Vorwort.
S eitd em das Süsswasser mit seinen vielfach gestalteten niederen Lebewesen wieder mehr Beachtung
von seiten der Zoologen gefunden, und besonders seitdem der praktische Fischzüchter den ausserordentlich
hohen national-ökonomischen We rt der Copepoden erkannt h at (bilden doch bekanntlich diese Tiere für sehr
viele unserer vortrefflichsten Nutzfische das wichtigste, ja teilweise sogar das alleinige Nahrungsmaterial!),
ist das Bedürfnis nach richtiger Bestimmung unserer Formen in ganz ausserordentlichem Masse gestiegen.
Die Systematik der freilebenden Süsswasser-Copepoden ist zwar in einer stattlichen Reihe von
Abhandlungen niedergelegt. Dieselben finden sich aber - - abgesehen von einigen wenigen separat
erschienenen — in einer grossen Zahl oft recht schwer zugängiger Zeitschriften verstreut, so dass es für
denjenigen, der sich nicht speziell mit Copepodenkunde beschäftigt, ausserordentlich schwer ist, eine
beobachtete Form richtig in das System einzureihen. D a nun zudem die meisten diesef Arbeiten nur
die Fau n a eines sehr beschränkten Gebiets berücksichtigen, so findet sich der Artbestand eines g a n z e n
L a n d e s meist weit in der L itte ratu r zerstreut, und eine Orientierung wird dadurch noch schwieriger.
Zusammenfassende W erke giebt es zwar für die F aunen einiger weniger Länder, f ü r d i e F a u n a D e u t s c h -
l a n d s a b e r n i c h t . Diesem Mangel will die vorliegende Arbeit abzuhelfen versuchen.
D a sich mir nun bei meinen Arbeiten sehr bald d ie E r k e n n t n i s v o n d e r N o tw e n d i g k
e i t e i n e r ;g rü n d liie® ie n R e v i s i o n u n s e r e r h e im i s c h e n C o p e p o d e n - F a u n a aufdrängte, so
durfte ich mich nicht damit begnügen, das, was im Laufe der J ah re über dieselbe bekannt geworden
ist, einfach zusammenzutragen; meine Aufgabe war vielmehr, alles kritisch zu beleuchten, zu sichten,
event. zu berichtigen und zu erweitern. Wie weit mir dies gelungen, mögen die Fachgenossen nachsichtig
beurteilen. — Dass ich bei diesen Arbeiten auch die einschlägige ausländische Litteratur berücksichtigt
habe, ist selbstverständlich.
Erwähnt mag hier nur noch sein, dass sich meine Urteile überall — soweit dies überhaupt
•möglich ist —- au f eigene Untersuchungen stützen. Ich habe alle deutschen Arten bis au f die v e rschwindende
Zahl von v ie r x) bis in's kleinste eingehend studiert und so Klarheit in das noch recht dunkle
Gebiet zu bringen versucht. Zu diesem Zwecke habe ich ferner mit fast allen noch lebenden hervorü
Nämlich bis auf:
a) den ausserordentlich fraglichen Cyclops Qlausii Heller, der höchstwahrscheinlich nur eine Jugendform
des allbekannten Cyclops vridis Jurine repräsentiert;
%) den .nicht zu erlangenden Cyclops diaphanus Fischer;
c) den nur einmal in Deutschland und in den Gewässern Madeiras vor mehr als drei Jahrzehnten
gefundenen Cantliocamptus horridus und
. d) den so gut wie unbekannten Diaptomus Quernei Imhof.