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Eies zurückführbar erseheint, sondern die Annahme nothwendig macht, dass eine Ernährung vom Blute-
des Mutterthieres aus stattfinden müsse.
Diese Wahrnehmung legt uns die Frag e nahe, w e lb h e B e z i e h u n g e n b e i d e n I s o p o d e n
im A l lg e m e i n e n z w i s c h e n d e r B r u t u n d d em m ü t t e r l i c h e n O r g a n i sm u s b e s t e h e n ; o b
d i e B r u t p f l e g e im B r u t r a u m l e d i g l i c h d e n Z w e c k h a t , d e r N a c h k o m m e n s c h a f t e in e n
w i r k s a m e n B u s s e r n S c h u t z z u g e w ä h r e n ; o d e r o b e i n e w e i t e r e 'B e t h e i l i g u n g d e r
M u t t e r a n d e r E m b r y o n a l e n tw i c k l u n g d u r c h Z u f ü h r u n g v o n N ä h rm a t e r i a l a u c h
h i e r n a c h g e w i e s e n w e r d e n k a n n .
Ich will im Folgenden versuchen, dieser F rag e näher zu tre te n ; ich betone aber, dass ich nui
einen kleinen Beitrag zur Beantwortung derselben hier liefern kann, da meine Beobachtungen sich a u f
ein beschränktes Material beziehen und dass erst weitere und umfassendere Untersuchungen einen
gehaueren Aufschluss über diese Verhältnisse werden geben können.
Die Frage, ob bei den Isopoden eine Ernährung der Embryonen in der Bruthöhle stattfindetr
ist nicht neu-, sie ist bereits von H e i n r i c h R a t h k e eingehend erörtert worden. In seinen „Untersuchungen
über die Bildung und Entwicklung des Oniscus (Asellus) aquaticus11 heisst e s : r) „Wenn die-
Fru ch t der Wasserasseln ihre Eihüllen abgestreift hat, verbleibt sie doch noch geraume Zeit in ihrer
Bruthöhle und bildet sich in diesem Raume, ohne jedoch sich mit der Mutter in einer innigen und festen
Verbindung zu befinden, insoweit aus, dass sie zuletzt das Ei, in welchem sie ihren Ursprung nahm, an
Masse wenigstens acht Mal übertrifft“ .
In der Entwiokekngsgesehichte d e r Crnstaceen“ kommt er wiederholt a u f diese F rag e zurück-
So linden wir über Ja n ira Norämanrii die Bemerkung*): „Ungefähr um die Mitte des Früohtlebens sind
die einzelnen Dotterkörner sowohl in dem Darmschlauch als in den Dottersäckchen ansehnlich grösser
als in denjenigen Eiern,’: ¡in welchen noch keine Spur von einem Embryo zu bemerken ist. Der-
Embryo ist zuletzt sehr viel grösser, als es das E i war, da es in die Bruthöhl'e gelangte. ,
Aehnlich über Ligia Brmitii*)-. „Während das Junge, befreit von den Eihüllen, in der Brnt-^
höhle der Mutter verweilt, nimmt es nicht unbedeutend an Länge u n d Breite zUJ mehr a ls-e s auf
Kosten des jetzt völlig verschwindenden Dotters geschehen könnte.“ Bei Iäothea B a sten fand Cr4) d ie
ältesten'Jungen etwa noch einmal so gross, alB diejenigen Eier, in welchen noch keine ’Spur eines-
Embryos vorhanden war.
Einige eigene Messungen führten mich zu folgenden Ergebnissen. Bei Asellus aquaticus besitzt-
das irisch gelegte Ei einen Durchmesser von 0,32 mm, also ein Volumen von 0,0165 cmm. Eine völligentwickelte
bewegliche Larve aus dem Brutraum zeigte eine Länge von 1,02 mm auf- eine Breite von
0,29 mm und eine Höhe von ca. 0,16 mm. Dies ergiebt nach einer analogen Berechnung, wie sie im
vorhergehenden Abschnitt für Sphaeroma rugicauda ausgeführt wurde, ein Volumen von ca. 0,0473 cmm,.-
also nahezu das dreifache des Eivolumens. Ob damit das Wachsthum der Larve innerhalb des Brut*>
H e in ric h R a th k e . Abhandlungen zur Bildungs- und Entwicklungsgeschichte des Menschen und der
Thiere. Erster Theil. 1832, p. 8.
2) Derselbe. Zur Morphologie. Reisebemerkungen aus Taurien 1837. p. 71.
