28 Drüsensäcke gezählt. Die Wandung derselben ist verschieden dick. Bei einem Drüsensäckchen von
0,124 mm Längsdurchmesser betrug die durchschnittliche Epitheldicke 0,0066 mm, die grösste 0,0099.
Von aussen her legen sich an die Säckchen Fasern an, deren Natur nicht genau zu entscheiden ist. Die
Intima ist nur als ganz feines Häutchen vorhanden.
Kehren wir nun noch einmal kurz zu den Ausführungsgängen zurück. Ihre chitinige Intima ist
wohl entwickelt, weist jedoch im Gegensatz zu System III und IV bei schwacher Vergrösserüng keine
Spiralverdickungen au f; nur bei starker Vergrösserüng ist eine feine Andeutung einer solchen zu sehen.
Die Zellen des deutlich wahrnehmbaren Epithels springen nach dem Lumen des Canals zu etwas
vor; so dass derselbe auf Quer- und Längsschnitten ein schwach gewelltes Aussehen bekommt (Taf. III,
Fig. 15 ag sy V).
An der Ausmündungsstelle findet sich eine starke Ringmuskelschicht, die sich eine Strecke weit
am Canale fortsetzt (Taf. III, Fig. 15 rm).
H i s t o r i s c h e s .
Die älteren Angaben von G a e d e , J. M ü l l e r , K u t ö r g a und S t r a u s s - D ü r c k h e i m widersprechen
sich sämmtlich. Da P l a t e a u 25) dieselben alle neben einander gestellt h a t, will ich hier auf
eine nochmalige Wiedergabe verzichten. Von neueren Forschern giebt nur M a c L e o d ” ) einige kurze
Angaben über die Speicheldrüsen von Scolopendra horrida.. E r hat nur ein Paar gefunden und führt die
Angaben von anderen Forschern über eine grössere Zahl darauf zurück, dass dieselben die Drüsen künstlich
in mehrere Lappen getheilt hätten. Die Ausführungsgänge münden nach ihm an den Gliedmaassen,
auf die er sie zulaufien sah. Genauere Angaben über die Ausmündungsstellen und die Structur der
Ausführungscanäle und Drüsen vermissen wir aber auch bei ihm.
E. Rückblick und Allgemeines.
Ueberblicken wir nun noch einmal die in den vorstehenden Abschnitten gewonnenen Resultate,
so können wir bei den Chilopoden zwei verschiedene Drüsentypen unterscheiden.
I. Der eine derselben ist dadurch gekennzeichnet, dass seine Drüsen Säcke oder Schläuche
bilden, welche direct ihr Secret nach aussen entleeren. Hierher gehören sämmtliche von
mir beschriebenen Systeme von Scutigera und System I I und III der Lithobiiden.
II. Der andere Typus ist besonders durch seine langen Ausführungsgänge charakterisirt, an deren
Enden erst die eigentlichen Drüsen sitzen. Wir können hier zwei Unterabtheilungen unterscheiden
:
a) Die eine derselben ist dadurch gekennzeichnet, dass sich die Endverzweigungen der Ausführungsgänge
in einem wulstigen Gewebecomplex ausbreiten, mit dessen Lappen sie in
innige Beziehung treten. Hierher gehören System I von Lithobius und Eenicops und die
Systeme I , I I , III und IV von Scolopendra. Von diesen Drüsenpaaren besitzen die
Systeme I von Lithobius und III und IV von Scolopendra eine spiralige Verdickung der
Intima ihrer Ausführungsgänge.
b) Die andere Unterabtheilung entbehrt dagegen der wulstig zusammengeballten Endlappen
und Weist nur am Endtheil der Ausführungsgänge kleine Drüsensäckchen auf, welche ein
verschieden dickes, einreihiges Epithel besitzen. Hierher gehört System V von Scolopendra.
Eine Homologisirung der Drüsensysteme der verschiedenen Chilopodengruppen vorzunehmen,
erscheint mir, so lange noch keine entwicklungsgeschichtlichen Resultate vorliegen, ziemlich gewagt.
