s c i t o d e r F l ü g e l e n t s t a n d . Im Allgemeinen dürfte die ersterwähnte Annahme Geltung haben. î.Sîs
sehen wir bei den ursprünglicheren Arten yon Elytnnias, der einzigen Gattung mit mimetischen, auf der
Unterseite eine ausgebildete Schutzmusterung besitzenden Weibchen, diese mehr oder weniger beibehalten
und damit die Gewohnheit verbunden, rieh bei Verfolgung ins Laubwerk zu schlagen. Nur bei denjenigen
Arten, welche sich an die auf der Unterseite der Hinterflügel so grell gezeichneten Formen von 'Jielias
anpassten, musste auch diese Färbung frühzeitig auf der Unterseite entstehen, um die Aehnlichkeit überhaupt
hervorrufen zu können. Bei den Euploeen-Nachahmern hingegen lässt sich ihre allmählige Entwickelung
aus der Schutzfärbung nooh deutlich verfolgen.
Weiter gleicht das mimetische Weibchen der kleinen neotropischen Pieride Archonius Potamea
Butl. nur auf der Oberseite dem Modell Acraea nox Bates $ (ïeucovnèlas Bates). Auch die Arten der neo>
tropischen Nymphalidengattung Protogonius gleichen in beiden Geschleohtern ihren Modellen (Helieonius
eucrate etc.) ebenfalls nur auf der Oberseite, während die Unterseite die in der Gruppe weit verbreitete
Schutzfärbung und Flügelform beibehalten h a t, welohe das ruhende Thier einem verwelkten noch am
Stengel festsitzenden braunen Blatt so täuschend ähnlich erscheinen lässt;
Eine interessante Ausnahme von der eben aufgestellten Regel bilden die afrikanischen Rinnenfalter
der Zenolia-Gruppe, deren Unterseite bereits in beiddteGeschlechtern, am ausgebildetsten allerdings bei
der kleinsten und seltensten Art, bei P. Gynorta E., an die des ruhenden W e ib ch e fe d é r Acraea gaea L.
erinnert, wofür man die Abbildungen auf Taf. I I I , deren Fig. | J auch für das Männchen gelten kann,
vergleichen wolle. Bei dem Weibohen von P. Gynorta F. (Boisduvaiia/nus Westw,) tritt)Mie für die Arterhaltung
so vortheilhafte Aehnlichkeit mit dem widrigen Modell endlich auch auf der Oberseite auf und
damit auch im Fluge in Wirkung.
Unter den in beiden Geschlechtern mimetischen Arten haben wir neben recht häufigen auch die
s e l t e n s t e n Formen der Nachahmer zu verzeichnen. Im Allgemeinen gilt aber der Satz, d a s s e i n e
Ar t , j e s e l t e n e r s i e ist;,, a u c h d e s t o me h r i n F l u g , Gr ö s s e u n d Z e i c h n u n g i h r em Mo d
e l l e g l e i c h t . Als Beispiele hierfür führe ich den erst einmal bisher gefangenen Pap. »*«' Oberth. die
Arten der Koprews-Gruppe und von Segelfaltern den schönen P. (Gosmod) ideoides Hew. an. Es wäre
von besonderem Interesse, zu erfahren, worauf die auffallende Seltenheit dieser in der Imago so ausserordentlich
gut geschätzten Arten beruht. Wahrscheinlich wird es hier die geringe Zahl der Eier dos befruchteten
Weibchens sein, welche die Seltenheit erklärt.1) >
Entwickelung der Mimicry zwischen immunen Schmetterlingen.
Unter den mimetischen Heteroceren finden wir neben den Angehörigen der unbeschützten Sphingiden,
Sesien, Castniiden, Dioptiden und Lipariden noch Arten aus anderen Familieh, welche wir nach ihrer Verwandtschaft
und den vorliegenden Beobachtungen am lebenden Thiere, ebenso wie die Glaucopiden2) für
1) Als Beleg für diese Ansicht verweise ich auf das interessante, Seite 5 mitgetheilte Verhältniss der Eizahl mimetischer
und nicht mimetischer Attiden. Vielleicht spielt hier die durch die Seltenheit der Nachahmer bedingte Inzucht eine Rolle.
