
 
		Die  Raupen  der  Danainen  fressen  in  der Untergattung  Anosia  von Danaus  hauptsächlich  die  durch  
 purgative  Wirkung  ihres  reichlichen  Milchsaftes  ausgezeichneten  Asclepiadeen.  So  lebt  die  von  Dan.  
 Chrysippus  L.  an  Gomphocarpus,  Cecropegia,  Stapelia,  Calotropis  pro cera;  die  von  D.  Plexippus  Cr.  an  
 Calotropis  gigantea;  die  von  D.  erippus  Cr.  nach  W.  M ü l l e r   an  Asclepias  curassavica.  Sonst  sind  mir  
 keine  an  Asclepiadeen  lebenden  Tagfalter-Larven  bekannt. 
 Die  Larven  von  Euploea,  so  die  von  der  gemeinen  Eupl.  Linnaei Moore  leben  theilweise  an Ficus-  
 Arten  mit  reichem  Milchsaft,  der  z.  B. *bei  F.  Daemona  Vahl  und  toxicaria  L.  stark  giftig,  bei  F.  septica  
 Forst,  emetisch  wirkt.  Andere  Larven  (E u .  megilla  Er.)  leben  von  den  ebenfalls  giftigen  Blüthen  von  
 Nerium  (Apocynaceae). 
 Sämmtliche  Raupen  der  Neotropinen  leben  nach  W.  Mü l l e r   an  Solaneen  (Solanum,  Brunfelsia),  
 Vertretern  einer  nach  Dr.  L i n d l e y 1)  allgemein  durch  stark  narkotisch  und  entzündend  wirkenden  Bla ttsaft  
 ausgezeichneten  Familie. 
 Die  einzigen als  immun  geltenden Pieriden,  afrikanische Mylothris-  und  indische Delias-Arten,  leben  
 au f  Loranthus,  einer  durch  adstringirende  Eigenschaften  der  Rinde  bekannten  Schmarotzerpflanze.2) 
 Die  Larven  der  Untergattung  Pharmacophagus  von  Papilio  leben,  soviel  bekannt,  m e is t8)  wie  die  
 der  Gattung  Euryades  etc.  an  Aristolochien,  Schlingpflanzen,  deren  sämmtliche  Theile  bei  der  indischen  
 A.  bracteata  nach  Dr.  L i n d l e y   (Flora  medica  1837,  p.  34)  „nauseously  b itter“  sind.  Die  ganze  Pflanze  
 von  A.  grandiflora  Swartz  (Jamaica)  verbreitet  nach  Swartz  „a  powerful  narcotic  unpleasant  smell“  und  
 ih r  Genuss  wirkt  selbst  auf  Schweine  tödtlich.  Aehnliches  g ilt  für  die  brasilianische  A. macroura  Gomez.  
 und  andere  Arten. 
 Ueber  die  Raupennahrung  der  exotischen  immunen  Heteroceren  ist  nur  wenig  bekannt.  So  leben  
 die  Larven  der  indischen  Nycthemera  laticinia  Cr.  an  Cacalia  sonchifolia  D.  C.,  einer  Composite,  deren  
 Blattsaft  schweisstreibend  wirkt;  so  leben  Arten  von  Hypsa  an  giftigen  Ficus-Arten. 
 Bei  vielen  Danaiden  ist  die  frei  hängende  Puppe  auffällig  gold-  oder  silberglänzend  (Danaus,  
 Euploea),  bei  Hyelosia  (Pericopid.)  is t  die  Puppe  so  exponirt,  dass  sie  auf  zehn  Schritte  weit  gesehen  
 werden  k a n n .4) 
 Sicher  leiden  schon  die  f r ü h e r e n   S t a d i e n   immuner  Schmetterlinge  im  Allgemeinen  weniger  
 von  Parasiten  als  bei  anderen  Lepidopteren.  Dass  sie  aber  nicht  immer  frei  davon  s in d ,  beobachtete  ich  
 an  vereinzelten  Puppen  von  Dan.  Plexippus  Cr.  und  Euploea  siamensis  Feld.,  aus  denen  ich  Ichneumonen  
 zog.  Ebenso  sah  ich  eine  junge  Raupe  von  Dan.  Chrysippus  F.  auf  ihrer  Nahrungspflanze  selbst  von  
 Ameisen  angenommen.  Dagegen  sind  in  der  That  bei  einzelnen  gemeinen  Arten  (so  dem  amerikanischen  
 Aristolochienfalter  Pap.  [Ph.]  Philenor  L.)  noch  keine  Parasiten  bekannt. 
