■ Die äussere Gestalt unserer Tricholimax erinnert an die von Amoeba Umax Duj. Sie ist länglich
oestreckt und im einfachsten Falle etwa walzenförmig mit abgerundeten Enden (Taf. III, Fig. 4). Beim
Vorwärtskriechen tritt nun bald eine leichte Krümmung und Schlängelung ein (Taf. I I I , Fig. 3), bald
ein Anschwellen des Vorderendes mit gleichzeitigem Spitzerwerden des Hinterendes (Fig. 2) und seltner
umgekehrt. Das vordere, also meist dickere Ende ist dabei immer abgerundet, .hinten dagegen können
zuweilen einige wenige Läppchen zur Ausbildung kommen, ohne jemals zur sog. Maulbeerform zu
führen. Diese Läppchen entstehen und verschwinden schnell.
Die Grösse der Tricholimax beträgt etwa 80 ft in der Länge und ca. 22 ,u in der Breite, bei
einem walzenförmigen Exemplar gemessen. Die meisten Exemplare,, die ich gemeinsam antraf, hatten
diese Grösse-, einige waren abe r auch kleiner, wenige etwas grösser.
Hand in Hand mit der Gestaltsveränderung geht oft, aber nicht immer, eine Ortsbewegung, so
dass diese ohne jen e nicht geschehen kann, während die Gestaltsv.eränderung sie nicht unbedingt im
Gefolge zu haben braucht. Ich sah stets n u r ein Kriechen au f der Unterlage, nie ein freies Schwimmen.
Ersteres geschah aber recht lebhaft und sowohl n a c h v o r n w ie n a c h , h i n t e n ohne erkennbaren
Unterschied. Hatte sich das Thier nämlich eine Zeitlang nach vorne bewegt,, so hielt es plötzlich an
u n d kroch nach A rt etwa eines Blutegels nach h in ten ,. wobei die Läppchen erhalten bleiben konnten.
Nach diesem Bewegungsmodus kann man somit ein Vorn und Hinten g a r nicht unterscheiden. Nur
nach Analogie anderer geisseltragender Amoeben sei ersteres der Kern- und Geisselpol, letzteres der
Läppchenpol, der etwa in den Zöttchen der Mastigamoeba Schulzei sein Analogon findet.
Die äussere U m h ü l l u n g von T. hylae ist eine rech t derbe, ohne schon den Charakter einer
differenzirten Membran anzunehmen. Beim Platzen verschwindet sie nämlich, ist aber viel bestimmter
als bei den meisten Amoeben und wird schon fast doppelt konturirt. Sie ist stärke r lichtbrechend als der
plasmatische Inhalt. >
Dieser l e t z t e r e lässt eine Unterscheidung in ein Ecto- und ein Entoplasma recht wohl zu,
obgleich beide fast in gleicher Weise hyalin sind. Ja , während sonst das letztere gewöhnlich körnchen-
reich ist, so ist es hier so hyalin und homogen wie n u r möglich, während ersteres wenigstens am
Schwanzende feinste Körnchen erkennen lässt. • Es ist dies ein so merkwürdiges und von dem H erkömmlichen
so abweichendes Verhältniss, dass hier besonders darau f aufmerksam gemacht sei.
Das sehr feinkörnige Ectoplasma nimmt einen schmalen Raum im Schwänzende ein und grenzt
sich gegen das hyaline Entoplasma durch eine zarte Linie ab. Es ist völlig frei Von Fremdkörpern,
ohne Strönmngserscheinungen und enthält höchstens, wenn es zu Läppehenbildting kommt, einige recht
kleine kugelige Vacuolen ohne Contraktionserscheinungen. Auch das den polständigen Kern nach vorne
umgebende Plasma dürfte ektoplasmatischer Natur sein, obwohl es mir ganz hyalin vorkam und eine
scharfe Grenze gegen das übrige Plasma nicht festgestellt werden konnte. Es ist indessen ebenfalls
völlig frei von Fremdkörpern u n d ohne Strömungen. Alles Uebrige jedoch, auch das die Seitenwände
begrenzende Plasma muss dem Entoplasma zugezählt -werden. ■ Dies ist, wie schon gesagt, völlig hyalin
und von etwas stärkerem Glanze als das Schwanzplasma, gegen das es sich kuppenartig vorwölbt. Als
Einschlüsse darin lassen sich nur Nahrungsbestandtheile konstatiren, nämlich allerlei Detritus, Chloro-
phyllkömchen, Sandpartikelchen etc., die auf eine mir unbekannte Weise dem Darminhalte des Wirtes
entnommen sind. Unser Organismus lebt mithin nicht von bereits verdauten Stoffen, sondern nimmt
festere Nahrung’ auf, um sie selbst erst zu verdauen, wobei er eine sorgfältige Auslese vornimmt, indem
er sich die im Darm der von mir untersuchten Kaulquappe befindlichen sehr spärlichen Chlorophyll-
körnchen mit Vorliebe aussuchte und die in Masse vorhandenen Sandtheilchen nach Möglichkeit zurtickliess.
