Ueber die Fortpflanzung d e r Eiclcenia kann nichts Bestimmtes ausgesagt werden. Ein einziges
Mal sah ich n u r , wie, wenn ich nich t ir r e , an d e r Stelle eines Buckels ein geisseltragendes, kleines
Wesen hervorkam, das leb h a ft an eine Schwärmspore erinnerte. E s mochte also vielleicht eine solche,
vielleicht abe r auch eine p a ra s itä re F lag e lla te oder etwas Aehnliche^ sein.
Es is t schon oben e rw äh n t worden, dass die Eickenia eine re ch t häufige Erscheinung w a r; ja
stellenweise t r a t sie — u n te r dem Microscop — geradezu scharenweise auf, s te ts aber in von einander
völlig g etrennten Individuen. Wie massenhaft sie war, liess sich fe rn e r ans dem Umstande ermessen,
dass sie grösseren Protozoen, z. B. den Paramäcien als Nah ru n g in solchem Massstabe dient, dass diese
von ihnen oft p ra ll e rfü llt waren.
Heliosphaerium spec.
Abbild. Taf. VII, Fig. 6. Vergr. = 1500.
D er h ie r zu behandelnde Organismus' fand sich in leider n u r einem einzigen Exemplar in einem
Aquarium, das längere Ze it schon gestanden h a tte (Januar). Obgleich e r sich längere Ze it beobachten
lless, so sei doch die Aufstellung eines besonderen Spcciesnamon vermieden, schon deswegen, weil auch
d ie Zugehörigkeit zu d e r G a ttu n g Heliosphaerium re ch t zweifelhaft erscheint.
Die Grösse des kugelig gedachten Körpers is t eine re ch t geringe, nämlich etwa 12 p im Durchmesser.
Die G e s ta lt is t auch mehr oder wenig kugelig, und n u r geringe und langsame Veränderungen
gehen d a rin vor sich.
Ch arak teristisch is t die membranartige Umhüllung, die zw a r n ich t eigentlich doppelt k o n tu rirt
e rsch ein t, aber doch re ch t d eutlich ist. E in wirkliches Häutchen mag indessen h ie r n ich t vorliegen,
sondern n u r eine, s tä rk e re „Verdichtung“ einer ektoplasmatischen Schicht.
Von pseudopodienartigen Bildungen sind zweierlei vorhanden, die allem Anscheine, nach nichts
miteinander zu th u n haben. Die einen, seh r viel zahlreicheren sind kurze, u n te r sich wohl gleich lange,
cy h n d n sch e Stäbchen, welche allseitig s ta r r abstehen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie bis ans
Ende oder bis fa s t dahin von gleichbleibender Dicke sind, die im übrigen mit der d e r eigentlichen
Pseudopodien an deren Basis übereinstimmt: ' Beweglich scheinen sie fe rn e r n ich t zu sein k u rz sie
machen den Eindruck von Hartgebilden, etwa von Kalkstäbchen etc., ohne indessen einen intensiveren
Glanz zu besitzen. Ih re eigentliche N a tu r konnte auch leider n ich t mehr festge stellt werden, da der
Organismus zu Grunde g in g , ehe Reagentien zu r Anwendung kamen. Es sei d ah e r n u r noch hinzu-
g e fü g t, dass die Substanz dieser Stäbchen eine h y a lin e und gleichförmige war. — Die anderen, die
s trah len a rtig en Pseudopodien sind seh r viel län g er und Übertreffen d a rin den Durchmesser des Körpers.
Im übrigen sehen sie ähnlich wie die von Heliosphaerium aster (s. d.) aus, also nicht fein, nadelförmig
sondern m it k rä ftig e r Basis und gleichmässig fein auslaufend. Auch sie bestehen ausserdem aus einem
feinen, körnerlosen Plasma, machen sich aber d u rch eine nich t unerhebliche Beweglichkeit, ein Schlängeln
und Biegen bemerklich, als ob sie ta steten . Sie scheinen auch eingezogen und wieder ausgestreckt
werden zu können, in welchem F a lle sie so k u rz und k ü rz e r als die oben genannten Stacheln werden
können; sie unterscheiden sich jedoch sofort von diesen durch ih r spitzes Ende.
DaS -flasma des Körpers lä ss t besondere Differenzierungen n ich t wahrnehmen. Als Einschlüsse
e n th a lt es eine Anzahl von grünen und b raunen Nahru n g steü en (Algen e tc .), . gröbere und feinere
Körnchen und eine am Rande liegende, grosse, k o n tra k tile Vacuole.
Microhydrella tentaculata n. g. n. sp.
Abbild. Taf. VII, Fig. 10. Vergr. = ca. 1000—1200.
(cfr. Nr. 40, p. 358 fg., Taf. XVII, Fig. 9 u. 10.)
