ncu entstehende Pseudopod tibergeht, tritt wieder eine etwas grössere Ruhe ein, und die Vaouolen suchen
sich wieder so zu ordnen, dass die grösseren vorn und in die Mitte, die kleineren hinten zu liegen
kommen und dass sie zusammen wieder einen kompakten Klumpen ausmachen.
Die Vacuolen bestehen aus einer ziemlich klaren, blass-violett erscheinenden Flüssigkeit, deren
Fa rb e lange nicht so intensiv wie die rythmisch pulsirender Vacuolen ist. Eine Contraktion oder überhaupt
ein Verschwinden dieser Flüssigkeitsräume vermochte ich nicht wahrzunehmen, ohne damit leugnen
zu wollen, dass das letztere hin und wieder einmal bei der einen oder der ändern eintrete. Eine Verringerung
der Anzahl der Vacuolen tritt indessen niemals ein, und immer besteht die Hauptmasse des
Körpers unserer S. renacuajo aus ihnen. Bei einigen Individuen derselben sah ich am hinteren Ende
die kleinsten Vacuolen ziemlich weit von einander getrennt liegen. Nicht unmöglich möchte es sein,
dass sie überhaupt hier entstehen und beim Anwachsen allmählich mehr nach vorn rücken. Ih re Grösse
erreicht immer ein bestimmtes Maximum, so dass zwischen den grösseren Vacuolen nur geringere
Grössen unterschiede herrschen. Höchst selten wird eine so gross oder grösser als der Kern und eine
enorme Grösse erreicht keine, wie es wohl bei ändern Ainoeben vorkommt.
Welches die Bedeutung dieser vacuolenartigen Räume sei, lässt sich schwer beurtheilen. Bleibt
es nämlich nicht ausgeschlossen, dass d e r eine oder der andere von ihnen vielleicht vevscliwinde, so ist
damit durchaus nicht gesagt, dass er sich nun n a c h a u s s e n entleere. Dicht unter der Oberfläche
liegt jedenfalls niemals eine Vacuole, und es bleibt recht wohl möglich, dass ihr Inhalt ins Plasma aufgenommen
werde, so etwa, wie ich es bei Choanoflagellaten zu beobachten Gelegenheit hatte, eine E rscheinung,
die in einer späteren Abtheilung dieser Schrift genauer besprochen werden soll. Die so
grosse Anzahl der Vacuolen, welche dem Ganzen ein noch mehr schaumiges Ansehen geben, als dies etwa
bei der von M e r e s c h k o w s k y *) beschriebenen Amoeba alveolata der F a ll ist, lässt es schon fraglich
erscheinen, dass diese nur als Excretbehälter aufzufassen seien. Es wird vielmehr eher Berechtigung
haben, sie mit dem sogenannten Zellsaft von Pflanzenzellen zu identifleiren oder sie als ein Reservematerial
anzusehen.
Die Vacuolen bleiben immer von einander getrennt und verschmelzen niemals mit einander.
Dies rührt nun daher, dass sie sich nicht unmittelbar berühren, sondern durch eine dünne Plasmaschicht
von einander getrennt sind, welche sie wie ein Mantel oder fast wie eine Haptogenmembran allseitig
umhüllt. Diese Rindenschicht haftet ihnen fest an, und wenn es gelingt, die einzelnen Vacuolen zu
isoliren, so sieht man sie noch damit versehen. Das Plasma d e r Schicht scheint ferner „dichter“ zu
sein und glänzt mehr als das ande re , mit dem es zwar einen recht hyalinen Bau gemein hat, aber
ausserdem noch stärk e r glänzende runde Körner besitzt, welche etwa den Durchmesser der Plasmaschichte
haben. Diese liegen, etwa 6 bis 12 Stück im opt. Schnitt, in ungefähr gleich bleibenden Abständen um
die Vacuole, ihr dicht angeschmiegt, herum und haften ebenso fest wie ihre Rindenschicht, alle Wanderungen
der Vacuolen mitmachend (Taf. 1, Fig. 8a).
Das übrige etwa noch vorhandene Entoplasma ist ziemlich hyalin. Nur vorn besitzt es noch
feine Körnchen, welche den Vacuolen voran in die Pseudopodien laufen. Die Rindenschichten der einzelnen
Vacuolen endlich berühren sich innig, so dass nur in den Lücken ganz wenig von dem eigentlichen
Plasma zu sehen ist.
