des Centralnervensystems in die Leibeshöhle .hineinragt. Ueber System III bemerkt man schliesslich
jederseits den Drüsencomplex von System I I (Taf. I, Fig. 2, sy III).
Was die grobe Structur der beiden Drüsen betrifft, so stellen sie zwei kleine Säcke mit nur
wenigen Ausbuchtungen dar. Von ihrer Ausmündungsstelle steigen sie schräg nach oben und hinten,
doch reichen sie nicht über das Segment der zweiten Maxillen hinaus. Weit complicirter als ihr
Aeusseres ist ihr feinerer Bau. Im Innnern wird jede Drüse ausgekleidet von einer chitinigen Intima.
Unter dieser bemerkt man kleine, flache Zellen; darauf folgt — bei schwacher Yergrösserung — eine
Reihe von Zellen mit langgestreckten Kernen und schliesslich auf diese die mächtige Drüsenzellschicht.
Es scheint also, als ob die Wandung aus drei getrennten Schichten bestände.
Ob dieses Verhalten dadurch zu Stande gekommen is t, dass sich von innen her an die eigentlichen
Hypodermiszellen Elemente anderen Ursprungs angelagert h ab en , oder ob wir es in Wirklichkeit
mit einer einschichtigen Wandung zu thun haben, in welcher sich die einzelnen Zellen verschieden weit
von der gemeinsamen Mutterlage entfernt haben, lässt sich natürlich nur entwicklungsgeschichtlich feststellen.
Was die Drüsenzellen selbst betrifft, so zeichnen sich dieselben, abgesehen von ihrer
charakteristischen Gestalt, noch durch die Lage ihres runden Zellkernes, welcher stets in der Nähe der
äusseren, der Leibeshöhle zugekehrten Wand lieg t, und durch ihre verschiedene Grösse aus. In Folge
dieses letzteren Umstandes springen die Zellen, welche, öfter zu mehreren vereinigt, kleinere oder grössere
Gruppen bilden, verschieden weit in die Leibeshöhle v o r, wodurch die Drüse eine sehr unregelmässige,
gewellte Oberfläche erhält.
Ein Muskel, welcher von der bereits oben erwähnten, seitlich vom Bauchmark gelegenen Sehnenplatte
seinen Ursprung nimmt und sich an der Dorsalwand der Drüse inserirt, dient höchstwahrscheinlich
dazu, das Lumen derselben zu erweitern (Taf I, Fig. 2 erm).
S y s t em IV und V.
System IV und V, zu welchen wir nun übergehen wollen, sind in ihrem Bau einander vollkommen
ähnlich. Sie unterscheiden sich nur durch ihre Lage und Grösse. Denn während System IV (Taf. I,
Fig. 2 sy IV) etwas höher wie II an den Seiten des Kopfes nach aussen mündet und nui? aus zwei
kleinen Drüsensäcken besteht, welche in den beiden oberen Ecken des Körpers liegen, bildet System V
das mächtigst entwickelte Drüsenpaar der vorderen Körperregion und mündet h inter der schlundumfassenden
Gefässcom missur nach aussen (Taf. 1, Fig. 5). Es besteht aus einer Anzahl von dickwandigen
Säcken, welche durch zarte Membranen unter einander verbunden sind und die beiden Seitentheile des
ersten beintragenden Segmentes vollständig ausfüllen (Taf. I, Fig. 4 sy V).
Ich vermuthete anfangs, dass beide Systeme in den Darm einmünden, doch konnte ich trotz vielfacher
Bemühung keine Ausführungsgänge in demselben finden. Endlich konnte ich als sicher feststellen,
dass beide getrennt an den Seiten des Körpers nach aussen münden, das erste — wie schon erwähnt —
in einer Chitinfalte etwas über der Mündungsstelle von System I I ,\ das andere, d. i. das fünfte System,
ebenfalls in einer Einbuchtung des Chitinpanzers unmittelbar hinter den Commissuren, welche das
Rücken- mit dem Supraneuralgefäss verbinden.
