
In der That scheint auch die typisch, südamerikanische Tracht von ihnen erst in der neuen
Heimath erworben zu sein, vielleicht durch Anpassung a n g lo rt schon lebende''-inumine Gattungen der
Neotropinen.
So entspricht die Tracht von 1. Lamira dem Habitus der Gattung Ob/ras, die von I. Hirne
und I. Phenarete sogar bis au f die weisse Fühlerspifkd demjenigen der Gattung Methona. Dadurch wird
«s auch wahrscheinlich, dass auch die Tracht der Lycorea- Arten ursprünglich derjenigen der p a läo tro p iÄ en
Danaus-Arten noch m e g g entsprach. So entstand zuerst, als die Einwanderer.noch selten waren, unter
dem Einfluss der neuen Existenzbedingungen eine Anpassung an einen ^ |o n vèKbiàitèfen Habitus, den
der Melinaeen, welche sich zuerst auf die Farbe der Binden, später auch au f diè Zeichnung ausdehnte,
denn das erwähnte Schleifenband der Hinterflügel ist eine nur im tropischen Südamerika vorkommende!
dort aber weit verbreitete Zeichnungsform. ')
Somit gingen diese Arten wohl ans schwarzbraunen, mit Weissén Querbinden gezierten jjfrm èn
hervor, wie sie ;f f l§ ausser bei Danaern der alten We lt aneli bei einig«! Neoteopinei|§olnnibiens
{Tithorea, Ithomia) erhielten.
Allmälig nahm, durch günstige Ernährungsbedingungen und starke Fortpflanzung gehoben, der
Individuenreichthum der fremden Einwanderer (Lycorea) derart z i , dass er den der autochthonJijFormen
an manchen Orten weit ü b e rtra f, zumal die eingewänddrtin Arten ja an und fü r s iÄ k rä ftig e re Formen
sind als die Neotropinen und ausserdt§| ja immun blieben. 'So ist es za erklären, dass schliesslich der
strenge Lycorea-Typus sellisi Gegenstand der Nachahmung von Seiten grösserer Vertreter verschiedener
nicht widriger kamilien (Castnien, Pieriden, Papilioniden) werden konnte.
Dasselbe g ilt, wenn auch in geringerem Grade, für die Tracht der n f if t ganz so gemeinen
ltu n a -Arten.
2. TJnterfamilie der Neotropinae.
Einer Untersuchung der merkwürdigen Färbungsconvergenzen in dieser aus 19 Gattungen mit
mehreren hundert Arten bestehenden Familie muss zuerst eine Feststellung der genetischen Beziehungen
der einzelnen Gattungen vorausgehen. Dieselbe stützt sich natürlich nur auf die wichtigeren Structur-
merkmale, um deren Erkenntniss sich B a t e s , Godma n und S a l v i n und S c h a t z so verdient gemacht
haben. Da das Geäder der Vorderflügel in der Regel gleichmässig gebildet is t, das der Hinterflügel dagegen
in den Geschlechtern meist stark v ariirt, war es vor Allem die Gliederung der Tarsen der Vorder-
füsse, welche einige Anhaltspuncte für eine naturgemässe Gruppirung abgab.
Wir gehen von denjenigen Abtheilungen aus, bei welchen die Weibchen fünf Tarsalglieder und
die Männchen noch entwickelte Tibia und Tarsus an den Vorderfüssen besitzen. Hierher gehören die
Gattungen Tithorea, Melinaea, Athyrtis, Eutresis, Olyras, Athesis und Methona.
Von ihnen steht Tithorea Dbld. noch dem alten Danaer-Stamme am nächsten : denn allein bei
ih r ist wie bei den Danainen das Flügelgeäder in b e i d e n G e s c h l e c h t e r n n o c h g l e i c h entwickelt.
Diese Gattung enthält aber nicht nur die schönsten und grössten Formen der ganzen Familie, sondern
') Auch B a t es spricht sich I c . für eine Umwandlung der von Norden her eingewanderten Tagfalterform aus.
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anch einzelne Arten, welche in Zeichnung, kräftiger Beschuppung und Färbung noch an die australische
Gattung Hamadryas erinnern; auch sind ihre Arten durch schärfere Zuspitzung und grösserere Breite der
Vorderflügel von den übrigen Neotropinen unterschieden.
