Bei der Gruppe der Cyclopiden, bei welcher das E n d - oder einzige Segment des rudimentären
Fässchens mit drei Anhängen (Borsten oder Dornen) ausgerüstet ist, lassen sich nicht solche übereinstimmenden
Merkmale finden, (z. B. Taf. I Fig. 5 oder Teif. VII, Fig . 12).
F ü r eine vollkommene Charakteristik des Genus Cyclops ist es noch notwendig, einige a n a t
o m i s c h e V e r h ä l t n i s s e zu berücksichtigen. Es kann natürlich hier nicht meine Aufgabe sein, mich
in Details einzulassen, s o n d e r n n u r d a s W e n ig e a n z u f ü h r e n , w a s z u r A b g r e n z u n g d e r
G a t t u n g Cyclops v o n d e n ü b r i g e n d a s S ü s s w a s s e r b e w o h n e n d e n g l e i i t s c h e n Copaj)oden,:
G e n e r a b e a c h t e n s w e r t i s t .
Ein H e r z fehlt. Die Blutzirkulation wird durch regelmässige Bewegungen des Darmes vermittelt.
Das A u g e ist unpaar *).
Die v a s a d e f e r e n t i a 2) sind in der Zweizahl vorhanden. Die im ersten Abdominalsegmente,
verlaufenden Endabschnitte sind zu den beiden Spermatophorentaschen angeschwollen. Die Mündungen
befinden sich zu beiden Seiten am Ende dieses Segments unter je e in e r'm it 3 Anhängen versehenen
kleinen Chitinplatte. (Taf. I. Fig. 7 a und 14 a und Taf. V II Fig. 14.)
Die S p e rm a t o p h ö r e n haben stets bohnenförmige Gestalt. Während sie bei den meisten
Arten in der Weise an den Porus des Receptaculum seminis geklebt werden, dass ihre Längsachsen mit
d e r Medianlinie des weiblichen Körpers parallel laufen, sind sie bei anderen rechtwinkelig (Cycl. insignis)
Taf. I I , Fig. 18.) oder spitzwinkelig {Cycl. scutifer) zur Medianlinie gestellt. Kurze Zeit nach ihrer
Entleerung fallen sie gewöhnlich vom weiblichen Körper ab. Den Bau der Spermatophoren und die
Formen des Spermas habe ich nur in zwei Fällen zu systematischen Zwecken verwendet.
Die E ie r werden in einem unpaaren, median gelegenen Ovarium erzeugt, das au f Querschnitten
leicht zu konstatieren ist. Die O v i d u k t e 3) geben sich als zwei mittlere und zwei mit diesen kommunizierende
seitliche dunkle Bänder zu erkennen (Taf. I I , Fig. 8). Die Seitengänge sind mit meist vier
Ausstülpungen versehen, von welchen zwei im ersten Körpersegmente liegen; die beiden anderen befinden
sich an den Grenzen des ersten und zweiten, resp. des zweiten und dritten Vorderleibsabschnittes.
Die Ovidukte münden w e i t g e t r e n n t v o n e i n a n d e r im 'e rsten Drittel des ersten Abdominalsegments,
ein Umstand, welcher die Bildung zweier Eiersäckchen bedingt. Die Eileiter .ersti ecken sich (abgesehen
von dem kurzen Endabschnitte, welcher im ersten Abdominalsegmente verläuft) nur im Cephalothorax.
Eine alleinige Ausnahme bildet Cycl. phaleratus, bei welchem die beiden mittleren Stämme bis weit in
1) Schon im April 1891 machte mich Herr Privat-Dozent Dr. B r a n d e s darauf aufmerksam, dass die von
G r e n a c h e r für Calanella nachgewiesene Art der Innervierung bei unsern Copepoden nicht statt hat, sondern dass
bei ihnen die Nerven von aussen an die Sehzellen herantreten, wie dies Quer- und Längsschnitte von Oyclops viridis
und Diaptomus coeruleus deutlich zeigten. Jetzt sind auch C la u s (Das Medianauge der Crustaceen; Arbeiten aus d.
zool. Inst. Wien. Tom IX. Heft 3) und R ic h a rd (Recherches sur les Cop6p.) zu demselben Resultate gelangt.
Das Auge von Canthocamptus besteht — um dies hier gleich zu erwähnen — nach Herrn Dr. Brandes Untersuchungen
nur aus zwei' Teilen. Das untere mediane Auge soll fehlen.
2) Zur Orientierung über den Bau der Geschlechtsorgane der Cyclopiden verweise ich auf die vortreffliche
Arbeit Gr u b e r s : „Beiträge z.*Kenntn. der Generation sorg. d. fr eil. Copep."
3) Die Ovidukte werden meist fälschlich als Ovarien bezeichnet. Auch von mir ist dies in meinen
„Beiträgen z. Kennt.“ geschehen.
das Abdomen hmabraoben (Taf. V III, Fig. t) . Erwähnt mag noch werden, dass bei Oyd. languidus auch
die im ersten Abdominalringe verlaufenden Endpartien der Ovidukte, wenn dieselben vollkommen gefüllt
sind,, auch E ie r enthalten (Taf. III, Fig. 9),f a h r e n d dies bei allen übrigen Arten (natürlich mit Ausnahme
von Oyd. phaleratm) n u r für die im Cephalothorax liegenden Abschnitte des Eileiters der Fall ist.