8) ebenda, p. 69.
pj ebenda, p. 63.
raums schon abgeschlossen ist, vermag ich nicht zu sagen; indessen scheint die oben citirte Angabe von
R a t h k e , wenn auch wohl etwas zu hoch gegriffen, darauf hinzudeuten, dass die von mir beobachtete
Larve noch nicht ihre definitive Grösse erreicht hatte.
F ü r Idotkea tricuspidata ergaben sich, freilich nach Messungen an conservirtem Material, folgende
Verhältnisse: Die im Brutraum befindlichen, kugelig gestalteten Eier besitzen einen Durchmesser von
0,56 mm, was einem Volum von 0,0920 cmm entsprechen würde. Ein aus den Eihüllen befreiter Embryo,
dessen Gliedmaassen sich, bereits deutlich vom Körper abgehoben h atten , mass 1,44 mm in der Länge,
0,35 mm in der Breite; die mittlere Höhe betrug in der Medianlinie des Körpers 0,22 mm. Danach
betrug sein Volum ca. 0,1109 cmm, also wenig mehr als das Eivolum. Dem gegenüber zeigten sich
Embryonen beträchtlich gewachsen, welche, aus dem Brutraum entfernt, bereits lebhaft im Wasser umherschwammen;
also offenbar im Begriff gewesen waren, demnächst auszuschlüpfen. Dieselben besassen
eine Länge von 2.52 mm au f eine Breite von 0,48 mm und eine mittlere Höhe von 0,35 mm. Dies
ergiebt nach einer analogen Berechnung ein Volum von 0,4234 cmm, also nahezu das Fünffache des
Eivolums. Die Zahlen beweisen gleichzeitig, dass gerade in der letzten Periode des Verweilens im Brutraum
das Wachsthum ein besonders lebhaftes ist.
Noch deutlicher als diese Grössendifferenzen spricht der Umstand, dass die Asselembryonen nicht
n ur sehr frühzeitig die Eihüllen abstreifen, sondern bereits lange, ehe sie den Brutraum verfassen, einem
regelrechten Häutungsprozess unterworfen sind. R a t h k e hat diese Thatsache richtig als Folge eines
Wachsthums gedeutet, wenn er sagt1,): Während der Embryo (.von Asellus) sich au f die beschriebene
Weise immer mehr ausbildet, nimmt derselbe und der in ihm eingeschlossene Dotter auch an Umfang
etwas zu. Dadurch wird nun seine Oberfläche der Oberfläche des Eies immer näher gebracht, bis der
Zwischenraum, welcher sich früher zwischen dem Chorion und dem Dotter vorfand, von ihm völlig aus-
gefüllt und zuletzt das Chorion durch ihn zersprengt wird.“ 2)
Im gleichen Sinne spricht sich D o h r n 8) aus: „Von diesen beiden Häuten (Chorion und D otterhaut)
sehen wir je tz t nur noch die letztere. Das Chorion ist durch die wachsende Ausdehnung der
blattförmigen Anhänge und durch das Wachsthum des ganzen Embryo gesprengt worden und der
Embryo herausgetreten.“ Die zartere Dotterhaut ist ausdehnungsfähiger als das Chorion, sie platzt erst
später, nachdem sich innerhalb derselben eine neue cuticulare Hülle, die Larvenhaut (euticule nauplienne
van B e n e d e n ) , um den Embryo gebildet hat. Schliesslich wird auch die Larvenhaut durch den
mächtig gewachsenen Kopftheil des Embryos gesprengt und die Larve tritt aus derselben hervor, umhüllt
von einer neuen cuticula, welche sich den veränderten Körperformen angepasst hat.
Wenn es nach den angeführten Thatsachen nicht zweifelhaft sein k an n , dass bei zahlreichen
Isopoden ein beträchtliches Wachsthum die embryonale Entwickelung begleitet, so müssen wir weiter
fragen, worauf dieses Wachsthum beruht. Auch darüber hat sich R a t h k e ausführlich geäussert.
„Von dieser Vergrösserung“ , sagt e r 4), „lassen sich zwei verschiedene Ursachen denken. Entweder
') Rath k e. Abhandl. z. Bild. u. Entw. d. Menschen etc. p. 8.
2) Ebenso über Ligia Brandlii (Morph, p. 68): „Um die Zeit, da der Embryo das dünner gewordene Chorion
sprengen will, ist das Ei beinahe noch einmal so gross, als es damals war, da es in die Bruthöhle gelangte.
8) Dohrn. Die embryonale Entwicklung des Asellus aquaticus. Zeitsehr. f. wiss. Zool. XVII. 1867. p. 243.
4) Morphologie p. 98.