Körnchen in Kernplasma. Gruber,*) F . Blochmann**) u. A. gehen au f diese Verhältnisse kaum ein
und Schewiakoff***) sp rich t ausdrücklich n u r von einem gewöhnlichen Kernkörperchen (Nucleolus), der
bei d e r Mitose nachher verschwindet. Einen grossen Nucleolus, den w ir als Morulit bezeichnen, h a t er
abe r offenbar bei den sich mitotisch theilenden Thieren nicht v o r Augen gehabt, was mir nich t unwichtig
erscheint, denn vergleicht man diesen Befund m it denen F . E. Schulzes, Schaudinns und den meinen,
die bei Amöben amitotische Theilungen k o n sta tirten , so gewinnt es fa s t den Anschein, als ob sich der
mit einem Morulit versehene Nucleus m it Vorliebe, wenn n ich t vielleicht principiell am i to t i s c h th e ilt,
während ein m it regelrechten Nucleolen versehener Nucleus eine m i t o t i s c h e Theilung eingeht.
Helioainöbenartiger P a ra s it in Lemnazellcn.
Abbild. Taf. X, Fig. 11, 12, 13. Vergr. = 800.
In den Zellen abgestorbener Lemnapflanzen aus d e r Lag u n a P e itiad u chica sah ich wiederholt
je einen helioamöbenartigen Organismus, der sich von dem Zellinhalte schmarotzend ern äh rte . Vielleicht
h an d e lt es sich um eine Nuclearia, was ich indessen n ich t zu entscheiden wage, da ich n u r wenig Notizen
und Skizzen d arüber besitze.
Die G e sta lt des P a ra s iten is t eine ziemlich isodiametrische; d e r Durchmesser etwa 10 — 15 ji.
Allseitig strah len Radien aus, die zw ar m it b re ite re r Basis beginnen,, dabei aber seh r fein, fad en a rtig sind.
Pseudopodienkörner besitzen sie n ic h t, so dass also an eine echte Heliozoe n ich t zu denken ist. Die
Bewegungen des Thierchens sind äu sserst langsame, doch so, dass man von Z e it zu Ze it eine Gestaltsveränderung
k o n statieren kann. Ebenso werden auch die S trah len bewegt, und zw ar d e ra rt, dass sie
langsame, s c h w i n g e n d e Bewegungen ausführen.
Der plasmatische Körper lä ss t eine Differenzierung von Ecto- und Entoplasma n ich t wahrnehmen;
das Plasma is t jedoch seh r h y a lin und körnchenfrei. Vacuolen sind n ich t zu seh en , d afü r abe r ein
Kern, der undeutlich durchschimmert. Ausserdem s ieh t man im In n e rn bald mehr, bald weniger braune
Chlorophyllbrocken etc., welche ganz mit denen d e r Lemnazelle übereinstimmen, so dass es also keinem
Zweifel u n te rlieg t, dass sie als Nah ru n g aufgenommen worden sind.
Ausser diesen kleinen, rad ientragenden Individuen t r a f ich fe rn e r seh r viel grössere an, welche
p ra ll kugelig waren und keine Radien mehr aufwiesen. Z u e rst vermutete ich n u n , dass sich
d e r Ze llinhalt d e r Lemnazelle zu einer Kugel zusammengezogen, sah indessen, dass jene Kugel nicht
ohne Bewegung war. Ich möchte sie dahe r fü r einen gross gewordenen P a ra s iten h a lten , d e r sich
mit Chlorophyllbrocken etc. ganz voll gefressen und nun in einen Ruhezustand übergegangen ist.
Jen e Chlorophyllbrocken endlich nehmen mehr das In n e re der Kugel ein und lassen einen hellen, fast
hyalinen, peripherischen R an d frei.
*) Nr. 41 n. Nr. 42.
**) Nr. 43.
***) Nr. 44.
Allgemeines über die Systematik und Verbreitung
der Süsswasserrliizopoden.
Systematische Uebersicht der in Córdoba aufgefundenen Rhizopoden
einschl. der Helioamoeben.
Indem ich mich im Grossen und Ganzen an die von 0 . B ü t s c h l i aufgestellte S y stema tik
der Rhizopoden h a lte , die ja auch S c h e w i a k o f f angenommen h at, habe ich mir allerdings mehrere
Abweichungen g e s ta tte t, die zu begründen ich versuchen möchte. Hinsichtlich der S y stema tik der
Protozoen möchte ich; fe rn e r noch folgende allgemeine Bemerkungen vorausschicken.
E s is t allgemein b ekannt, dass, je mehr Kennzeichen ein Organismus an sich t r ä g t, er dann
um so viel le ich ter in das schon bestehende System eingeschaltet und um so genauer gegen verwandte
Organismen abgegrenzt werden kann. J e complicirter mithin die Morphologie dieses Organismus ist,
um so sicherer lä ss t er sich ch a rak terisiren , und umgekehrt, je einfacher er in dieser Beziehung ist,
um so viel schwieriger wird dies. Wenden w ir dies nun au f die Protozoen an, so werden w ir finden,
dass die „höhe r“ steh en d en , nämlich die flagellaten und ciliaten In fu so rien , fe rn e r auch noch die
Heliozoen etc. g u t genug zu ch a rak terisiren sin d , dass dagegen die Amöben, v o r allem die nackten,
in dieser Beziehung ausserordentliche Schwierigkeiten darbieten. Sie sind ja , morphologisch betrachte t,
eigentlich n ich t viel mehr als ein „Schleimklümpchen“,., ein „Sarkodehäufchen“ -e tc ., ohne feste Form
und ohne jene bestimmte Gliederung, die uns die Determination an d e re r Tiere so bequem macht.
Allerdings sind wohl auch unsere Hilfsmittel hinsichtlich der Amöben noch viel zu wenig durchgebildet;
denn w ir waren bisher und sind es, wenn wir uns au f Reisen etc. befinden, immer noch
au f die mikroskopische B e trach tu n g des lebenden Organismus beschränkt. Eins d e r wichtigsten
Kennzeichen konnte n u r selten herangezogen werden, nämlich die Fortpflanzung und Entwickelung;
wo uns ferner die Morphologie im Stich lässt, da müssten neue Hilfsmittel herangezogen werden, und
diese könnten dann n u r noch physiologische resp. chemische sein. Hier kämen der A u fen th a ltso rt und
die E rn ä h ru n g in B e tra c h t, fe rn e r die F ä rb b a rk e it; das Verhalten gegen chemische Reagentien etc.,
k u rz eine Menge von Momenten, die uns vielleicht genauere Merkmale ergeben könnten.
Wenn sieh jemand die Aufgabe ste llt, eine noch nicht bekannte Thiergruppe eines Landes zu
erforschen,' so muss er, soweit höhere Th iere in B e tra ch t kommen, sein Hauptaugenmerk au f ä u s s e r e
Merkmale leg en ; denn wollte e r sich m it jedem einzelnen Thiere lange aufhalten, wollte e r dessen Bau,
Abstammung, Entwicklung und Lebensfunktionen im einzelnen e rgründen, so würde er sich wohl um
die Kenntniss der Naturgeschichte dieses einzelnen Thieres sehr verdient machen, die Thiergruppe
selber aber bliebe uns unbekannt. Aehnlich is t es auch mit den Protozoen. Zwar genügen h ie r äussere