Histologisch betrachtet besteht jeder Drüsensack aus den typischen drei Theilen. Wir unterscheiden
nämlich zunächst eine Intima. Dieselbe ist sehr zart, besonders im Verhältniss zu den resistenten
Chitindecken von System II und III. Von der Oberfläche betrachtet bemerkt man, dass sie in polygonale
le id e r getheilt is t, welche den darunter liegenden Drüsenzellen entsprechen mögen. Im Driisenepithel
selbst liegen in den meisten Fällen mehrere Secretionszellen über einander, bisweilen sah ich aber auch,
wie nur eine Zelle die ganze Dicke der Wandung einnahm. Die dritte Schicht endlich, die Tunica
p ro p ria , ist bei diesem System sehr gut entwickelt. An dieselbe legen sich von aussen her noch
einzelne Ring- und Längsmuskelbündel an. Auch sah ich Seitenzweige des Riickengefässes an die
Drüsen herantreten (Taf. I, Fig. 4 big). Schliesslich sei noch erwähnt, dass die Wandungen des kurzen
Ausführungsganges , ebenso wie die Verbindungen der einzelnen dickwandigen Säcke unter einander von
grösser Zartheit sind (Taf. I, Fig. 5 ag sy V und Fig. 4 vbm).
Am Ende meiner Beschreibung der Kopfdrüsen von Scutigera angelangt, will ich noch auf einen
kleinen Drüsencomplex hinweisen, der in der ventralen Medianlinie des Kopfes an den ersten Maxillen
zwischen den beiden Maxillarorganen gelegen ist. Da derselbe jedoch von keiner grossen Bedeutung ist,
habe ich ihn nicht als besonderes System angeführt (Taf. I, Fig. 1 drg).
An das Capitel über die Kopfdrüsen will ich noch eine kurze Notiz über einige Zellenmassen
anreihen, die wegen ihrer wulstigen, scharf umschriebenen Form und ihres charakteristischen Aussehens
von dem eigentlichen Fettgewebe deutlich verschieden sind. Derartige Zelienmassen findet man bei
Scutigera an folgenden Stellen:
1) Unter dem oberen Schlundganglion.
Der Lage nach stimmt dieser Zellencomplex mit dem Gomplex der oberen Schlunddrüsen bei
Scolopendra überein. Da nun auch sein Aussehen an das der Endlappen der betreffenden Drüsen
erinnert, so könnte man aucb in dem wulstigen Zellencomplex bei Scutigera eine Drüsenmasse vermuthen.
illb war jedoch nicht im Stande, in ihm solche wohl charakterisirte Ausführungsgänge nachzuweisen,
wie sie sich bei Scolopendra vorfinden.*) Zwar habe ich hier und da zarte Canäle an den Complex
herantreten sehen, doch schienen mir dieselben Blutgefässe zu sein, welche aus der Kopfaorta stammen.
2) Unter dem unteren Schlundganglion in dem Mediantheil des Kopfes (Taf. IV, Fig. 24 guf 2).
3) In den ersten vier beintragenden Segmenten und dem Kieferfusssegment, direkt unter dem
Bauchmark.
Die Zellenmasse fällt auf Längsschnitten besonders in die Augen, sie schliesst sich nach vorn hin
an Nr. 2 an (Taf. I, Fig. 2, 4, Taf. IV, Fig. 24 u. 25 guf 3).
4) Ueber dem Bauchmark zu beiden Seiten des Darmes im Kopfende und im Anfangstheil des
ersten Segmentes.
Dieser Zellencomplex besitzt die grösste Ausdehnung, er nimmt die Seitentheile des Körpers
zwischen Darm und Körperwand fast vollständig ein (Taf. I, Fig. 2 u. Taf. IV, Fig. 25 guf 4). Ich
hatte auch ihn wegen seiner Aehnlichkeit mit den Endlappen von System III u. IV bei Scolopendra als
Drüse in Verdacht, doch war ich auch in diesem Falle nicht im Stande, Ausführungsgänge aus ihm
*) Wenn es sich herausstellen sollte, dass die Ausführungsgänge der Endlappencomplexe der verschiedenen
Drüsensysteme von Scolopendra homodyname Bildungen von Tracheen sind, könnte dann nicht das Fehlen der Aus-
führungsgänge bei Scutigera mit dem Umstand in Beziehung stehen, dass sich bei dieser Form eigentliche Tracheen, wie
sie die übrigen Chilopoden besitzen, nicht finden-?