Brutlamellen nachgiebig zu machen und einen Durchtritt derselben zu gestatten. Immerhin wird es
interessant sein, über diesen Vorgang noch durch direkte Beobachtung weiteren Aufschluss zu erhalten.
Indem die Eier eindringen, werden die bis dahin gefalteten Wandungen der Säckchen aufgebläht
und schliesslich straff durch den ganzen Körper bis gegen die Rückendecke hin ausgespannt.
Betrachten wir junge in den Brutsäckchen befindliche Eier von Sphaeroma rugicauda, so fällt die
relativ bedeutende Grösse derselben auf. Sie besitzen einen Durchmesser von 0,44 mm, sind also zwei
und ein halb mal so gross als diejenigen von Asellus aquaticus bei einem Durchmesser von 0,32 mm,
obwohl diese Thiere im ausgewachsenen Zustand nahezu gleiche Grösse haben. Es findet also hier eine
ungewöhnlich reichliche Ablagerung von Dotter in den Ovarien statt.
D e s s e n u n g e a c h t e t g e n ü g t d i e s e s r e i c h e D o t t e rm a t e r i a .1 n i c h t , um d i e B a u s
t o f f e f ü r d i e B i l d u n g d e s E m b r y o s z u l i e f e r n ; d e n n n o c h m e h r a l s d i e E i e r s e t z e n
d i e z um A u s s c h l ü p f e n r e i f e n L a r v e n d u r c h i h r e b e d e u t e n d e G r ö s s e i n E r s t a u n e n .
Bei einem Weibchen zeigten dieselben eine Länge von 1,44 mm au f eine Breite von 0,65 mm und eine
mittlere Höhe von 0,22 mm, während das Mutterthier 5,2 mm in der Länge auf 2,9 mm Breite mass.
Bringen wir auf die geringere Höhe an den Seitentheilen des Körpers die sichelförmig nach unten gebogenen
Epimeren und die Extremitäten in Anrechnung (Taf. II, Fig. 8), so können wir den Körper
der Larve sehr annähernd als ein Parallelepipedon betrachten, dessen Volumen nach den angeführten Zahlen
0,2059 cmm betragen würde. S o n a c h ü b e r t r i f f t a l s o d i e L a r v e d a s V o l u m e ^ d e s E i e s ,
w e l c h e s s i c h n a c h M a s s g a b e s e i n e s D u r c h m e s s e r s a u f 0,0409 cmm s t e l l t , um d a s
F ü n f f a c h e . D ie s e T h a t s a c h e z e i g t k l a r , d a s s d i e B i l d u n g d e s E m b r y o s n i c h t a l l e i n
a u f K o s t e n d e s E i d o t t e r s e r f o l g e n k a n n , d a s s v i e lm e h r h i e r im V e r l a u f d e r
e m b r y o n a l e n E n tw i c k e l u n g e i n e Z u f u h r v o n n ä h r e n d e n B e s t a n d t h e i l e n v o n d em
B l u t d e s M u t t e r t h i e r e s a u s s t a t t f i n d e n m u s s .
Man wird es kaum eine Hypothese nennen können, wenn ich annehme, dass diese au f dem
Wege einer Diosmose durch die Wand der Brutsäckchen hindurch erfolgt. W ir wissen zwar, dass
gelöste Eiweisssubstanzen nur in sehr geringem Masse diffusionsfähig sin d } indessen lehrt die Erfahrung,
dass eine solche Diffusion im Innern des thierischen Körpers durch äusserst zarte Membranen hindurch
dennoch sehr vielfach stattfinden muss. Wie sollen wir uns zum Beispiel die Ernährung der Eier m
den Ovarien und die Dotterablagerung in denselben anders erklären als mittelst einer Blutdiosmose
durch die Wand des Eierstocks? Und diese zeigt bei den Sphaeromen im Wesentlichen dieselbe Zusammensetzung
wie die Membran der Brutsäckchen. Dass die letztere aber in der Th a t ungewöhnlich za rt ist,
darauf habe ich bereits in der Schilderung ihrer Entstehung aufmerksam gemacht; noch deutlicher tritt
es an einem Querschnitt wie Fig. 13 (Taf. VI.) hervor, wo sich die Membran der Säckchen durch ihie
Zartheit sehr scharf gegen die Hypodermis, aus welcher sie entstanden ist, abhebt.
Nicht ohne Bedeutung für eine Diosmose des Blutes und eine gleichmässige wirksame Ernährung
der Brut dürfte schliesslich die eigenthümliche Form der Säckchen sein. Welchen anderen Zweck kann
die zweizipfelige Gestalt derselben haben, als den einer Vergrösserung der Oberfläche? Gleichzeitig
wird dadurch bedingt, dass jedes Ei mit der Membran des Säckchens in unmittelbare Berührung tritt.
