hinein verfolgen. Vor der Knickungsstelle der Speiseröhre macht sie jedoch eine ziemlich scharfe
Biegung nach u n te n , indem sie sich zu gleicher Zeit ziemlich bedeutend erweitert und eine Art Sinus
bildet. Von diesem Sinus geht nach hinten ein weites Gefäss ab, das über dem Oesophagus verläuft
und sich nach kurzem Verlauf in zwei ziemlich starke Aeste theilt. Dieselben nehmen einen etwas geschlängelten
Verlauf und endigen noch vor den Aortenbogen blind. Wir haben sicherlich in diesen
beiden muskulösen Gefässblindschläuchen Pump Vorrichtungen vor u n s, welche dazu bestimmt sind, das
Blut im Kopfe in Bewegung zu setzen (Taf. IV, Fig. 23 und 24 pa).
Nach vorn entsendet der erweiterte Theil der Aorta cephalica ein dünneres Gefäss, das .immer über
dem Oesophagus verläuft, mit diesem nach unten umbiegt und sich bis unter das obere Schlundganglion
verfolgen lässt. Es entsendet während seines Verlaufs drei Paar Seitenäste (Taf. IV, Fig. 23 sac). Das
erste Paar liegt noch vor der Umbiegungsstelle und verläuft abwärts nach den Seiten des Kopfes,
während das zweite Paar direct über der Umbiegungsstelle der Speiseröhre entspringt und sich nach oben
richtet, um die oberen seitlichen Partien des Kopfes zu versorgen. Das dritte Paar nimmt seinen
Ursprung aus der Aorta zwischen den beiden Schlundcommissuren des Gehirns und umfasst wie diese
den Schlund.
Am Ende der vorletzten Rückenplatte, unter welcher die letzte Fächertrachee liegt, geht das
Herz in eine Arterie über, welche sich allmälig nach unten richtet, am Anfang des Geschlechtssegmentes
nach vorn umbiegt und über dem Enddarm bis zu dessen Uebergang in den Chylusdarm verläuft
(Taf. IV, Fig. 23 ar).
Die einzelnen Ventrikel des Rückengefasses sind durch keine Interventricularklappen von einander
getrennt. Ich habe nur eine einzige nachweisen können, und zwar an der Uebergangsstelle des Herzens
in die Aorta cephalica. Was den Bau dieses Verschlussapparates betrifft, so besteht er aus zwei musculösen
Klappen, welche ungefähr die Gestalt eines gleichschenkligen, spitzwinkligen Dreiecks haben. Diese
Klappen sind mit ihrer Spitze, welche nach hinten gerichtet ist, in der Mitte der Seitenwandungen des
Rückengefässes inserirt. Die Insertionslinien der beiden gleichen Seiten der dreieckigen Klappe steigen
von dem Anheftungspunkte der Spitze allmälig nach oben resp. unten, bis sie in die Nähe der sagittalen
Mittellinie des Rückengefässes gekommen sind. Hier hören beide Klappen auf und lassen zwischen sich
nur einen kleinen Spalt.*)
Die Function dieser eben geschilderten Vorrichtung is t leicht zu erklären. Das B lu t, welches
von hinten nach vorn fliesst, drückt die beiden Klappen aus einander und erweitert so den Spalt zwischen
ihnen. Strömt das Blut jedoch von vorn nach hinten, so geräth es in die beiden Blindsäcke, welche von
der Herzwandung einerseits und von den Klappen andererseits gebildet werden, drückt letztere näher an
einander und verschliesst so den Spalt vollständig.
Zur Aufnahme des Blutes in das Rückengefäss dienen, wie bei allen Arthropoden, die sog. Ostien,
welche bei Scutigera in 13 Paaren vorhanden sind (Taf. IV, Fig. 23 und 27 os). Sie finden sich sehr nahe
an einander gerückt auf der Dorsalseite des Herzens, und zwar sind sie derartig vertheilt, dass unter jede
der sieben mit Fächertracheen versehenen Rückenplatten — mit Ausnahme der ersten, unter welcher nur
ein Ostienpaar aufzufinden ist — zwei Paare zu liegen kommen. Der Bau der Ostien selbst ist sehr
*) Vergl. die Querschnittserie Taf. IV, Fig 26 a — d; die Schnitte folgen sich von a — d in der Richtung von
vorn nach hinten.
einfach. Sie werden dadurch gebildet, dass zwei nebeneinander liegende und an dieser Stelle etwas in
die Länge gezogene Ringmuskelbflndel aus einander treten und so einen Spalt zwischen sich lassen, den
sie vermittelst ihrer klappenartig verlängerten Theile zu verschliessen im Stande sind. Zu Verschlussapparaten
der einzelnen Herzkammern von einander können diese Ostienklappen nicht dienen, da sie nicht
lang genug sind, sondern nur eine Strecke welk in das Lumen des Herzens hineinragen (Taf. IV, Fig. 27 os).
