Während somit in dieser Gruppe die Endform abgerundete Hinterflügel besitzt, bilden sieb in
einer zweiten Gruppenreibe breitgeschwänzte Formen mit verdunkelten Yorderflügeln aus, die einerseits
die düstere, langgeschwänzte chino-japanische JUciMows-Gruppe, andererseits die nordindische contrastirend
Ker35 und 87 g e r b t e Latreillä-Gvwppe (mit Ph. Latreillei Godt. und Pli. Dasarada Moore) hervorgehen liessen. Einen
anderen sich an die Jophon-Giiip^e ebenfalls näher anschliessenden Zweig bildet die Doubledayi-Gruppe
mit verlängerten Vorderflügeln und an der Basis stark eingeschnürtem Hinterflügelschwanz, von der wir
Ver^igT40 VI’ führende Art (Nordindien), Ph. Goon F. (Birma, Borneo, Java), und Ph. rhodifer Butl. (Andamanen)
als Modelle erwähnen.
Eine weitere sich eher an die /iecior-Gruppe anlehnende Entwickelungsreihe eröffnet der auf die
Philippinen beschränkte, nur in Schwarz und Roth prangende Ph. Semperi Feld, mit gezackten Hinterflügeln,
an den sich die Endformen mit vollkommen abgerundeten Hinterflügeln anschliessen. Wie bei
Ph. Semperi Feld, sind hier die Männchen oft stärker verdunkelt als die Weibchen. Nur vereinzelte Arten,
i-Ng vi, von denen wir hier Ph. Priapus Boisd. (Borneo, Java, Sumatra) und Ph. Zaleucus Hew. (Birma) als Modelle
anführen, besitzen noch die gezackte, allerdings erblasste Hinterflügelbinde der Nempen-Gruppe ; bei der
Mehrzahl jedoch, von denen hier als Angehörige der W0#-Gruppe Ph. Astorion Westw. (Assam) und Ph.
jErebus Wall. (Malacca etc.) erwähnt werden mögen, sind die Hinterflügel einfach stahlblau oder schwarz.
Um nun im Anschluss an die Theil I, p. 29 gegebene Darstellung des angenommenen Entwickelungsganges
die einzelnen Gruppen d e r M o d e ll e in e i n e genealogisch aufsteigende Reihe zu bringen, können
wir die ursprüngliche Hècior-Gruppe mit I., die sich anschliessende J Gruppe mit II. bezeichnen und
ihnen die AZcinoMS-Gruppe als III., die Doubleda/yi-Gm^pe als IV., die ZairaZZei-Gruppe als V., die Semperi-
Gruppe als VI., die Pnagms- Grupp e als VII., die muthmasslichen Vorläufer der Pomprns-Gruppe (vergl.
Theil I, p. 28) als V III. und endlich die Vor-Gruppe als IX. folgen lassen.
Die A n p a s s u n g s f o rm e n an diese Aristolochienfalter beschränken sich im indo-australischen
Faunengebiet auf Angehörige der Untergattung Papilio.
Betrachten wir die auf p. 59 gegebene Darstellung des hypothetischen Entwickelungsganges der
Rinnenfalter, so finden wir, dass unter den fünf Endreihen, welche durch die Älcidinus-, die Panope-, die
Pammon-, die Jcmaka- und die Polymnestor-Gruppe bezeichnet sind, die hier in Betracht kommende erste
und die drei letzten Gruppen sich auf zwei verschiedene Hauptstämme zurückführen lassen, deren erster
mit der Godeffroyi-Gruppe und deren zweiter mit der Ulysses-Gruppe beginnt. In allen diesen Anfangsgruppen
sind beide Geschlechter im Ganzen monomorph. Dasselbe gilt noch für die höheren Stufen der
ersten Reihe (Ani])hiaraus-Gm^e resp. VoUenhovii- und Hipponous-Griu^e) und der zweiten Reihe (Peranthus-,
Paris-, Elephenor- und Demetrius-Gruppe).
Dagegen tritt, um zur e r s t e n Entwickelungsreihe, die sich an die Godeffroyi-Grru^e anschliesst,
zurückzukehren, in der Vecaiaews-Gruppe schon ein Rückschlag der Weibchen1) auf eine ursprünglichere
Zeichnungsform ein, ohne jedoch sich einem bestimmten Modelle anzupassen. Auch in der Gambrisius-
Gruppe, welche durch das zahnförmige Schwänzchen sich näher an die Godeffroyi-Gruppe anschliesst,
treffen wir kein durchaus männchenfarbiges Weibchen mehr, sondern letztere sind in Beziehung auf die
Zeichnung entweder minder (P. Ormerns Guér., W a lla c e , 1. c. Taf, III, Fig 1) oder mehr (P. Adrastus
*) Wir sind gezwungen, hier von abgeleiteten Weibchenformen und einem Rückschlag derselben auf eine Vorform zu
sprechen, weil ja alle Arten der Grundgruppen in beiden Geschlechtern einander durchaus gleichen,
Feld., ibid. Taf. IV, Fig. 1) rückgreifende Rückschlagsformen auf einen der Vorläufer der Art oder aus
diesen entstandene Umbildungen, d. h. mehr oder minder gelungene Anpassungsformen an als Modelle
dienende Tagfalter der australischen Inselwelt: die Tenaris-Arten, Eurycus Gressida oder P. (Ph.) Polydorus,
von denen wir hier nur die Anpassungsformen an den Aristolochienfalter erwähnen wollen.