Nirgend finden wir, dass eines derselben zwischen ändern eingeschlossen liegt; vielmehr sehen wir, dass
die Eier zu zwei einfachen Säulen über einandergeschichtet in die beiden Zipfel aufsteigen. Es kann
^Iso das Blut, welches die in die Leibeshöhle frei hineinragenden Säckchen allseitig umspült, allen Eiern
im. gleichen Grade zu Gute kommen.
Ich will hier noch: au f einige Erscheinungen hinwèisen,’ die sich am mütterlichen Körper bem
e rk b a r machen, während die Entwickelung der Eier in den Brutbehältern ihren Verlauf nimmt. Zunächst
schrumpfen die erweiterten Wandungen der receptacula seminis wieder zusammen, nachdem die
Befruchtung und die Umlagerung der Eier erfolgt ist und die Ovidukte nehmen annähernd ihre ursprüngliche
Gestalt wieder an*(Taf. VI; Fig. 13). In den ; geschrumpften Ovarien,1 welche den Brutsäckchen
do rsal au f liegen, bemerken wir eine Anzahl Zurückgebliebener Spermatozoen zu Bündeln vereinigt l e in
B e w e i s , d a s s d i e B e f r u c h t u n g e n d e n O v a r i e n s e l b s t s t a t t g e f u n d e n h a t.
Eine sehr merkwürdige Veränderung aber ist in der Gegend der weiblichen Genitalöffnungen
vor sich gegangen; über diese sehen wir je tz t d ie cuticola des Segments sich continuirlich herüberwölben,
während ein solider Chitingriffel von ihr ausgehend in die innere Höhlung des Ovidukts weit hineinragt.
-Offenbar ist' dieser Chitinstab durch cuticolare Ausscheidung von Seiten der Wände des'Ovidukts gebildet
worden. Wenn nun so auch ein äusserer Verschluss der Ovidukte zu Stande gekommen ist, so
kann man denhöch' nicht sagen, dass dieselben je tzt in Wirklichkeit blind endigen; vielmehr haben sich
ihre Wandungen1 von den Griffeln etwas abgehoben und es zeigt sich, dass ihr luinen frei in den Hohlraum
zwischen1 cüticula und matrix d e r Baii’chliätit hiheimnündet (Taf. VI, Fig. 13).
Es erinnert dies lebhaft an die analogen Einrichtungen, welche von S c h ö b l bei den geschlechts-
reifen Weibchen von Porcellio scaber beobachtet worden sind, und ich habe bereits darau f aufmerksam
gemacht, dass die Analogie dieser Verhältnisse vielleicht eine vollständigere sein dürfte, als es ' nach der
Schilderung von S ch ö b l den Anschein hat. Es würde alsdann der eigenthümliche Vorgang der E iab
lag e in d e r Gruppe der Onisciden in einem etwas änderen Liclite erscheinen. Ein bemerkenswerther
Unterschied besteht allerdings darin, dass diese Einrichtung dort schon vor der Eiablage vorhanden ist
während sie hier’ erst nach derselben zur Ausbildung kommt. Welches der Zweck derselben "bei‘ iSphae-
roma ist, vermag ich nicht zu sagen. Man wird aber vielleicht annehmen dürfen, dass die Persistenz
von zwei so àiisgedéhnteri'Oeffnungeh, w ie 'e s 'die Genitalspalten nach der letzten Häutung sind, für den
•Or gämismus, insbesondere für die Neubildung der E ier in den Ovarien! nicht vörtheilhaft sei.' 1
Es bleibt mir noch übrig, die Angabe von f i e s s e kurz zu besprechen, dass die Brutlamellen
während der Entwicklung der Brut zusammenschrumpfen sollen. Indem die Embryonen hieran wachsen,
wölbt sich die Bauchhaut des Mutterthieres immer stärker vor und drängt naturgemäss die Lamelieh etwas
■sur Seite, södass sie' bei der Aufsicht verkürzt' erscheinen. (Taf. I. Fig. 5.) 'Andererseits habe ich aber
-auch in zahlreichen Fällen eine wirkliche Schrumpfung' bemerken können.' Diese scheint in einer
Degeneration des Chitins begründet zu sein, welche am medianen Rande der Lamelle ihren Anfang
nimmt und gelegentlich eine nicht unbeträchtliche Verkürzung demselben zur Folge haben Mann. Möglich,
dass H e s s e solche Fälle Vorgelegen haben. Indessen ist dies' lcéinesAvégs das normale Verhalten. In
»den meisten Fällen sehen wir, dass die Brutblätter bis zum Ende der' embryonalen Entwicklung in ihrer
ganzen Länge persistiren, und nachdem die ’ Bfustpàrtié in Folge der Geburt der Larven zusammengesunken
ist, bemerken wir sogar, dass sie sich in der Medianlinie des Körpers mit ihren Rändern
gegenseitig deckén.
Bibliotlicca zoologica. Heft X.