Die Grösse der Micromastix Ja n u a rii, deren Gestalt eine inelir isodiametrische ist, beträgt cä.
40 ,w, die Pseudopodien abgerechnet. Die Länge d e r Geissel mag 30 bis 33 ,« sein, was nicht genau
festzustellen w a r, da sie sehr schnell in k u rz en , flachen Wellen schwang. Sie entspringt am vorderen
Pol von einem Zapfen, ohne mit dem Kern in Zusammenhang zu sein.
Die Pseudopodien sind so gestaltet, wie wir sie dem Genus Amoeba zuschreiben, nämlich
cylindrisch-fingerförmig; doch bleiben sie klein und schmächtig. Sie ragen ferner nach allen Seiten
rad iär hinaus, zu ca. 5 Stück im opt. Schnitt. Während des lebhaften Vorwärtsschwimmens des Tierchens
zeigten sie keine Veränderung. Am hinteren, dem Geisselpol gerade entgegengesetzten ■ Pole
besass die Amoebe einen schönen grossen Maulbeeranhang, der aus regelmässigen kleinen Beerchen bestand
und einige kleine Vacuolen beherbergte.
Die äussere Begrenzung ist eine scharfe, ohne dass eine Membran vorhanden wäre. Der pla smatische
Inhalt ist recht deutlich in zwei Regionen geschieden, wovon die ektoplasmatische einen sehr
breiten Mantel ausmacht und sämmtliche Pseudopodien, mitsammt der Schwanzbeere erfüllt. Sie erscheint
völlig wasserklar oder allenfalls sein* feinkörnig. Das Entoplasma bildet sodann im Innern einen grossen,
kompakten Klumpen, zusammengesetzt aus dicht gedrängt liegenden Chlorophyllkörnern, Algen, Para-
mylonkörnern etc., die den Kern und den übrigen Inhalt völlig verdecken. Eine Anzahl von ihnen war
bereits in Verdauung befindlich.
Genaueres über diesen Organismus festzustellen gelang mir nicht, da er schnell vorwärts eilte
und sich bald zwischen Detritus verlor. E r schwamm mit der Geissel voran, deren Schwingungen ihn in
Zittern versetzten, ohne ihn aber um seine Axe rotiren zu lassen.
Mastig e lla p o lym a s tix nov. gen. nov. spec.
Abbild. Taf. II, Fig. 3. Vergr. = ca. 800. Taf.. III, Fig. 1. Vergr. = ca. 1000.
Es mag eine auffallende Erscheinung sein, dass im Süsswasser von Córdoba eine so 'erhebliche
Anzahl verschiedener geisseltragender Amoeben lebt, mehr wohl, als bisher von Europa etc. her bekannt
geworden sind, wenn man auch anniramt, dass manche von den letzteren als Flagellaten aufgefasst
wurden. Die Aehnlichkeit indessen, welche zwischen unsere! Mastigamoeba Schulzei und der europäischen
M. aspera herrscht, weist d a rau f hin, dass die geisseltragenden Amoeben nicht etwa als eine spezifisch
südamerikanisché Gruppe aufzufassen sind, sondern als eine kosmopolite. Befremden muss es
freilich erregen, dass J . L e i d y in seinem grossen Werke. „Fresh-Water-Rhizopods“ nicht eine einzige
hierhergehörige Form aufzählt, ein Umstand, der sich vielleicht dadurch erklärt, dass L., wenn er eine
solche sah, sie ebenfalls zu den Flagellaten schob; denn es k an n doch nicht wahrscheinlich sein, dass
Nord-Amerika gänzlich der geisseltragenden Amoeben entbehre.
Der im Nachfolgenden zu beschreibende Organismus zeigt nun so sehr die Charaktere einer
Amoebe, dass an seiner wahren Natur nicht gut gezweifelt werden darf, noch weniger als an der von
Mastigamoeba. Vielleicht ist er identisch mit einer längst schon bekannten Species. Zu entscheiden
vermochte ich dies indessen nicht, da sämmtliche Darstellungen aus früheren Zeiten, die sich au f geissel-
tragende-Amoeben beziehen, nach unseren jetzigen Anschauungen doch viel zu wünschen übrig lassen.
Es sei daher der oben aufgestellte Speciesname damit gerechtfertigt. Ebenso schien es mir noth wendig,
«in eigenes Genus für derartige Formen aufzustellen, hauptsächlich um sie von der sonst nahestehenden
■Gattung Mastigamoeba zu unterscheiden.