Die so aufgenommenen Fremdkörper zeigen eine höchst merkwürdige Erscheinung. Im opt.
Schnitt sieht man nämlich, wie sie in drei Reihen angeordnet sind, von denen nun die beiden äussersten
nach hinten zu strömen, die mittelste indessen nach vorne, nach dem Kern zu, wo sie sich rechts und
links theilt und etwa in d e r Höhe der Kernbasis seitlich umbiegt, um Avieder nach hinten zu strömen.
Diese Strömung, eine äussere, mantelartige, nach hinten verlaufende und eine innere säulenartige, nach
vorn verlaufende, geht mit einer so erstaunlichen Geschwindigkeit gleichförmig und ohne Unterbrechungen
vor sich, ganz gleich, ob das Thier selbst sich vorwärts oder rückwärts bewegt oder stille
liegt, dass man an die bekannten Plasmaströmungen in den Staubfäden der Tradescantia und anderer
pflanzlicher Zellen erinnert wird. Ohne ZAveifel ist auch hier das Plasma und ZAvar das Entoplasma
dasjenige, das die Bewegung ausführt, und die Nahrungsbestandtheile Averden nur mechanisch init-
gerissen. Sie wirbeln daher oft etwas durch einander, bleiben hier und do rt hängen und stossen an den
Kern, der dadurch in zitternde BeAvegung geräth und auch Avohl. durch besonders heftige Stösse kleine
Verschiebungen erleiden kann, ohne jedoch wirklich mitgerissen zu Averden.
Die lebhafte Strömung erlahmt erst, wenn die Thierchen abzusterben beginnen, Avobei sie sieh
gleichzeitig abkugeln.
Eine oder mehrere, kontraktile oder nicht kontraktile Vacuolen sind im entoplasmatischen Inhalte
nicht zu sehen, dagegen öfters paramylonartige Körper, die indessen Avohl als Nahrung aufgenommen
sdin mögen.
Der N u c l e u s h at dieselbe Lage Avie bei Mastigamoeba und anderen Geisselamoeben. Ist unsere
Auffassung von den Plasmaregionen richtig, so liegt er am vorderen Ectoplasma und durch dieses ähnlich
von der Wandung d e s ' Thieres getrennt wie bei Mastigamoeba. E r ist ein genau kugeliges
Bläschen'von ca. 8 bis 9 ft im] Durchmesser und enthält in centraler Lage ein ziemlich grosses rauhes
ebenfalls kugeliges Morulit von der herkömmlichen Beschaffenheit und von 4 bis 5 ft im Durchmesser.
An dem vorderen Pole entspringt die Geissel, welche hier im Gegensatz zu allen, anderen
Geisselamoeben nur k u r z ist und keine Schwingungen vollführt. Ihre Länge ist wenig mehr als der
Kerndurchmesser, nämlich ca. IO- ft, wovon etwa 3 ft im Innern des Thierchens liegen.. Richtiger ist
sie wohl als Cirre zu bezeichnen. In der Regel läuft sie gerade nach vorn, öfters ist sie jedoch auch
gekrümmt (Fig. 2, 3).- Bei den Schwankungen des Kerns gerieth sie gleichfalls in ein leichtes Zittern.
Bei einigen Exemplaren fehlte eine solche Cirre vollständig.
Mi crom a s tix J a n u a r ii nov. gen. nov. spec.
Abbild. Taf. II, Fig. ,8. Vergr. = ca. 800.
Mitte Jan u a r erblickte ich eine Amöbe, welche sich vor allen anderen geisseltragenden dadurch
hervorthut, dass die Geissel nur kurz bleibt und nicht den Durchmesser des Thierchens erreicht, das
somit in der Mitte zwischen den Mastigamoeben etc. und Tricholimax steht.