Bemerkungen zu den Synonyma.
S a r s liat in der vorliegenden A rt zuerst den Cycl. viridis Ju rin e erkannt.
R e h b e r g , H e r r i c k , 1) D a d a y , L a n d e und S o s t a r i e glauben dieselbe -auch mit dem
Cycl. v u l g a r i s K o c h 2) identifizieren zu können. Ob dev Cycl. viridis Ju rin e wirklich Koch Vorgelegen
hat oder nicht, lässt sich durchaus nicht bestimmen, da weder die mangelhafte Beschreibung,' noch die
Abbildung K o c h s irgend einen Anhalt für die Beurteilung seiner A rt bieten.
Der Cycl. gigas Claus und späterer Autoren und der Cycl. ingens Herriclc sind au f p. 100
bis 101 beurteilt.
Charakteristik der Art.
Die beiden Achsen des Cephalothorax verhalten sich etwa wie 2 :1 ; fast ebenso ist das Verhältnis
der Längen des Vorder- und Hinterleibes. (Taf. V III, Fig. 12).
Der C e p h a l o t h o r a x verschmälert sich nach vorn und hinten ziemlich gleichmässig; jedes
voraufgehende Segment steht über das nachfolgende seitlich ziemlich weit hervor. Betrachtet man ein
in der-Seitenlage befindliches Tier, so erkennt man, dass die hinteren-Ecken aller Platten der Cephalo-
thoraxsegmente abgerundet sind, dass die des ersten und fünften Segments zuerst geradlinig, verlaufen,
in ihren Endpartien aber bauchig hervorspringen, und dass diejenigen des zweiten, dritten und vierten
Ringes, welche eines solchen Vorsprunges entbehren, wenig nach hinten verlängert sind.
Das erste A b d o m i n a l s e g m e n t ist in seinem oberen. Teile nur wenig erweitert. Die
Hinterränder aller Segmente — mit Ausnahme des letzten, welches einen Dornenbesatz träg t — sind
grob ausgezackt.8)
Die F u rk a ist oft zwei-, drei-, ja oft fast viermal so lang als das letzte Äbdominalsegment, Der
Innenrand ist stets behaart. Die Seitenhorste ist unterhalb der Mitte des äusseren Furkalrandes eingelenkt.
Die äusserste der mit kurzen Fiedern besetzten Apikalborsten ist nicht — wie dies bei den meisten Arten
der Fall ist — in einen Dorn umgewandelt und wird von der innersten um ihre eigene Länge übertroffen.
Die beiden mittleren Borsten sind bedeutend entwickelt; ihre Längenverhältnisse sind aber nicht
vollkommen konstant. Meist ist die kleinere derselben so lang als das Abdomen; die grössere übertrifft
noch dasselbe an Länge. Oft sind beide von fast gleicher Grösse, oft ist d e r Unterschied in ihren
Längen ein beträchtlicher.
Die e r s t e n A n te n n .e n sind siehzehngliederig, sie reichen zürückgßhogen meist nur bis an
den Hinterrand des ersten Cephalothoraxsegments.4) Die drei letzten .Segmente sind n u r wenig länger
!) H e r r ic k bezeichnet den Cycl. viridis Jur. weiter als dem C y c l vu lg a ris F is c h e r u n d S a rs synonym.
Leider aber hat weder der eine, noch der andere dieser beiden Forscher einen Cycl. vu lg a ris beschrieben!
. 2) K o ch , Deutschlands Crustac. Heft XXI. Nr. 4.
3) Ha man Auszackungen der Cuticula der Hinterleibssegmente bei den meisten Cyclops-Arten beobachtet, so ist
dieser Erscheinung die ihr von Claus beigelegte Bedeutung, „ein wichtiges Merkmal für die Erkennung dieser Art“ zu
sein, mit vollem Rechte abzusprechen. — D ad ay hält die Auszackungen ebenfalls für ein charakteristisches Merkmal,
wie aus einer bezüglichen Angabe seiner kurzgefassten Diagnose hervorgeht („segmentis abdominalibus margine posteriori
dentibus (?) parvis öircumcinctis“).
4) B ra d y giebt an, dass, die ersten Antennen bis zum dritten Segmente des Vorderleibes reichen. Seine
Figuren lassen aber unzweifelhaft erkennen, dass die ihm vorgelegenen Tiere mit dem typischen Cycl. viridis vollkommen
identisch waren.
als die unmittelbar vorhergehenden. Das zwölfte Glied ist mit einem abstehenden Sinneskolben ausgerüstet.
