Angehörige verschiedener Familien erinnern an Hummeln (Bombus), so von Asiliden Mallophorus
bomboides Wied. etc. (Georgien), Dasyllis haemorrhoidalis Löw (Bahia), von europäischen Arten die Syr-
phiden, Criorhim apiformis Schrk. an Bombus terrestris L. und Maliota fuciformis F. an Bombus lapidarius L.
An neotropische Polistes-Arten erinnern nach G e r s t ä c k e r Plesiomma fuliginosa Wied, und
P. testacea Macq., an Polybia-Arten von lihopalogaster; weiter gleicht Gonops aureorufa Macq. (Neu-Holland)
mehreren dortigen Odynerus-Arten, Ceria Javana Wied, dem Eumenes arcuatus F., Phytalmia cervicornis
(In d ) Opilion-Arten.
Weitere Fälle ähnlicher Anpassung zählt F. Smi t h *) auf; so erinnert nach ihm Dasyllis haemorrhoa
(Asilid.) an Euylossa dimidiata, Mallophora tibialis an eine andere ebenfalls neotropische A rt; so Lachites
(Neu-Holland) an Abispa splendida (Vespid.) und Mallophora calida Wied, an Megachile sp.
An allgemeiner bekannten Beispielen aus der europäischen Fauna sei noch angeführt: die Aehnlichkeit
von Eristalis tenax L. mit der Honigbiene (Apis mellifica L.); die von Ceria conopsoides L. mit
Odynerus p a rickm L . ; die von Syrphus corollae mit Nomada succincta Pz., die von Ocyptera brassicae F.
mit Priocnemis fuscus F., endlich die der schmarotzenden Volucellen mit Bombus-Arten.
Wie schon B r a u e r 1. c. hervorhob, sind jedoch viele solcher Aehnlichkeitsfälle „nur in unserer
Vorstellung begründet und entbehren jed er Beziehung zu e in a n d e r,....................worüber sicher nur durch
Beobachtung der lebenden Thiere zu entscheiden ist.“
III. Mimetische Anpassungen unter Mollusken.
Nach C. S emp e r , 1. c., entgeht die rein philippinische Heliciden-Gattung Helicarion, die meist
in grossen Mengen auf Blättern vorkommt, den Angriffen besonders der schneckenfressenden Vögel dadurch,
dass sie im Stande ist, das Hinterende ihres Fusses, an dem sie wohl am meisten gepackt wird,
abzuschleudern. Nun findet sich in Gesellschaft des Helicarion tigrinus eine Xesta Cumingi, welche von
ihren Gattungsverwandten durch die sehr dünne Schale abweicht, die wie bei Helicarion im Leben von
Körperduplicaturen eingefasst ist und von C. S em p e r als mimetische Anpassungsform angesehen wird.2)
Wahrscheinlicher sind gewisse Arten von Helic-iden wegen widrigen Geschmackes (infolge bestimmter
Pflanzennahrung?) vor den Angriffen von schneckenfressenden Vögeln sicher und werden von
Angehörigen wohlschmeckender Gattungen nachgeahmt.
IV. Mimetische Anpassungen von Batraehiern an Reptilien.
F ü r diese Kategorie theilt uns 0 . B o e t t g e r einen Fall mit, den er als besonders beachtensw
e r t bezeichnet. „Er fand in einer Batrachiersendung aus Costa Rica Phryniscus varius Stann., eine sehr
schlanke Engystomatidenform von entfernt krötenähnlichem Aussehen, die auf tiefschwarzem Grunde abwechselnd
mit lebhaft rothen und leuchtend gelben queren Fleckenbinden gezeichnet war und ganz auffallend
in Zeichnung und Färbung der Giftschlangengattung Elaps glich. Noch grösser war die Täuschung,
*) F. Smi t h, Resembl. of certain spe c ie s of Hymenopt. to species of Dipt. (Proc. Ent. Sog. London 1873, p. VII.)
Vergl. noch O s t e n - S a c k e n , Mimetic resemblances between Dipt. and Hymenopt. (Psycbe I, 1875, Nr. 96.)