 ’)  Citirt  nach H.  Druce, Useful  Plants  of India  1873,  p.  39. 
 *)  Die  zu  Hunderten  von  mir  in  Bangkok  mit  Loranthus,  welchen  G ro te   auch  als  Futterpflanze  von Delias  
 eucharis  Dru.  angiebt,  aufgezogenen  geselligen  Larven  von Delias  hirta  Cr.  ergaben  ohne  Ausnahme  die  F a lte r .^   Dahingegen  
 waren  die Puppen,  die  ich  an  Anona  squamosa L.  sammelte,  ohne  Ausnahme  angestochen.  In  der  Nähe  des  betreffenden  
 Custard-apple-Baumes  befand  sich  kein  Loranthus;  auch  fand  ich  einzelne  DeKas-Raupen  später  auf einer  
 Anona.  So  berichtigen  meine  in  Siam  gemachten  Beobachtungen  die  Angaben  auf p.  27  und  41. 
 3)  Davon  macht  angeblich  der  amerikanische  P.  {Ph.) Archidamus  (vergl.  Theil  I,  p.  80),  dessen  Raupe  auf Tro-  
 paeolum  leben  soll,  eine  Ausnahme. 
 *) A. S e it z ,  die  Schmetterlingswelt  des Monto  Corcovado,  1.  c.  p.  265. 
 M  loi  — 
 In  consequenter Ausführung  tp r  D a rw in s c h e n   These,  dass  die  F ä r b u n g   d e r   T h i e r e   „useful  
 hurtful or sexual“  sei, lässt auch A. K. Wa l l a c e   die  im m u n e n   Falter („Heliconier,  Danaiden, Acraeiden“)  
 auffallend  „waming-colours“  der Flügel  tragen,  die  unten  ziemlich  wie  oben  ausgebildet  seien.  Allerdings  
 ist  mir  kein  immuner  Tagfalter  mit  ausgesproch^:  protectiv  g e% b te r  Unterseite  der  Flügel  und  ebenso  
 kein  immuner  NachtSchmetterling  mit  ausgebildeter  Schutzmusterung  auf  der  Oberseite  der  Vorder-  
 flügel  bekannt  geworden. 
 In  der  That  tragen  aber  nur  wenige.  Glattungen  eine  entschiedene  „Sehreckfarbe“,  wie  sie  uns  
 H  B.  in  dem  oben  gelb  und  schwarz  gefleckten  Erdmolch  entgegentritt:  Ein.  ähnlich  auffallendes  Kleid  
 treffen  wir  nur  in  der  neotropischen  Jo d en  “)-Tracht  an.  Dagegen Vorscheinen  schon  die  meist  in  Gelb,  
 Bostbraun  und-Schwarz  prangenden  Flügelfarben  der  Neotropipsk-  mehr  schün  als  abstossend.  Noch  
 weniger  kann  man  den  Begriff  von  „Ekelfarben“  auf  dfe  Färbung  der  Danaer  anwenden,,  obwohl  zugegeben  
 werden  mu ss,,  dass  sich  z.  B.  bei  Ajtosid  ebenfalls  oft  eine  rostbraune  Färbung  wie  in  der  
 Ä Ä* «M-Gru p jilt entwickelt  hat.  Dagegen  ipgdie  Färbung  der  übrigen  Formen,  wie  die  der  Amtmns-  und  
 ihxpUea-Arten,  zwar  charakteristisch,  aber  frei  von  jeder  äbstossenden  Wirkung.  Ebenso  ist  die  Flügel-  
 unterseite  aller  Danaer  stets  in  matteren  Tönen  als  die  Oberseite gehalten.''Bei  vielen  Aristolochienfaltem  
 und  Tenaris-  wie  bei  DeMus-Arten  ist  dagegen  Hinterflügel  dVSW feuchtende  Oontrastfarhen  
