Unterhalb der Hodenschläuche am oberen etwas erweiterten Theil des vas deferens finden w ir
nnn ein merkwürdiges Gebilde vor in Gestalt eines fadenförmigen Anhanges (f), welches bei anderen
/sopocZerc-Familien bisher nicht beobachtet worden ist. Dasselbe setzt sich an das Epithel des vas-
deferens an und zeigt sich in seiner Struktur mit den erwähnten Anhängen der Ovarien völlig übereinstimmend,
indem es in einem gemeinsamen Plasma zahlreiche gleichartige Kerne erkennen lässt.
Die Hodei)i älterer Männchen (Fig. 6) sind dadurch charakterisiert, dass der obere Abschnitt des-
vas deferens zu einer mächtigen Samenblase (vs) umgebildet erscheint, die mit dicht gehäuften Bündeln
weissglänzender nadelförmiger Spermatozoen strotzend angefüllt ist. Auch hier finden wir nun jenen erwähnten
Anhang (f) ganz regelmässig wieder v o r, in seiner äusseren Form in so fern verändert, als er*
mit einem kurzen Stiel der Samenblase angefügt ist und in zwei entgegengesetzt gerichtete Zipfel ausläuft.
Bei stärkerer Vergrösserung (Fig. 7) lässt das Gebilde durchaus dieselben Strukturverhältnisse^
erkennen, wie wir sie soeben am jugendlichen Hoden kennen gelernt haben.
Dieses gleichartige Verhalten am jugendlichen und am reifen Hoden zeigt zur Genüge, dass d e r
Anhang mit der Bildung der Spermatozoen in keiner Beziehung stehen kann. Ebenso muss, nach d e r
histologischen Struktur zu urtheilen, eine Deutung des Organs als Drüse zurückgewiesen werden, und es-
bleibt daher nichts übrig, als in demselben ein rudimentäres Gebilde zu erblicken. Indessen ergaben
sich mir keinerlei Anhaltspunkte für die naheliegende Vermuthung, dass dasselbe als der Rest einer
weiblichen Geschlechtsanlage zu betrachten sei.
Vielleicht werden auch hier Fälle abnormer Entwickelung über die wahre Bedeutung diese»
Organs einen Aufschluss geben können; und zwar glaube ich, dass gewisse abweichend gestaltete Männchen,
welche ich gelegentlich fand, zum Nachweis solcher Abnormitäten besonders geeignet sein dürften-
Ich habe vorher erwähnt, dass die Männchen d e r Sph. rugicavda in der Jugend bezüglich ih re r
Körperform den Weibchen vollkommen gleichen und erst mit E n tritt der Reife ihre charakteristische*
Gestalt durch eine oder mehrere Häutungen annehmen. Gelegentlich kommt es indessen auch vor, dass
ein Männchen die weibliche Form selbst im geschlechtsreifen Zustand noch beibehält. Ich fand einzelne
derartige Exemplare, welche ich nach ihrer beträchtlichen Grösse zu urtheilen, als völlig ausgewachsene
Individuen betrachten musste, und habe ein solches in Fig. 11, Taf. I I von der Bauchseite abgebildet. In
seiner Köperform, der Gestalt des Kopfes, des Abdomens durchaus als Weibchen erscheinend, giebt sich/
dasselbe lediglich durch den Besitz der beiden penes als Männchen zu erkennen. Bei der Präparation
zeigte sich, dass diese Männchen vollkommen ausgebildete Hoden besassen, die von denen der normalen
Männchen in keiner Weise unterschieden werden konnten und dass ihre Samenblasen mit reifen
Spermatozoen angefüllt waren. Indessen fehlten denselben stets die griffelförmigen Anhänge am zweiten
Pleopodenpaar, und es ist sonach die Annahme unvermeidlich, dass solche Männchen zur Begattung
nicht fähig sind. Sehr merkwürdig ist schliesslich der Umstand, dass sich bei fast allen diesen Männchenstummelförmige
Anlagen von Brutlamellen am zweiten, dritten und vierten Beinpaar ebenso wie bei jugend^
liehen Weibchen nachweisen Hessen.