Ist, entsprechend der viel bedeutenderen Grösse der Nachahmer, die Anpassung z. B. der $ var.
Polydonna des P. Ormenus Guer., noch sehr unvollkommen, so bildet sie sich doch bei fler Endform der
Gruppe, dem kleinen P. Ambrax Boisd., mit fast vollkommen abgerundeten Hinterflügeln, ebenfalls nur erst
im Weibchen schon weiter aus und macht sogar die localen Variationen des Modells mit.
Die andere, sich an die Gapaneus-Gvu^e anschliessende Entwickelungsreihe mimetischer Formen
haben wir schon nach der geringen Erhaltung der Bindenreste auf den Flügeln als eine im Vergleiche zu
der Godeffroyi-Gruppe neuere Schöpfung anzusehen. In der terminalen Pcwitmon-Gruppe treten nun bei
der Stammform, dem lang geschwänzten P. Pammon L. selbst, einige Weibchenformen auf, welche sich
wiederum vor den einfacheren monomorphen Gruppenvertretern dadurch auszeichnen, dass sie eine ursprünglichere,
reichere Zeichnungsform mit auch oben deutlicher Unterseitenzeichnung in mehr oder minder
weit zurückgreifendem Rückschläge wiederholen. Aus diesen Formen entstand nun durch Umbildung zunächst
in Anlehnung an die als Modell dienenden Arten der JopAoji-Gruppe die an Ph. Aristolochiae L.
erinnernde var. Polytes L. (Indien bis Siam) und durch weiteren Rückschlag, der die in der Godeffroyi-
Gruppe noch deutliche Mittelbinde der Vorderflügel wieder auftreten lässt, die rein indische, an Pli. Hector F.
erinnernde var. Pomulus L. — Bei den abgeleiteteren Subspecies von P. Pammon tritt, worauf schon
W a l l a c e aufmerksam machte, mit der Verbreitung nach Osten das Hinterflügelschwänzchen mehr und
mehr zurück. So trägt der auf J av a , Sumatra, Borneo und Timor vorkommende P. Theseus Cr. als
Männchen nur einen zahnförmigen Vorsprung, während die diesem Geschlecht ähnlichste weibliche Varietät
den entsprechenden Formen von P. Pammon L. gleicht. Ausser der gewöhnlichen an P. Aristolochiae F.
var. Diphihis Esp. erinnernden weiblichen Varietät entstehen auf Java und Sumatra noch besondere Anpassungsformen
ohne Weiss auf den Hinterflügeln, welche durchaus dem Ph. Anüphus F. ähneln. Eine
Localvarietät von Timor, var. Timorensis Feld., erinnert sogar an den Ph. Liris Godt. Auch bei dem im
Männchen ungeschwänzten P. Ledebourius Esch, stellt das „männchenfarbige“ Weibchen sich durch den
deutlichen Hinterflügelzahn und durch die auch oben vortretenden Marginalmonde als Rückschlagsform dar,
während die mimetische Weibchenform Elyros Gray durch Färbung und längere Schwänze an Ph. Antiphus F.
(Palawan, Philippinen) und die über Celebes, Amboina, Ceram verbreitete var. Alphmor Cr. mit kurzem
Schwanzzahn und heller Vorderflügelbinde durchaus an Ph. Polydorus _L. erinnert. Eine andere nur
celebensische Varietät mit auffällig langen und plumpen Schwänzen der Hinterflügel und bräunlich verdunkelter
Vorderflügelbinde, Alcindor Oberth., gleicht dagegen dem ebenfalls nur celebensischen Ph. Pohj-
phontes Boisd. Bei der auf Batjan beschränkten kleinen Subspecies Nicanor Feld, endlich war bis vor
kurzem nur die mimetische, an Ph. Polydorus L. angepasste Weibchenform bekannt.1)
In der z w e i t e n grossen, sich an die t%sses-Gruppe anschliessenden Entwickelungsreihe kommen
wir über Gruppen mit monomorphen und schwanztragenden Arten endlich zur Protenor-Gruppe, deren
führende Art keine Hinterflügelschwänze und Vorderflügelbinden mehr besitzt. An diese Gruppe schliesst
sich eng der eine eigene Untergruppe vertretende P. Phetenor Westw. (Assam) an, dessen Männchen (vergleiche
Taf. V, Fig. 34) längliche, abgerundete grünblaue Hinterflügel trägt, während diejenigen des mime-
>) Erst Dr. Stau d in g er (Exot. Schmetter!. p. 7) erwähnt das sehr seltene Vorkommen männchenfarbiger Weibchen.