2) 0. Fr. von Moell e n d o r f f will (Ber. Senckenberg. nat. Ges., 1890, p. 197—199) diese Deutung nicht gelten
lassen. Bo e t t g e r theilt uns mit, dass er sich dieser Ansicht’ soweit er mit seinem Schalenmatorial die Frage verfolgen
könne, nur anschliesse.
wenn zwei im Beginne des Begattungsaktes gestörte PJm/niscus-Kvöten in ihrer Umklammerung auf- und
theilweise hintereinander zu liegen kamen, wohei dann die rothen und gelhen Farbenringel in grösserer
Anzahl und auf längere Erstreckung hin in ganz regelmässiger Anordnung grell hervortraten.“
V. Mimetische Anpassungen unter Reptilien.
Die wenigen ausgebildeteren Fälle von Mimicry unter Gliedern dieser Wirbelthierclasse sind auf
die Ordnung der Ophidier beschränkt und stellen mimetische Anpassungen an häufigere und wegen ihres
starken Giftes gefttrohtetere Vertreter derselben Ordnung dar. Die nachahmenden Formen sind hier entweder
vollkommen unschädlich oder in geringerem Grade giftig und in letzterem Falle stets verhältniss-
massig seltener.
1. I n d o - a u s t r a 1 i s c h e R e g i o n .
Nachdem A. B. M e y e r 1) bereits 1869 darauf hingewiesen, dass in der zu den Elapinen gehörigen
Gattung Gdlophis Gray Arten Vorkommen (G. intestinalis Laur. und G. Uvirgatus Boie), welche sich von
den übrigen soheinbaren Angehörigen derselben Familie durch die gewaltige Entwickelung der fast die
halbe Körperlänge erreichenden, sich allmälig verdickenden Giftdrüsen unterscheiden, gründete "W. P e t e r s 1)
für diese offenbar in höherem Grade giftigen Elapinen die Gattung AdeniopUs und trennte von dem Rest
von GaJlgphis (mit kleiner Giftdrüse) noch HmUnrngarus ab. Später wies A. B. Me y e r “) diese grossen
Visceraldrüsen noch bei G. philippinus Gthr. (Philippinen^“ C. nigrotamiatus Pet. (Sumatra, Nias) und G.
flameeps Cant, nach, die aber je tzt sämmtlich als blosse Farbenspielarten der beiden für die Gattung Ade-
nigpiis typischen Species betrachtet werden. Nun sind einzelne Arten von CaUophis denen von AdeniopMs
in der Färbung so ausserordentlich ähnlioh, „dass sie selbst geübteren Untersuchem auf den ersten Blick
als identisch imponiren können“ . So sprach denn A. B. Me y e r 1870 in Bezug auf die Aehnlichkeit von
C. gracUis mit A. intestinalis die Vermuthung ans (Proo. Zool. Soo., 1870, p. 368), „dass hier ein Fall von
Mimicry vorliegen könne“ . In der That spricht dafür die Notiz von F. S t o l i c z k a (Joum. As. Soc. Beng.,
Vol. XXXIX, 1870, p. 213) über A . intestinalis, „that this little snake is more dreaded hy the natives of
Burma and of Java on account of its bite, than the comparatively gigantio Ophiophagm elaps Schleg.“
Nach W. T h e o b a l d (Burma etc. 1882, p. 304) ähnelt auch eine harmlose, fischfressende Homa-
lopside, Mpistes hydriims Cant., welohe u. A. das Braokwasser burmesischer Ströme bewohnt, in der F ä rbung
durchaus mit ihr zusammen vorkommenden giftigen Seeschlangen.
2. A f r i k a n i s c h e R e g i o n .
Der ungiftige, zu den Dipsadinen gehörige „Eierfresser“ , Dasypeltis scabra L . 4), mit gelben Kopfbinden
und dunklen, unregelmässigen Sattelflecken des Körpers erinnert oberflächlich an junge Stücke von
Vipera a/rietans und noch mehr an V. superciliaris Pet. (Südafrika) des Mus. Berlin.
i) a . B. Meyer, Ueber den Giftapparat der Schlangen, insbesondere über den der Gattung CaUophis Gray. (Arch. f.
Natürg. XXXV, 1869, p. 224-246; mit Tafel 12—13.)
a) Monatsber. der königl. Akad. der Wiss. in Berlin, 1871, p. 578.
3) A. B. Meyer, Die Giftdrüsen bei der Gattung Adeniophis Pet. (ibid., 1887, p. 612.)
4) Vergl. noch Wallace, Darwinism, 1889, p. 260, und Nature, vol. XXXIV, p. 547.