Hierher gehören auch diejenigen Arien von Dismorphia, welche durch die scharfsinnigen Beobachtungen
von B a t e s zu den Grundsteinen für die Mimicry-Theorie wurden. TV egen der näheren
Angaben darf ich auf B a t e s ’ Arbeit selbst, p. 504—506, verweisen und begnüge mich, hier zu erwähnen,
dass nach B a t e s D.Theonoe Hew. (Cupari) der Ithomia Flora Cr., dass D. Theonoe var. Melanoe (St. Paulo)
der Ith. Onega H ew ., dass die var. Lysinoe (mit rother Hinterflügelsaumbinde) einer Zwischenform
zwischen Ith. Onega und llin issa gleicht.
Weiter ähneln die bei B a t e s , 1. e. Taf. LV, Fig. 4—9, abgebildeten Varietäten *) (Ega u. St. Paulo)
mehr oder minder der Ith. Uinissa Hew. und die D. var. Erythroe (Taf. LVI, Fig. 1—3) der Ith.
Chrysodoniu Bates (St. Paulo), die var. Leuconoe (St. Paulo) der Ith. Ilerdina Hew., die var. Argochloe
(Taf LVI, Fig. 6) der Ith. Virginia Hew. (St. Paulo).
Dieser Gruppe stehen auch einige Formen nahe, welche sich besonders im Weibchen den grösseren1
Formen der Neotropinen angepasst haben und als Männchen stark entwickelte Dufteinrichtungen besitzen.
X1, So gleicht das Weibchen von D. Orise Boisd. der gemeinen Methona contusa Butl. (Cayenne) und Zugleich
der Ituna Phaenarete Dbld. (Chanchamayo) bis auf die schlanke, am Ende verdickte Hinterleibsform
und die weissgelbe Spitze der langen, steifen Fühler.
Aus einem weiteren, an das Weibchen von D. Nemesis Latr. erinnernden Stamm gingen durch
Buntfärbung der Binden zuerst Formen mit nur auf der Oberseite ausgebildeter Melinaea-Tv&cht hervor,
wie D. Spio Godt., D.Eunoe Dbld., aus denen sich Formen mit specieller Anpassung an Arten der bunten
Neotropinen entwickelten. Hierher gehört P . Astynome Cr. (Blumenau), welche an Mechanitis Lysimnia L.
und Heliconius Eucrate L., hierher D. Deione Hew. (Chiriqui), welche an Tithorea Irene Dru. und ihre
Varietäten, und D. Arsinoe Feld. ( = Eeroe Luc.), welche an Mech. Mucrinus Hew. (Colorado) erinnert.
Die schöne D. Gordillera Peld. (Chiriqui) gleicht durchaus der Olyras Montagui Butl. var. sororna Butl.,
während eine zweite Weibchenform mit vielen gelben Vorderflügeltüpfeln der Tithorea Pinthias Godm. et
Salv. ähnelt. So ist auch hier die mimetische Anpassung der grösseren und meist seltenen Arten besonders
ausgebildet.
In der Unterfamilie der Pieridinen, welche sich durch meist den Kopf überragende Palpen und
eine nur drei- bis vierästige Radialis der Vorderflügel als abgeleitet erweist , treffen wir mimetische
Formen sowohl unter den Gattungen mit vierästiger (Archonias) als unter denen mit dreiästiger Radialis
(Pereute, Pieris) an.
Unter den ca. 50 Arten der ausschliesslich neotropischen Gattung Archonias Hb. (Euterpe Swains.),
bei welcher keine Formen mit verlängertem Hinterleibe und Flügeln Vorkommen wie bei Dismorphia,
tr itt auch die Anpassung an Neotropinen gegen die an andere immune Familien zurück.
Zugleich haben einige Arten e in e ' sö zweifellos ursprünglich hoch entwickelte Zeichnung, dass
uns dadurch die sichere Ableitung der nachahmenden Formen von ersteren ermöglicht wird.
Zahlreiche Arten tragen in beiden Geschlechtern au f den Vorderflügeln eine Innenbinde, die vor
dem Ende der Mittelzelle v e rläu ft, eine in letztere hinten übergehende Aussenzellbinde, welche mit ihr
als Mittelbinde über die Hinterflügel zieht, eine meist in Tüpfel aufgelöste, über beide Flügel verlaufende
Marginal- und eine in Intercostaltüpfel zerschnürte Limbalbinde.
’) B a te s bildet auch die Modelle gleichzeitig ab: somit dürfen wir nur auf die Tafeln dieser werthvollen
Arbeit verweisen.
