gewöhnlich grosse und ein wenig v e r ä n d e r t e Formen beobachtet zu haben. Diese grossen oder
Postimago-Zustände sollen abhängig sein von einem U e b e r f l u s s a n N a h r u n g und einem s e i c h t e n ,
w a rm e n A u f e n t h a l t s o r t e .
Zu den H e rrie k * s e h e n Angaben sei folgendes bemerkt:
1. Ohne Zweifel sind die hier in Betracht kommenden beiden Cydops-Arten — wie bereits
ausgesprochen — nahe verwandt und teilen eine grosse Anzahl gemeinsamer Merkmale.
Aber durchaus ist zwischen beiden nicht — wie H e r r i c k meint eine „vollständige
Uebereinstimmung sogar bis zu den mikroskopischen Detailsu zu konstatieren. Denn er
selbst führt an — sofort nachdem er dies ausgesprochen hat —, dass es wohl möglich sei,
den Cycl. signatus aus einem Glase, welches auch noch andere Formen enthält, ausfindig
zu machen durch seine Grösse nnd Färbung, sowie dass das Verhältnis der Apikalboisten
der F u rk a ein anderes sei etc. Schon diese von ihm angeführten und durch das „etc.“ _
angedeuteten weiteren Differenzen müssten ihm sagen, dass die Uebereinstimmung beider
Formen bis zu den mikroskopischen Details doch nicht so vollständig is t, wie er soeben
ausgesprochen hatte!
Hätte H e r r i c k beide Spezies eingehender studiert und sich nicht mit einem allerdings
sehr bequemen „etc.“ begnügt, so würden ihm die vorhandenen z a h l r e i c h e n u n d w i c h t
i g e n U n t e r s c h e i d u n g s m e r k m a l e d i e S e l b s t ä n d i g k e i t b e i d e r o h n e Z w e if e l
b e w i e s e n h a b e n .
2. Herricks Angabe, dass noch niemals eine Larvenform von Cycl. signatus ( = fuscus Jurine) entdeckt
se i, beweist durchaus nichts. Zwar sind eingehende Untersuchungen, welche
sich au f die ontogenetische Entwicklung der einzelnen Arten beziehen, bis je tz t in genügendem
Masse noch nicht angestellt worden, abe r die Embryonen von Cycl. fuscus
sind allgemein bekannt und besonders lassen sich die letzten Entwicklungsstadien — also
diejenigen Formen, bei welchen wohl sämtliche Körpersegmente, aber noch nicht alle
Antennenglieder vorhanden sind — leicht als zum Cycl. fuscus gehörig erkennen. Je
näher zwei Arten verwandt sind, desto mehr werden sich auch ihre Embryonen ähneln,
und erst auf den höheren Stufen der Entwicklung wird eine auffällige Divergenz ein-
tre te n : so auch b ei Cycl. fuscus und Cycl. albidus, für welche R e h b e r g 1) sogar an-
giebt, dass sie „bis zur letzten Häutung in ihren embryonalen Stadien nicht zu u n te rscheiden
sind, und e rs t'n a c h der Häutung die charakteristischen Merkmale zeigen, ohne
dass dieselben einen Uebergang der einen Art in die andere in irgend einer Weise er-
kennen Hessen.“
3. Als drittes Argument für seine Theorie führt H e r r i c k an, L a r v e n m i t E i b a l l e n
beobachtet zu haben. Da man bis jetzt eiballentragende Weibchen als vollkommen enfc
wickelte Tiere angesehen h a t und in der Systematik speziell der Cyclopiden das Weibchen
die Hauptrolle s p ie lt, so ist nichts leichter möglich, wie H e r r i c k v e rm u te t, als
dass Arten, welche bisher als sichere und wohl abgegrenzte gegolten haben, sich als
*) Reh b e rg , Weitere Bemerkg. p. 62.
