V o r k o m m e n u n d A u f t r e t e n . Die N . variaiilis teM e l i t e t e ich sowohl im 'N ö iSm te r und
Deeember, als auch im Februar, also in der ganzen warmen Jah re sz e it Zuerst tra t sie im Bodensatz
von Trinkwasser auf, das aus der Wasserleitung (agua corriente) itbn C ó rd o b a entnommen war, im
Vereine mit einer ganzen Anzahl anderer Organismen wie V o r te ile n , Difflugien,, Heiiozoen etc. In
manchen Proben überwog die Anzahl der Nuclearellen in ganz augenftlliger Weise. Später, imiFebruar,
entnahm ich Wasser aus einem ziemlich erschöpften Brunnen,- das sehr Viel Bodensatz ergab. Auch
dieser bestand nun zum grossen Thell aus unseren Thierchen, vergesellschaftet besonders mit anderen
Helioamoeben, Heiiozoen, festsitzenden Amöben ete. Freischwimmend oder an der Oberfläche des Wassers
waren sie nicht anzutreffen. Auch hielten sie sich nicht in meinen kleinen Aquarien, deren Inhalt z. Th.
ein gemischter, aus verschiedenen Wässern herstammender war, die sieh reich an pflanzlichen Organismen
zeigten, während das Trinkwasser deren mit Ausnahme von Diatomaceen n u r wenig ■ aufwies und das
Brunnenwasser, soweit es wenigstens Nuclearellen enthielt, davon ganz frei war. Diese letzteren liessen
als Nahrungsbestandtheile jedwede einzelligen Algen etc. mit Ausnahme nur jen e r Diatomaceen auch
durchaus vermissen, ohne jedoch frei von pflanzlichen Stoffen im Allgemeinen zu sein So waren, wie
wir noch sehen werden, Stärkekörner in ihrem Inn ern etwas recht Gewöhnliches, u n d ebenso liessen« s i p
üoberreste von Chlorophyll rech t wohl n a c hw e is e p A lle s .in Allem' genommen aber d ü r f t e ||n tiefer
p h y siB lo p ch er Gegensatz zwischen unserer NucleareUa und Ä z e llig e n Algen etc.. bestehen,;,'denn ¡gjne
verschwand, wie gesagt, nicht n u r in Gegenwart dieser; sondern auch diejenigen Wasserprobon, die
reich an letzteren waren, erwiesen sich als durchaus frei von Nuclearellen. Dieser Unterschied, wenn-
gleich zunächst immerhin ein bloss physiologischer, ist nicht ganz unwichtig, sobald man nahéstehendé
Formen in Betracht ’zieht. So lebt die sonst so ähnliche Nuclearia ddimtnla nicht nur mit Oscillarieh
ln,| anderen Algen zusammen, sondern sie braucht sie geradezu zur N a h r u n g , wie A. A r t a r i 1) dies
genauer festgestellt hat. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass jede physiologische Erscheinung doch
ein substantielles Substrat habeil muss, so werden wir auch sehliessen dürfen, dass die Organisation
unserer Nuclearella eine andere ist als die d e r Nuclearia, wenngleich zwar zunächst nicht irgend ein
P u n k t in ihrer morphologischen Gestaltung dafür habhaft gemacht werden kann. Nicht nur das von
mir benutzte Untersuchungsverfahren, sondern überhaupt die uns zu Gebote stehenden Hilfsmittel sind
doch immer noch derartig beschränkte, dass sie nur recht bescheidene Schlüsse, g esta tten ; denn wir
wissen z. B. durchaus noch nicht die Bedeutung jedes einzelnen Partikelchens einer Zelle und können
mithin auch nicht, wenn wir bei der Vergleichung der Nuclearia und Nuclearella bestimmte Unterschiede
in ihrem Aussehen auffinden, in diesem ohne Weiteres eine Begründung dos physiologischen Unterschiedes
feststellen.
G rö s s e u n d G e s ta lt. Die Grösse der Nuclearella ist wie die der Amöben oder Heiiozoen
abhängig von dem Alter u n d dem Ernährungszustände etc. des einzelnen Individuums, soweit man sein
Volumen in Betracht zieht. Die Ausdehnung nach den drei Dimensionen hin kann dabei abe r beträchtlich
wechseln, da das Thier Gestaltsveränderungen vornehmen kan n . Diese lassen sich wieder nach
zwei Richtungen hin unterscheiden, nämlich einmal als solche des eigentlichen Körpers, ein andermal
als solche der strahlenartigen Ausläufer. Ganz- im Allgemeinen lässt sich aber sagen, dass mit dem
1) (No. 25.) A r t a r i . Morpholog. u. biologische Studien über Nuclearia delicatula Cienk. p. 408 fg.
