Stamme der Cubitalis und der Dorsalrippe, diese Familie in drei anscheinend natürliche Abtheilungen
zerfallen, die E. S c h a t z 1. c. p. 39 als Papilio-, Thais- und Pornasseer-Gruppe bezeichnete.
Um die Gattungen stets in einer Reihenfolge anzuführen, welche von dem Ursprünglicheren zu
dem Abgeleiteten fü h rt, so umfasst die P a p i l i o - G r u p p e mit Cubitalsporn und fünf entwickelten
Aesten an der Radialis der Vorderflügel bei S c h a t z die Gattungen Druryia Aurid., Ornithoptera Boisd.,
Papilio L ., Teinopalpus Hope, Leptocircus Swains., Euryades Feld, und Eurycus Boisd., welche wir mit
Ausnahme von Ornithoptera und Druryia in seinem Sinne weiterführen werden. Der von S c h a t z zu
Ornithoptera gestellte P . Zalmoxis Hew., der ihr einziger afrikanischer Vertreter sein sollte, gehört mit
Druryia, wie bei Besprechung der afrikanischen Papilio-Äxten gezeigt werden soll, zu einer Hauptgruppe
dieser Gattung, während die indo-australischen Arten von Ornithoptera, wie auch F i c k e r t nach wies,
in zwei differente Gruppen zerfallen, welche bei den indischen Papilionen beurtheilt werden sollen.
Nach unseren Untersuchungen über die Entstehung der Rippen müssen wir denjenigen Arten den
ursprünglichsten Rippenverlauf zuerkennen, bei welchen die Radialäste der Vorderflügel nur erst geringere
Spuren der Zusammenziehung zeigen. Hierher gehören vor Allem diejenigen Formen, bei welchen der
dritte Radialast nicht gemeinsam mit dem Gabelstiel vom Zellende, wie bei der Mehrzahl, sondern vor
dem Zellende entspringt : die Priamus - Gruppe von Ornithoptera, Papilio Leosthenes e tc ., die Zagreas-
Gruppe und Euryades. Dann folgen die Formen, bei welchen Ast und Gabelstiel gemeinsam vom Zellende
entspringen: die übrigen Papilio- Arten, die Pompeus - Gruppe von Ornithoptera, Druryia, Eurycus. Am
abgeleitetesten zeigen sich Teinopalpus, bei dem der dritte Radialast hinter dem Zellende vom Gabelstiele
selbst entspringt, und Leptocircus, bei dem er sich sogar erst aus dem vierten Radialast, wie dieser aus
dem fünften, abzweigt, was von S c h a t z 1) nur noch bei den Lycaeniden beobachtet wurde.
Der Pap*7«'o-Gruppe schliessen wir die von S c h a t z zuletzt geführte T h a i s - G r u p p e an, welche
sich durch das Fehlen des Cubitalsporns der Vorderflügel von der vorigen unterscheidet. Sie steht aber
derselben oifenbar näher als die Parn a ssier-Gruppe, h a t mit ihr die fünfästige Subcostalis gemein und
besitzt eine wohlentwickelte „Praecostalzelle“ der Hinterflügel, wie sie allen Gattungen der PojnZ/o-Gruppe
zukam. In dieser Gruppe geht meist wie bei Teinopalpus der dritte Subcostalast erst vom Gabelstiel aus
(.Armandia Blanch., Luehdorßa Crüg., Thais F.); nur bei Sericinus Westw. entspringt er wie bei den
meisten Papilionen vom Zellende aus zusammen mit dem Gabelstiel.
Die höchste Reduction des Geäders finden wir in der P a r n a s s i e r - G r u p p e , welche wie die
TÄcas-Gruppe keinen Cubitalsporn der Vorderflügel, aber auch keine entwickelte Praecostalzelle der Hinterflügel
besitzt. Wenn E. S c h a t z in Uebereinstimmung mit den übrigen Lepidopterologen die Gattungen
Euryades und Eurycus als „Uebergänge zu den sich eng anschliessenden Parnassiern'1 ansah, wurde er
anscheinend hauptsächlich durch ein biologisches Merkmal, das Copulationszeichen des befruchteten
Weibchens, dazu bestimmt, jene bekannte vom Männchen bei der Begattung ausgesonderte chitinöse Masse,
welche ausser bei Eurycus und Euryades auch bei Parnassius Latr. beobachtet wurde. Es kommt diese
Copulationsmarke aber auch bei Luehdorßa Crüg. vo r, die zur T h a is -Gruppe g eh ö rt, und sie fehlt anscheinend
bei der zur Apollo - Gruppe gehörigen .Hypermnestra Men.