Leider war ich zur Zeit, als ich diese Männchen untersuchte, au f die fragHchen Gebilde am
Hoden noch nicht aufmerksam geworden; denn da dieselben in dem den Hoden umhüllenden fettreichen
pigmentirten Bindegewebe eingeschlossen sind, können sie leicht übersehen und erst bei eingehender Prä-
paration sichtbar gemacht werden. Möglich, dass diese eigenthümlichen Anhänge bei den erwähnten, ab-
-normen Männchen eine besondere Ausbildung zeigen, und dass es weiteren Untersuchungen gelingen
w ird , über die wahre Bedeutung derselben genauere Aufschlüsse herbeizuführen. Wenn ich es also
-dahingestellt sein lassen muss, ob bei den Männchen der Sph. rugicavda Reste einer zwittrigen Anlage
•der Genitaldrüsen nachweisbar sind, so glaube ich für die Weibchen die Existenz derselben unzweifelhaft
d argethan zu haben.
Im Hinbfick au f die hier dargestellten Befunde lag es nahe, zu vermuthen, dass die erste Anlage der
'Genitaldrüsen in beiden Geschlechtern eine übereinstimmende sei, und es durfte erwartet werden, bei Betrachtung
ganz jugendlicher Formen weitere Anhaltspunkte für die D eutung der hier besprochenen eigenthümlichen
Bildungen zu gewinnen. Indessen habe ich bei der vorgerückten Jahreszeit aus Mangel an hinreichendem
Material diese Untersuchung nicht zum Abschluss führen können. Was ich darüber feststellen konnte,
will ich im Folgenden in Kürze darlegen.
Die ersten Anlagen der Geschlechtsorgane treten uns bei neugeborenen Larven entgegen, wie sie
in Fig. 8 und 9 Taf. I dargestellt sind. Da ich auf die äussere Organisation derselben im dritten Theil
-dieser Abhandlung näher zurückkomme, sei hier nur erwähnt, dass sie wie die meisten Isopodea-Larven
-den ausgebildeten Thieren bis auf den Mangel des siebenten Beinpaares fast vollkommen gleichen. Ein
-Querschnitt, etwa durch das fünfte Brustsegment einer solchen Larve hindurch gelegt (Taf. II, Fig. 8),
lässt die wesentlichsten Eigentümlichkeiten des inneren Baues überblicken.
Von der Rückendecke ziehen nach den Ansatzstellen der Extremitäten kräftige Muskelbänder
hin, welche durchaus noch eine embryonale Struktur zur Schau tragen. Das GangHon (ga) des Thorakal-
-segments ist relativ mächtig entwickelt. Es zeigt am unteren Rande eine Anhäufung von Ganglienzellen,
während die Hauptmasse durch eng verschlungene Fasersysteme zusammengesetzt erscheint. Unterhalb
-des Rückens treffen wir die Aorta (ao) an, deren Wandung durch eine kernhaltige Bindegewebsmembran
gebildet wird. Die Aorta setzt sich nach hinten, wie man sich an Schnitten durch die Abdominalregion
überzeugen kann, in einen mächtigen Herzschlauch fort, dessen Bau eine Eigentümlichkeit zeigt, welche
in anderen Jsopodew-FamiHen nicht beobachtet worden ist. Betrachten wir nämlich einen Querschnitt
durch das Herz in der Gegend des Abdomens, so sehen wir, dass dasselbe durch eine schräg von oben
nach unten verlaufende Wand in zwei Kammern getheilt ist (Taf. V, Fig. 6). Bei erwachsenen Thieren
jed o ch scheidet diese Wand nicht den Herzschlauch seiner ganzen Länge nach in zwei völlig getrennte
Hälften, sondern sie geht nach vorne in eine Falte über, welche von der oberen zur unteren Herz wand
herabhängt, ohne mit der letzteren in Verbindung zu stehen, und somit eine Kommunikation der
beiden Kammern gestattet (Taf. VI, Fig. 3). Weiter nach vorne hin wird diese Falte immer kleiner
•(Fig. 4) und verliert sich schliesslich vollständig, indem sich das Herz in eine einfache Aorta fortsetzt
-(Fig. V). Gleichzeitig zweigen sich an dieser Stelle zwei seitliche Gefässe vom Herzen ab, deren Verlau
f ich nicht weiter verfolgen konnte (Fig. 6).
Der Darm der Larve (da) zeigt ein wohl entwickeltes Drüsenepithel und ausserhalb desselben
-eine Bindegewebslamelle. Neben dem Darm bemerken wir zwei Leberschläuche (le), quer durchschnitten
mit embryonalem Charakter des Gewebes und zum Theil noch Dotterelemente in sich einschHessend.
Von der Bindegewebslamelle des Darmrohres ausgehend ziehen zwei Bindegewebszüge nach der
Aorta herüber. An diesen treten zwei kleine Anschwellungen (w) auf: die ersten Anlagen der Genitaldrüsen.
Fig. 9 stellt diese Partie stärker vergrössert dar. Die Wülste sind mit lebhaft gefärbten