Die E i e r s ä c k e , o d e r r i c h t i g e r E i b ^ j l e n 1) b e s te h e n p L s :ie flij verschieden grossen Zahl
von Eiern; Grösse und Haltung der Eiballen ist bei den einzelnen Arten verschieden (vergl. *. B.
TaS I , Eig. 1 u. %. bei den Individuen derselben Spezies zwar nicht vollkommen,, aber doch }§|einem
Masse ¡konstant,: dass sie ein — wenn auch untergeordnetes — systematisches Merkmal abgeben.
. D e r Bau des R e c e p t a c u l u m s em i n i s , in dem man früher ein drüsiges Organ zur Bereitung
-der die austretenden Bier verbindenden Kitttubstanz zu erkennen glaubte, ist bisher zum Zwecke der
Systematik so gut wie ganz unbeachtet (geblieben ’■). I n v o r l i e g e n d e r A r b e i t h a b e ic h — a b g e s
e h e n v o n m e in e n „ B e i tr . z, K e n n tu .“ — z um e r s t e n M a le v e r s u c h t , d i e s e s O r g a n f ü r
S y s t e m a t i s c h e Z w e c k e in k o n s e q u e n t e r W e i s e n u t z b a r z u m a c h e n , bewogen durch die
beiden Thals!,eben, dass d e r B a u d i e s e s O r g a n s a r t l i c h ,a u s s e r o r d e n t l i c h k o n s t a n t und
s;e l o s t b c 1 n a h e v e r w a n d t e n F o r m e n m e i s t. vo 11 k o m m e n v e r s c h i c d e n i s t. Das Keeeptaeulum
d a rf nicht n u r als d a s e i n f a c h s t e , s o n d e r n a u c h a l s d a s s i c h e r s t e M i t t e l z um B e s tim m e n
H e r A r t e n a n g e s e h e n w e r d e n , und in mehr denn einem Falle ist es mir mit .Hilfe desselben mo«-
1,0,1 S'°wcscn, ausserordentlich komplizierte Fragen der Synonymie zu lösen. Hätten die bisherigen
Forscher b e i Aufstellung neue}-'Arten das Keeeptaeulum berücksichtigt,. so wäre eine solche Konfusion
wie sie in der Nomenklatur der Oydopidm zu Tage tritt, ganz undenkbar gewesen. So ist ¡6 B der
Oyd. strenum F I s c h e r |f n te r nicht weniger Ms etwa.einem Dutzend verschiedener Namen b^clu-ieben
worden.
Le id er ist aber der Bau dieses Organs in voller Deutlichkeit mir am lebenden Tiere zu erkennen.
An Alkohol- oder Glycerin-Material sind meist nur noch die Umrisse, und oft auch diese
kaum deutlich wahrnehmbar. Hoffentlich findet sich bald eine Konservierungs-Methode, mit Hilfe welcher
das Receptaculum deutlich sichtbar bleibt.
Ueber eine eigentümliche Art der B ew e g u n g - , wie sie mehreren Arten eigen, aber bisher nur
an dem Cyd. pkaleralus und- Oyd. fivihriatots beobachtet ist, mögen hier noch einige Worte folgen.
Bringt inan einen Cydops in J}ne dünne Wasserschicht, in d e r e r » h noch ungehindert fort-
zu'ü,-.wegen vermag, so schwimmt er bekanntlich mit - kräftigen SiBssen unruhig hin und her. Ist die
RH Ri HS 1 B thatsäclilieh nicht mit „Säcken“ z^ th u n , welche die Eier enthalten,
, - i11 1111 emei 11 za 1 ’ W le durch ein Sekret, das die Eier vollkommen umgiebt und durch den Einfluss
aes Wassers erhärtet ist, zusammengehalten werden: also mit E ib a lle n .
R i , ? Wu*Deh b 01- Ö o k s ic li 11 g-1. bei Aufstellung einer neuen Art (Oyd. Unsimrm,=Oyd. pradnu» Piscl.er) i«t das
veci-placuhiin. nur von \ e rn e t. Erwähnt ist dieses Organ in verschiedenen systematischen Arbeiten; auch auf die
Verschiedenheiten ,m Bau desselben für die-einzelnen Arten ist bereits durch C la u s (d. 6ten. Oyd. p, S p Ä m d
— — i ""A. Ver n e t hingewiesen; aber die bezüglichen Abbildungen und Bemerkungen, welche sich in
g e g e b e n e e l e 8 e n t u ek und n ic h t zu dem Zwecke d e r A rtu n te rs c h e id u n g
von der K C''i ",,e? ' al,u H däSS I He" Dr-von der Konstanz des Receptaculum uberzeugt ist. R e er mir freundlichst brieflich mitteilte,