 B K jjtm Auffälligsten.  Zugleich, dürfen  wir  auchuzugeben,  dass  besser  geschützte Arten  sich  in  der  
 Färbung  freier  entwickelten,  da  ihre  Unschmackhaftigkeit  Sie  nicht  zu  pröteetiven  Schutzanpassungen  
 nöthigte.  Das Product  dieser  freien  Umbildung  ursprünglicher Zeichnungselemente  ist  auch  oft (Heliconius)  
 eine  tiefe  Schwärzung  der  Flügel,  aus  der  sich  dann  auffällige?wej.ss, :gelh;,'röstbraun  oder  rö th   gefärbte  
 BindenfSste  hervorheben.  Daneben  sehemiwir  aber,  dass  die  Weibchen  unzweifelhaft  immuner  Gattungen  
 (Acraea- und  Ewrycus)  secundär  durchsichtigere  Flügel  besitzen  als  die  Männchen  und  endlich  treten  uns  
 bei  den  Neotropinen  so  zahlreiche, . . s e l b s t   a l s   M o d e l l e   d i e n e n d e   F o r m e n   mi t   v o l l k o m m e n   
 g l a s i g e n   K l ü g e l n 5)  als  E n d p r o d - ü c t   der  Artentwickelung  entgegen,  dass  wir  zu  der  Ansicht  
 kommen,  den“  hartnäckigsten  Feinden  gegenüber  dürfe  „eine  Tarnkappe“  v o rte ilh a fte r  s p n   als  „ein  
 Gorgonenhaupt“.  • 
 Bei  vielen  immunen  Schmetterlingen  scheint  r.oeh  ein  besonderer  abstossender iF b .e t.o r  wirksam 
 zu  sein. 
 Von  dem W i l l e iS y l  Thieres  abhängig  und  nach  F r .  M ü l l e r “)  besonders  im  Weibchen  aus-  
 gebjlde|v  sind  die  am  Hinterrande  f^A b d om e n s   hervorstreckbaren  Stinkkölbchen,  welche  er  bei  den  
 Maracujä-Faltern4)  (Heliconius,  Buddes,  Dione,  Oolaems)  nachwies.-  H i e r h e r   gehört  auch  ,wohl  die  Beobachtung  
 von  A.  Seitz,*),'"dass  der  widrige  öM c h   b ei gewissen  Stücken  des ßeVeaam  Sesclm  mehrere  
 Agbkritte  weit , reicht ,  und  seine  Erwähnung  einzelner,  geruchführenden  Exemplare  von  Ä «des  alwhera. 
 V.-  ')  Vielleicht  könnte  eine  chemische. Alia'.v«- hier  wie  im  JMinucen-Kleid  der  Neotropinen  beniiir.mm  bitter,-  
 Pismentü#ShWeisen,  wie S.  E-ieig  die»  für  ,iu:T.i.lei:d,i  Pärour.gen  ar.?;enoin=:o.n  ..  .  . 
 ■) Nach  A.  S e itz   (Zool.  Jahrb., Abth.  f.  Syst.  IV,  p.  776)  gewährt  die  Durchsichtigkeit  der  ilugel im  Verein  
 mit  der  Schmächtigkeit  dä:  teiber  den-  Bhomeit  wohl  icsolerr.  einer.  Hclmtz,  als  es  schwer: ist,, das  an «ich  schlecht  
 fließende Thier  im  Auge  zu  behalten,  umsomehr,  als  sich  die  Thiere  gewöhnlich  nur  an schattigen  Platzen 
 Er. Mülle r,'Die  StmkdrSsen.der  weibliehen MaraoujVEalterj^itechr.  f.  wisst^öol.  XXX,  lS78,,p.*!J » r7iiui  
 ;  l) Maracujä  ist  der  brasilianische  Namen  für  Passiflora. 
 6)  A,  S e itz ,  Lepidopterol.  Studien  im  Auslande  (Zool.  Jahrb.,  Abth.  f.  Syst.  IV,  p.  777  778).