und Arten der anderen beiden Untergattungen sowie Angehörigen zahlreicher anderer Familien (Nympha-
linen, Pieriden, Chalcosiiden etc.) als Modell der Anpassung dient.
Uebrigens ist H .'W . B a t e s von seinem Princip, nur Analogien zwischen Arten v e r s c h i e d e n e r
Familien als mimetisch anzusehen, für gewisse Fälle ausserordentlicher Aehnlichkeit zwischen Arten ver-*
schiedener Gattungen der Neotropinen schon selbst abgewichen.
So nennt er (1. c. p. 506) die Napeogenes-Arten „evidently all“ Nachahmer von Ithomien und erwähnt
1. c., dass Nap. Ercilla „very cariously“ die demselben District eigenthümlichen Arten der Orolina-Gr.
(J. Aelia, Ilinissa, Priscilla und Grimilla) nachahmt und einzeln in den Schwärmen der Ithomien vorkommt.
In allen von ihm als mimetisch zugelassenen Analogien nimmt B a t e s stets nun d i e z u r Z e i t
(seiner Beobachtung!) am O r t h ä u f i g e r e Art als Modell für die Anpassung der anderen an. So erwähnt
er p. 526 Ceraünia Anastasia (Ego, St. Paulo), als Anpassungsform an die Melinaea Maélus, C.
Manaos als solche an kleine Stücke von Mechanitis Polyhymnia L .; Napeogenes Ithra (Para) als solche an
Ithomia Gymo H b n .; Nap. Apulia Hew. als solche an Ceraünia villiäa und Goeno (Neu-Granada); Nap.
Xanthone Bates als solche an Mechanitis Nesaea, was wir nur billigen können. In einem anderen Falle
hält er dagegen eine Ceraünia, G. Ninonia var. Barii, für das Modell nicht nur zu Ndp. Gyrianassa, sondern
auch zur selteneren Melinaea Mnasias Hew.
"Wie wir zeigen werden, ist aber gerade das gegenseitige Yerhältniss der Individuenmenge zweier
Arten d a u e r n d e n S c h w a n k u n g e n unterworfen, da schon ungünstige äussere Einflüsse (Ueb erscliwemni-
ungen, Futtermangel etc.) oft nur die e i n e der local concurrirenden Arten momentan oder für längere
Dauer gefährdet haben können; während besonders glückliche Existenz Verhältnisse (Mangel an Feinden,
günstige Rreuzungs- und reichliche Nahrungsverhältnisse) momentan die Häufigkeit einer sonst seltenen
Form bewirken. Zudem muss man bedenken, dass gerade unter den Schmetterlingen viele Formen, die
im Allgemeinen nur einzeln Vorkommen, periodisch und plötzlich in ungeheuren Massen erscheinen können.
Da somit das Yerhältniss der Individuenmenge zweier local concurrirenden Arten bedeutenden Veränderungen
unterworfen sein kann, berechtigt uns die zur Zeit gleichmässige Häufigkeit zweier einander
täuschend ähnlicher Arten aus verschiedenen Gattungen der Neotropinen auch nicht, hier von einer Anpassung
einer Form an die andere abzusehen, weil beide zur Zeit „all equally flourishing“ ( B a t e s ) sind
und die ausgebildetste Aehnlichkeit auf „eine ähnliche Anpassung aller an dieselben localen wahrscheinlich
unorganischen Bedingungen“ herabzudrücken. Yielmehr werden wir auch diese Fälle auf ihren mimetischen
Ursprung hin zu prüfen vorziehen.
Einer Untersuchung über etwaige Gesetzmässigkeiten oder Bedingungen, nach welchen die Entwickelung
der Färbung bei den einzelnen Artgruppen der verschiedenen Familien angehörigen Gattungen
vor sich ging, wird vorerst eine solche über das Alter und die genetischen Beziehungen der Gattungen
selbst innerhalb der Familie vorauszugehen haben. Beginnen wir mit den Neotropinen, so erhalten wir auf
Grund zweier vereinigt auftretender Structurmerkmale, der allmählig gesteigerten, bei dem Männchen stets
weiter fortgeschrittenen Rückbildung der Vorderfüsse und Abweichung im Flügelgeäder, folgendes Schema
der Entwickelung der einzelnen Gattungen:
Napeogenes s p .:
P&onö-Tracht;
Orolinct-T rach t ;
Burimedia- Tracht;
£%ras-Tracht;
Melinaea- Trach t.
b. Weibchen mit 4-
gliedrigen Vorder-
füssen:
Gallithomia s p .:
Geratinia sp .:
Trene-Tracht etc.
P/iono-Tracht;
Mélinaea-Tr&éht.
II. Männchen mit knopfartig
verkümmerter
Tibia und Tarsus
der Vorderfüsse:
Thyridiä sp .:
Mechanitis sp .:
Dircenna sp .:
JfeíÁowa-Tracht;
Ö^/ras-Tracht;
Irene-Tracht.
.Me&naeen-Tracli t.
PÄono-Tracht;
-MeiÄona-Traclit;
Olyras-Tracht;
Melinaea-Tracht.
a. Weibchen mit 5-
gliedrigen Yorderfüssen
: Ithomia s p .:
Phono-Tracht;
One</a-Tracht;
Orolina- Tra ch t;
Eurimedia- Tra ch t;
Melinaea- Tracht:
B onplandii- T r ach t
b. Flügelgeäder i. beiAthesis
sp. ;
JEutresis s p .:
.. Methona- und
Olyras-Tr&cht.
den Geschlechtern
verschieden: Methona s p .: ■
Ol/yras sp .:
J f e f c a -T r a c h t;
C%ras-Tracht.
I. Weibchen mit 5 Tar-
salgliedern, Männchen
m. entwickelter
Tibia und Tarsus an
den Yorderfüssen:
Athyrtis s p .:
Melinaea s p .:
I Harmonia-Tracht;
1 Harmonia-T ra ch t.
a. F.lügelgeäder i. .beiden
Geschlechtern
gleich:
Tithorea sp. ■:
Harmonia- Tracht;
Irene- Tracht;
Bonplandii- Trach t.
Nach vorhergehender Tabelle dürfen wir nun unbedingt Tithorea Dbld. als diejenige Gattung bezeichnen,
welche sich durch Geäder (und Form) der Flügel und durch die ursprünglichste Vorderfuss-
bildung dem Danaomorphen-Stamms am meisten nähert. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass uns in dieser
Gattung noch Reste der ursprünglicheren Neotropinen erhalten sind, welche schon zur Tertiärzeit die als
Inseln hervortretenden Bergzüge Mittel- und Südamerikas bewohnten, lange bevor es noch zur Bildu'ng der
grossen brasilianischen Tiefebene gekommen war.