Unser kleiner Spaltfasskrebs ben-ogl sieh au f zweierlei We ise: 1. durch Schwimmen, und 2. durch
Kriechen- Die Schwimmbewegung, w e lc h e d u r c h a u s n i c h t v o n d e r a n d e r e r C y c l o p s -A r t e n
a b w e i c h t , ist die gebräuchliche. Die Kvicchbewegung au f einer trockenen oder n u r feuchten U nterlage
ist die ungebräuchliche. D a die Cantliocamptus-Avtm nicht imstande sind, sieh wie der Öyd. phaleratus
kriechend fortzubewegen und da ferner ihre Schwimmbewegung in einem ihrem Körperbau entsprechenden
„Schlängeln“ besteht, so w i r d a l s o d e r z w e i t e T e i l d e r C l a u s ’s c h e n B e h a u p t u n g h i n f
ä l l i g : d u r c h d i e „ A r t s e i n e r B e w e g u n g “ b i l d e t d e r C y c l. p h a l e r a t u s k e i n e n
U e b e r g a n g z u d em G e n u s C a n t h o c a m p t u s , wohl abe r durch mehrere Eigentümlichkeiten seines
Körperbaues.8)
Hinweisend au f die vorhergebenden Ausführungen seien hier nochmals übersichtlich diejenigen
Merkmale angeführt, welche d e r Cycl. phaleratus mit dem Genus Canthocamptus gemein hat, resp.
welche stark an Verhältnisse erinnern, wie sie den Canthocamptus-Arten eigentümlich sind:
1. Die gesamte Körperform des Cycl. phaleratus erinnert an den Typus Canthocamptus: Abdomen
breit, n u r wenig schmaler als die letzten Segmente des Cephalothorax; F u rk a kurz,
breit und mit eigentümlicher Bestachelung.
2. D e r Panzer des fünften Vorderleibsabschnittes bildet einen Ring. „
3. Die Aussenränder der Schwimmfüsse sind mit starken Zähnen besetzt.
4. Das rudimentäre Füsschen ist eine breite Chitinplatte.
5. Nur die beiden mittleren Furkalborsten sind entwickelt, ihre Befiederung genau so wie bei
einigen Canthocamptus-Arten.
6. D ie O v i d u k t e r e i c h e n w e it i n d a s A b d o m e n .
D e r C y c lo p s p h a l e r a t u s i s t a l s o ( h i n s i c h t l i c h s e i n e s K ö r p e r b a u e s ) a l s e i n V e r b
i n d u n g s g l i e d d e r b e i d e n G e n e r a : C y c lo p s u n d C a n th o c a m p t u s , m i t h i n a u c h d e r
F a m i l i e n d e r C y c lo p id e n u n d H a r p a c t i c i d e n a u f z u f a s s e n .
8) Auch F is c h e r sagt irrtümlicher Weise: „Er ähnelt . . . . dem Canthocarpus minutus . . . . sehr viel . . . . in
seinen Bewegungen, die bei letzterem in einer Art schnellen Wälzens im Wasser bestehen.“
Nachtrag.”
Ueber die von Pratz aufgestellten drei subterranen Cyclops-Arteu:
Cycl. coecus, subterraneus, serratus.
Auf p. 7 erwähnte ich, dass E. P r a t z die F au n a der Brunnengewässer von München untersucht
und die Resultate seiner Studien in einer Arbeit niedergelegt habe, welche unter dem T ite l: „Ueber
einige im Grundwasser lebende Tiere. Beitrag zur Kenntnis der unterirdischen Crustaceen“ im Jahre
1866 in St. Petersburg erschienen sei. Trotz aller Bemühungen war es mir vor der Drucklegung dieser
Arbeit nicht möglich, die ausserordentlich seltene Abhandlung zu erlangen. So war ich nur au f das
Wenige angewiesen, was M o n i e z 2) —• d e r einzige, welcher meines Wissens die P r a t z sehe Arbeit
zitie rt über dieselbe sagt.
Durch die unablässigen Bemühungen des H errn Dr. A d . L a n d e in Warschau ist
die für unsere Kenntnis der freilebenden Süsswasser-Copepoden Deutschlands so wichtige . Arbeit je tzt
endlich in einer öffentlichen Bibliothek in St. Petersburg aufgefunden worden, und seiner gütigen Vermittelung
verdanke ich auch, in den Besitz von Abschriften der P r a t z ’sehen Diagnosen und von Pausen
der dazugehörigen Abbildungen gelangt zu sein. Ihm spreche ieh deshalb auch an dieser Stelle meinen
wärmsten Dank aus!
Die in der „historischen Einleitung“ zu vorliegender Arbeit gelassene Lücke will ich nunmehr
auszufülbm versuchen.
Obgleich aus den Diagnosen deutlich zu erkennen ist, dass P r a t z die drei subterranen^Copepodera-
Formen mit grösser Sorgfalt studiert hat, so ist es doch ausserordentlich schwer, ein sicheres Urteil über
die Selbständigkeit resp. Artzugehörigkeit derselben abzugeben. Ganz abgesehen von vielen Ungenauigkeiten,
die im Laufe der Beurteilung noch hervorgehoben werden sollen, finden sich in den Diagnosen
sehr grobe Irrtümer, und zwar gerade hei der Beschreibung des rudimentären Fusspaares, also bei einem
') Während des Druckes vorliegender Arbeit erschienen zwei wichtige Abhandlungen: 1) Dah l, Untersuchungen
über die Tierwelt der Unterelbe, und 2) B rad y , A revision of the British species of Fresh-water-CtycZopicfoe and
Calanidae.
Auf die in diesen Werken erwähnten oder charakterisierten Oi/cZops-Arten konnte ich leider in meiner Arbeit
nicht mehr Bezug nehmen. Da D ah l einen Teil des uns hier interessierenden Faunengebietes durchforscht hat, so sei
nur kurz erwähnt, dass er in der Unterelbe folgende Arten beobachtet hat: Cycl. strenuus Fisclier, serrulatus Fischer
und ornatus Poggenpol. Da sich Dahl bezüglich der letztgenannten Art auf R eh b e rg bezieht, so ist es sehr wahrscheinlich,
dass ihm nicht Cycl. ornatus Poggenpol, sondern — wie Reh b e rg — Cycl. Clausii Hel'er Vorgelegen hat.
(cf. p. 101—109.)
s) Moniez, Faune des eaux souterraines. p. 32.