Den ursprünglichsten Habitus unter den ca. 18 Arten besitzt T. Bonplandii Guer. (Neu-Granada),
deren stark verdunkelte Vorderflügel nur einzelne Reste der bei Lycorea erwähnten Binden in Gestalt
kleiner weisser Tüpfel tragen. Dagegen führefi die Hinterflügel eine breite gelbweisse Mittelbinde, eine
nur unten deutliche braune Submarginalbinde und oben eine, unten zwei Aussenrandtüpfelreihen. Wir
bezeichnen diesen schwarzen, weissgetüpfelten Habitus, welchen wir auch an T. Humboldtii Latr. (Neu-
Granada), T. Bonplandii Guer. (Bogota), T. Pavonii Butl. (Bolivia) etc. beobachten, als Bonplandii-Tracht.
Die Vertreterin des zweiten Färbungstypus, T. Irene Dru. (Central-Amerika), ist durch die stark
verdunkelten Vorderflügel gekennzeichnet, welche oben in schwarzbraunem Grunde nur einzelne kleine
gelbe Tüpfel in der Aussenhälfte fü h ren , während die einfach rostbraunen Hinterflügel, von vorn nach
hinten abnehmend, schwarzbraun gerandet sind und oft noch einen Rest des äusseren S.chleifenbandtheiles
tragen. Hierher gehören noch T. Tarracina Hew. (Neu-Granada), T. Duenna Bates (Mexico), T. Pinthias
Godm. et Salv. (Mexico).
Wir bezeichnen diese Färbung als Irene-Tracht.
Der dritte Zeichnungstypus erinnert durch die apicale und subapicale gelbe Binde und die basale
rostbraune Aufhellung der Vorderflügel und die rostbraunen, mit hinterem Schleifenbandtheil versehenen
Hinterflügel an die Melinaea-Tracht. Hierher gehört T. Harmonia Cr. etc. Eine Modificaiion dieser Färbung
tritt uns in T. Pseudethra Butl. (Surinam) entgegen, bei der die helle Subapicalbinde der Vorder- und
die breite Mittelbinde der Hinterflügel eine lebhaft gelbe Farbe annehmen.
Bei Melinaea Hb. (ca. 25 Arten) treten schon Unterschiede im Hinterflügelgeäder beider Geschlechter
auf. Die Tracht der Arten erinnert an den Ut/cor ea-Typus, und wie die Vorderflügelbasis sind
auch die schwarz gefleckten oder so gebänderten Hinterflügel meist rostroth gefärbt. Bei M. Ethra Enc.
(Mus. Berlin) und M. Thera Feld, tragen letztere noch eine leuchtend gelbe Mittelbinde wie bei Tithorea
Pseudethra B u tl.; bei M. Mneme L. ist dagegen ihre Hinterhälfte schwärzlich verdunkelt. W ir bezeichnen
den Habitus der Gattung als Melinaeen-Tracht.
Die wenigen seltenen Arten der nahe verwandten Gattung Athyrtis Feld, tragen ein ähnliches Kleid.
Dagegen tritt- uns in den Arten von Eutresis Dbld. eine analoge Trachtverschiedenheit wie in der
Gattung ltu n a entgegen: während E. Hypereia Dbld. (Venezuela) das Kleid von /. Lamira trägt, erinnert
E . imitatrix Stdgr. (Peru) wieder an 1. Hione (Methona-Tr&cht).
Aehnlich treffen wir bei Athesis Dbld. in A . Clearista Dbld. (Venezuela, Columbien) resp.
A . Acrisione Hew. (Ecuador) Vertreter dieser beiden so verschiedenen Typen.
Die vier Arten der Gattung Olyras Dbld. besitzen dagegen eine einheitliche-Tracht, welche der
des[1. Lamira entspricht und von uns als Olyras-Tracht bezeichnet wird. Zur Zeit ist die weiter verbreitete
Ituna-Axb allerdings viel häufiger als z. B. der gleich gefärbte 0. Theon Bates (Guatemala) und
die übrigen kleineren, ebenfalls local meist auf Gebirge beschränkten Arten.
Ebenso dürfte die nahe verwandte, mehr im tropischen Brasilien vorherrschende Gattung Methona
Dbld. als Mo d e l l für die eigenartige Zeichnung der ltuna llio n e , der Athesis Acrisione Hew. etc. anzusehen
sein. Bei der weit verbreiteten, sehr gemeinen M. P sid ii Cr. zeigen die schwarzgerandeten Vorder