Glaucopiden (Lyco-
morpha, Mímica; S. 78—74). Häufiger sind dagegen wiederum Anpassungen von Seiten der Schmetterlinge
an aculeate Hymenopteren. So erinnern von Sphingiden gewisse einheimische Macroglossa-Arten an
Bombus-Arten, von Sesiiden die grossen Trochilien an Vespiden (S. 75); und vereinzelte Formen ■(.Scolio-
mima, S. 75) an Scolien oder (MeliUia S. 75) Anthophoriden. Die höchst ausgebildeten Anpassungsformen
der Glaucopiden endlich beziehen sich in Arten von Myrmecopsis und Sphecosoma (S. 47) wieder auf Vespiden.
Schliesslich finden wir unter den Dipteren zahlreiche meist wenig ausgebildete Aehnlichkeiten mit
stechenden Hymenopteren. So erinnern gewisse Asiliden und Syrphiden an Sphegiden, Scoliiden oder
Apiden (S. 78).
Endlich gehört hierher noch die Anpassung eines Vertreters der Nagethiere (Bhinosciurus tupaioides)
an einen solchen der Insektivoren ( Tupaia) (S. 81).
Anpassungen an V e r t r e t e r e i n e r a n d e r e n K l a s s e des Thierreichs beschränken’) sich auf
diejenigen an Ameisen seitens gewisser Araneiden (Attiden, Drassiden, Theridiidcn) und die wenig vollkommene
Aehnlichkeit des Batrachiers Phryniscus varius mit einer zusammengerollten Elapine.
Vergleichen wir nun schliesslich die sechs unterschiedenen Verwandtschaftskategorieen auf ihre
g e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g hin, so finden wir zunächst, dass von den Anpassungen der beiden
Untergattungen von Papilio an Pharmacophagus die von Papilio s. str. über die nearktische, indo-australische
und neotropische Region verbreitet sind, während die von Cosmodesmiis-Arten nur in der letztgenannten
auftreten.
Anpassungen an A n g e h ö r i g e d e r s e l b e n U n t e r f a m i l i e treten in jeder tropischen Region
auf, fehlen dagegen wie die Formen voriger Kategorien in der gemässigten Zone.
Dagegen ist unter den A n p a s s u n g e n z w i s c h e n A n g e h ö r i g e n d e r s e l b e n F a m i l i e
ein Fall (Melecta S. 11) auch in der paläarktischen, die Mehrzahl dagegen wieder in den tropischen
Regionen, besonders der neotropischen, entwickelt.
Zu den Anpassungen an A n g e h ö r i g e e i n e r v e r s c h i e d e n e n F a m i l i e kann man aus
der paläarktischen Region höchstens die wenig ausgebildete Anpassung einer Grabwespe {Stizus S. 11) an
Scplien rechnen, während im südlichen Gebiet der nearktischen Region schon drei Fälle mimetischer Anpassung
zwischen Lepidopteren (S. 47—48) auftreten.
Gegenüber der äthiopischen Region besitzt die indo-australische eine bedeutend grössere Anzahl
hierher gehöriger Mimicryfälle, was sich für beiden Regionen gemeinsame Gattungen (Hypölimnas, Elymnias)
schon aus der verschiedenen Artenzahl erklären lässt. Der äthiopischen Region ausschliesslich eigen-
thümlich sind dagegen Anpassungen der kosmopolitischen Lycaeniden an Vertreter anderer Familien.
Die höchste Ausbildung erlangen Anpassungen an V e r t r e t e r a n d e r e r F a m i l i e n wieder in
der neotropischen F au n a ; besonders traten in letzterer die Anpassungen z w i s c h e n im m u n e n F o rm e n
relativ häufig auf, die doch in den paläotropischen Regionen nur vereinzelt Vorkommen. Und zwar finden
wir sie nicht nur bei den Lepidopteren (Anpassungen von Heliconiden an Neotropinen etc.), sondern auch
bei den Coleopteren in den Nachahmungen von Erotyliden durch Melasomen und von Lycinen durch Ilispiden.
Im Gegensatz zu den bisher besprochenen Kategorieen sind die Anpassungen an A n g e h ö r i g e
e i n e r a n d e r e n O r d n u n g wenigstens bei den Insekten insofern weiter verbreitet, als ihre Modelle zu
den aculeaten Hymenopteren gehören. Doch sind die Anpassungen an letztere von Seiten der Homopteren
auf die neötropische Region beschränkt, wie die Anpassungen seitens der Vertreter anderer Ordnungen
(Orthopteren, Lepidopteren) an die Malacodermen. Zugleich treten uns in derselben Region diejenigen
mimetischen Formen entgegen, welche den höchsten Grad der Anpassung überhaupt erreicht haben:
Myrmecopsis und Sphecosoma (S. 77).
Sind- von den Anpassungen an V e r t r e t e r v e r s c h i e d e n e r C l a s s e n des Thierreichs diejenigen
der Araneinen (Attid., Drassid., Theridiid.) wohl über die ganze Erde verbreitet, so ist doch das
einzige Beispiel dafür, dass solche auch unter den Wirbelthieren sich anbalmcn könnten, die Aehnlichkeit
von Phryniscus varius mit Elaps, wieder der neotropischen Region eigenthümlich.
') Die Aehnlichkeit zwischen der Sporocyste von Di s tom um mi cr os tomui n und der Larve, der Fliegengattung
E r i s t a 1 i s ist unter Anderem nicht gross genug, um als durch Mimicry entstanden gedeutet werden zu müssen, wie dies durch
J. Th a l l w i t z („Ueber Mimicry“ Ges. Isis in Dresden 1890 Abh. 3, 5, 12) geschehen ist.