sieht man, dass sich die sog, Flügelmuskeln nicht an das Hera selbst, sondern — wie" oben 'geschildert - -
an die Perieardialmeinbran ansetzen. Wir sind also bei unseren Untersuchungen zu fast, demselben
Resultate gekommen, zu dem bereits vor langer Zeit G r ä b e r 6) in seiner A rb e it,,lie b e r den pro-
pulsatorischen Appararat der Insecten'i gelangt ist, Der einzige Unterschied besteht nur darin, dass nach
G r ä b e r die Flügelmuskeln bei den Insecten unter dem Herzen ein Septum bilden, indem sie entweder
mit denen der anderen Seite in directer Verbindung stehen oder in grösserer oder geringerer Entfernung
vom aufhören und dann durch ein gleichzeitig als Perimysium fungirendes Bindegewebe
unter einander verknüpft werden, während das Herz von Sm tig em von einem wirklichen Pericardium
umgeben is t, an dessen untere Seitentheile sich die sog. .Flügelmuskeln ansetzen. In Bezug auf die.
Herzmechanik kommen beide Einrichtungen auf dasselbe hinaus. Ich verweise deshalb in dieser Beziehung
auf G r ä b e r , dessen Auseinandersetzungen mir sehr plausibel Vorkommen.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass das Rückengefass von einem dicken Nervenstamm iunervjrt
wird, welcher in der dorsalen Mittellinie desselben verläuft (Taf. I, Fig. 2, 4 und Taf. IV, Fig. 24, 25 hn),
Den Ursprung desselben habe ich leider nicht nachweisen können.
H i s t o r i s c h e s .
Aeltere Angaben über das Gefässsystem von Seutigera finden sich nur in der vortrefflichen und
äusserst sorgfältigen Arbeit N ew p o r t ’s?s) „On the nervous and circulatory .Systems ö i Mynapoda and
Macrourous Arachnida“. Ich konnte in den meisten Punkten N e w p o r t ’ s Angaben nur bestätigen und
einige weiter ausführen; neu sind nur folgende Resultate.
1) Das Herz ist nicht durch die sog. Flügelmuskeln, sondern durch Bindegewebsfasern in der
Pericardialhöhle aufgehängt. Die ersteren inseriren sich an den unteren Seitentheilen der
Pericardialmembran und dienen zur Erweiterung des Herzbeutels.
2) In der dorsalen Mittellinie des Rückengefässes verläuft ein dicker Nervenstamm.
3) An der unteren Seite der Kopfaorta befindet sich ein muskulöser Pumpapparat.
4) Am Ende der siebenten Rückenplatte geht das Herz in die arteria rectalis über , welche im
Geschlechtssegment nach vorn umbiegt und auf dem Enddarm bis zum Ende des Chylusdarmes
nach vorn verläuft.
5) Das Bauchgefäss erstreckt sich nach Einmündung der beiden Aortenbogen (aortic arches
N e w p o r t) noch weiter nach vorn und gabelt sich'schliesslich in zwei Aeste/ ■
6) Vor den segmental angeordneten Seitenarterien des Bauchgefässes entspringen von der Ventralseite
desselben unpaare Gefässe, welche sich kurz nach ihrem Ursprung gabeln und in das
Bauchmark eindringen.
B. Lithobius und Henicops.
Das Gefässsystem von Lithobius besteht aus den typischen vier Haupttheilen: dem Rückengefäss,
der Kopfaorta, dem Supraneuralgefäss und den Aortenbogen, welche das letztere mit dem Herzen verbinden.
