2. Indo-australische Segelfalter.
Die indo-australischen Arten der Untergattung Cosmodesmus zerfallen in d r e i Cohorten, deren
eine Indien eigenthümlich is t, deren zweite ausser indo-australischen noch afrikanische Vertreter enthält
und deren dritte cosmopolitisch ist.
Heroicus- Die letzterwähnte Cohorte besteht aus den durch ihren stark verlängerten Schwanz und die starre.
Coliorte .
oft parallel zur Körperachse gerichtete Querstreifung ausgezeichneten „eigentlichen“ Segelfaltern'), deren
ausschliesslich indo-chinesische, aus Alebion Gray, Glycerion Westw. und Paphus Nie. bestehende Gruppe
von E im e r als Grundform der Papilioniden angesehen wird.
C. und R. F e l d e r theilten die indisch-australischen eigentlichen Segelfalter in drei Sectionen,
deren erste (XX) aus P. Glycerion Gray, deren andere (XXIV) aus P.Leosthenes Dbkl., deren dritte (XXI)
aus den übrigen indischen Arten bestand, die eine weniger deutlich abgesetzte Fühlerkeule und einen
kürzer behaarten Kopf besitzen und mit der Glycerion - Gruppe ein Structur-Merkmal gemeinsam haben,
wie solches nur in der Segelfalter-Gruppe vorkommt: d e n b a l d n a c h s e i n e m U r s p r ü n g e e r f
o l g e n d e n U e b e r g a n g d e s e r s t e n R a d i a l a s t e s in d i e S u b c o s t a l e d e r V o r d e r f l ü g e l p
Denn unter allen indischen Segelfaltern im weitesten Sinne verläuft dieser Radialast nur bei dem
australischen P . Leosthenes Dbld. und der eine eigene Cohorte bildenden rein indischen Gyas-Pvan-Gruppe
bis an’s Ende selbstständig wie in den beiden anderen Untergattungen von Papilio.
So is t diese Structureigenthümlichkeit, welche sich auch bei allen afrikanischen Segelfaltern findet,
von besonderer Bedeutung für den durch dies Verwandtschafts-Merkmal begründeten inneren Zusammenhang
der Arten beider Regionen.
Im Anschluss an C. und R. F e ld e r ’s Gruppirung müssen wir vorerst (mit E im e r ) den nordindischen
Alebion Gray, welchen die Wiener Autoren wohl nur aus der zufällig weniger gelungenen
Abbildunga) kannten, zu ihrer Section XX ziehen, welche sie für P . Glycerion West w. begründeten.
Denn die für letzteren von ihnen angegebenen Merkmale der deutlich abgesetzten Fühlerkeule, des stark
behaarten Kopfes etc. passen auch für P . Alebion. Dieser immer noch der Definition von F e 1 d e r ’s
Section XX entsprechenden Gruppe, die wir als Glycerion-Gruppe bezeichnen, schliessen wir mit E im e r
. auch den P . Paphus Nie. ein.
Somit bliebe F e l d e r ’s Section XXI auf drei Untersectionen beschränkt, deren eine von P. Agetes
Westw. (Nordindien), die zweite von der Antiphates-Gruppe, die dritte von Anticrates Dbld., Aristaeus Cr.,
Nomius Esp. (Orestes J .) , Eermocrates Feld., Pherecrates Feld, und endlich Rhesus Bsd. gebildet würde.
Im Gegensatz zu C. und R. F e l d e r fasst E im e r , ohne das Geäder zu berücksichtigen, allein auf
Grund von Merkmalen der Zeichnung in seiner „Podalirius - Gruppe“ an indischen Arten P . Glycerion,
Paphus und Alebion zusammen, denen er den palaearktischen P . Podalirius L ., die südamerikanische
Bellerophon - Agesilaus - Protesilaus - Gruppe ( F e ld e r ’s Section XIX) mit Epidaus Bsd. (Section XXII
F e l d e r ’s) und den von C. und R. F e l d e r zur Section XXI gezählten indischen P . Agetes Westw. zurechnet.
Dieser Gruppe lässt er die im Sinne von F e ld e r ’s Section XXI, Subsection C, gefasste
Antiphates- und weiter die Leosthenes-Anticrates- Gruppe (F e ld e r ’s Sectionen XX und XXI, D) folgen, mit
') Wir können diese „eigentlichen Segelfalter“ mit einem J. H ü b n er entlehnten Ausdruck als Heroicus-Cohorte
bezeichnen.