Während nur Doritis F. noch fünf Radialäste der Vorderflügel besitzt, deren letzte drei wie bei
Luehdorßa mit einem gemeinsamen Stiel vom Zellende entspringen, sind bei Hypermnestra Men. und
’) E. S c h a tz , 1. c. p. 47.
Parnassius L a tr., anscheinend durch Ausfallen des dritten, nur vier Radialäste entwickelt und bei letzterwähnter
Gattung fehlt sogar die vordere Discocellulare.
Auch die Grösse der Mittelzelle beider Flügel scheint nicht ohne Bedeutung für die Beurtheilung
der Gattung zu sein. So kommt die relativ weiteste Mittelzelle der Vorderflügel mit aussen convex
gewinkeltem Aussenrande bei Ornithoptera Boisd., Druryia Auriv. und den meisten Arten von Papilio L.
vor, während z. B. die G ya s -Gruppe der letzterwähnten Gattung, Teinopalpus Hope und Euryades Feld,
einen nach innen vorspringenden Schluss der Vorderflügelzelle aufweisen wie die Thais- und Parnassier-Grnppe.
Mit Rücksicht auf die Reduction und Concentration der einzelnen besprochenen Rippensysteme
ergiebt sich folgende aufsteigende Entwickelungsreihe der einzelnen Gattungen:
Parnassius.
Hypermnestra;
Doritis;
Thais;
Armandia;
Luehdorßa;
Eurycus; Leptocircus; Sericinus;
Euryades; Teinopalpus;
Papilio s. 1. ( Ornithoptera Druryia) ;
Papilioniden:
Ziehen wir aus diesen Folgerungen einen Schluss auf die Flügelform, so ergiebt es sich mit
Sicherheit, dass die Vorläufer der Familie einen stark entwickelten flinterflügelschwanz besassen, dass
letzterer also auch für die Gattung P a p ilio , wie schon E im e r hervorhob, typisch ist und nur den abgeleiteteren
Formen derselben fehlt. Weiter fehlt er in der T h a is -Gruppe nur einigen Formen dieser
Gattung selbst, dagegen in der ganzen Parnassier-Gruppe, in der endlich auch die Hinterflügelzacken sich
vollkommen abrunden. An dem Puppenflügel von Pap. Machaon treten (vgl. Figur 1 ) auf einem frühen
Stadium sogar drei Rippen in den Schwanz ein, während sonst nur bei dem nordchinesischen P . Elwesi
Leech noch zwei Rippen sich in letzteren fortsetzen.
Von secundär geschlechtlichen für die Systematik verwendbaren Auszeichnungen sind männliche
Dufteinrichtungen ausser bei den verschiedenen Gruppen von Papilio s. 1. nur noch in der indo-malayischen
Gattung Leptocircus Swains. entwickelt, bei welcher sie durchaus an die bei den Segelfaltern typische
Form erinnern. Dagegen sind vom Männchen während der Copulation abgesonderte Begattungszeichen
ausser bei Parnassius auch bei Eurycus und Euryades und, was S c h a t z entgangen zu sein scheint, auch
bei Luehdorßa lange bekannt; ich glaube aber, dass sie besonders unter den Aristolochienfaltern weit
verbreitet, wenn auch meist unbedeutend entwickelt sind.
Recht ungenügend sind die Anhaltspuncte, welche uns die Untersuchung der S c h u p p e n zur
Erkenntniss von Verwandtschaftsbeziehungen giebt. Was die Anordnung derselben betrifft, so wird die
Regelmässigkeit ihrer Reihen n u r bei den schuppenarmen Formen verwischt; bei Parnassius fehlen die
ünterschuppen schliesslich ganz.
Bibllotheoa zoologica. Heft VIII. g