F ä r b u n g : Das Tier ist meist vollkommen farblos mit n u r einem leichten’ Anfluge von Rosa..
Das einfachste und auffallendste E r k e n n u n g s m e r k m a l sind die k urzen, stark beborsteten*.
achtgliederigen ersten Antennen des Weibchens und die charakteristisch gebauten männlichen Vorderfühler;.
V e r b r e i t u n g u n d L e b e n sw e i s e : Cycl. fimbriatus ist vermöge seines in dorsoventraler Rieh-*
tung zusammengedrückten Vorderleibes imstande, au f fester Unterlage kriechend sich- fortzubewegen.1)'
Das Tier lebt au f dem Grunde d e r Gewässer; es ist bisher in Deutschland, nur beobachtet
worden -bei Baden-Baden und Schlangenbad durch F i s c h e r , bei Bremen durch R e h b e r g , im Glin-
stedter See und Agathenburger Schlossteiche (Stade) durch P o p p e , und in langsam fliessendem Wa sser-
bei Gschwend in Württemberg durch V o s s e i e r .
In d e r Halle'schen Gegend habe ich es gefunden in Teichen bei Dieskau, Delitzsch und.
Sittichenbach und den beiden Mansfelder Seen. In den beiden letztgenannten Gewässern kommt es-
oft in grösser Individuenzahl v o r, so dass man fast in jed e r Schlammprobe ein o d er'ein ig e Exemplare
findet.
Besonders interessant ist die Beobachtung R. S c h n e i d e r s . Dieser Forscher fand den Cycl..
fimbriatus in grösser Individuenzahl in der Grube „Glückauf“ im Potschappel-Burgk’sehen Steinkohlenreviere
(Plauen’scher Grund bei Dresden) und zwar in den beständig von Wasser umspülten degenerierten
Mycelmassen von Hymenomyceten, welche mit dem Namen Rhizomorpha subterranea Pefs. belegt und
in Höhlen und Bergwerken häufig zu beobachten sind. Hier führt unser interessanter Spaltfusskrebs-
ein vollkommen a m p h i b i s c h e s L e b e n , b e f ä h i g t d u r c h s e i n e O r g a n i s a t i o n , w e l c h e ihm .
— wie schon erwähnt — a u c h e i n F o r t b e w e g e n in g a n z g e r i n g e n W a s s e rm e n g e n u n d
s e l b s t a u f t r o c k n e r U n t e r l a g e g e s t a t t e t . Die von S c h n e i d e r beobachteten, subterran l e b e n den
Individuen unterscheiden sich von den oberirdisch anzutreffenden n u r durch das mattere Pigment
des noch fast intakten Auges, sonst stimmen sie — wie dies aus den vorzüglichen Zeichnungen
S c h n e id e - x s hervorgeht -— v o l l k o m m e n ü b e r e i n , eine Thatsache, welche dadurch ihre Erklärung-
findet, dass die Gruben bei Burgk erst seit circa 25 Jahren bestehen, unser Tier also erst-eine verhältnismässig
kurze Zeit diesen abweichenden Lebensbedingungen ausgesetzt ist.
Auch in den alten Gruben, des Oberharzes und des Erzgebirges h at Herr Dr. S c h n e i d e r die-
vorliegende Spezies angetroffen, wie er mir gütigst mitgeteilt hat.
Cyclops fimbriatus var. Poppei Rehberg.
Taf. VII, Fig. 14—16.
In meinen „Beiträg. z. Kenntn.“ gab ich den von R e h b e r g aufgestellten C'yd. Poppei2) aissynonym
mit dem typischen Cycl. fimbriatus a n , gleichwie dies schon früher von H e r r i c k 3) und..
V o s s e i e r 4) geschehen war. Auch je tzt, nachdem ich selbst Gelegenheit hatte, einige Exemplare dieser
Form zu untersuchen ,i|^ a lte ich zwar noch daran fest, dass die Differenzen., welche zwischen ihr und
*) Betreffs der Ansicht R i c h a r d s , dass diese Lokomotionsweise seinen Grund in dem Bau des ersten*
Antennenpaares habe (Recherches sur les Copdp-, p. 239) siehe p. 32 u. '33.