*) G ray , Cat. Lep. Ins. I. Papilionid. London 1852, 4°, Taf. XIII, Fig. 6.
denen er die nordamerikanische A;aa:-Gruppe (Section XXIII F e l d e r ’s mit Ausschluss von Subsection C für
Philolaus Boisd.) verbindet. Endlich schliesst er mit der Ajax-Policenes-Gruppe ab, zu der er den amerikanischen
P . Philolaus, die afrikanischen Vertreter der PoZi'cewes-Gruppe (Section XXVI) und den von F e l d e r
zur indischen Anticrates-Gixxxppe (Section XXI, Subsection D) gestellten celebensischen P . Rhesus Bsd. rechnet.
Im Gegensatz zu diesen der Entwickelung des Geäders und den geläufigen Ansichten über den
Zusammenhang der Thierfaunen widersprechenden Hypothesen werden wir erst im Anschluss an die durch
Structur-Merkmale zu begründende Verwandtschaft die durch geographische Verbreitung miteinander vergleichbaren
Formen auch auf diejenigen Zeichen gemeinsamen Ursprungs untersuchen, weiche sich in
ihrer Zeichnung erhalten haben.
Vorerst erhalten wir von der Alebion - Glycerion - Paphus - Gruppe durch das erwähnte Structur-
Merkmal einen engeren Anschluss an die Agetes - Antiphates - Anticrates - Gruppen und zugleich an die
afrikanische Policenes-Antheus-Gruppe.
Diese verwandtschaftliche Beziehung wird auch in mancher Hinsicht durch die Zeichnung der
Flügel und die Färbung des Leibes gestützt.
Die ursprünglichste und entwickelteste Zeichnung finden wir von den durch die Mündung des Giycerion-Gr.
ersten Radialastes in die Subcosta gekennzeichneten Abtheilungen bei der Glycerion - G ruppe, welche
von E im e r in P . Alebion Gray als Ausgangspunct auch für die übrigen Segelfalter genommen wurde.
In derselben kommt auf den Vorderflügeln nicht nur die höchste überhaupt bei Papilio entwickelte
Zahl von (sieben) Zellstreifen v or, deren zwei letzte wir als Terminalband zusammenfassen, sondern
sind auch die Aussenzellbänder fast so regelmässig wie bei den Grundformen der Rinnenfalter entwickelt.
So wird die Marginalbinde aussen vom breiten Postmarginal-, innen von einem Submarginalbande begrenzt,
welches eine breite Kernbinde trä g t; so findet sich zwischen Terminal- und Submarginalband ein hinten
in letzteres übergehendes, aber streifenartig schmales Inframarginalband. Nach der Erhaltung der Unterseitenzeichnung
auf der Oberseite zeigt sich P . Alebion Gray (Nordchina) als die ursprünglichste Form,
da auf der Oberseite der Hinterflügel die durchgehenden Marginal- und Submarginalstreifen und die Basalbänder
scharf wiederkehren, ja sogar ein vorderer Rest des Prachtbandes schwach hervortritt. Den
nächsten Grad der Reduction der Oberseitenzeichnung auf den Hinterflügeln zeigt P . Paphus Nie. (Nordindien),
bei dem durch dichtere weissliche Beschuppung die Mitte des zweiten Basalbandes, das dritte
Basalband und das vorderste Ende der Marginal- und Submarginalstreifen überdeckt ist. Noch weiter
geht diese Verdeckung bei P . Glycerion Westw. (Nordindien).
Im- Gegensatz zu der ursprünglicheren Erhaltung der Basalbänder zeigt dagegen bei P . Alebion
wie hei P . Paphus Nie. das Prachtband nicht den ursprünglichen continuirlichen Verlauf, sondern ist in der
Mitte erloschen und nur in einem hinteren „Prachtwinkel“ und einem im zweiten Randfelde gelegenen
Bandrest erhalten. Doch lässt P . Paphus Nie. noch am Zellende einen dunklen Ring erkennen, welcher dem
rückgebildeten Prachtbandfleck von P . Glycerion entspricht. Somit müssen wir in Beziehung auf die
Zeichnung der Unterseite P . Glycerion Westw. mit ganz erhaltenem Prachtbande als die ursprünglichste
Form ansehen. Vielleicht dürfen wir als Stammart dieser Gruppe eine Form mit schärferer, stärkerer
Zeichnung der durchgehenden Bandstreifen annehmen, welche in der Zeichnung der Vorderflügel an die
weniger aufgehellten P . Paphus und Glycerion erinnerte, auf der Oberseite der Hinterflügel das Post-
marginal-, das Submarginal-, das Pracht- und »die Basalbänder continuirlich hervortreten liess und am
Analwinkel so wenig ausgezogen war, dass sich die bei dieser Gruppe im fünften bis siebenten Randfelde