strahlen eines Körperbestandtheils musste auch ein Schwund von Körpermasse an einer entgegengesetzten'
Stelle entsprechen, wobei ein Weiterrücken des Ganzen in der Ri( ihtung der Strahlen erfolgen musste,
so etwa wie es bei den Amöben m it grösster Lebhaftigkeit geschieht. Vielleicht ereignet sich es bei
der Kuclearella auch, dass ein Stralli, sich an irgend einen festen Gegenstände anheftend, den Körper
nach sich zieht. Gesehen habe ich dies indessen niemals.
I n Folge ih re r so verschiedenartigen Gestaltung lässt sich die G rö s s e der Kuclearella n u r schwer
angeben. Es kann hier bloss der optische Schnitt zu Grunde gelegt werden. Seine Durchmesser*;
lang und kurz, waren etwa wie folgt: bei einem kugeligen Individuili d = ca. 35 "J>t. i, r i g . , « i
bei einem anderen = ca. 40 ,<*, bei einen grösseren = ca. 50 ,« (Taf. II, F ig . 10). Bèi einem mehr
bimförmigen Individuum war D = ca-. 55 f-i, d = ca. 47 bei eiförmig und anders gestalteten
D = ca. 48, d = ca. 22 /.<, ferner D = 56 /.i, d — 38 f-t u. s. w. Ausserdem fanden sich häufig
noe h k l einere resp. jüngere Formen (Taf. I, Fig. 1). »
Die Strahlen können etwa so lang wie der Körper, wie sein grösster Durchmesser, werden.
Wenn sie .auch eine etwas breitere Basis haben, so sind sie doch als recht dünn und schmal zu.
bezeichnen, abgesehen von dem kegelförmigen Zwischenglied, das den Uebergang von dem Körper zum
Strahl vermittelt.
Wie die N a h r u n g s a u f n a hm e geschieht, vermag ich nicht irgendwie anzugeben, trotzdem ich
im Stande war, manche Individuen längere Zeit hindurch zu beobachten. . Es ist nicht unwahrscheinlich
dass die Strahlen hierbei irgendwie thätig sind. Ob sie aber wirklich zur Ergreifung der Beute dienen,
ist nicht abzusehen. Vermuthlieh nu r werden sie mindestens als T a s to r g a n e funktioniren, denn wenngleich
sie ja recht formbeständig sind, so bemerkt man doch leichte, wie suchende oder fühlende
Bewegungen an ihnen, welche vor der Hand nicht gut anders gedeutet werdén können. Es ist ja wohl
auch daran zu denken, dass sie zur Vergrösserung der Oberfläche des Ganzen dienen und damit einer
Atlimungsfunktion entsprechen. Sie brauchten dann abe r nicht gerade eine Eigenbewegung zu besitzen.
Hinsichtlich der äusseren Gestaltung der Kuclearella is t noch eine Erscheinung k u r z . zu besprechen,
nämlich das Einziehen der Strahlen. Dies vollzieht sich, wie wir schon wissen, nur an isolirter
stehenden, nicht an den in Büscheln vereinigten. Diese letzteren können allenfalls noch wachsen und
sich weiter in die Länge strecken. Dabei behalten sie aber immer einen glatten, scharfen Umriss
(Contur). Werden sie nun eingezogen, ein Prozess der wie das Heranwachsen recht langsam vor sich
geht, so erschlaffen sie gewissermaassen, so etwa wie ein welkes Blatt, und ziehen sich korkzieherartig
zusammen (Taf. I, Fig. 2 bei a, Taf. II, Fig. 2 bei a und b), wobei sie kürzer, jedoch nicht dünner
werden, bis sie ganz verschwinden. D er Vorgang h at mithin eine gewisse Aehnlichkeit mit dem,
welchen C. M ö b iu s * * ) von den Strahlen von Actinophrys sol beschrieben hat. Nur besitzen die Strahlen
d e r Kuclearella keinen differenzirten Axenfaden, — ein weiterer Unterschied von den Heliozoen — mit
Ausnahme eines Falles, wo mir ein solcher vorhanden zu sein schien ***). Es wäre hier jedoch immerhin
ein Irrthum möglich, da unter dem sich zurückziehenden Strahl auch ein fadenartiger Fremdkörper
*) Hier wie im späteren bezeichne D den grössten, d den kleinsten, 3 den mittleren Durchmesser.
**) (No. 6.) Bruchstücke einer Rhizopodenfauna der Kieler Bucht. Abh. d. Akad. d. Wissensch. Berlin. Jahrg.
1888 p. 9 fg.