Was nun den zweiten Hauptbestandtheil des Gefässsystems anbelangt, so verläuft er vom unteren
Schlundganglion direlfe über dem Bauchmark bis in das Geschlechtssegment' hinein. An seinem vorderen
Ende gabelt er sich in zwei feine Aeste, dasselbe th u t er auch am Hinterende (Taf. IV , Fig. 23).
Während das Bauchmark mit dem letzten Körpersegment aufhört, lässt sich das Supraneuralgefäss noch
weiter nach hinten verfolgen. Es steigt allmälig in die Höhe und thesilt sich noch im Geschlechtssegment
in zwei Aeste, die man bis in das Aftersegment hinein verfolgen kann. — In jedem Körpersegment
entspringen aus dem Supraneuralgeiass erstens eine unpaare ventrale Arterie und zweitens ein paar
Seitenzweige. Die letzteren nehmen ihren Ursprung über d e r Stelle des Bauchmarkes, an der der starke
Beinnerv aus dem Ganglion entspringt (Taf. I, Fig. 1 und Taf. IV, 23. bgsa). Sie umfassen das Bauchmark und
scheinen das Blut in die Beine zu treiben. Die unpaare Arterie liegt etwas vor den paarigen Seitenästen.
Sie entspringt an der Ventralseite des Bauchgefässes, steigt senkrecht abwärts, dringt in die Mitte des
Bauchmarks ein und gabelt sich in demselben in zwei Aeste, welche sich in den beiden Hälften der
Bauch ganglienkette verästeln (Taf. IV, Fig. 23 u. 25 vzua).
Das Herz ist während seines ganzen Verlaufs von einer von der Leibeshöhle durch eine dünne
Membran abgegrenzten Höhlung/der Pericardialhöhle, umgeben (Taf. I, Fig. 2 u. 4 u . Taf. IV, 25 pc). An die
Wandung derselben setzen sich seitlich in jedem Segment zwei Paar dünne Muskelbündel an, welche an den
Seitenwandungen des Körpers ihren Ursprung nehmen (Taf. I, Fig. 2 flm). Das Pericardium erhält durch die
Contraction derselben eine mehr oder weniger eckige Gestalt, ln den seitlichen unteren Ecken finden
sich rechts und links die Communicationsöffnungen des Pericardialraumes mit der Leibeshöhle. Da die
Pericardialwand sehr zart ist und leicht zerreisst, so konnte ich nicht nachweisen, ob sich diese Oeffnuno-en
segmental wiederholen. Einige Mal sah ich, wie die Pericardialwand an diesen Stellen etwas ausgezogen
war, so dass sie kurze Röhren bildete. —
Das Herz ist in der Pericardialröhre in der Weise aufgehängt, dass ganz dünne Bindegewebsfasern
von seiner Rückenfläche entspringen, die sich dorsalwärts an die Körperwandung ansetzen (Taf. I,
Fig. 2, 4 und Taf. IV , Fig. 25 ab). Ausserdem treten von den Stellen der Pericardialmembran, an
welcher sich die oben bereits erwähnten Muskeln inseriren, feine Bindegewebsfasern an die Seiten des
Herzens heran. Die Lücken zwischen diesen Fasern sind stets von Fettgewebe erfüllt. Es sei an dieser
Stelle besonders darauf hingewiesen, dass sich quergestreifte Muskeln niemals direct an die Seitenwandungen
des Rückengefässes von Scutigera ansetzen.
Zu den vorstehenden Resultaten gelangt man, wenn man das Gefässsystem auf Schnitten untersucht
, p räparirt man jedoch das Rückengefäss eines Thieres h e rau s, so sieht man an jede Seite der
einzelnen Herzkammern zwei Muskelbündel herantreten, welche nach den Seiten des Körpers zu con-
vergiren' und sich schliesslich gemeinsam an denselben inseriren. Man erhält also dasselbe Bild, welches
bereits N e w p o r t 28) abgebildet und beschrieben h a t , und man könnte in Folge dessen glauben, dass
sich in der Th a t an den Seiten des Herzens Flügelmuskeln inseriren, welche zur Erweiterung desselben
dienen. Prü ft man jedoch das Totopräparat genauer oder fertigt man durch dasselbe Schnitte an , so