Aus Formen, welche E. Pitarn Feld, und E. Tomyris Feld, auch in . der Unterseitenzeichnung verwandt
w a ren , dürften die ' mimetischen Arten wieder dadurch entstanden s e in , dass sich zuerst das
Weibchen dem Modell anpasste und dann diesen vortheilhaflen Erwerb auf das Männchen ü b e rtru g , wie
wir es hei A . Potamea Butl. und A. Tenthumis Hew. noch sehen.
Ersterwähnte Art (Panama) gleicht im Männchen durchaus den monomorphen Grundformen der
Gattung; das Weibchen dagegen ist nur auf der Unterseite dem Männchen gleich und erinnert auf der
Oberseite auffallend an das mit ihm zusammen vorkommende Weibchen von Acraea nox Bates (leucomelas).
Aus einer weiteren Entwickelungsreihe schwärzlicher, weissbindiger Stammformen gingen die in
beiden Geschlechtern bereits mimetischen Arten der Tereas-Gruppe hervor. So erinnert A. Tereas Godt.
(Brasilien) mit kleinem weissen Spiegeltüpfel ausserhalb oder am Hinterrande der Vorderflügelzelle und
violetter Binde vom fünften bis achten Randfelde der sonst ebenfalls schwarzen Hinterflügel an die
Weibchen einer schwanzlosen Aristolochienfalter-Gruppe (Zacynthus F., Anchises L.). Da die Weisslinge
das Innenfeld der Hinterflügel im Fluge von dem Leibe verdeckt tra g e n , tritt auch eine ähnliche Ausdehnung
der Hinterflügelbinde wie bei den Modellen auf. Varietäten aus Bahia erinnern an die grösseren
Weibchen von Ph. Nephalion Godt. ebenda. Aehnlich erinnert A . Oritias Feld, (la Guayra) än Ph.
Zeuxis 9 Erithalion ebendaher; so ist die Vorderflügelbinde grösser, in die Zelle verlängert und etwas
gelblich, die innen erloschene Hinterflügelbinde etwas lackroth gefärbt.
Aus der Tereas-Gruppe ähnlichen Formen entstanden durch Verlängerung der gelben Margmal-
monde die Formen der Bellona-Gruppe, welche ein bis zwei grosse gelbe Tüpfel *) auf den schwarzen
Vörderflügeln und auf der Unterseite der Hinterflügel in und um die Zelle rothe Strahlstriche führen.
Da die rothe Hinterflügelfärbung besonders bei dem Weibchen der Stammform Bellona Cr., Erycinia Cr.,
auf der Oberseite h erv o rtritt, erinnert dies Geschlecht wie in der var. Negrina Feld. (Rio negro) durch-
aus an den schönen Hel. EJrato L.
Auf Theano-&hnliche Formen dürften diejenigen Arten znrückzuftthren sein , welche in Färbung
und Zeichnung Neotropinen ähneln. Selten gleichen diese Formen durch die langgestreckte Flügelform
den Melinaeen, so H. Eurytde Hew. (Columbien) der Mel. Messatis Hew. Dagegen erinnert A . dismorphUes
Butl. (Costariea) an Tithorea Irene var. Helicam Godm. et Salv., A. Emytele Hew. (Mexico) an kleine
Stücke der Tithorea Irene Dru. selbst und A . nigrescens Godm. et Salv. (Guatemala) an Tithorea
Duenna Bates.
In einer vierten Art-Gruppe lässt das Männchen, Tenthamis Hew., wieder den gewöhnlichen
Habitus der monomorphen Arten erkennen. Dagegen ist das seltene, stark verdunkelte Weibchen
(.Epimene Hew.), welches auf schwarzem Grunde eine leuchtend rothe Vorderflügelbinde trä g t, dem ebendort
(Columbien, Peru) gemeinen Hel. Melpomene L. ähnlich.
Wohl die Hälfte der Arten von Pereute Herr.-Schäff.J), welche das subg. Leodonta Butl. bildet,
P. Dysoni Dbld., P . Zenobia Feld., P. Tälane Hew., P. Chwiquensis Stdgr. etc. bewahren den bei Archonias
Pitana Feld, erwähnten ursprünglichen Habitus meist in beiden Geschlechtern. Dagegen tritt bei P. Charops
Boisd. einer von Mexico bis Venezuela und Columbien verbreiteten Art, zuerst bei centralamerikanischen Ex-
-!.!§ Es kommen bei dieser Art auch auf den Vorderflügeln stark verdunkelte Varietäten vor, die ohne Nutzen für
die Arterhaltung sind und wohl hauptsächlich Männchen angehören.
s) Nach Dr H a h n e i (1. c. p. 196) lebt die grünlich braune „schmierige“ Raupe von P. Latona an Binsichen
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