1)
Die übrigen Extremitätenpaare, mit Ausnahme des rudimentären Füsschens, zeigen nichts Auffallendes
in ihrem Bau, sind, also systematisch nicht zu verwerten. Bedornung der S c h w im m -
f ü s s !e2)' 2. 3. 3. 3.
Das r u d im e n t ä r e F ü s s c h e n (Taf. V III, Fig. 13) ist zweigliederig. Das ausserordentlich
breite Basalglied träg t an der unteren, äusseren Ecke ein langes, befiedertes Haar. Am Unterrande,
unmittelbar an der inneren Ecke dieses Segments, ist das relativ kleine Endglied eingelenkt, das an
seinem distalen Ende ein ebenfalls befiedertes H a a r3) und an dem Iunenrande einen minutiösen
Dorn trägt.4)
R e c e p t a c u l u m s em in is (Taf. V III, Fig. 14): Durch den grösseren, oberen, mehr oder weniger
herzförmigen Abschnitt werden die beiden schmalen, ünteren Abschnitte, welche sich in die Samenaus-
füjirungsgänge fortsetzen, meist verdeckt. Eine genaue Information über den Bau dieses Organes ist
gewöhnlich erst nach Anwendung eines gelinden .Druckes möglich.5)
Die grossen elliptischen E i b a l l e n werden' in einem sehr spitzen- Winkel vom Abdomen
abgehalten.
D i e F a r b'e ist meist ein schmutziges Grün, selten e in . helles Braun. In einem Tümpel hei
Diemitz tra f ich vollkommen feuerrote Exemplare an. (cf. p. 44.)5
Die G r ö s s e ist sehr variabel. Neben Individuen; von lVa—2 mm trifft man solche von- 2,5,
3, 4, ja ¡1 mm an.
Die sichersten und einfachsten E r k e n n n n g s m e r k m a l e sind das rudimentäre Füsschen
und der Bau des Receptaculum seminis.
h Ein weibliches Exemplar, an deren erste Antennen entschieden männliche Charaktere entwickelt waren, hat
MrAzeit beobachtet. Vergl. dessen Arbeit „0 liermafroditismu u Copepodu“. Taf. XII. Fig. 4. — Herriclc bildet (1. c.
Taf.. Qf Fig. 4) eine elfgliedrige „antenna of young male“ ab, ohne aber die auf dieser Entwicklungsstufe bereits beginnenden
geschlechtlichen Differenzierungen anzugeben, welche als starke Stacheln an den distalen Enden einiger
Glieder auftreten (beim Cycl. viridis mit erst elfgliedrigen Antennen am siebenten und achten G-liede). Durch Versuche
g g Isolieren der betreffenden Individuen — habe ich bei den meisten unserer einheimischen Arten den Beginn der1 geschlechtlichen
Differenzierung nachweisen können. — In einem Falle beobachtete ich, wie eine Vorderautenno männlichen,
die andere weiblichen Charakter zeigte; leider war es mir aber nicht möglich, eine nähere Untersuchung
dieses interessanten Exemplars, welches wahi-scheinlich ein vollkommener Hermaphrodit war, vornehmen zu können.
1 >2): D ad ay : 3. 3. 3. 3. Bei den-mir von Herrn Dr. Richard gesandten Tieren:. 3. 4. 4. 4.
8) Die Befiederung der beiden langen Haare des rudimentären Füsschens ist von den meisten Autoren
übersehen worden.
4) C lau s (D. Gen. Cyclops. Taf. III. Fig."12), Ho ek (Taf. 1. Fig. 5 u. 6), R ic h a rd (Taf. VI. Fig. 4) u. L an d e (Taf.
XTX. Fig. 124) stellen diesen Dorn nur als einen einfachen Cuticularvorsprung dar; Uli a n in (Taf. VII. Fig. 9) zeichnet
ihn als selbständiges, durch ein Gelenk mit dem Segmente verbundenes Gebilde. Meine Beobachtungen gehen dahin,
dass sowohl U lia n in s Darstellung, als auch die der zuerstgenannten Forscher richtig sind. Welcher Ansicht V o ss e ie r
znneigt, ist aus seiner Fig. 14 (Taf. IV) nicht zu erkennen. Sicher aber ist, dass dieses Dörnchen dem oft sehr stark
entwickelten Dorne nahe verwandter Arten morphologisch gleich ist.
•) Wie aus Heinrichs Angabe („Operculum vulvae (!) sömewhat heart-shaped“) und aus seiner Fig. 1 auf Taf.
Q:l hervorgeht, ist diesem Autor nur der obere Abschnitt des Receptaculum zu Gesicht gekommen. — Keiner der übrigen
Autoren teilt über den Bau dieses Organs etwas mit.