Die M. polymastix fand ich Ende December am Boden meines Aquariums, das hauptsächlich
Wasser vom Hospitalteich mit Spirogyren, Qyclops etc. seit einigen Woclien enthielt. Später verschwanden
;die erst zahlreichen Tliierchen, ohne wieder zu erscheinen, obwohl derselbe Behälter noch eine Reihe
anderer Formen hervorbrachte und namentlich zahlreiche einzellige Algen beherbergte, welche, frei flot-
tir e n d ,: das gesammte Wasser grün färbten.
Würde unser Thierchen keine Geissein besitzen, so wäre es seiner ganzen Gestaltung nach von
•einer der gewöhnlichsten Amoeben kaum zu unterscheiden. Es ist bald mehr isodiametrisch, ziemlich
allseitig Pseudopodien aussendend (Taf. II, Fig. 3), namentlich wenn es keine Ortsveränderung vornimmt,
bald etwas länglich in der Richtung der Bewegung gestreckt und dann entweder mit Pseudopodien
oder, bei schneller Vörwärtsbewegiing auch gänzjich frei davon (Taf. III, Fig. 1), also im Ganzen
ähnlich so wie bei Mastigamoeba Schulzei. Die Pseudopodien aber sind anders gestaltet als bei der
letzteren Art. Sie sind; nämlich als f i n g e r f ö rm i g e zu bezeichnen, so -otwa wie bei der von uns beschränkten
Gattung Amoeba, aber oft recht kurz und daher fast zottenförmig. Besonders lange Pseudopodien
sah ich nämlich nie, sondern nur solche, die höchstens die Hälfte des Durchmessers erreichten.
Dabei standen sie theils mehr von einander getrennt und waren dann grösser, oder sie bildeten zu
mehreren ein gemeinsames Ganzes und waren dann kleiner und kürzer, so. dass sie etwa eine flache
Hand mit ihren F in g ern darstellten (Taf. II, Fig. 3). Zahlreich wurden sie jedoch niemals. In ihrer
Form ähnelten sie sich immer, ob sie gross oder klein waren, indem sie einen meist schlanken Cylinder
mit abgerundetem En d e vorstellten. Kürzere Ausläufer waren mithin entsprechend dünner als lange.
Das am- meisten Charakteristische unserer Mastigella sind die Geissein, deren Anzahl zwischen 1
bis etwa 4 schwanken kann. Mehr sah ich nämlich- nie davon, die letztere Zahl aber am häufigsten,
einige male ihrer drei oder zwei und etwa ebenso oft bloss eine. Diese verschiedenen Uebergänge
bilden den Grund, all’ diese Formen nicht auseinanderzuhalten und namentlich die eingeisselige Form
nicht abzutrennen; denn die ganze Gestaltung war im Uebrigen eine völlig übereinstimmende, und
-jüngere d. h. kleinere Individuen waren meist eingeisselig. Auffallend genug freilich ist die Vielzahl
:der Geissein. Wären ihrer n u r zwei vorhanden, so könnte man wohl an ein Vorstadium d e r Theilung
denken. Bei höherer Zahl aber müsste man eine Theilung des Amoebenkörpers in mehrere Stücke annehmen,
was seine Schwierigkeit hätte u n d etwas Ungewöhnliches bedeuten würde. Ferner ist die Zahl
d e r mehrgeisseligen Exemplare eine viel häufigere als die sonst gewöhnliche der Theilungen und endlich
waren diese selbst nie zu konstatiren. Ich möchte daher die Mehrzahl der Geissein als etwas ganz Normales
bei Mastigella ansehen.
Die Geissein treten nicht so unmittelbar aus dem Körper heraus wie bei Mastigamoeba, sondern
sitzen au f einem Z a p f e n , der ein mehr konisches oben abgerundetes Pseudopod vorstellt. E r ist bald
ganz niedrig, mehr wrarzenförmig mit breiter Basis (Taf. III, Fig. 1), bald mehr fingerartig, aber auch
ziemlich breit und trägt vorn oft noch einen besonderen schmächtigeren Fortsatz (Taf. II, Fig. 3), auf
dem die Geissel erst sitzt. Wo mehrere Geissein, da sind zumeist aueh mehrere Zapfen vorhanden,
deren jed er eine, zuvreilen aber auch deren zwrei trägt (Taf. III, Fig. 1). Die übrigen stehen von ein