Besonderheiten darboten, so dass man sie wohl dem von Cienkowsky*) aufgestellten Genus Nuclearia
beigesellen darf, und zw a r im Besonderen d e r Spezies N. simplex. Die von m ir gesehenen Individuen
waren fe rn e r alle von ziemlich übereinstimmender Grösse, so dass man sie wohl als ausgewachsene
Formen b etrach ten darf. Ebenso zeigte d e r In h a lt dem Wesen nach eine grosse Uebereinstimmung.
Die Grösse b e tru g ca. 18—20 ja im mittleren Durchmesser; ein langgestrecktes Exemplar h a tte
ca. 40 p in d e r Länge und n u r ca. 7 ja in d e r Breite, also n ich t viel meh r als d e r Durchmesser des
Kernes b e trä g t (ca. 5,5—6 ja) . Die äussere G e sta lt is t ähnlich so, wie w ir sie bei Nuclearella kennen
g elern t h a tte n d. h. bald eine mehr isodiametrische, b a ld , wie soeben gesehen, eine mehr längliche.
Die Kugelform beobachtete ich n ic h t, wie auch nich t die bekannte Schleimhülle, wie sie z. B. bei
unserem Heliosphaerium angetroffen wurde (s. d. „e rste H älfte“ S. 76, fg. Taf. VI, Fig. 6,9 u. s. w.) Zu beobachten
is t indessen, dass d e r Umriss u n serer Nuclearia immer ein möglichst g la tte r, p ra lle r is t, wie er
auch von anderen A u to ren angegeben wurde, ähnlich wie bei d e r N. moebiusi n. sp., deren Beschreibung
w eiter u nten folgt. Es lassen sich fe rn e r an diesem Organismus zwei Regionen unterscheiden, nämlich
die des eigentlichen Körpers und die der Strahlen, welche le tz te ren nichts Besonderes bieten, ausser,
dass sie meist spärlich waren. Bei den kompakteren Individuen gingen sie allseitig aus, bei den länglichen
hingegen gerade wie bei Nuclearella von den beiden Endpolen aus. Es entstanden somit Bilder,
wie sie L e id y in seinem cit. We rk e Taf. 48, F ig . 21, 25 etc. d a rs te llt (Taf. 10, Fig . 8). Dabei sind die
S trah len th e ils einfach, the ils zu mehreren entspringend oder spitz gegabelt.
D e r eigentliche Körper en th ä lt n u r Entoplasma, welches s tä rk e r g län zt als das blasse Ectoplasma
der Strahlen. Dieses is t ausserdem h y a lin , während jenes aus einer Menge von Einschlüssen besteht,
die pflanzlichen Ursprungs sind und grüne und braune F a rb en zeigen. Dazwischen en th ä lt das Plasma
noch zahlreiche gelblich-grünliche Krümelkörner, die alle von gleicher Beschaffenheit sind und im besonderen
gleiche Grösse haben. Sie stimmen m it denen an d e re r verwandten Formen überein.
Den Nucleus fand ich möglichst genau im Centrum des Entoplasma liegen, in G e sta lt des bekannten
Bläschens m it Moruliteinschluss. Contraktile Vacuolen vermisste ich; doch waren wiederholt
einige vakuolenartige F lüssigkeitsräume vorhanden, ein Verhalten, das in le tz te re r Beziehung dem schon
Bekannten entspricht.
Nuclearia moebiusi n. sp.
Abbild. Taf. VIII, Fig. 1, 2 und 3. Yergr. = ca. 600.
E s mag zweifelhaft sein, ob der h ie r zu besprechende Organismus dem Genus Nuclearia GieiiJc.
zugezählt werden darf, denn es sind auch gewisse Beziehungen zu der von uns aufgestellten Nuclearella
n ich t ganz von d e r Hand zu weisen. Es wird abe r vorläufig g e rath en bleiben, diejenigen Helioamoeben,
denen spitzendende, sich gabelnde Strahlen-Pseudopodien eigen sind, bei dem erste ren Genus zu belassen,
von dem Nuclearella hauptsächlich seiner membranartigen Umhüllung wegen abgegrenzt is t. H e rrn
Geheimrath Prof. D r. C. Möbius in B erlin zu E h re n sei dahe r diese Species von Nuclearia als N. moebiusi
benannt.
Aehnlich wie v erwandte Formen leb t unser Thierchen an und in verwesenden thierischen Substanzen.
Ich fand es dahe r wiederholt im Schlamm eines meiner älteren, m it gemischtem W a sser gefü
llten Aquarien (November und Jan u a r). Die Grössenverhältnisse sind verschieden. Kleine, annähernd
*) (Nö. 21.) L. Cienkowsky. Beiträge zur Kenntniss der Monaden. 1. c. S. 203 fg.
kugelige Exemplare massen ca. 10 ja im Durchmesser, grössere bis zu 25. E in solches, länglich eiförmiges
h a tte ca. 20 ja in d e r B re ite und 30 ja in d e r Länge. Es sei indessen schon hier bemerkt,
dass die Zusammengehörigkeit dieser extremen Formen n ich t ganz sicher ist, wie im Anschluss daran
einige andere e rw äh n t werden sollen, deren Stellung eine noch zweifelhaftere ist.