2) Als Modelle der mimetischen Glaucopiden dienen statt der Schmetterlinge neben gewissen- Weichkäfern (Lycidae)
hauptsächlich stechende Hymenopteren.
r e l a t i v immu n ansehen müssen. Dahin gehören die afrikanischen Aletis helcita Cr. nachahmenden
Agansüden, Phaeagarista helcitoides Dew. und Eusemia FalJcensteinii Dew., dahin zahlreiche indische und eine
neotropische Ghalcosiide, dahin Arten der neotropischen Melameriden-Gattxmg Sangala und solche der Peri-
copidinen aus den Gattungen Pericopis, Esthema, Hyelosia. Es ist wohl über jeden Zweifel erhaben,
dass die Aehnlichkeiten gewisser Arten von indischen Chalcosiiden mit Aristolochienfaltern, Euploeen und
Ideopsis-Arten, die Aehnlichkeit gewisser Sangcda-Avten mit solchen von Acraea (Actinotis), die Aehnlichkeit
von Pericopidinen mit Neotropinen und Danainen nur als Producte mimetischer Anpassung an diese so
vielseitig als Modelle dienenden immunen Tagfalter angesehen werden dürfen.
Dass auch hier die mimetische Anpassung u r s p r ü n g l i c h v o n S e i t e n d e r "We i bc he n ausging,
zeigen zwei Pericopis-Arten. Bei P. Amphissa Cr. ähnelt nur das Weibchen, wie schon Fr. M ü lle r
erwähnte, allerdings erst unvollkommen, der gemeinen Acraea Anteas L., ebenso erinnert hei P. turbida Hb.
nur das weibliche Geschlecht (vevr. tricolora Hb.) an die bunten Männchen der Vertumnus-Gr. der Ari-
stolochienfalter.
Um die wenigen hierher gehörigen Anpassungen unter den Rhopaloceren d e r p a l ä o t r o p i s c h e n
Re g i o n zu erwähnen, so ähnelt das äusserst seltene als Eupl. configurata Butl. beschriebene Weibchen
von Eupl. Euctemon Hew. (Mindanao) in der Färbung etwas dem monomorphen auf Celebes häufigen
JDanaus Ismare Cr. und ist wahrscheinlich aus einer primären, an Eupl. Linnaei Moore $ (Claudia F.) erinnernden,
Danaerähnlichen Form hervorgegangen. Weiter erinnert das offenbar secundär viel stärker
als das Männchen aufgehellte Weibchen des den Aristolochienfaltern verwandten Eurycus Gressida Cr. an
dasselbe Geschlecht der in Australien so gemeinen Acraea Andromache L.
Auf b e i d e G e s c h l e c h t e r ausgedehnt ist die von R. T r i m e n zuerst als mimetisch angesehene
Aehnlichkeit des seltenen Amauris Phaedon F. mit der gemeinen Euploea Euphone L. (Insel Bourbon e tc .)l)
Dies führt uns zu der Schlussfolgerung, d a s s a u c h d i e i n d e r T r a c h t ü b e r e i n s t im me n d e n
d e n v e r s c h i e d e n s t e n G a t t u n g e n a n g e h ö r i g e n A r t -G r u p p e n u n t e r d e n n e o t r o p i s c h e n
He l i c o n i i n e n , D a n a i n e n u n d N e o t r o p i n e n P r o d u c t e m ime t i s c h e r A n p a s s u n g a n b e s
t im m t e mei s t zu i h n e n g e h ö r i g e F o rm e n s ind.
Diese Farbenanalogieen zwischen offenbar wenigstens der Unterfamilie (Neotropinen) oder der Familie
(Danaomorphen) nach verwandten, theilweise einen scharf begrenzten Verbreitungsbezirk einnehmenden
Arten aus offenbar allgemein immunen Gattungen schienen auch H. W. B a t e s so verwickelt, dass er,
um seine besonders auf die mimetischen Leptalis-Arten begründete Mimicrytheorie zu retten, es vorzog,
in die Definition der mimetischen Arten aufzunehmen, dass sie zu weit von einander entfernten Familien2)
gehören müssten.
Diese Einschränkung wurde bald darauf durch A. R. W a l l a c e ’s schöne Arbeit über „die Papi-
lioniden der malayischen Region“ umgestossen, in der er unzweifelhafte Anpassungen seitens bestimmter
an andere Art-Gruppen innerhalb der Gattung Papilio nachwies. In weiterer Ausführung zeigte ich dann
im ersten Theile dieser Arbeit, dass in der That in der Gattung Papilio drei anscheinend natürliche Untergattungen
enthalten sind, deren eine, Pharmacophagus, aus in bestimmtem Grade immunen Formen besteht
’) Hierher gehört auch die auffallende Aehnlichkeit des Dan. (Elsa) Morgeni Honr. (Centralafr.) mit Amauris Egialca Cr.
a) H. W. Bates, Contributions to an Insect Fauna of the Amazon Valley (Trans. Linn. Soc. XXIII), p. 502.
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