Larvenzustände höherer Formen entpuppen werden. Meine im direkten Gegensätze zu
dieser Angabe des amerikanischen Forschers stehende Ansicht hoffe ich durch folgendes
genügend erhärten zu können:
a. Die Larvenzustände höherer Formen mit mehrgliederigen Vorderantennen könnten
doch n u r unter denjenigen Arten zu suchen sein, deren erste Antennen aus einer
geringeren Anzahl von Segmenten bestehen. So würden z. B. für die A rten , deren
Antennen aus siebzehn Segmenten1) zusammen gesetzt sind, die mit'sechzehn-, vierzehn,
zwölf-, elf-, zehn- etc. gliederigen Vorderfühlern in Betracht kommen, für die
mit zwölfglieclrigen Antennen, die mit zehn- oder achtgliederigen u. s. w. A b e r
s c h o n d i e o b e r f l ä c h l i c h e B e t r a c h t u n g d e r a n a to m i s c h e n , m o r p h o l o g
i s c h e n u n d e n tw i c k e l u n g s g e s c h i c h t l i c h e n V e r h ä l t n i s s e i r g e n d e i n e r
d i e s e r A r t e n k a n n e i n e so u n g e h e u e r l i c h e A n n a h m e g a r n i c h t a u f k om -
m e n l a s s e n . Ein geübtes Auge vermag Larven von entwickelten Tieren meist
schon au f den ersten Blick zu unterscheiden, denn die histologische Beschaffenheit der
Hypodermis lässt einen Copepoden meist sofort als L a rv e oder als ausgewachsenes
Tier erkennen.2)
b. H e r r i c k i s t a u c h in s e i n e n s p ä t e r e n A r b e i t e n s e l b s t n i c h t im s t a n d e
gewesen, auch nur eine einzige der bekannten Arten als geschlechtsreif gewordene
Larve einer anderen n a c h z u w e i s e n . F ü r keine seiner Behauptungen ist er in
de r Lage, einen B ew e i s zu erbringen.
c. A u c h k e i n e r d e r ü b r i g e n F o r s c h e r h a t d i e n a c h H e r r i c k s M e in u n g
g e w ö h n l i c h e E r s c h e i n u n g j e m a l s b e o b a c h t e t (wenigstens fehlt in der Litte-
ra tu r je d e Angabe darüber). Auch mir ist trotz der grössten Aufmerksamkeit unter
den vielen Tausenden der von mir beobachteten Copepoden noch nicht ein einziges
Mal eine solche Larve mit Eiballen zu Gesicht gekommen.8)
Nicht unerwähnt soll aber bleiben, dass es eine zwar nicht häufig zu beobachtende
Thatsache ist, Larven im letzten Stadium ihrer Entwicklung mit sperma-
*) Gelegentlich einer Erwähnung des Cycl. Hellen Brady sagt H e r r ic k deshalb: „If every form with eleven-
jointed antennae and eggsacs be worthy a distinct narne, it Will be possible to duplicate all the seventeen-jointed forms.“
(A final report. p. 162.)
2) G ie s b r e c h t (D. freil. Cop. der Kieler Föhrde. p. 103): „Es ist schon sonst bemerkt worden, d ass die
J u g e n d s ta d i e n d e r f r e i le b e n d e n Copep o den im a llg em e in e n le ic h t an d e r h is to lo g is c h e n B e s
c h a f f e n h e it ihrer Hypodermis erkannt werden; da dieselbe, nachdem kaum eine Cuticula abgeworfen ist, sofort mit
der Bildung einer neuen beginnt, so ist sie in allen Entwicklungsstadien stärker entwickelt als beim reifen Tiere, das,
soviel ich bemerkt habe, sich nicht mehr häutet; sie besteht dann meist aus ovalen, stark lichtbrechenden Sarkodemassen,
die die Untersuchung der Jugendformen einerseits sehr erschweren, a n d e r e r s e its sie eben au ch a ls so lch e
zu e rk e n n e n g eb en .“
) Dass der Cycl. vernalis Fischer mit siebzehngliedrigen Antennen nicht als geschlechtsreif gewordene Larve
des Cycl. vernalis mit achtzehngliederigen Antennen anzusehen ist, ist selbstverständlich: beides sind Imago ein und
derselben Art, nur dass bei letzterem eine abnorme Zweiteilung des siebenten Segments eingetreten ist. — Aehnlich ist
das Verhältnis des typischen Cycl. bicuspidatus Claus zu dem Cycl. bicuspidatus var. odessana Sckmankewitsch, nur mit
dem Unterschiede, dass bei letzterer Form die normale Teilung eines Antennengliedes unterblieben ist. — Den Cycl.
insignis Claus als geschlechtsreife Larve vom Cycl. strenuus Fischer zu betrachten, kann wohl niemandem einfallen.
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