Es wäre höchstens möglich, System I von Lithobius und System III von Scolopendra wegen der gleichen
Lage der Ausmündungsstellen und des, wenn auch im Einzelnen verschiedenen, so doch im Grossen und
Ganzen ähnlichen Baues zu homologisiren.
Wie aus dem beschreibenden Th eil ersichtlich ist und auch bereits oben angedeutet wurde, haben
zwar die Drüsensäcke des Systems I I von Lithobius eine grosse Aehnlichkeit mit System II von
Scutigera, aber ich glaube, dass man deswegen auf eine Homologisirung beider verzichten muss, weil das
letztere Drüsenpaar an einer anderen Stelle nach aussen mündet als die betreffenden Drüsen von Lithobius *),
und diese ausserdem die oben beschriebenen Endsäcke besitzen, die jenen fehlen.
Auch eine Vergleichung der Kopfdrüsen der Chilopoden mit denen der Inseeten erscheint mir
zur Zeit ohne Zwang nicht durchführbar. Ich habe trotzdem vor l l/2 Jahren in meiner Dissertation13)
einen Versuch dazu gemacht, doch glaube ich gegenwärtig, dass derselbe etwas zu kühn ausgefallen ist.
Immerhin sei erwähnt, dass sich auch je tzt schon einige Aehnlichkeiten zwischen den Kopfdrüsen der
beiden Gruppen constatiren lassen; so gleichen z. B. die Endröhren von System III und IV bei Scolopendra
den Abbildungen, welche L e y d i g 19) von der im Thorax gelegenen Drüse der Arbeitsbiene giebt;
System I von Lithobius erinnert an die Thoraxdrüse von Vespa crabro ( L e y d i g 19) Taf. III, Fig 18) und
die von Elatta.
Was die phylogenetische Entwicklung der Kopfdrüsen anbelangt, so sei erwähnt, dass E i s i g 4)
in seiner Monographie der Capitelliden die Speicheldrüsen der Tracheaten für umgewandelte Nephridien
e rklärt, indem er sich darauf stütz t, dass sich nach K e n n e l *6) bei Peripatus die Speicheldrüsen in der
Tha t ontogenetisch wie Nephridien anlegen. H e a t h c o t e '2) behauptet eine ähnliche Entstehung (jedoch
ganz aus dem Mesoderm!!) für die Speicheldrüsen von Julus.
Bei den. Chilopoden sind noch keine embryologischen Daten über die Entstehung der Kopfdrüsen
bekannt, doch glaube ich je tzt schon, dass sich nicht sämmtliche Drüsensysteme auf Nephridien zurückführen
lassen werden, sondern dass man manche für Abkömmlinge der Schleim- resp. Schenkeldrüsen
des Peripatus (also für Schenkeldrüsen der Mundgliedmaassen) oder auch für homodyname Bildungen der
Tracheen wird erklären müssen. Für möglich halte ich die Zurückführung auf Nephridien für System II
von Lithobius, während System I derselben Gattung sowie System I — IV von Scolopendra — dem
auatomischen Baue nach zu urtheilen — wahrscheinlich von Kopftracheen abzuleiten sind.
Betreffs der Inseeten sei erwähnt, dass bei diesen sämmtliche bis je tzt vorliegenden embryologischen
Daten entschieden gegen E i s i g sprechen, da nach denselben sämmtliche Kopfdrüsen aus dem Ectoderm
entstehen, also typische Hautdrüsen sind. Es bleibt deshalb nur übrig — falls man sich nicht mit der
Cenogenie heraushelfen will —, dieselben entweder auf Kopftracheen (wie eine Anzahl von Forschern
*) Man könnte sich hier höchstens mit einer Verlagerung heraushelfen — wie ich dies früher gethan habe ,3) —
doch- ist eine derartige Annahme natürlich rein hypothetisch, da entwicklungsgeschichtliche Daten dafür noch nicht
vorliegen.