Die Bewegungen, welche unsere N. moebiusi a u s fiih rt, sind langsam und träg e , sowohl was
Gestalts- wie Ortsveränderungen betrifft..
A n d ere, ähnliche F o rmen , welche ich hin und wieder a n tr a f , möchte ich d e r soeben beschriebenen
anreihen, obgleich sie manch’ Abweichendes boten. Eins derselben, m it verd ü n n ter alco-
holischer Sublimatlösung behandelt blieb dabei genau hügelig und sch a rf umschrieben, wie auch die
Strah len völlig e rh a lten blieben. E s waren ih re r ca. 6 Stück im opt. Schnitt, die rad ien a rtig auss
trah lten , und ih re Länge w a r eine beträchtliche. I h r In h a lt behielt bei jen er Behandlung das homogene
Aussehen fa s t u n v e rän d e rt bei, abgesehen von einer ganz feinen, körnigen Trübung, während
d e r entoplasmatische In h a lt des kugeligen Körpers s ta rk körnig wurde. D e r Kern t r a t hierbei
sch a r f hervor.
Nuclearia spec.
Abbild. Taf. X. Fig. 9. Vergr. ca. 800.
Im Bodensatz meines Brunnenwassers bemerkte ich einmal einen Organismus, d e r n u r einige
wenige S trah len entwickelte, so dass über seine systema tische Stellung nich t viel mehr ausgesagt
werden kann als dass e r zu d e r Nuclearia-Gruppe g ehört. Die G e s ta lt des Körpers w a r ziemlich regelre
c h t kugelig. Seine nicht unbedeutende Grösse h a tte ca. 25 ja im Durchmesser. Von S trah len sah
ich n u r zwei S tü ck , die zwar k rä ftig waren, abe r auffallend k u rz blieben. D e r bläschenförmige,
excentrische K e rn w a r in eine Masse eingelagert, die ziemlich grosse, zahlreiche, gelb-grünliche Krümelk
ö rn e r enthielt. Ausser dem erschien eine gross werdende Vacuole.
Nuclearina similis n. sp.
Abbild. Taf. X. Fig. 2, 7. Vergr. = ca. 1500.
A u f den ersten Blick hin h a t dieser Organismus grosse Aehnlichkeit sowohl m it Nuclearia
sinvplex (s. d. S. 105), wie auch m it N. leuckarti (s. d. „e rste H ä lfte “ S. 59 fg. Taf. 4, 8, 18). Von der
erste ren unte rscheidet e r sich jedoch durch die Form seines Körpers sowie durch die n ich t gegabelten
S tra h le n , von d e r le tz te ren auch noch durch seinen In h a lt, während e r die Strahlenbildung m it ih r
gemeinsam h a t. - :
Die Grösse d e r N. similis scheint eine geringe zu bleiben. Ich fand wenigstens kein Exemplar,
deren K ö rp e r grösser als ca. 10 ja im -mittleren Durchmesser war, während die Pseudopodien allerdings
seh r lang, o ft das 4—5fache davon werden konnten.
Die G e s ta lt d e r N. similis is t im allgemeinen ähnlich wie bei N. leuckarti. D a bei ih r indessen
n ich t so lebhafte Bewegungen wie bei dieser stattfinden, so h alten die Gestaltsveränderungen auch ein
bescheideneres Mass inne, so dass die isodiametrische klumpige Form mehr e rh a lten bleibt. D er äussere
Umriss (Contur) des eigentlichen Körpers is t zwar auch ein scharfer, was wohl eine Folge des Glanzes
is t, d e r dem Plasma eigen; die Oberfläche is t jedoch auffallend r u n z l i g und höckerig und n ic h t so
p r a ll, wie es z. B. bei Nuclearia d e r F a ll is t. Dabei h än g t indessen diese Beschaffenheit n ich t etwa
von den S trah len ab, denn diese entspringen ganz unabhängig von den Runzeln und Buckeln und sind
nich t etwa als deren F o rtsetzu n g en anzusehen.