Obgleich ein jed er weiss, was man im Thierreich u n te r „Ten tak e ln “ v e rs te h t, so lassen sich
diese Gebilde bekanntlich nich t leicht u n te r einen morphologisch sch a rf umschriebenen Begriff bringen.
Im Allgemeinen kann man sie wohl als meist langgestreckte dünne, also faden- oder stäbchenartige
Gebilde bezeichnen, welche von dem Körper aus g erich tet sind und denen weniger eine Form- oder
Gestaltsveränderung als vielmehr eine gewisse pendelnde oder schlängelnde Beweglichkeit zukommt,
mit d e r ein T a sten und Suchen verbunden zu sein scheint. In diesem Sinne sind ten tak e la rtig e Gebilde
eine re ch t seltene Erscheinung bei den Protozoen, denn die Pseudopodien der Rhizopoden gehören
n ich t h ie rh e r und ebensowenig die Strah len d e r Helioamoeben oder Heliozoen, selbst wenn sie hinsichtlich
ih re r Fun k tio n m it den eigentlichen Tentakeln übereinstimmen. Man muss abe r immer d a ran fest-
halten, dass diese Gebilde keine s t ä n d i g e n sind, sondern allem Anscheine nach beliebig eingezogen
und wieder durch neue e rs e tz t werden können. Die G e i s s e 1 der Flage lla ten und Mastigamoeben
fe rn e r is t ein in sich so sch a rf ch a rak te risirte s Gebilde, dass es hier ebenfalls n ich t in B e tra ch t gezogen
werden k an n , und ähnlich is t es auch m it den C i r r e n der damit ausgesta tteten Ciliaten. Nur
die ten tak e la rtig en Saugröhrchen der Suctorien nehmen eine etwas andere Stellung e in , aber eigentliche
„Tentakel“ sind sie auch nicht, zumal ihnen eine ganz bestimmte Funktion, nämlich die des Saugens
zukommt. Es bleiben mith in u n te r den Protozoen n u r wenig F ä lle ü b r ig , die hie rh er geh ö ren , und
desshalb nimmt auch die von mir bereits an anderer Stelle beschriebene Microhydrella tentaculata eine
ganz eigenartige Stelle ein, die ein Einreihen in das System der Protozoen ausserordentlich erschwert.
Die der Microhydrella eigenen Anhänge h ab e n , aber n u r was ih r Aussehen anbetrifft, noch
die meiste Ähnlichkeit m it den Geissein der Flagellaten. In ih re r T h ä tig k e it jedoch erinnern sie am
meisten an die Tentakel d e r Süsswasser-Hydra; es kann mithin dieser Organismus von diesem Gesichtsp
u n k te aus weder zu den Rhizopoden, noch zu den Flag e lla ten , noch zu den ciliaten Infusorien gerechne
t werden.
Ich fand dieses Thierchen zunächst in n u r zwei Exemplaren au f einem Holzstückchen befestigt
im W a sser treibend. Ohne die Anhänge mass es etwa 50 pt in der Länge und 30 ¡j. in der Breite.
Seine G esta lt w a r eirund und zw ar mit nach unten g ek eh rter Spitze ohne Stiel festsitzend. Am entgegengesetzten
Pol entsprangen die Tentakel in G e sta lt eines Büschels aus einer kleinen dellenartigen
V ertiefung, die vielleicht ein Loch in d e r Cutikula v o rs te llt, was indessen n ich t genau festzustellen
w ar. Die Tentakel selbst erwiesen sich als völlig homogen und fa s t glashe ll; sie konnten nich t beliebig
eingezogen oder v erlän g e rt und v e rk ü rz t werden. Ih re Länge e rreich te etwa die des Körpers
(ca. 50 p). Ih re Bewegungen äussern sich fe rn e r nich t in einem peitschenartigen Schlagen, wie es bei
Geissein und Ciiien d e r F a ll is t, sondern n u r in einem Biegen, Schlängeln und Pendeln, also grade so,
wie man es bei H y d ra sieht. Deshalb möchte ich auch Anstand nehmen, die Microhydrella zu den
Trichonymphida zu stellen, denn h ie r b esteht der Wimperbusch aus zahllosen feinen Härchen, welche
lebhaft schwingen und wogen.
Die Anzahl der Tentakel w a r bei den beiden zunächst in B e tra ch t kommenden Individuen eine
re la tiv grosse, nämlich 12—18 Stück.
Die Microhydrella is t von einer k räftig en Cutikula umgeben, die man als „d o p p e ltk o n tu rirt“
bezeichnen kann. Im Übrigen is t diese farblos und hell, ohne besondere S tru k tu r.
D e r plasmatische In h a lt w ar bei den beiden Exemplaren seh r vacuolenreich, also „schaumig“ .