D er Körper d e r N. moebiusi lä sst sich ziemlich, sch a rf in zweierlei Regionen scheiden, wovon
die eine den eigentlichen Körper bildet, dessen Form eine einfache und regelmässige ist. E r s te llt
nämlich gewöhnlich eine Kugel d a r, die n u r langsam in einen länglichen, mehr elliptischen Körper
übergeht (Taf. V III, Fig. 2). Die andere Region b e steh t aus den Pseudopodien, die entweder Bruchsäcke
oder S trah len sind. D e r eigentliche Körper is t sch arf umschrieben und d ü rfte mit einer Hü 11-
schicht umgeben sein, ähnlich wie w ir es bei Nuclearella sahen, n u r dass sie in unserem F a lle erheblich
feiner ist. Dadurch t r i t t seine regelmässige, abgerundete Form noch mehr hervor (Taf. V III, Fig. 1 u. 3).
Die Pseudopodien können allseitig entspringen, indem sie die Hüllschicht durchbrechen, die ihnen mith
in abgeht. Selten sind die lappigen oder bruchsackartigen Ausstülpungen, welche denen ähneln, die
sich bei Actinophrys sol zuweilen finden. Sie haben nämlich eine keulen- oder bimförmige Gestalt,
indem sie aus einer engen Oeffnung in der Wandung des eigentlichen Körpers herkommen, worauf sie
sich sodann ausbreiten. Die anderen Pseudopodien entspringen entweder dem Hauptkörper, oder auch
einer d e r zu e rs t genannten Ausstülpungen. Sind schon diese Ausstülpungen selten, so is t auch ihre
Z ah l eine ziemlich beschränkte und o ft fehlen sie einer Körperseite ganz (Taf. V III, F ig 1) oder sie
kommen, wie bei Nuclearella, n u r an zwei Polen zu r Ausbildung (Fig. 2). Es sind ziemlich dünne
fadena rtige Gebilde, deren Fu ssth e il im besonderen keine Verdickung zeigt, worin mithin eine Aehnlich-
k e it mit den Formen besteht, die w ir als Heliosphaerium zusammengefasst haben (s. d. „erste H älfte S. 76).
Manche von diesen Strahlenpseudopodien sind fe rn e r einfach, andere einmal gegabelt, öfter, wie es
scheint, nicht. In ihrem Verlaufe sind sie sowohl gradlinig wie auch gekrümmt; ih re Länge is t eine
verschiedene und k an n etwa das Doppelte des Körperdurchmessers erreichen. Ganz wie bei Nuclearella
endlich können auch sämmtliche Pseudopodien eingezogen werden, oder es bleibt n u r noch einer übrig,
so dass das Thierchen wie eine m it einem S tie l versehene Birne au s s ieh t,'
W ie die G e s ta lt d e r N. möbiusi, so z e rfä llt auch der plasmatische In h a lt in zwei sch arf von
einander geschiedene Regionen, die den erste ren entsprechen. Der In h a lt des eigentlichen Körpers
zunächst b esteht aus körnigem, ziemlich glänzendem Entoplasma und h a t in Folge der so gefärbten
Bestandtheile einegelblicheFärbung. DieseBestandtheile sind nämlich grösstentheils zahlreiche, gedrängte,
gelbe und dabei glänzende Krümelkörner, die nach dem Centrum zu grösser werden und dichter liegen.
Bei den grösseren Individuen waren dazwischen e ingestreut eine Anzahl kleiner, etwa gleich grösser
vaku o len artig er Räume (Taf. V III, Fig. 1), die sich nich t k o n trah irten , während sie bei einem kleineren
Individuum durch eine k o n tra k tile Vacuole e rs e tz t wurden (Taf. V III, Fig. 3), die sich in unregelmässigen
In te rv a llen zusammenzog. H ie r waren die gelben Krümel auch bedeutend kleiner und gleich-
mässig im Entoplasma vertheilt.
D e r Nucleus h a t innerhalb des Entoplasmas eine centrale'Lage. E r is t von ty p isc h e r Bläschenform,
ste ts in d e r Einzahl, und b esitzt ein normales Morulit, das von rau h e r Oberfläche und mit grobkörnigen
Einschlüssen versehen ist.
Das Ectoplasma is t den lappigen wie strah lig en Pseudopodien eigen und is t h y a lin und blass,
also ähnlich so wie bei den offenbar verwandten Vanipyrina-oxtigeri Formen. Allenfalls konnte man
in den lappigen Ausstülpungen ganz feine, nebelartige Trübungen wahrnehmen, während dies in den
S trah len selbst nicht mehr möglich war.
Bib lio th e ca Zoologica. Heft 12. 14