Diese Verhältnisse sind — abgesehen von N e w p o r t * 3) — auch von V o g t und Y u n g 62)
richtig erkannt worden. So g r a f 29) scheint das wahre Supraneuralgefäss nicht gesehen zu haben, da er
angiebt dass sich der Bauchsinus genau so verh ält, wie ihn G r ä b e r 6) beschrieben.' Meines Wissens
h a t aber genannter Forscher bei Insecten nur ein Diaphragma über dem Bauchmark constatirt, durch
welches ein ventraler Blutsinus begrenzt wird. Dass diese Einrichtung nichts mit dem Bauchgefäss der
Myriapoden zu thun hat, liegt auf der Hand. .
Neu hinzugekommen sind von meiner Seite nur folgende Punkte:
1) Das Vorhandensein eines Herznerven.
2) Die Versorgung der Coxaldrüsen durch Blutgefässe, welche aus den Beinarterien stammen.
Was Henicops betrifft, so habe ich bei ihm ebenfalls die vier typischen Haupttheile aufgefunden.
C. Scolopendra.
In seiner bereits oben citirten Arbeit h at N e w p o r t das Gefässsystem von Scolopendra am
genauesten untersucht. Um jedoch den Bau des Gefässsystems der Chilopoden definitiv festzustellen, habe
ich auch diese Form einer Nachuntersuchung unterzogen, wobei ich im Grossen und Ganzen zu fast
denselben Resultaten gelangte wie oben genannter Forscher. Ich will der Uebersichtlichkeit wegen die
einzelnen Befunde schematisch aufführen und mit denjenigen Punkten beginnen, die ich nur bestätigen
konnte.
1 ) Auch bei Scolopendra sind die vier typischen Haupttheile des Chilopodengefässsystems vorhanden.
*).
2) Das Rückengefäss besitzt ein Pericardium, welches au jede Kammer längs der Mittellinie,
sowohl auf der Ober- wie auf der Unterseite angeheftet ist (Taf. V, Fig. 28 pc).
3) Aus jeder Herzkammer entspringt ein Paar Seitenarterien, welche sich nicht weit von ihrem
Ursprünge verzweigen (Taf. V, Fig. 29 hsa).
4) Von den Aortabogen gehen Arterien zu den Kieferfüssen ab (Taf. V, Fig. 32 amxp).
5) Im Peritoneum verlaufen stark verzweigte Gefässe (Taf. V, Fig. 31 big).
6) Ueber dem Vordertheil jedes Ganglions entsendet das Supraneuralgefäss ein Paar Seiten-
. arterien, welche Aeste zu den vier Paar Spinalnerven abgeben (Taf. V, Fig. 33).
7) Am Ende (über dem letzten Ganglion) theilt sich das Bauchgefäss in zwei Aeste, welche mit
den Terminalnerven zu dem letzten Beinpaar verlaufen.
Im Gegensatz zu diesen sieben Punkten konnte ich die nächsten Angaben N e w p o r t ’ s nicht
bestätigen. Es sei hierbei bemerkt, dass N e w p o r t seine Untersuchungen an anderen Arten (nämlich
vorzugsweise an Scolopendra alternans und Sc. HardwicTcei) angestellt h at als ich {Scolopendra cingulata).
Es ist deshalb möglich, dass manche der nachstehenden Differenzen in unsern Resultaten auf Species-
unterschieden beruhen. Da, wo ich glaube, dass dieses sicher nicht der Fall is t, sondern ein thatsäch-
licher Irrthum N e w p o r t ’s vorliegt, werde ich dies besonders erwähnen.
1 ) Bei Scolopendra alternans Leach und Sc. . Hardwickei Newport sollen im letzten Körpersegment
zwei kurze Kammern lieg en , von denen die letzte vier Gefässe an ihrem Ende abgeben
soll. Die zwei mittelsten davon sollen zu dem letzten Beinpaar gehen. Im Gegensatz
*) Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass das Supraneuralgefäss von Scolopendra gigantea nach
C h a t i n 2) aus der Vereinigung von. einem Paare Seitengefässen und einer medianen Ader, welche aus der vordersten
Herzkammer entspringen, entstehen soll.
Blbllotheca zoologloa. Heft IX. p