***) (No. 27.) Diese „Untersuchungen“. — Vorläuf. Bericht. T a f I Fig. 8.
gelegen haben kann. Dennoch wollte ich es nicht unterlassen, wenigstens das von mir gesehene Bild
zu registriren.
M em b r a n a r tig e !B c g ro n z n n g . Bekannt ist, dass eine Anzahl von ämüben artigen Khizopoden
eine Membran besitzen k ö n n e ||id ie , in der K e g a tipoii dehnbar, doch sehen so diiferenzirt ist, dass sie
wp; ein echtes, festeres Häutchen! F a l t e n werfen kann. Von besonderer Stärke und schon erheblich
resister.t wird t t e bei den Gregarinen, während es andererseits Amaben giebt, wo sie einen sehr dehnbaren;
mehr als flüssig :aü«nsehenden Charakter trägt, wie weiter unten noch gezeigt werden soll. Es
giebf-'offenbar zwischen beiderlei Gebilden, den weicheren und Ä n festeren, deren Unterschied wohl
durchaus nicht allein au f einem verschiedenen Wassergehalt beruht, eine ganz^Stufenfolge von Ueber-
gängen, von denen einer bei unserer NviUeareda obwalten dürfte, im Gegensatz zu dem G em p lÄ c ie a n a
dessen Umgrenzung allgemein als recht z a r t angesehen wird.
Stellt man nämlich bei der Kuclearella den optischen Schnitt s c h a rfe in , so fällt der äusserst
scharfe, s ta rk glänzende Umriss auf, der bei stärkerer Vergrösserung (ca. 1200) fast als „doppel-
konturirt“ imponirt, fast so wie bei kleineren Gregarinen (Taf. II, Fig. 1). E r beschränkt sich indessen
durchaus auf den eigentlichen Körper des Thierehens, so dass die Strahlen ganz so fein umwandet wie
bei Nuclearia aussehen. Sie. durchbrechen nun nicht einfach jene Umhüllung, die sich übrigens dem
Weichkörper dicht anlegt, sondern diese setzt sich noch auf den sich ausziehenden Zapfen bis zu den
Strahlen hin fort, wobei sie sich immer dünner ausdehnt, um im Verlauf des Strahls rasch ganz zu v e rschwinden,
so dass ihre Grenze nirgends Avahrgenommen werden kann. Würde man eine dünne
Kautschukmembran mit einem Federhalter etwa versuchen zu durchstossen, so würde sich diese ebenfalls
bis zu einer bestimmten Grenze hin ausziehen und ungefähr ein Bild der membranartigen Begrenzung
unserer Kuclearella gewähren, nur ungefähr, denn sie ist hier durchaus nicht so fester Natur
wie eine Kautschukhaut oder wie die Cuticula der Gregarinen, sondern etwa z ä h f lü s s ig zu denken so
wie dicker Gnmmischleim. Denn bleibt nach dem Platzen einer solchen Gregarine ihre Haut noch
deutlich erhalten, so is t dies hier nicht der Fall, da sie sich mit dem Gesämmtorganismus auflöst. Aehnlieh
wirken auch chemische Einflüsse, wie etwa dünne, wässerige Jodlösung. D iese-rie f ein leichtes Quellen
des' plasmatischen Inhalts hervor, Avobei die gesammte Hautschicht verschwand und der In h alt auseinanderlief.
Trotzdem dürfte aber schon eine chemische Differenz zwischen dem eigentlichen Plasma
und der Haut bestehen, ohne dass, diese bereits einen chitinigen Charakter angenommen hat, wie
er namentlich den schalen tragen den Rhizopoden zugeschoben wird.
Ausser dem starken Glanz der Hautschicht ist von ihr noch zu erwähnen, dass sie fast blauschwarz
rettektirt, ohne eine Eigenfarbe zu besitzen. F e rn e r ist sie ganz hyalin und strukturlos, soweit
sich 1 dies wenigstens nach den lebenden Organismen beurtheilen liess. Wo keine Strahlen vorhanden
erscheint sie als völlig geschlossene Schicht (Taf. II, Fig. 10)<
D a s P la sm a . Wie/wohl A. Gr ü b e r* ) nicht eine differenzirte Regionenbildung im Plasmaleibe
der Rhizopoden anerkennen möchte, so besteht eine solche doch in gewissem Grade, wenn auch nicht
in so ausgesprochener und weitgehender Weise, wie M a g g i und C a tta u e o * * ) einerseits und Brass***)
*) (No. 28.) Biolog. Centralblatt.
**) (No. 29.) Atti della soc. ital. d. sc. nat. XXI.
***) (No. 30.) Biolog Studien 1. Th. Die Organisation^ der thierisch. Zelle.