2) R e h b e r g , Beitr. z. Kenntn., p. 550. Taf. VI, Fig. 9—11.
3) H e r r i c k , A final report, p.. 162. Taf. Q3, Fig. 9—14 und Taf. R, Fig. 11.
4) V o s s e i e r , D. freil. Cop. Württemb., p. 192.
dera typischen Cycl. fimbriatus bestehen, nicht d e rart sind, um sie mit R e h b e r g als distinkte A r t anzusehen,
neige aber zu der Ansicht hin, dass diese Unterschiede doch wohl die Aufstellung einer b e s o n d
e r e n V a r i e t ä t gebieten, welcher also die Bezeichnung Cycl. fimbriatus var. Poppei R e h b e r g
zustehen würde.
Eine kurze Charakteristik dieser Varietät schliesse ich an das Resumé an , welches R e h b e r g
seiner Beschreibung anfügt.
1. R e h b e r g : „Diese A rt {Cycl. Poppei) steht dem Cycl. fimbriatus sehr nahe und ist ihm
in der Antennen- und Fussbildung fast vollkommen gleich.“ Hierzu habe ich zunächst zu
- bemerken, dass die vollkommene Uebereinstimmung beider sich nicht allein auf die beiden
von R e h b e r g angeführten Punkte bezieht, sondern auch noch : auf die gesamte Form des
Körpers, die Bewehrungsverhältnisse der einzelnen Körpersegmente mit Ausschluss der F u rk a
und des vierten Abdominalabschnittes, die männlichen ersten Antennen (welche R e h b e r g
ganz unbeachtet gelassen hat), die Apikalbewehrung der F u rk a , den Bau des Receptaculum
seminis und die Weise der Fortbewegung.
2. R e h b e r g : „Das rudimentäre Füsschen ist mit zwei gleichlangen Dornen und einem
k ürzeren Haar besetzt, während sich bei Cycl. fimbriatus nur ein kurzer Dorn und zwei
lange Haare befinden.“ — Den Bau des rudimentären Füsschens der Varietät h at R e h b
e r g ziemlich richtig erkannt und abgebildet (Fig. 9). Seine Angabe u n d Zeichnung
(Fig. 8) betreffend die Bewehrung desselben Extremitätenpaares beim typischen Cycl.
fimbriatus sind aber falsch: Typische Art und Varietät stimmen auch in diesem Punkte
vollkommen überein. Zum Beweise dieser Behauptung verweise ich au f meine Taf. VII,
F ig . 12.
3. R e h b e r g : „Der Hauptunterschied liegt in der merkwürdigen Bedornung d e r Furkal-
glieder, welche bei Cycl. fimbriatus fehlt. Zudem ist die F u rk a bei dieser A rt kürzer als
die beiden letzten Abdominalsegmente F e rn e r zeigt die Zeichnung des vierten Körper-
(Abdominal-)Segments einige Abweichungen.“ — Diese und die geringere Grösse der
V a rie tä t, welche R e h b e r g unerwähnt lä sst, sind die einzigen in der T h a t zwischen
beiden bestehenden Differenzen (Taf. VII, Fig . 14—16) :
a) Während beim typischen Cycl. fimbriatus die Furkalglieder relativ schmal, weit
von einander entfernt eingelenkt sind und die Länge der drei letzten Abdominalsegmente
erreichen, sind sie bei der var. Poppei b re ite r, berühren sich, an ihren Einlenkungsstellen
fast und erreichen noch nicht die Länge der beiden vorhergehenden
Hinterleibsabschnitte.
b) Während beim typischen Cycl. fimbriatus sich unmittelbar über der Einlenkungsstelle
der Seitenborsten je eine kurze, am Aussenrande beginnende, schräg nach oben gerichtete
Reihe feiner Dornen über einem Teil der dorsalen Fläche der Furkalglieder hinziehen,
verlaufen diese Reihen bei der var. Poppei nach einer Biegung fast in der
Mitte der Furkalglieder bis ziemlich zur Basis derselben.1) — Den von R e h b e r g er1)
Bei dem von mir in Fig. 14 abgebildeten Männchen waren aber diese Verhältnisse genau dieselben
bei der ty p i s c h e n Form; sie scheinen demnach nicht von besonderer Konstanz zu sein.