Eine membranartige Umhüllung etc. lä ss t sich bei unserem Thierchen n ich t nachweisen. Eine
.Scheidung in zwei Plasmaregionen is t fe rn e r n u r insofern bemerkbar, als das Entoplasma dem eigentlichen
Körper, das Ectoplasma den S trah len angehört. E rs te re s besitzt, wie w ir schon sahen, ein nicht
unerhebliches Lichtbrechungsvermögen, le tzteres ein seh r geringes, so dass die Strah len re ch t blass
sind und oft e rs t bei schärferem Zusehen in die Augen fallen, tro tz ih re r Dicke. Den Hauptbestand-
th e il des Entoplasmas bilden die bekannten gelblichen Krümelkörner, welche h ie r einen schwachg
rünen Schein haben. Sie sind nicht seh r gross, liegen jedoch dicht g ed rän g t und ziemlich gleich-
mässig durch das Plasma v erth e ilt. I h r Glanz fä llt besonders in die Augen. Da ich sie in diesem
Zustande bei sämmtlichen der von mir gesehenen Individuen d e r N. similis an tra f, so dü rften sie wohl
einen integ riren d en Bestandtheil dieser Species ausmachen.
D e r K e rn h a t eine centrale Lage, w ird indessen so verdeckt, dass er n u r undeutlich zu erkennen
ist. E r scheint das bekannte Bläschen darzustellen. Von Vacuolen t r a f ich regelmässig zwei
Stück an, die sich gegenüber lagen, dem Rande des Körpers genähert. Möglich is t dabei jedoch, dass
ih re r noch mehr vorhanden waren, die eben nich t im Gesichtsfelde lagen. Jene beiden Vacuolen nun
pulsiren erstens ganz regelmässig und zweitens abwechselnd, so dass gewöhnlich zu r selben Z e it n u r
eine (Taf. X, Fig. 7) oder eine grössere und eine kleinere (Taf. X, Fig. 2) zu sehen is t. Ih re Thätig-
k e it is t eine leb h aftere als sie sonst diesen Gebilden bei den amöbenartigen Formen eigen ist.
Mit Ausnahme von kleinen Körnchen etc. vermochte ich anderweitige In h altsb estan d th eile
n ich t im Plasma aufzufinden. Namentlich bestimmt ch a ra k te risirte Fremdkörpe r vermisste ich durchaus.
Die S trah len entspringen zuweilen allseitig, zuweilen n u r einseitig vom Körper, ersteres, wenn
Ruhelage v o rh errsch t, letzteres, wenn sich das Thierchen nach einer bestimmten Richtung hin fo rtbewegt.
Nach dieser neigen sich dann auch die Strah len hin. Sie tre te n u n v e rm itte lt aus dem Körper
heraus, in G e s ta lt k rä ftig e r sich gleichmässig zuspitzender Kegel, von, wie w ir schon sahen, ganz bedeutenden
Längendimensionen. Sind sie auch n ich t verzweigt oder gegabelt, so liegen doch nicht
selten Zwillingsbildungen vor, indem zwei Strah len gemeinsam au stre ten und einen sehr spitzen Winkel
bildend verlaufen, ganz so, wie es auch bei N. leuckarti zutrifft.
Nuclearina spec.
Abbild. Taf. X. Fig. 10. Vergr. ca. 800.
Im Anschluss an die vorhergehende Form sei einer anderen k u rz gedacht, welche ich ihres
ganzen Hab itu s wegen sowie hauptsächlich wegen der nicht gegabelten Strah len zu dem Genus
Nuclearina stellen möchte. Die Strah len haben auch grosse Aehnlichkeit mit denen von Heliosphaeriuin
p o ly e d r i c u m (s d. „erste H ä lfte “ S. 79, Taf. VI, Taf. X), es fehlt indessen die Schleimhülle, wie auch
die ganze Gestaltung eine unregelmässigere is t. Le id er fand ich von diesem Organismus n u r ein
einziges Exemplar, Mitte F eb ru a r, im Wa sserbehä lte r au f dem Akademiedache, so dass von d e r Aufstellung
einer besonderen Species abgesehen sein möge. Bemerkt .sei jedoch, dass gerade jener Beh
ä lte r eine ganze Reihe ihm eigenthümlicber Formen beherbergte, da e r u n te r besonderen Bedingungen
s tan d und namentlich einer hohen Temperatur im Sommer ausgesetzt war.
W ie bei ändern ähnlichen Formen, so is t bei unserem Thierchen der eigentliche Körper scharf
von den Strah len zu scheiden.. Diese sind sehr dünn und zwar von ziemlich gleichmässiger Stärke ,
ziemlich zahlreich und ungegabelt, in welch’ letzterem P u n k te auch ein Unterschied gegen E sM la
hin liegt. Die meisten der S trah len sind fe rn e r kurz, einige jedoch werden sehr lang, die erste ren
etwa die Hälfte des Durchmessers, die le tzteren das doppelte und mehr. Zwillingsstrahlen sind des