Unterschied zwischen diesen beiden Körperbestandtheilen die Veränderlichkeit der Gestalt verknüpft ist,
ähnlich so wie bei gewissen Heiiozoen und ganz anders als bei den eigentlichen Rhizopoden, wo jener
Unterschied lange nicht so erheblich ist. Hier erscheinen doch zumeist die Pseudopodien als unmittelbare
Fortsetzungen der Körpermasse und bestehen wenigstens in den centraleren Regionen aus denselben
Bestandtheilen wie diese, während bei den Heiiozoen die Strahlen schon Gebilde sui generis sind. Der
eigentliche Körper der Heiiozoen ist, wie bekannt, in einer Anzahl von Fällen, z. B. bei Actinophrys sol,
zwar auch nicht zu unterschätzender Gestaltsveränderungen fähig. Diese gehen jedoch nur langsam vor
sieh, man möchte sagen mehr passiv, während die gleichen Erscheinungen bei den Amöben als Ausdruck
einer ortsverändernden Beweglichkeit imponiren und in de r'R eg e l viel schneller verlaufen. Dies alles
mögen auch die Gründe gewesen sein, welche B ü ts c h l i veranlassten, die Vampyrellen, Nuclearien und
verwandten Organismen den Heiiozoen anzureihen und in die Nähe von Actinophrys zu stellen.
• Lässt sich mithin bei der Nuclearella gerade wie bei den Heiiozoen ein durchgreifenderer
Unterschied zwischen der Masse des Körpers und den Strahlen festsetzen, so d a rf nun nicht ausser Acht
gelassen werden, dass in unserem Falle die erstere viel weniger formbeständig ist als bei den Heiiozoen.
Es wird in dieser Hinsicht ungefähr eine mittlere Stellung eingenommen. Nun ist zwar richtig, dass
sowohl die Amoeben wie auch die Sonnenthiere unter sich durchaus kein-gleiches Verhalten hinsichtlich
de r V eränderlichkeit ihrer Gestalt zeigen, denn unter ersteren ist etwa Amoeha {Guttulidium)guttula und andere
pseudopodienlose Formen als recht formbeständig zu bezeichnen, während unter den letzteren Actinophrys
sol vi§l variabler ist. Auch die Heliöamöben verhalten sich nicht alle unter sich gleich. Ihre Gestaltsveränderungen
sind indessen doch viel beträchtlicher als die der soeben erwähnten Heliozoe, und darin
liegt einer der Gründe, welche mich bestimmten, die hier in Frage stehenden Organismen etwas schärfer
von den Heiiozoen. abzutrennen und sie in die Mitte zwischen diese und die eigentlichen Rhizopoden
zu stellen.
Die Körpermasse der Nuclearella nähert sich mehr oder weniger der Grundgestalt einer Kugel,
so dass oft eine Aehnliclikeit mit Nuclearia delicatula entsteht (Taf. I Fig. 2). Dann strahlen auch die
Ausläufer mit Vorliebe möglichst genau rad iär aus, wenn nicht etwa ein strahlenloses Stadium obwaltet,
das wohl als das der Ruhe anzusehen ist (Taf. 2, Fig. 10). Bekanntlich kugeln sich die Sareodinen mit
Vorliebe ab, wenn sie sich encystiren wollen, oder sie streben doch bei gleichbleibendem Volumen der
kleinsten- Oberfläche zu. Das Gleiche scheint nun auch dann einzutreten, wenn eine länger andauernde
Pause sich in die Bewegungserscheinungen einschiebt, die, so weit wir wissen u n d beurtheilen können,
grossentheils au f die Erlangung von Beute hin gerichtet' sind. Naturgemäss können sie dann auch verschwinden,
wenn solch ein Bedürfniss nicht vorliegt, und es restirt die angenäherte Kugelform.
Bei d e r Nuclearella ist diese letztere immerhin eine seltenere Erscheinung, denn meist macht
sich eine gewisse Abplattung — auch ohne Druck des Deckgläschens — bemerkbar und eine, obgleich
nu r geringe, Streckung in die Länge, die etwa eine Eigestalt hervorgehen lässt (Taf. I Fig. 1, Taf. I I
Fig. 1 und 2). Die eigenthümliche A rt und Weise, wie die Strahlen aus dem Körper austreten,
bewirkt nun noch weitere Formverschiedenheiten. Oft sind jene nämlich zu mehreren büschelförmig
vereinigt, so dass sie also einer gemeinschaftlichen Ursprungsstelle entspringen, die sich etwa konisch
noch ein wenig auszieht und dadurch die mehr rundliche Grundgestalt zu einer mehr eckigen macht.
So vermag der.o p tisch e Schnitt die Figur eines Drei- oder auch eines Mehrecks vorzuführen (Taf. I I ,