*) C. von Merosclikowsky. Studien über Protozoen des nördl. Russland, p. 207. Taf. XI, Fig. 40.
Fremdkörper irgend welcher Art, welche siel, als solche sicher deuten Hessen, habe ich niemals
im Innern einer S. renacuajo aufgefunden, weshalb der schon oben angedeutete Schluss gerechtfertigt
erscheint, dass dieses Thierchen als echter Parasit bloss bereits Verdautes aufzunehmen nöthig hat, im
Gegensatz z .B . zu Tricholimax (s. diese), die, an einem ähnlichen Orte hausend, voll von Fremdstoffen ist. Wir
werden wohl nicht fehl gehen, wenn wir dieser letzteren wie auch allen sich ähnlich so verhaltenden Amoeben
Verdauungsenzyme zuschreiben und der S. renacuajo ganzlieh absprcelien. Ob hiermit nun ihr eigen
thümlicher vaeuolenartager Bau zusammenhangt, ist eine F ra g e , die • an dieser Stelle nicht weiter
erörtert Averden kann.
Ganz frei von sonstigen Inhaltsbestandtheilcn ist unsere A ^ e b e indessen auch nicht. So enthielt
ein Individuum in einer der grösseren Vacuolen einen einzelnen hellgelb leuchtenden krystallähnlichen
Körper (Taf. I, Fig. 7), ein anderes an gleicher Stelle einen kleinen stark brechenden runden Körper
und ausserdem frei liegend zwischen den Vacuolen einige sehr wenige kleine, eb en falls krystallartige
Gebilde von derselben Farbe wie das soeben genannte. Es waren dies ähnliche Einschlüsse, wie die,
welche man nicht selten in Masse bei anderen Amoeben gewahrt.
Der N u o l e u s der S. renacuajo, dem wir uns zum Schlüsse zuwenden, ist stets in der Einzahl
vorhanden und etwa in d e r Mitte gelegen. E r erscheint farblos wie das Plasma und unterscheidet sieh
dadurch sofort von den ihn umgebenden Vaouolen. Sein Bau ist von dem anderer Amoeben insofern
ganz abweichend, als er kein Morulit fuhrt. Zwar stellt es auch ein kugeliges B l ä s c h e n von circa
5,o /t im Durchmesser dar, doch besitzt es seiner inneren Oberfläche anliegend kleine hellgelblich glänzende
Körnchen, von denen sieh einige auch noch ins Innere des Kerns hinein erstrecken, die sich ihrer
Reaktion nach als chromatische Substanz erweisen. Nach der: Fixirung mit verdünnter Sublimatlösung
gewinnen sie an Deutlichkeit, und es tritt ein feines zartes Netzwerk hervor, das die Körnchen unter
einander verbindet. Ob auch das Centrum ein solches Gerüst besass, liess sich nicht genau genug erkennen
; jedenfalls aber fehlten hier Nucleolen irgend welcher Art völlig.
Bei dem ruckweisen Vorschieben der Vaeuolenmasse wird der Kern mitgeschleppt, aber
von -einem Theil der grösseren Vacuolen oft überholt, so dass er ungefähr seine mehr centrale Lage
beibehält. —
Die S . renacuajo lässt sieh im Darmsaft liegend lange unter dem Mikroskop beobachten.
Allmählich endlich erlahmen ihre Bewegungen, und schliesslich verhält.sie sieh ganz still, zur Kugel
abgernndet. Eine Encystirung vermochte ich jedoch leider nicht mehr zu sehen.
IM omv x a villosn L e id y ,
Abbild. Taf. III, Fig. 18. oa. 1200.
Obwohl ich einige Bedenken trag e, den im Nachfolgenden kurz zu skizzirenden Organismus
dem. Genus Pelomyxa G r e e f f einzureihen, so möchte .ich dies doch im Anschluss an L e i d y tlmn, wobei
eins der Hauptkennzeichen dieses Genus in dem zottenartigen Schwanzanhang erblickt werden soll.
Es sind nur einige wenige und noch dazu kleine Exemplare, theils aus dem Schlamm des
Wasserbeckens au f dem Akademiegebitude zu Córdoba, theils ans Brunnenwasser, über welche zu belic
h te n ist. Sie hatten stets die Schuhsohlen- oder Limaxgestalt und maassen ca. 40 bis 45 ¡i in der
Länge und ca. 12 bis 14 ft in der Breite, während L e i d y Exemplare von mehr als einem Millimeter